" Da nimm dir meine Sophie zum Muster," sagte sie; die wäre nicht so leichtsinnig gewesen wie Kontroleurs Fanny, und ihr hat noch niemand Liebesgedichte gemacht."

Troz allen Elends stand mir das Lachen näher als das Weinen. Das war begreiflich, daß niemand sich dazu ver steigen würde, des Stadtpfarrers noch zu habendem" Töchterlein Liebesgedichte zu widmen.

Allein ich mußte Zerknirschung Heucheln, und so ging ich denn, nachdem die Tante endlich mit ihrer Predigt fertig war, zum Onkel und sagte demütig und leise:

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,, Also bitte ich euch alle um Verzeihung!"

Na," sagte täppisch lächelnd der Onkel, wir brauchen dir nichts zu verzeihen. Es ist nur gut, daß du die schöne alte Sitte aufrecht erhalten hast und zu uns gekommen bist."

Mich packte ein gewaltiger Zorn. Klang es nicht wie ein Hohn, wenn diese Leute, nachdem ich wie ein armer Sünder vor ihnen erschienen, noch taten, als legten sie gar keinen Wert darauf. Und doch hielten sie mir Moralpredigten! Wäre ich aber nicht gekommen, so würden sie sicherlich die höchste sittliche Entrüstung zur Schau getragen haben.

Zur Geschichte der Cerealien. Kulturhistorische Skizze von H. Schlüter.

Wie schon erwähnt, ist außer Reis und Mais der Weizen die Hauptnahrungsfrucht des Menschen, und diesem schließt sich der Roggen an. Gerste und Hafer dagegen werden mehr als Futterpflanzen oder zur Verwendung in der landwirtschaftlichen Industrie, denn als Nahrungspflanzen gebaut, und nur zu Zeiten der Hungersnot oder in ärmeren Gegenden werden auch diese zur Ernährung der Menschen herangezogen. So ist in Schweden die Gerste die Hauptbrodfrucht, und im Hungerjahr 1846/47 mußte auch in Deutschland sich manche Familie mit Haferbrod genügen lassen. Der Hafer scheint ein Kind des Nordens zu sein, denn an den Küsten der Ostsee findet man ⚫ihn wild. Doch ist hierdurch nicht gesagt, daß hier seine Ur­heimat ist; kann er doch recht gut verwildert sein, denn schon seit über 2000 Jahren wird in Deutschland Getreide gebaut. Die Hirse war bei Römern und Griechen seit Julius Cäsar bekannt, und Strabo berichtet von ihr, daß sie in Gal­ lien vortrefflich gedeihe und die stärkste Schuzwehr gegen Hungers­

not ſei.

( Schluß folgt.)

( Schluß.)

Korn ward vor dem Kloster gebaut, nachdem man den Wald ausgerodet.

Der

Neben den mehlreichen Grasarten sind es besonders noch der Buchweizen, die Hülsenfrüchte und die Kartoffel, welche als Nährpflanzen hier zu nennen sind. Den Buchweizen finden wir in Deutschland zuerst gegen Ende des 15. Jahrhunderts genannt. Die 1594 in Lübeck erschienene plattdeutsche Bibel spricht nämlich Jef. 28. 25 von boekwete", ein Beweis, daß diese Pflanze damals schon die deutsche Flora bereichert hatte. Angenommen wird, daß diese Pflanze aus Zentralasien stammt; zur Zeit der Kreuzzüge wurde sie in das südöstliche Europa eingeführt, von wo sie durch den Seehandel über Venedig und Antwerpen über das übrige Europa verbreitet wurde. Buchweizen, auch Heidekorn, führt ersteren Namen nach der Aehnlichkeit seiner Körner mit der Buchecker. Die zweite Be nennung soll eigentlich Heidenkorn bedeuten, woraus man fol gern will, daß uns das Korn von den Heiden überliefert wurde. Unter diesen Heiden " werden die Zigeuner verstanden, die im 15. Jahrhundert sehr zahlreich Mitteleuropa überschwemmten. Sicheres ist indes darüber nicht festgestellt, und heute sind es besonders die Landbewohner des nördlichen Deutschlands und Rußlands , welche diese Pflanze kultiviren, und ihnen ist der Buchweizen von derselben Wichtigkeit, die der Mais im süd­lichen Europa beansprucht.

Die

der

Es wird angenommen, daß die verschiedenen Arten des Weizens, von welchem es mehr als 300 Varietäten gibt, von 4-8 Spezies abstammen. Thatsache ist, daß der Weizen- wie die Gerste sich außerordentlich den Verhältnissen an­paßt, unter denen er kultivirt wird, und daß natürlich diese Eigenschaft die Zahl der Varietäten außerordentlich fördert. Interessant sind in dieser Beziehung einige Experimente, die Die Kultur der Hülsenfrüchte, die für manche Gegenden man nach Darwin mit Gerste und Weizen machte. Dieses dieselbe Wichtigkeit haben, wie für andere Länder die mehl Korn wird, je nach der Fähigkeit, der Kälte zu widerstehen, haltigen Grasarten, reicht bis ins graue Altertum zurück. und der darnach bestimmten Aussaatzeit, in Winter- und Som- Bohne wird schon von Herodot und von Homer , wie auch im merkorn eingeteilt. Man versuchte nun, Winter in Sommer- alten Testamente genannt, und die Pfahlbautenbewohner getreide und umgekehrt, umzuwandeln. Von Winterweizen, der Schweiz bauten gleichfalls diese Frucht schon an. Es steht nicht im Frühjahr gesäet war, reiften von 100 Pflanzen nur vier. fest, wann sie nach Deutschland kam, doch wird unter den Ader Diese wurden gesäet und wieder gesäet, und in drei Jahren erzeugnissen unseres Landes im 9. Jahrhundert die Bohne schon wurden hieraus Pflanzen gezogen, die sämmtlich reiften. Um- erwähnt. Auch Linse und Erbse haben schon eine alte Kul gekehrt wurden fast alle aus Sommerkorn gezogenen Pflanzen, die tur. Darwin nimmt an, daß unsere gewöhnliche Erbse in der aber im Herbst gesäet waren, vom Froste zerstört. Einige we nige erhielten sich aber und erzeugten Samen, und in drei während andere sie dem mittleren Asien zuweisen. Hier in Südeuropa vorkommenden wilden Felderbse ihre Urform hat, Jahren war diese Sommervarietät in Wintervarietät umge­auch die Linse ihre Heimat, die, im Altertum schon allen Völ wandelt. nach Deutschland gelangte. Auf das Alter der Linsenkultur fern des Drients bekannt, von dort nach Italien und von diesem weist auch das bekannte Linsengericht Esau's im alten Testa liche Volksspeise, daß die Reichen aus diesem Grunde mente hin. In Griechenland war die Linse eine so gewöhn

Nach Amerika ward der Weizen 1493 durch Kolumbus ge­bracht und schon im März 1494 konnte man ihm reise Achren

überreichen, welche erst im Januar gesäet worden waren. Das war also der Anfang des amerikanischen Weizenbaues, der heute

hat

die alte Welt durch seinen allzu reichen Ertrag zu ersticken schmähten, davon zu essen, und es von der Vergangenheit eines

droht*). In Merito war es, wie Humboldt erzählt, ein Neger­sklave Cortez', der zuerst Weizen baute. Er fand drei Körner

Emportömmlings hieß: früher, als er noch Linsen." Es ist nicht festgestellt, ob Deutschland die Erbse zuerst vom davon unter dem Reis, den man als Proviant aus Spanien Balkan oder von Italien erhielt. Nach England wurde sie durch mitgebracht hatte. Im Franziskanerkloster in Quito wird der Holländer eingeführt, und auch in Deutschland , wo die Kultur Topf noch als Reliquie aufbewahrt, in welchem der erste süd- der Erbse im Mittelalter unbedeutend war, wurde sie durch mönch Franz Jodoco Riri da Ganta zu Duito aussaete. Dieses Erbse zuerst in Frankreich unter Ludwig XIV. auf, während Als grünes Gemüse tam die wie wir gesehen, sie getrocknet schon im Altertum Boltsspeise geworden war.

*) Diese Gefahr ist nur vorhanden, wo liberale Volks- Mißwirt­schaft herrscht, und wird auch da nur diese selbst mit ihrem verderb­lichen Hauptgrundsaze des Laisser faire totgeschlagen. D. Red.

Bildeten bis zum 17. Jahrhundert neben Brod und Milch speisen die Hülsenfrüchte ein Hauptnahrungsmittel in Deutsch