zerrissen werden konnte. Religiöser Fanatismus, Judenhaß und politische Leidenschaft mischten sich ein, um die Lüge eine Zeit lang triumphiren zu lassen. Die Finsterlinge bedienten sich Guttenbergs Kunst, deren vierhundertjähriges Jubiläum gerade damals gefeiert wurde, um eine Anklage gegen die Gesammt judenheit zu schleudern. Ratti- Menton sorgte nämlich dafür, daß in französischen Zeitungen ein Bericht aus Damaskus in seinem Sinne und mit seiner Färbung der europäischen Welt vorgeführt wurde. Nach demselben hätten die Juden eingestandenermaßen den Pater und seinen Diener ermordet, um die Mysterien ihrer Religion zu feiern. Ohne Ratti- Mentons Eifer wären die Urheber des Verbrechens nicht entdeckt worden und ohne dessen Dazwischenkunst wäre das Judenviertel und die ganze Bevölkerung vernichtet worden. Nicht nur die im Dienste der katolischen Klerisei stehenden Blätter verbreiteten diese Anschuldigungen mit Eifer, sondern auch die liberalen, um Frank reichs Macht im Morgenland zu rühmen. Der erlogene Bericht strömte rasch durch die Adern des europäischen Zeitungswesens. Entsezen ergriff sämmtliche Juden Europas bei dem Gedanken, daß sie am hellen Tage des neunzehnten Jahrhunderts noch gegen das finstere Gespenst der Blutanklage ankämpfen mußten, um nicht von ihm ins Grab gezogen zu werden.
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nicht, näher eingehen. Besonders erwähnenswert ist, daß mehrere zum Protestantismus übergetretene Juden in kirchlicher Stellung die Unschuld der Juden beteuert haben, unter andern der als Kirchengeschichtschreiber und als Mann von zartester Gewissen haftigkeit bekannte August Neander . Von den Katoliken tat es nur einer, der Hofprediger Veith in Wien , welcher von der Kanzel mit dem Kruzifix in der Hand einen feierlichen Eid leistete, daß an der Beschuldigung gegen die Juden kein wahres Wort sei. Neben Cremieur hat sich noch der hochherzige londoner Jude Moses Montefiore um die unschuldig Ver folgten hochverdient gemacht und durch unermüdliche Tätigkeit den Abschluß der Affaire beschleunigt. Nachdem das Nötige eingeleitet und vorbereitet war, reiſten Montefiore mit seiner Begleitung und Cremieux mit der seinigen am 14. Juli nad Egypten und es gelang ihnen, Mehmet Ali von der Unschuld der Angeklagten zu überzeugen, so daß derselbe am 28. August nach Damaskus den Befehl abgehen ließ, die Gefangenen sofort auf freien Fuß zu sezen. Sobald der Befehl in Damastus eintraf, mußte Scherif Pascha, der Mehmet Alis Strenge kannte, die noch im Kerker befindlichen neun jüdischen Gefangenen sofort freilassen, ohne Ratti- Menton zu befragen. Das geschah am 6. September. Es waren darunter sieben, welche von den Folterqualen verstümmelt und nur zwei, die verschont geblieben waren. Vier Schlachtopfer waren gefallen. Sechs Juden, welche sich der Haft durch die Flucht entzogen hatten, durften zu ihren Familien zurückkehren. Viele Muselmänner zeigten freudige- Teilnahme und der Konsul Merlato konnte mit Genug tuung auf sein Verhalten zurückblicken, denn er war es, welcher die Vorgänge in Damaskus zuerst und eindringlich ins rechte Licht sezte.
Indessen ermannten sich die französischen und englischen Juden, ihren verfolgten Brüdern im Orient zu Hülfe zu kommen. Unter den ersten ragte Adolf Cremieux hervor, der sich am 1. Mai zum französischen König Louis Philipp begab, während am gleichen Tage eine jüdische Deputation den englischen Minister Lord Palmerston um Schuz für die Opfer in Damaskus anging. Beide gaben befriedigende Zusicherungen. Die wirksamsten Schritte aber gingen von Wien und dem österreichischen Kabinet aus. Der österreichische Konsul Merlato, der einzige, welcher die Bosheit Ratti- Mentons, seiner Helfershelfer und der Mönche durchschaut und ihr mit dem Aufgebot seines soldatischen Muts Widerstand geleistet hatte, gab einen wahrheitsgetreuen und ergreifenden Bericht von der bodenlosen Niedertracht, welche gegen die Opfer von Damaskus aufgeboten worden war, um sie für schuldig zu erklären. Durch diese Darstellung wurde Menschenopfer brauchten, um Blut für ihre Osterfeier anzu Ratti- Menton, den die klerikalen Intriguen als einen Lichtengel wenden. Durch diese Verleumdung sind die Juden von Dama verherrlicht hatten, als boshafter Teufel an den Pranger gestellt. kus und Rhodus Qualen ausgesezt worden. Die Falschheit Sie führte einen Umschwung in der öffentlichen Meinung herbei, Anklage gegen die von Rhodus ist vollständig erwiesen worden Die Religionsbücher der Juden sind außerdem von kundigen
denn Metternich, dem der Bericht durch den Generalkonsul von
Egypten übermittelt wurde, ließ sämmtliche den Juden günstige Schreiben durch die Zeitungen verbreiten. Metternich, dessen Teilnahme für die Juden teils aus politischer Feindseligkeit gegen Frankreich , teils aus Gefälligkeit gegen das Haus Roth schild entsprungen sein mochte, ermutigte die österreichischen Agenten in Egypten und Syrien , standhaft für die Juden einzutreten. auch in der französischen Deputirtenkammer( 2. Juni) und im englischen Unterhaus( 22. Juni) zur Sprache kam, wollen wir
Die jüdischen Gesandten glaubten ihre Aufgabe noch nicht genügend gelöst, wenn sie nicht, so viel sie vermochten, einer Wiederholung solcher Vorfälle vorzubeugen suchten. Montefiore begab sich nach Konstantinopel , erhielt eine Audienz beim Sultan und erlangte einen Ferman( 6. November) von demselben, welcher erklärte: Ein altes Vorurteil bestand gegen die Juden, daß fie
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gezeigt, daß den Juden sogar der Genuß von Tierblut verboten ist, geschweige von Menschenblut. Wir können daher nicht z geben, daß die jüdische Nation ferner gequält und belästigt wir wollen vielmehr, daß sie laut des Hatti- Scherif von
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Hanny( der oben erwähnte Gnadenbrief) dieselbe Gerechtjame Auf den weiteren Verlauf der Angelegenheit, welche wie die anderen Nationen genieße. Sie soll daher in unserem
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Bur Geschichte der Cerealien.
Kulturhistorische Skizze von S. Schlüter.
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Selten ist die Bedeutung des Getreides für die Kultur so sie so viele Kinder und leben länger als wir. Ich sage a furz und trefflich gekennzeichnet worden, als durch folgende jedem, der mich hören will, bevor die Cedern unseres Dorf Anrede eines nordamerikanischen Indianerhäuptlings an seinen vor Alter werden abgestorben sein, und die Ahornbäume Stamm, die Knapp in seinem„ Lehrbuch der Technologie" mit Tales aufhören, uns Zucker zu geben, wird das Geschlecht teilt. Seht Ihr nicht," sprach dieser Wilde,„ daß die Weißen kleinen Kornfäer das Geschlecht der Fleischfresser vertilgt haben
von Körnern, wir aber von Fleisch leben? Daß das Fleisch mehr als dreißig Monden braucht, um zu wachsen, und oft
wofern diese Jäger sich nicht entschließen zu säen."
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Die Voraussicht dieses Indianers war, wie die Folge lehrte
selten ist? Daß jedes jener wunderbaren Körner, die die Weißen eine richtige, das Geschlecht der Jäger" verschwindet immer in die Erde streuen, ihnen mehr als hundertfältig zurückgiebt? mehr und die Kultur der„ Kornfäer" wird bald die lezten Refe
Daß das Fleisch, wovon wir leben, vier Beine hat zum Fortlaufen, wir aber deren nur zwei besizen, um es zu haschen?
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jener vom Erdboden vertilgt haben.
Der Anbau der mehlreichen Grasarten, deren Kultur ber und wachsen? Daß der Winter, der für uns die Zeit unserer ihres Gehaltes an Kleber und Stärke halber die Hauptbeftand Daß die Körner da, wo die weißen Männer sie hinsäen, bleiben oben vorgeführte Häuptling seinen Mannen empfahl, und die mühsamen Jagden, ihnen die Zeit der Ruhe ist? Darum haben teile vegetabilischer Ernährung bilden, geht bis ins graue Alter
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