Ebenso verhält es sich mit dem Filtriren der Albuminate und Peptone durch Membrane. Dasselbe geht bei den ersteren auch unter Druck sehr schwer vor sich und liefert eine verdünntere Lösung, indes es bei den Peptinlösungen sehr leicht vor sich geht und diese nicht verdünnt.
Mechanisch lösend wirkt der Labsaft auf Zucker, Gummi, Dertrin und mehrere Salze. Dagegen ist er chemisch wirkungslos, d. h. ohne Einfluß auf die Zusammensezung der betreffenden Stoffe, auf Fette, Cellulose, Stärke, Zucker, Wachs, Horn und elastisches Gewebe.
Begünstigt wird die Wirkung des Magensaftes durch den Busaz geringer Mengen Fett, vermindert durch Zusaz von Alkalisalzen und zuviel freie Säure; vollständig aufgehoben durch Kochen, Neutralisation, Galle , Gerbsäure, arsenige Säure, schweflige Säure und viele Metallsalze.
Den mit Speichel und Schleim durchfeuchteten Speisebrei möglichst innig mit dem Labsaft zu mischen, dazu dienen die Bewegungen des Magens. Also nicht, wie man früher allgemein annahm, um die Speisen zu zerreiben*), übt der Magen eine energische Bewegungstätigkeit aus, sondern er dreht sich und seine Wände kontrahiren sich langsam peristaltisch, um die Speisen mit allen Teilen der Magenschleimhaut in gleitende Berührung zu bringen.
Ist der Magen mit Speise gefüllt, so geht er aus der senkrechten Lage in eine mehr wagerechte über; seine große Krümmung( Curvatur) wendet sich nach vorn und oben.
Der Bissen, der durch die Mündung der Speiseröhre in den Magen gekommen ist, wird nun durch die Zusammenziehung der Muskelfasern links hin zum Magengrund und an der großen Curvatur hin bis zum Pförtner geschoben, von da zurück an der kleinen Curvatur hin, bis er wieder bei der Cardia( Magenmund) angelangt ist, von wo er den Weg an der großen Curvatur entlang zum Pylorus von neuem antreten muß.
Entwickeln sich bei der Magenverdauung Gase, so müssen sie ihrer Leichtigkeit wegen nach oben, d. i. durch die Cardia in die Speiseröhre und den Mund entweichen, es„ stößt" dem Verdauenden„ auf". Haben die Gase kleine Mengen der sauren Magenflüssigkeit mit sich fortgerissen, wie es oft geschieht, so ist das Aufstoßen von einem brennenden Gefühl begleitet.
Entgegen den früheren Annahmen weiß man jezt, daß mit der Magenverdauung die Verdauung überhaupt noch nicht
*) Was man von dem menschlichen Magen fälschlich annahm, trifft bei anderen, z. B. dem der Hühner und anderer Vögel zu. Die starken Muskelwände des Vogelmagens zerkleinern die Nahrung mechanisch, indem sie wie Reibplatten gegeneinanderwirken. Die Magentätigkeit der Tiere ist überhaupt eine sehr verschiedenartige; der Magen der Krebse und einiger Insekten hat sogar Zähne aufzuweisen.
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beendet ist. Sie wird vielmehr in den Därmen fortgesezt. Dem durch den Pförtner in den Zwölffingerdarm eingeschobenen sauren Speisebrei wird hier Galle und pankreatischer Saft beigemischt, und überall, wo der Speisebrei in den Därmen hinkommt, kommt er mit Darmsaft in verdauungfördernde Berührung.
Die Galle,( bilis, fel), eine gelbliche, auch grünliche, braungrüne, selbst teerschwarze, fadenziehende, schäumende, schleimige Flüssigkeit von eigentümlich widerlichem Geruch und stark bitterm Geschmack, ist ein Produkt der Leber, welche bei normalen ausgewachsenen Menschen etwa 12 Kilogramm davon alle 24 Stunden hervorbringt.
Die Galle unterstützt die Aufnahme der Fette aus dem Nahrungsbrei derart, daß ohne sie nur eine sehr geringe, den Bedürfnissen des Körpers nicht genügende Menge in die Körpersäfte übergehen würde. Die Galle färbt den Speisebrei zu nächst grünlich und dann allmälich braun und gibt ihm den Rotgeruch.
Der pankreatische Saft, auch Bauchspeichel genannt, ist das Sekret der Bauchspeicheldrüse( pankreas), die in ihrer Beschaffenheit den Speicheldrüsen des Mundes sehr ähnlich ist. Er ist eine klare, farb und geruchlose, zähflüssige, klebrige stark alkalische Flüssigkeit von eigentümlichem Geschmack; er zer sezt sich leicht und wird durch Hize, Alkohol und Metallsalze koagulirt*). Die Wirkung des Bauchspeichels besteht darin, daß er gleich dem Mundspeichel Stärkemehl in Dextrin und Zucker umwandelt, die Fette durch Verseifung zur Aufnahme in die Körpersäfte vorbereitet und geronnene Eiweißtörper und leimgebende Substanzen auflöst und in Peptone überführt.
Der Darmsaft endlich ist das Sekret der in ungeheurer Anzahl in der Darmschleimhaut vorhandenen sogenannten Lieber kühn'schen Drüsen; er ist dünnflüssig, von weingelber Farbe und riecht stark alkalisch. Aehnlich wie der Bauchspeichel löſt er Eiweißkörper und Faserstoff auf und verwandelt Stärke in Dextrin und Zucker.
Bei den peristaltischen Darmbewegungen, die weniger im Zwölffingerdarm als im Dünndarm sehr energisch geschehen, im Dickdarm jedoch sehr langsames Tempo annehmen, wird der Speisebrei unter normalen Umständen des größten Teils seiner nährenden Bestandteile, welche ihm die Magenverdauung noch übrig gelassen hat, beraubt und langsam in etwa sechs bis fünfzehn Stunden bis zum Mastdarm transportirt; you dort werden die unverdaulichen Ueberreste als Kot nach außen entleert.
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*) Zum Gerinnen gebracht.
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( Fortsezung folgt.)
Unsere Illustrationen.
Damenkegelflub in New York. ( S. 105.) Die Amerikanerinnen können eine Menge von Eigenschaften und Gepflogenheiten aufweisen, die sich von denen unserer europäischen Damenwelt wesentlich unterscheiden. Vor allem ist an der echten Amerikanerin eine größere Selbständigkeit, eine Eigenschaft, die wir nur als vortrefflich anzuerkennen uns verpflichtet fühlen, wenngleich man im alten verschrobenen Europa für alle solche Eigenschaften die verrufene Bezeichnung ,, Emanzipation" hat. Es gibt bei uns tatsächlich Leute, die glauben, die Emanzipation" der Damen bestünde darin, daß dieselben, etwa wie unsere Studenten, rauchen, Bier trinken und sich ganz so ungenirt aufführen, wie etwa gewisse Kategorien unserer Studentenschaft. Es ist auch nicht in Abrede zu stellen, daß unter dem Namen„ Frauenemanzipation" sich in Amerika , vielleicht auch in England, verschiedene
Extravaganzen verbergen. Aber im Ganzen und Großen handelt es sich nur darum, für die Frauen jene Selbständigkeit zu erringen, die fie davor bewahrt, sich dem Manne gegenüber in der leider althergebrachten Abhängigkeit zu befinden. Daß bei uns verschiedene Frauenfreise bemüht sind, dieses Bestreben selbst herabzusezen und verächtlich zu machen, ist uns ein Beweis, mit welch bedauernswürdigem Mangel an Verständnis viele Frauen noch ihren eigensten Interessenfragen gegenüberstehen. Man wird in diesen Dingen mit Neuerungen vorsichtig sein müssen; ganz energisch aber müssen die alten Vorurteile be
fämpft werden, welche bisher die Frau in der Tat in einer Knechtschaft erhalten haben, die uns nur deshalb weniger verwerflich erscheint, weil
wir an dieselbe gewöhnt sind.
Natürlich kann der gebildete Mensch von Selbständigkeit der Frauen nicht jene rohen Anschauungen haben, die gewissen Industriellen eigen ist, welche glauben, die Frau sei selbständig, wenn sie nur miterwerben" dürfe. Die Frau in der Fabrik bedeutet nicht nur die Herabſezung
der
Löhne, sondern auch die Auflösung der Familie, die Depravation des kommenden Geschlechts. Leider hat die Gesezgebung hierauf noch nicht die gebührende Rüdsicht genommen, trozdem die Berichte der Fabrit Inspektoren dazu mehr als genügende Veranlassung geben.
Selbst Kegelklubs von Damen, ein an und für sich doch höchft unschuldiges Vergnügen, wird man bei uns nicht leicht ohne eine ge wisse Brüderie betrachten und dem zugleich als ganz gesunde Leibes fanerinnen auch nicht entfernt denken. Sie werden sich aber darum übung dienenden Kegelspiel Dinge unterschieben, an welche die Ameri nicht fümmern und daran tun sie auch ganz recht. Denn sie lieben, wie die Engländerinnen, die körperlichen Uebungen und zeigen darin nicht die manchmal recht albern erscheinende Zurüdhaltung unferer
Modedamen.
Unser Bild zeigt uns solch einen Damenkegelklub in Tätigkeit; schon der Anblick der Sache selbst kann uns beweisen, wie wenig Einwürfe gegen dies famose Vergnügen gerechtfertigt sind.
A. T.
die