zuzulassen; sie fühlen ihre Wissenschaft dadurch förmlich„ entwürdigt." Und so drängen sie denn auch in den höheren Bildungsanstalten die deutsche Sprache zurück, wo sie können.
Der Schrei
ber dieses Aufsazes besuchte in den sechzi. ger Jahren ein Gymnasium in einem für sehr liberal geltenden deutschen Musterstaate. In den Mittelklassen be= gann Latein
und Griechisch vollständig zu überwiegen. Für künftige Teologen gab es auch Hebräisch; Eng lisch gab es offiziell nicht, es wurde nur fakultativ
in
den oberen
Klassen gegeben), Frans zösisch stand weit hinter Latein und Griechisch zu rück. Deutsche Grammatik gab es zwei Stunden die Woche, und es mag mancher die Schulbänke verlassen ha ben, der in der deutschen Stilistik nicht sonderlich sattelfest war. Man las aber eine Unzahl von an tifen Schrift
stellern. Die
ratur lernte
man nur aus
einer trockenen
Aufzählung der Schriftsteller und ihrer Werke in irgend einer altertümlichen Literaturge schichte ken= nen; mit den Werken selbst
beschäftigte
man sich weit
李
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einiges Verwandte einmal flüchtig gelesen wurde. In den oberen Klassen angekommen, war man denn auch vortrefflich„ klassisch gebildet"; man kannte Cornelius Nepos , Cäsars gallischen Krieg,
Livius , Taci tus, Horatius , Ovidius , Ci
cero, Virgilius von den Latei nern, Homer ( Iliade und 20nfee), Re nophon, Thu cydides, So phokles und die Evangeli ſten des Neuen Testaments von den Grie chen. Die Zeit, die für deut sche Klassiker
übrig blieb,
war natürlich
sehr gering;
die prächtigen Satiren eines Thomas Mur ner und Fisch
art kannte man kaum dem Na
men nach, defto besser die Sa tiren des Rö
mers Horazi
man quälte sich
mit den Vers maßen
des
weit
mehr als mit der Nibelun genstrophe; die deutsche klassische Literatur wurde nur leicht ge Streift, die gan ze moderne Literatur blieb ein Buch mit
fieben Siegeln,
wenn man sich
nicht Abends,
nach Erledi
gung der erhal tenen Aufga ben, noch zum Studium mo derner Schrift
steller aufge legt fühlte. Wenn es um 1865 fo stand, wie mag
es früher ge standen haben!
Früher, als der Gelehrten
weniger, mit Ausnahme davon, daß das Nibelungenlied und| zopf noch zehnmal so mächtig denn heute auf der Jugendbildung
englische Sprache überhaupt nicht lernen.
*) In dem größten Teil der deutschen Gymnasien konnte man die lastete! Und da kommen wir auf das zurück, von dem wir aus gegangen sind. Während die Dichtung uns am besten Gestalten
D. Red.