Und Sie sind" der Fremde stockte und lächelte. Siegfried Bandmeyer, zu dienen, erster Kommis bei Jakob Fink," beeiferte sich Siegfried zu versichern.

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Wiederum flog ein sonderbares Lächeln über des Andern Gesicht.

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Schön, Herr Bandmeyer, daß Sie da sind, da wollen wir also zusammen gehen

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Ach, Sie waren wohl so freundlich, mir ein Logis zu ver­schaffen, wenn Sie mich also dahin führen wollen--"

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Gewiß, gewiß, kommen Sie nur,- ach, Ihre Sachen, na, die lassen wir hier."

Meine Sachen hierlassen?" fragte Siegfried befremdet. Gewiß,- der Bahnhofportier kann sie Ihnen ins Logis bringen, Franz, wo bist du?"

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" Freut mich, daß Sie da sind, Herr Bandmeyer," sagte er. Trag die Sachen zum Portier, Franz, er soll sie heut noch in die Wohnung bringen, so, wir gehen indes, du kommst nach, Franz, beim Friedhof vorbei--"

Franz hatte sich mit merkwürdiger Geschwindigkeit aller Gepäckstücke Siegfrieds bemächtigt und verschwand damit spurlos im Dunkeln.

" Ich hätte doch meine Sachen lieber gleich selbst mitge­nommen," sagte Siegfried schüchtern.

" Bah, kommen Sie nur, Herr Bandmeyer," entgegnete der Begleiter, wir müssen uns etwas eilen." Und er nahm Sieg­fried unter den Arm und zog ihn rasch von dannen.

Sie überschritten eine breite spärlich mit Dellampen erhellte Straße und bogen in einen fast ganz dunkeln Seitenweg ein,

Aus dem Dunkel der Nacht tauchte noch eine Gestalt auf, der zwischen hohen Mauern hinführte. auch ein junger Mann.

Franz, hier ist der Herr, den wir auf Gustav Jungmanns Herr Siegfried Bandmeyer vom

Wunsch erwartet haben,

Hause Jakob Fink."

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Merkwürdig, dieser Zweite schnitt sonderbare Grimassen, fast auch als ob er eigentlich hätte laut auflachen mögen. Aber nur einen Moment, dann war er ganz ernst.

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Das ist der Friedhof, hier links," sagte der Begleiter. Siegfried hatte sich sonst nie vor Friedhöfen entsezt, hent überlief ihn doch ein eigentümliches Gefühl. Er wollte etwas antworten, wußte aber nicht was und schwieg.

Stillschweigend schritten die beiden nebeneinander her. Warum der nur garnichts sagt," dachte sich Siegfried. ( Schluß folgt.)

Die Diamanten- Schleifereien in Amsterdam .

Aus einer vor kurzem erschienenen kleinen Schrift: Diamanten" von dem Engländer William Pole, entnehmen wir einige nicht unin­teressante Mitteilungen über das Bearbeiten und Schleifen der Diamanten, wie es in den großen Werkstätten zu Amsterdam betrieben wird.

Die Kunst des Diamanten- Schleifens ist von verhältnismäßig moderner Erfindung. Man trug diese kostbaren Edelsteine früher in ihrer natürlich vorkommenden Gestalt, höchstens gereinigt und polirt. Im 14. Jahrhundert scheint man schon einige Versuche gemacht zu haben, sie in reguläre Formen zu bringen, jedoch ohne Rücksicht auf die Vermehrung des Glanzes, und erst im Jahre 1456 kam ein ge= wisser Louis van Berquen in Brügge darauf, den Diamanten sogenannte Facetten anzuschleifen, von denen der Glanz des Steines bekanntlich so sehr abhängt. Um das Jahr 1650 erfand der Kardinal Mazarin die vollkommene Form des Brillanten und ließ zwölf große Diamanten der Krone von Frankreich in dieser Gestalt schleifen, welche Form von da ab immer als diejenige bezeichnet worden ist, welche die schönen optischen Eigenschaften des Steines am vollkommensten zur Erscheinung bringt.

Die Kunst des Diamanten- Schleifens wird gegenwärtig fast aus­schließlich nur in Amsterdam geübt, wo große Etablissements für diesen Zweck errichtet worden sind. Merkwürdigerweise wird diese Arbeit faſt allein von jüdischen Händen verrichtet. Man rechnet, daß von den 30 000 Juden, die in Amsterdam ihren Wohnsiz haben, wenigstens 10000 in direkter oder indirekter Berührung mit dieser Industrie stehen.

Eine der größten Diamanten- Schleifereien ist die der Herren Coster, in der Swanenburg- Straat, wo Dampf als Betriebskraft der Maschinen gebraucht und 200 bis 300 jüdische Arbeiter beschäftigt werden. Das Verfahren beim Schleifen der Diamanten ist daselbst das folgende: Zuerst wird der rohe Stein einem erfahrenen Arbeiter in die Hand gegeben, der seine natürliche Form prüft und bestimmt, welche allge­meine Gestalt und Größe dem Steine zu geben am vorteilhaftesten sein würde. Nachdem diese Bestimmung für zwei Diamanten getroffen ist, kittet der Arbeiter jeden der beiden in eine Art von Cement feſt, am Ende eines Stück Holzes von passender Form zum bequemen Hand­haben, und nun reibt er die beiden Steine aneinander, wendet dann die Steine in ihrem Kitt zweckentsprechend, um eine andere Seite her­vorzudrehen und reibt wieder, bis die beiden Steine nach und nach die gewünschte Form angenommen haben. Das gegenseitige Abarbeiten der beiden Steine erzeugt Diamantenpulver, welches sorgfältig für die folgenden Operationen aufbewahrt wird.

Sobald der Diamant auf die oben angedeutete Weise seine ihm bestimmte Form in rohen Umrissen angenommen hat, kommt er in die eigentliche Schleiferei, wo ihm die zahlreichen kleinen edigen, sogenannten " Facetten" angeschliffen werden, die dann seine Oberfläche bilden. Dies geschieht auf schnell rotirenden Stahlscheiben mittels Diamantenpulvers. Diese Stahlscheiben haben gewöhnlich 25 bis 30 Centimeter im Durch­messer, sind horizontal mit vertikalen Achsen und machen 30 bis 40 Umdrehungen in der Sekunde, so daß ar schleifende Teil der Scheibe sich mit einer Geschwindigkeit von etwa einer englischen Meile in der Minute unter dem Diamanten hinwegbewegt. Außerordentlich seines Diamantenpulver, gemischt mit dem besten Olivenöl, wird mit einer Feder auf der oberen Seite der rotirenden Scheibe aufgetragen, und der

Apparat ist fertig, um auf den Diamanten zu wirken. Der Stein wird nun in eine Metallmischung( ein Amalgam von Blei und Zinn) ein gebettet, die leicht schmelzbar aber doch dabei hart genug ist, den Stein unverrückt in seiner Stelle zu erhalten. Das feste Amalgam mit dem darin sizenden Diamanten befindet sich an einer beweglichen Handhabe und diese wird durch ein kleines Rahmwerk auf die schnell rotirende Scheibe aufgedrückt und noch mit Gewichten beschwert. Die Friktion zwischen dem Diamanten und dem mit so ungeheuerer Geschwindigkeit darunter hinwegeilenden Diamantenpulver auf der Scheibe bringt in sehr kurzer Zeit eine kleine ebene Fläche oder Facette an dem Diamanten zuwege. Ist eine solche fertig, so nimmt der Arbeiter mit der Hand­habe den Stein von der Scheibe, macht das Metall durch Erwärmung flüssig, nimmt den Stein heraus und sezt ihn in geeigneter Stellung wieder hinein, um eine andere Facette zu schleifen. Durch Eintauchen in taltes Wasser erstarrt das Metall sogleich und hält den Stein in seiner neuen Stellung wieder fest. Bei diesem Wenden des Steines, um eine neue Fläche dem Schleifapparate darzubieten, zeigt sich beson ders die Geschicklichkeit und die Schärfe der Beurteilung inbezug auf das Arrangement der Flächen, die die Arbeiter durch bloße Erfahrung sich angeeignet haben. Es ist klar, daß, wenn der Diamant nur einige Regelmäßigkeit und Symmetrie in seiner Form zeigen soll, der Arbeiter nicht nur auf das Innehalten von ganz bestimmten Neigungswinkeln zwischen den einzelnen Flächen, sondern auch auf die Größe jeder ein zelnen Fläche ganz besonders Acht haben muß. Wie schwer dies durch das bloße Augenmaß zu erreichen sein muß, davon kann sich jeder leicht überzeugen, der zum Versuch nur aus einem Stück Rübe oder Kartoffel ein Oftaeder,*) einen der einfachsten regulären Körper, schneiden wollte. Die Arbeit des Diamantenschleifers ist jedoch eine ungleich schwierigere, nämlich etwa sechzig symmetrische und regelmäßige Flächen einem Steine zu geben, der oft nur 18 Zoll im Durchmesser hat, und das ohne irgend welche mechanische Hülfsmittel, und, was eine Hauptsache dabei ist, es so einzurichten, daß möglichst wenig von dem kostbaren Steine verloren geht. Dies alles kann natürlich nur das Resultat großer Geschicklich­feit und langer Erfahrung sein.

Die Teilung der Arbeit, die in anderen Industrien eine so große Rolle spielt, läßt sich bei der Diamanten- Schleiferei eigentlich gar nicht in Anwendung bringen. Jeder Diamant geht nur durch die Hände zweier Arbeiter, des einen, der die ungefähre Form des Steines fest­sezt, und des andern, des eigentlichen Schleifers. Dieser liefert den Stein, fertig für den Verkauf, an den Besizer ab. Das sogenannte Boliren hängt nämlich unmittelbar mit dem Schleifen zusammen; nur daß der Arbeiter hierbei die Gewichte entfernt und den Druck des Steines auf die Schleifscheibe nur durch seine Hand regulirt, und daß er auch die Geschwindigkeit etwas verringert, indem er den Stein mehr nach dem Mittelpunkte der Scheibe zu führt.

Das Diamantenpulver, welches zu dem Schleifen in nicht unbe deutenden Quantitäten verbraucht wird, gewinnt man teils bei dem ersten Prozeß der Bearbeitung des Steines selbst, teils verwendet man kleine und unscheinbare Diamanten dazu, welche die Arbeit des Schleifens nicht lohnen würden, indem man dieselben zertrümmert. Das Pulver wird sorgfältig gesiebt und von allen Unreinigkeiten, Staub und *) Oktaëder ist ein von acht gleichseitigen Dreiecken begrenzter

Körper.

D. Red.