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betäubt, wir empfangen nur den Gesammteindruck, die Details verhüllen sich noch. Da ist es leicht zu vergessen, daß man doch auch wohnen, schlafen, essen und trinken will. diese prosaisch materielle Menschennatur! Auf, Filippo so hieß mein Gondolier auf nach der Albergo d'Italia, dem deutschen Hotel im italienischen Venedig . Jedem Deutschen , der nach Venedig geht, darf ich raten, dorthin zu gehen, selbst dann, wenn er nicht da wohnen will. Albergo d'Italia, von zwei deutschen Wirten, Bauer und Grünewald, gehalten, ist nicht nur Hotel, sondern auch Restaurant und eine ächt gemütliche Bierkneipe mit köstlichem Bier, das direkt von Wien kommt, vortrefflichem Essen, guter Bedienung und freundlichen, gefälligen Leuten. Hier ist auch der Sammelplaz der Deutschen , wenigstens der meisten. Wenn es auch irgend ein Junker unter seiner pommerischen Würde hält, hierher zu gehen, nun umso besser, dann sizt er auch anderen vernünftigen Menschen nicht im Wege.
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Wo essen Sie?" fragte mich eine solche Ausgabe echten dünkelhaften Hochmuts, der in der einen Tasche den roten Bädecker und in der anderen den in Saffian gebundenen Gothaer Kalender trug." Bei Bauer: Sauerkraut mit Würstle, Makkaroni und Kalbskopf, ein Stück Käse und dazu ein kostbares Glas Bier", antwortete ich lachend, denn ich kannte meinen Pappenheimer.„ Ach nein, das liebe ich nicht; es ist so lebhaft da, so viele Menschen. Im Lokal selbst raucht man, bietet Austern und Schildkröten feil, und man weiß nicht wen man zu ſizen kommt", unterbrach ich ihn. seinem Geschmack, mir gefällt's nun gerade so. sehen."
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" Neben „ Jeder nach Auf Wieder
Der Arme ging zum Albergo dell' Europa , saß zwei bis drei Stunden am Table d'hôte, langweilte sich- aber er war doch, wie er glaubte, in ebenbürtiger Gesellschaft.
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Sogleich beim Eintritt in das ziemlich volle Lokal rief mich jemand beim Namen, und siehe da, ein Genosse aus der schönen akademischen Zeit umarmte mich.„ Es flossen die Fragen in wechselnder Ned'"; er zog nach Rom , um historische Studien zu machen, ich nach dem gemütlichen Tirol und später nach der Heimat; wir beide aber wollten uns redlich des Daseins in dem schönen Venedig freuen. Der Plan für den heutigen Tag war entworfen, und wir zogen Arm in Arm durch die engen Straßen, oft so eng, daß wir nicht nebeneinander hergehen konnten, nach der Piazetta zum Kanale. Ob es wohl noch eine so schöne Fahrt geben kann, als von dem Dogenpalast bis zur Isola di Chiara im Angesicht des adriatischen Meeres? Ein prächtiger Palast neben dem andern, einer schöner als der andere, einer historisch interessanter als der andere, aber auch jeder trauriger als sein Nachbar.
gesagt haben? Eine eigentümliche Schwäche erzählt man sich von dem englischen Leander. Bekanntlich hinkte der Lord, und aus lauter Eitelkeit, man könnte diesen Fehler bei ihm be merken, ging er nie auf den Markusplaz. Vielleicht hätte man ihn dort sehen können, wenn die gewöhnlichen Menschenkinder schliefen?
Und immer weiter fliegt die Gondel, noch immer neue Pa läste; jezt der Palazzo Manin's, des lezten Dogen von Venedig . Der lezte Doge ist zugleich mit der Republik gestorben; die Republik erhielt den Todesstoß von der Republik Frankreich . Bonaparte haßte Venedig tötlich und gern hätte er Venedigs Namen vom Erdboden vertilgt.
Und wieder steht die Rialtobrücke vor uns.„ Nichts Neues auf dem Rialto?"" Nichts Neues", gibt das Echo wieder. Wir können sie nicht alle nennen, die stolzen Gebäude, die stummen Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit, heute vielfach öde und verlassen, oder zu leerstehenden Fremdenwohnungen eingerichtet. Da, wo der stolze Nobile an der Seite der schönen Signora saß, schlürft heute der Engländer seinen Kaffee, schneidet man für einige Centesimi Hühneraugen- welche Profanation und wäscht die Wäscherin alte Glaçeehandschuhe. In dem Palazzo Corner della Regina , wo die geistreiche und wunderschöne Katharina Cornaro , die Tochter der Republik und Gattin des Königs von Cypern, glänzenden Hof hielt, ist ein- haus; da wird auf Pfänder geliehen. Du armes, armes Be nedig!
es wird zum kleinen Städtchen Die Hauptstadt, drin statt Senatoren Sklaven, Statt Edeler Bettler sind, statt Bürger Kuppler! Wann der Hebräer haust in deinen Hallen,
Leih
Schrecklicher Fluch des alten Dogen Marino Falieri, der, fast achtzig Jahre alt, das Silberhaar auf den Henkersblod legen mußte, du bist nicht gar so weit von der Wahrheit!
Wie sind sie gesunken, die köstlichen Marmorhallen! Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Palazzo Vendra min um 60 000 Dufaten oder 570 000 Mark verkauft, 1842 kaufte ihn die Mutter Heinrichs V. um 33 000 Gulden, also 66 000 Mart, um den neunten Teil seines damaligen Preises.
Nun ist er Richard Wagners Todesstätte geworden.
Was ist Prunk, Pracht und Macht- als Staub und Scherben! Und wie wir leben auch, wir müssen sterben."
Fort mit den trüben Bildern! Venedig ist doch noch immer zu schön, zu bezaubernd schön, um solchen Gedanken zu viel
Raum zu geben.
der
Bahnhofe vorbei; dann aber machten wir gern wieder denselben Wir fuhren den ganzen Canale Grande hinab, noch an dem Weg, stiegen an einzelnen Stellen aus und besuchten einige alten Paläste. Die Raumverhältnisse sind nicht so gewaltig wie mordet von dem eifersüchtigen Mohren Othello." Und dabei fußbreite Raumdem Wasser und dem Schlamm abgerungen bei den prächtigen Palästen Genuas . Mußte doch hier jeder
Halt Filippo! Nicht so rasch! Der Gondolier nickt und zeigt uns den nächsten Palast: Hier wohnte Desdemona, er
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lacht der Schlingel nicht einmal. Heute ist der Palazzo Con
tarino Jajani ein Hotel, und der mit dem Spleen behaftete
Engländer ist entzückt, in demselben Zimmer zu wohnen, wo die arme Desdemona unschuldig gemordet ward. Wenn es ein ganz dummer Englishman" ist, dann glaubt er sogar in derselben Bettlade zu schlafen. Mit jedem neuen Palast ein neuer Name, ein neues Blatt in der Geschichte Venedigs und darunter
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werden. Mit welchen Schwierigkeiten die Erbauer zu kämpfen hatten, geht aus zwei Beispielen hervor, die wir anführen wollen. Die gewaltige Eisenbahnbrücke über die Lagunen, die wir gleich anfangs erwähnten, ruht wie die meisten Gebäude Venedigs auf Pfählen. Nicht weniger als 80 000 Pfähle von Lärchen holz wurden in den schlammigen Boden eingetrieben, hierauf Rostwerke von Eichenholz aufgeführt und nun endlich auf diese manches blutgefärbte Blatt. Palazzo Foscari armer Jacobo hölzerne Unterlage die Duaderpfeiler gebaut, welche die foloffale Brücke tragen. Um den Bau der Rialtobrücke zu ermöglichen, trieb man zwölfhundert Pfähle ein und hierauf erst erhob sich der Seilfolter fast zerrissen, verbannen sie dich, und du stirbst der Steinbau. Venedig ist in der Tat ähnlich jenen Pfahl hier bautenkolonien, deren Entdeckung in den schweizer Seen die wohnte Lord Byron mit zwei Affen, fünf Kazen, einem halben Gelehrten so entzückte. Aber welcher Gegensaz zwischen dem Duzend Hunden, einer Krähe, einem Sperber, Papageien, einem rohen Bewohner jener Pfahlbauten und den Venetianern oder wie sie ursprünglich hießen, den Venetern! Dort kämpfte der und unbändigste Geschöpf aber von allen war die Margherita fulturlose Naturmensch mit steinerner Waffe gegen die Bewohner des Waldes, zerrieb sich seinen Mais kümmerlich zwischen
Foscari! Nachdem die schrecklichen Zehn da oben dich auf das grausamste gefoltert haben, deinen blühenden, kräftigen Leib mit
aus Liebe zu deinem Vaterlande! Palazzo Mocenigo
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Cogni, die er selbst cine Tigerin nennt und die an die Stelle
baldigen Nachfolgerin wieder zu tauschen. Wenn der Lord nun
einer seiner unzähligen Flammen getreten war, um mit ihrer Steinen, zog dem Hirsch und dem Bär das Fell ab, um es sich als Kleidung umzuhängen, und bewirtete den besuchenden nicht zufällig Byron gewesen wäre, was würde man dann wohl Nachbar mit frischen Markfnochen, die sie dann gleichsam als