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Allerdings wird der Dieb nicht so bald seinen Zufluchtsort verlassen und wird die Geduld seiner Belagerer auf eine harte Probe stellen.
Andre Zeiten, andre Sitten! Bei den alten Spartanern war der Jugend solche Art von Diebstahl erlaubt; die jungen Diebe wurden nur bestraft, wenn sie sich erwischen ließen. Man glaubte dadurch die Schlauheit der jungen Spartaner auszubilden, ihre List zu schärfen und so Eigenschaften bei ihnen heranzubilden, die im Kriege allerdings gut zu verwenden sein mochten. Man brachte also nach heutigen Begriffen das sittliche Moment dem nüzlichen ganz und gar zum Opfer. Solche Anschauungen sezen indes so sehr andere Eigentumsformen voraus, daß es müßig wäre, über die Vorzüge der einen oder der andern Anschauung zu streiten. Im Altertum achtete man öfters den geschickten Dieb. Herodot erzählt die bekannte Sage von einem König von Egypten, der sich durch die Geschicklichkeit eines Spizbuben so sehr imponiren ließ, daß er diesem seine Tochter zur Frau gab und
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ihn zu seinem Nachfolger ernannte. Auch noch im Mittelalter, da man den Diebstahl mit dem Tode bestrafte, ging der Dieb, der Nahrungsmittel stahl, frei aus, wenn er nachwies, daß er den Diebstahl aus Hunger verübt hatte. Die Carolina, die von Karl V. eingeführte ,, peinliche Halsgerichtsordnung", enthielt eine diesbezügliche Bestimmung.
Unser ertappter und in höchsten Nöten befindlicher Missetäter wird nun weder von den Spartanern, noch von jenem seltsamen egyptischen König, noch von der Carolina etwas wissen. Aber selbst wenn das der Fall wäre, so würde ihm das sicherlich wenig üzen, denn der Bauer und seine bessere Hälfte sehen nicht danach aus, als ob sie sich um Herodot und die Spartaner zu bekümmern gesonnen seien. Es wird eben eine Tracht grimmige Prügel sezen, was auch die Geschichtsphilosophen von der Veränderung der Eigentumsbegriffe in der Weltgeschichte sagen mögen. W. B.