,, Sie kennen ihn seit lange, Gräfin?" Sie nickte.
„ Er hat meine Jugendfreundin Comtesse Illona geheiratet, sie war gut und sanft. Er hat sie unglücklich gemacht, und doch hat sie ihn geliebt bis zu ihrem lezten Atemzuge."
Der Jesuit sah sie forschend an.
"
Sie kennen auch die Geschichte dieser Ehe?" fragte er. Sie nichte. Sie kannte sie nur allzugenau. Sie war die Vertraute Illonas geblieben und diese hatte sie zur Mitwisserin einer Begebenheit gemacht, die sonst aller Welt ein Geheimnis geblieben, und die ihr Sünden und Leidenschaften dieses Mannes enthüllte, unter denen Illona nicht allein und nicht am meisten gelitten. Aber die Freundin hatte Schweigen gefordert, sie hatte es ihr zugelobt und wollte es halten.
Als nun der Pater mit einer weiteren Frage in sie drang, antwortete sie nur ausweichend:
" Ich will nicht richten, aber der Herr wird einen jeden bezahlen nach seinen Werken." Das flang so streng wie aus dem Munde einer Puritanerin. Und in der Tat, diese Frau war ehrlich und streng in ihrem Glauben wie in allem andern. Baron Reinthal war allein zurückgeblieben und schien darüber sehr vergnügt. Er stellte sich an das offene Fenster und sah in die zunehmende Dämmerung hinaus. Ein Diener brachte eine angezündete Lampe.
Jezt hörte man das Rollen eines Wagens, der durch die
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Avenue heranbrauste, es waren die Erwarteten. Helene kutschirte, Elsa saß mit Hugo im Coupé. Schon hielt der Wagen vor dem Portal und bald darauf vernahm man im Vorgemach die laute helle Stimme Helenens.
Ein Diener öffnete ihr die Thür. Sie kam herein, rasch vorschreitend und zugleich in lebhafter Weise nach rückwärts sprechend und gestikulirend.
Als sie den Baron erblickte, schlug sie mit einem Ausruf der Freude die Hände zusammen.
„ Ah, charmant! Welch gute Idee, hierherzukommen; da fahren wir nun zusammen zurück, das ist reizend!"
Sie war bis in die Mitte des Gemachs gekommen und sah sich hier um.
„ Sie sind schon in der Kapelle? Ich habe die Pferde ge jagt, um zurecht zu kommen."
Sie riß die Handschuhe von den Händen und besah diese lachend.
" Ich habe mich dabei selbst nicht geschont, wahrlich, Baron, sie schmerzen mich."
Sie hielt ihm die Händchen entgegen und er nahm sie rasch in die seinen, sie in rascher Folge küssend. Sie überließ sic ihm ganz, und den Körper etwas zurückbeugend, den Kopf, auf dem der Federhut kecklich saß, gegen den Nacken gewendet, sah sie ihm in schelmischer Koketterie ins Gesicht, und ihr großer Mund zeigte lachend all seine weißen, etwas zu kräftigen Zähne.
Eine Blutanklage gegen die Juden.
Die berüchtigte, die Schrecken des Mittelalters wieder herauf beschwörende Tisza- Eszlar- Affaire erneuert das Interesse an einer ähnlichen Anklage im Anfang der vierziger Jahre, deren Schauplaz der Orient war.
Im Nachstehenden soll die an interessanten, großentheils schauerlichen Einzelheiten reiche Begebenheit, welche geeignet ist, auf das eben abgespielte Drama in Ungarn manches Streiflicht zu werfen, in gedrängter Kürze( hauptsächlich nach der Darstellung von Gräz) erzählt werden.
( Forts. folgt.)
Aftenmäßige Beläge für die Barbarei unseres Jahrhunderts. Von D. herausgefordert hätte- vermeiden und einen neuen Märtyrer unter ihre Heiligenschaar aufnehmen konnten, was für das Klofter ziemlich einträglich zu werden versprach. Der gewissenlose Ratti Menton seinerseits unterließ jede anderweitige Nachforschung, obwohl ein Fingerzeig dafür vorhanden war, indem der türkische Kaufmann, der beim Streit mit dem Pater zugegen war, fid erhängt hatte, und erhob bei dem Gouverneur von Damaskus , Scherif Pascha, gegen die Juden die Anklage, dieſe hätten Osterkuchen zu fneten. Scherif Bascha, der es mit dem fran den Pater ermordet, um mit dessen Blut den Teig zu ihren zösischen Konsul nicht verderben wollte und von einer Blut anklage gegen die Juden bedeutenden Gewinn zu ziehen hoffte, war leicht zu bewegen, die Verfolgung der Juden zu gestatten, seliger denn nehmen" umgekehrt zu haben schien. Er hatte sich Aufreizung des christlichen und türkischen Pöbels wurde gesorgt „ Geben ist bezw. anzustellen. Schnell war die Anklageakte fertig und für mit Arzneipfuscherei, besonders mit Pockenimpfen beschäftigt und Mehrere Juden wurden vor Ratti- Menton geführt und verhört darunter ein jüdischer Barbier, der aus angeborener Furt christliche Duartiere besucht. Ueber das Verbleiben des Paters Verwirrung zeigte. Er verneinte indes fest die Teilnahme und jede Kunde vom Mord des Vermißten. Nichtsdestoweniger
Am 5. Februar 1840 verschwand in Damaskus der Guardian eines Kapuzinerklosters aus Sardinien , Pater Thomas( Tomaso) mit seinem Diener. Der Pater war fein Heiliger im katolischen Sinne, sondern ein Lebemann, der bezüglich des Geldes den Spruch seines Meisters„ Geben ist
zu diesem Behuse ebensooft jüdische wie mohamedanische und
wußte niemand Auskunft zu geben; nur ein Gerücht war laut geworden, daß Thomas einige Tage vorher einen heftigen
und Tätlichkeiten gekommen sein und der
Pater den Moslem und seine Religion so arg verflucht haben, daß ein dabei an
fönnen.
ber
Wortwechsel mit einem türkischen Maultiertreiber hatte, welcher ihm die Bastonade, fünfhundert Stockschläge auf die Sohlen, geschworen haben soll: der Christenhund soll von keiner anderen geben ließ. Der arme Barbier wurde noch härteren Martem Hand als der meinen sterben. Es soll dabei zu Beleidigungen unterworfen, blieb aber standhaft. Da ließ man ihn im Kerter von einem türkischen Schurken, Mohamed El- Telli, besuchen wesender türkischer Kaufmann seinen Zorn kaum habe bemeistern Menton seine Spionendienste angeboten, wenn er ihn aus dem Dieser, welcher wegen Schulden im Gefängnis saß, hatte Ratti Sobald das Verschwinden des Paters gewiß und sein ge nahm diese gerne an. Der Barbier, durch die ausgestandenen Kerker und von den Schulden befreien wollte, und Ratti- Menton Mönche den französischen Konsul in Damaskus , Ratti- Menton, Folterqualen erbebend, ließ sich von Mohamed El- Telli, ber Dualen ohnehin schon geistesschwach geworden und vor neuen dem Mörder nachzuspüren. Sogleich wurde die Aufmerksamkeit ihm eventuell Befreiung versprach, überreden, sieben Juden, I auf die Juden gelenkt, weil einige Juden harmlos ausgesagt und zwar die reichsten und angesehensten, als Schuldige
waltsamer Tod wahrscheinlich geworden war, bestürmten die
hatten, Thomas und sein Bedienter sei am Abend vor dem
in
Verschwinden im Judenquartier gesehen worden. Die Mönche, haftet und verhört, stellten die Angegebenen jede Schuld nennen, darunter einen Greis von achtzig Jahren. Sogleich ver besonders der fanatische Pater Tufti, flammerten sich um so Abrede. Die Bastonade wurde angewendet, aber da die Senter fester an den Verdacht gegen diese, weil sie dadurch nicht fürchteten, die Greise würden den Streichen erliegen, und man blos ihren Haß gegen die Juden sättigen, sondern auch die würde deren abgepreßte Geständnisse nicht verwerten können, Untersuchung über den Streit des Paters mit Muselmännern wendeten sie eine andere Dual an. Sechsunddreißig( nach anderen fünfzig) Stunden mußten sie, von Soldaten bewacht
und dessen Lästerungen
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welche den Fanatismus der Türken