oder bei sonstigen Gelegenheiten, wenn die Mädchen zusammenstehen und eifrig schwazen, diese Zöpfe fest aneinander zu verknoten, daß die Mädchen sie kaum wieder lösen können. Wenn sie dann nicht auseinander können und sich recht ärgern, hat er seinen Spaß daran. Aber am meisten quält er sie mit seinem Hunde, den er förmlich dazu ab= gerichtet zu haben scheint. Das Untier bellt die Mädchen an und springt an ihnen in die Höhe, seinen fürchterlichen Rachen aufsperrend, als wolle er alles in Stücke reißen. Das geschieht nun freilich nicht, aber die Furcht ist groß und der Andres will sich manchmal vor Lachen ausschütten, wenn sein Hund einen Trupp schwazender Mädchen und Frauen wie eine Heerde Gänse auseinander jagt.
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Einmal sind dem Andres seine Späße aber doch schlecht bekommen. Ein wandernder Italiener kam nach dem stillen und entlegenen Dorf G. und brachte seine Gattin und einen Affer mit, einen wirklichen dressirten Affen. Das war eine Aufregung in dem Walddörschen, denn einen Affen sieht man dort nicht so leicht, mit Ausnahme jener bekannten Spezies, welche sich die rüstigen Burschen des Dorfes am Sonntag in den Wirtshäusern anzuschaffen pflegen. Also der Affe kam und mußte seine Kunststücke machen. Der Italiener und seine Frau stellten einen Tisch mitten auf die Dorfstraße, und dort sollte der„ gelehrte Affe" seine Künste zeigen.
Bald war der größte Teil der Dorfbewohner um den Künstler bersammelt, welcher sich seinerseits in prächtigem Kostüm präsentirte. Der Affe trug einen Generalshut und eine Generalsuniform, blau mit vergoldeten Schnüren, während hinten zwischen den Schößen des Uniformsfrad sein langer Schwanz zum Vorschein kam. Seine Funktionen waren allerdings von denen eines kommandirenden Generals sehr verschieden, denn der Herr General hatte nicht zu kommandiren, sondern wurde selbst kommandirt. Er mußte das Gewehr präsentiren und abfeuern, was sonst nur die gemeinen Soldaten zu tun pflegen. Dann mußte er eine Pistole abfeuern; kurz, alle seine Dienste waren derart, daß auch die Dümmsten im Dorfe nicht etwa einen großen Strategen hinter ihm suchten, sondern überzeugt waren, man habe es nur mit einem Affen, wenn auch mit einem geschickten zu tun.
Die Dorfbewohner aber sahen ihm andächtig zu und des Ochsenwirts Karl, der beim Militär war und sich auf Ürlaub befand, meinte zu einem andern:„ Das Vieh präsentirt gerade so gut wie ich!"
Inzwischen aber erschien der lose Andres in der Nähe und hatte richtig auch seinen bösen Hund bei sich. Kaum sah er die vielen Frauen und Mädchen beisammen stehen, als er auch die Gelegenheit benuzte, seiner Bosheit zu fröhnen. Alsbald erschien das grimmige Tier unter dem Haufen und richtete eine große Verwirrung an; einige Mädchen liefen freischend zur Seite, andere ließen ihrer Bunge freien Lauf und räsonnirten heftig gegen den Urheber der Verwirrung.
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So kam der schlimme Nero auch in die Nähe des Affen und dieser wurde dadurch in der Ausübung seiner Kunstfertigkeit gestört. Er sah hochmütig auf den anderen geschwänzten Bierfüßler hinab, der es noch nicht so weit gebracht hatte, auf zwei Beinen gehen zu können. Vielleicht dachte der Affe auch darüber nach, wie weit er geistig einem Geschöpfe überlegen sei, das in seiner Entwicklung sich noch so weit von der„ Krone der Schöpfung", dem Menschen, befinde. Oder hatte er vielleicht die neuesten Darwinianer gelesen und dachte nach, ob es nicht möglich sei, die zwischen Affe und Mensch bestehende Grenzscheide zu überspringen? In diesen Gedanken wurde er aber sehr unangenehm gestört durch den Stock seines Herrn, der ärgerlich war, weil er fürchtete, die Vorstellung möge in die Brüche gehen. In seiner Wut applizirte der Italiener seinem Affen einen so heftigen Stodstreich auf jenen Körperteil, wo sich die niedliche Zier der Gesäßschwielen befindet, daß der Affe lautheulend auffuhr und von dem Tische herabiprang. Und merkwürdigerweise kam er gerade rittlings auf den bösen Nero zu ſizen.
Wenn einen Hund ein Affe reitet, so ist das gerade, wie wenn eine arme Seele der Teufel reitet. Nero war kein feiger Hund, allein es hatte ihm eben noch niemand zugemutet, als Reitpferd zu dienen, und das Neue und Ungewohnte erschreckte den Bierfüßler. Statt den uniformirten Reiter abzuschütteln, ging er in rasendem Galopp mit ihm durch
mann. Es war ein herrlicher Anblick, Roß und Reiter so dahinfliegen zu sehen; nur das war merkwürdig, daß Nero den Schwanz einzog, den er sonst so stolz emporgerichtet trug.
Affen, umsonst brüllte Andres mit Stentorstimme hinter seinem Hunde Umsonst schrie der Italiener in seinem Kauderwelsch nach seinem her. Nero, von blinder Furcht getrieben, verschwand bald um die Biegung des Weges und jagte in den nahen Wald hinein.
Nun hielt sich der Italiener an Andres und da sie sich nicht leicht verständigen konnten, gerieten sie in Streit; sie gingen auch bald zu Tätlichkeiten über. Der Italiener war ein fräftiger Mann. Andres fonnte ihm wohl Stand halten, allein die derbkräftige Ehehälfte des Italieners beteiligte sich am Kampfe und fiel Andres von hinten an, während er mit ihrem Manne kämpfte. Der Müllerssohn ward niedergeworfen und exemplarisch durchgebläut, während die sämmtlichen Dorfschönen im Kreise standen und schadenfroh zusahen, wie ihr Peiniger einmal eine gehörige Tracht Prügel abbekam, die sie ihm alle herzlich gönnten. Erst nach geraumer Zeit ließen der Italiener und sein Weib ihr Opfer los und gingen ihren Affen suchen.
Im Walde sah man Nero unter einem Baume stehen und grimmig hinausbellen, denn oben auf einem Ast hockte der kühne Reiter, aber er sah traurig aus. Den Generalshut hatte er verloren und von
dem Uniformsfrack hatte ihm Nero einen der langwehenden Schöße abgerissen. Beim Anblick des mit einem Stock bewehrten Italieners ergriff Nero die Flucht; der Affe aber mußte, nachdem sich sein Hut wieder gefunden, in dem zerrissenen Frad, zum großen Gaudium der Dorfjugend fortfahren. Die Vorstellung lohnte sich denn auch reichlich.
Als Nero wieder zu seinem Herrn kam, ergriff dieser einen Stock und ließ seine Wut an dem Hunde aus. So bekamen beide ihr Teil. Andres ist noch so bösartig wie sonst; aber Nero ist artiger ge worden, und als jüngst wieder ein Italiener mit einem Affen kam, riß er aus und verkroch sich wimmernd in den hintersten Winkel seiner Hütte. Er will mit Affen nichts mehr zu tun haben. A. T.
Tier und Pflanzenkunde.
Zum Vogelschuz. Ein beherzigenswertes Eingesandt enthalten die „ Nachrichten für die Kreise Beeskow und Starfom":" 10 000 Stück frische Krammetsvögel" und dasselbe steht jezt wiederholt mit fetteſter Schrift gedruckt unter den Annoncen der Zeitungen. Leider habe ich dabei den Zusaz vermißt: Fünfhundert Schock leipziger Lerchen. Lieber Leser, läuft dir nicht das Wasser im Munde zusammen? Mir, mir läuft das Wasser in den Augen zusammen! Seit Jahren findet man in den Zeitungen Schmerzensrufe über die Roheit, über den Vandalismus, über die Bestialität der Südländer, welche die armen Zugvögel, wenn sie auf ihrer Rückreise in die Heimat, ermattet vom weiten Seewege, kraftlos an ihren Küsten niederfallen, unbarmherzig würgen und umbringen. Der deutsche Pharisäer schlägt wohlgefällig die Hände über den Kopf zusammen und ruft:„ Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin, wie diese italienischen und griechischen Vogelmörder und Totschläger." Der Jäger klagt, daß der Fang immer geringer und damit sein Nebenverdienst kleiner wird, und der Konsument jammert, daß der köstliche Braten von Jahr zu Jahr teuerer werde. Gerstäcker erzählt aus Amerika , daß die prächtigen großen Urwälder einen beängstigenden Eindruck machten, denn es herrsche in ihnen die unheimliche Stille des Todes, nur hin und wieder unterbrochen vom frächzenden Geschrei des Geiers oder dem klagenden Ruf des Wipperwill es mangeln in Amerika die deutschen Singvögel. Wie lange wird es dauern, und auch wir Deutsche haben einen schweigenden Wald und der Fluch unserer Enkel wird unserem heutigen Barbarismus folgen. ( Dresdener Blätter für Geflügelzucht.)
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Tücken gezähmten Wildes. Sehr oft werden, namentlich von Förstern, junge Hirsche und Rehe aufgezogen, doch ist denselben, namentlich den ersteren, sobald sie heranwachsen, nicht zu trauen. Eine derartige Erfahrung machte jüngst der Förster Kohlenhaußen aus Holzhausen an der Lahn . Derselbe ging mit seinem Sohn in den Hirschpark, um einen Rehbock abzuschießen. Kaum zweihundert Schritte vom Ausgang entfernt, kommt cin vierjähriger Hirsch, welchen der Förster großgezogen, hinter beiden her, trabt an ihnen vorüber, wendet sich gegen sie und stürzt sich dann plözlich mit voller Wucht auf seinen Wohltäter. Dieser parirt mit der Büchse quer in der Hand, den Stoß ab, sinkt aber zu Boden, läßt die Büchse fallen und faßt den Hirsch mit beiden Händen. Vater und Sohn kämpfen auf Tod und Leben mit dem Hirsch, beide fassen das Geweih, drehen die Enden desselben nach unten und stemmen sie in die Erde, um etwaige Hülfe abzuwarten. Lange durfte dieser Kampf nicht dauern, und da Hülfe ausblieb, hieß es: Sieg oder Tod. Endlich, nachdem der Förster im Kampfe verschiedene Verlegungen erhalten und die Kräfte der Angefallenen abnahmen, mußte man sich entschließen, den Hirsch zu töten. Während der Vater nun den Hirsch allein festhielt, gab der Sohn einen wohlgezielten Schuß ab, und damit wurde dem Kampf, welcher mindestens zivanzig Minuten anhielt und mit Gewandtheit und Geistesgegenwart ausgeführt wurde, ein Ende gemacht. ( Tg. Rich.)
Die Ausrottung der Raubtiere wird in Norwegen andauernd und mit Erfolg betrieben, namentlich ist die Anzahl der Bären und der Wölfe in starter Abnahme begriffen. Während in den Jahren 1846 bis 1850 durchschnittlich jährlich 265 Prämien für erlegte Bären und 224 für erlegte Wölfe ausgezahlt wurden, ging die Anzahl der Prämien in den folgenden fünf Jahren für Bären auf 210 herab, während die für Wölfe sich noch auf 228 erhielt. In den Jahren 1856 bis 1860 stieg die Zahl der Prämien für erlegte Bären wieder etwas, nämlich auf 222, dagegen fiel die für Wölfe auf 213. Seit jener Zeit war die Abnahme beträchtlich. In den Jahren 1861 bis 1865 betrug die Durch schnittszahl der Prämien für erlegte Bären nur 196 und für Wölfe 116, in 1866 bis 1870 resp. 143 und 31, in 1871 bis 1875 resp. 100 und 44, und in 1876 bis 1880 resp. 148 und 48. Im Jahre 1881 wurden schließlich nur 85 Prämien für getötete Bären und 20 Prämien für getötete Wölfe ausgezahlt. In der Anzahl der getöteten Luchse und Bielfraße war die Abnahme weniger bedeutend, denn es wurden in den erwähnten fünfjährigen Zeitabschnitten an Luchsen erlegt: 118, 113, 126, 109, 136, 125, 121 und im Jahre 1881 85 Stüd;
an Vielfraßen 70, 51, 43, 49, 57, 63, 90 und schließlich im Jahre 1881 63 Stück. Für erlegte Füchse wurden in den Jahren 1880 bis 1881 resp. 10584 und 13383 Prämien ausgezahlt. Bären wurden in fast allen Aemtern, die größte Bahl jedoch in Nordland, Wölfe fast ausschließlich in Finnmarken erlegt. Die Luchse kommen am häufigsten in den Aemtern Buskerud , Nedenäs und Drontheim, und die Vielfrafic und Füchse in Finnmarken vor.