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Von besonderer Wichtigkeit erscheint in der Niere die Ge­fäßverteilung. Die Nierenarterie, welche jederseits aus der großen Unterleibsschlagader, der Bauchaorta , entspringt, ist ver­hältnismäßig sehr weit und teilt sich schnell in zahlreiche seine Neze, an denen besondere Gefäß­fnäuel hängen. Ein jeder solcher Gefäßknäuel, der mit dem bloßen Auge gerade noch als rotes Pünkt­chen gesehen werden kann, ist von einem einzigen Gefäße gebildet, welches sich in mehrere Zweige spaltet, die sich knäuelförmig zu­sammenwinden und endlich wieder in ein einziges Gefäß sammeln. Dieses aus dem Gefäßknäuel her­vortretende Arterienstämmchen löst sich erst einige Zeit nach seinem Austritte in das Haargefäßnez auf, welches die gewundenen Harnkanälchen umspinnt. Man nennt in der anatomischen Kunst­sprache die Auflösung größerer Gefäßstämme in feinere Zweige, die sich wieder zu einem Gefäße von derselben Natur sammeln, Wunderneze. Ein solches Ge­fäßknäuelchen der Niere ist mit­hin ein Wundernez eines feinen Arterienzweiges, das sich nur burch seine Zusammenfnäuelung bor anderen Nezen dieser Art auszeichnet. Merkwürdig ist aber

Ane

der stickstoffhaltigen Körperbestandteile. Er ist in fast allen körperlichen Flüssigkeiten, insbesondere im Blut und im Chylus zu finden.

Die Harnsäure geht gleichfalls aus den stickstoffhaltigen Körperbestandteilen hervor und ist aus denselben chemischen Elemen­ten( Wasserstoff, Kohlenstoff, Stick­stoff und Sauerstoff) zusammen­gesezt, wie der Harnstoff, nur nach anderm Verhältnisse als die­ser, indem, von andern Verschie­denheiten abgesehen, in 100 Ge­wichtsteilen Harnsäure 33 Teile Stickstoff, in 100 Gewichtsteilen Harnstoff dagegen etwa 47 Teile Stickstoff sind. Ein gesunder Mann scheidet in 24 Stunden durchschnittlich 32 Gramm Harn­stoff und 1/2 bis 1 Gramm Harn­säure aus. Die Menge des Harnstoffs wird beeinflußt zu= nächst von der Nahrung. Stick­stoffreiche Nahrung, wie Fleisch und Eier, vermehren den Harn­stoffgehalt. Fette und Kohle­hydrate verringern sie. Auch der Genuß von Kochsalz( Chlor­natrium) vermehrt den Harnstoff, indes Kaffee, Tee, Bier und Wein ihn vermindern, indem sie den Stoffwechsel verlangsamen.

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ind

Fig. 9. Eingeweide des Bauches in ihrer Lage.

das Verhalten dieser Gefäßknäuel­chen zu der Mechanik der Nieren­absonderung. Jeder Knäuel ist dicht von einer feinen häutigen Kapsel umgeben, welche nichts anderes ist, als das blasenförmig angeschwollene Ende eines Harnkanälchens. Es beginnt also jedes Harnkanälchen mit einem hohlen Knopfe, in deſſen Höhle ein Gefäßtnäuelchen stedt, eine Einrichtung, die sich bei keiner andern Drüse wiederfindet."

Der Harn ist eine bernsteingelbe, durch­sichtige und flare Flüssigkeit von bitterlich sal­zigem Geschmack und eigentümlichem Geruch, der sich beim Erkalten verliert, beim Erwärmen aber wieder bemerklich wird. Er ist etwas weniges schwerer als Wasser; seine Bestandteile gibt folgende Tabelle an, welche die durch zahl­reiche Harnanalysen gefundenen Mittelwerte

zusammenstellt:

Baffer

Harnmenge

Feste Stoffe

Die festen Stoffe bestehen aus:

Harnstoff

Harnjäure

Chlornatrium

Bhosphorsäure

Schwefelsäure.

Erophosphate Ammoniumoxyd

Freie Säure

in 24 Std.

in 1000.

Harn.

1500

1440

960,0

60

40,0

35,00

23,3

0,75

0,5

16,50

11,0

3,50

2,3

2,00

1,3

1,20

0,8

0,65

0,4

3,00

2,0

Außerdem finden sich im Harn Kohlen­

fäure, Stickstoff und Spuren von Sauerstoff.

in

Unmittelbar vor der Haupt­mahlzeit ist die Harnstoffmenge am unbedeutendsten; danach steigt sie ungefähr sechs Stunden lang allmälich.

Der Harn der Männer ent­hält mehr Harnstoff als der der

Frauen, bei Kindern ist er verhältnismäßig daran reicher als bei Erwachsenen. reichsten. Bei warmer Temperatur ist die Harnstoffmenge ge=

bei Erwachsenen. Bei ganz alten Leuten ist er am harnstoff­

k

b

h

Fig. 10. Verdauungsorgane.

ringer. Auch freudige Erregungen steigern sie, Schmerz und Gram verringern sie.

Die Menge des Harns beträgt bei Er­wachsenen durchschnittlich 1600 Gramm täglich. Viel Essen vermehrt die Harnmenge, viel Trinken tut es in noch höherem Grade. Alles, was den Stoffwechsel anregt und beschleunigt, steigert die Harnabsonderung, alles, was ihn behindert, vermindert sie.

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Nachdem wir uns im Vorangegangenen im Innern des menschlichen Körpers orientirt ha­ben, müssen wir einen Blick auf die äußere Umkleidung desselben werfen.

Die äußere Haut des Menschen( integu­mentum commune) ist aus drei Schichten zusammengesezt, von denen die unterste das Unterhautzellgewebe( tela cellulosa cu­tanea), die mittelste die Lederhaut( corium) und die oberste Oberhaut oder Epidermis heißt. Das Unterzellhautgewebe stellt gewisser­maßen das Polster der Haut vor, indem es aus lockerem Bindegewebe besteht, worin mit Fett gefüllte Zellen gelagert sind. Seine Dicke ist in den verschiedenen Lebensaltern und an

Aus obigen Zahlen geht hervor, daß von den im Harn den verschiedenen Körperstellen verschieden: am Bauche, am gelöst vorhandenen festen Stoffen der bei weitem wichtigste der Rücken und an den Schenkeln, wo es Fetthaut genannt wird, Harnstoff ist. Derselbe besteht aus Wasserstoff, Kohlenstoff,

fann es 7 bis 20 Millimeter, und wohl auch noch mehr, dick

Stickstoff und Sauerstoff und ist das lezte der Zersezungsprodukte werden, während es am Schädel, am Dhrläppchen, an der Nase