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Klößen, die seine Mutter auf breiter dampfender Platte des Mittags| aufträgt, widerstehen könnte. So tapfer wie ehemals hatte er freilich in lezter Zeit nicht eingehauen, und das eben wars, wodurch er seinen Liebesgram der in solchen Dingen scharfsichtigen Mutter verriet, und als der Sohn gehörig ins Gebet genommen war, da entschloß sich der Alte, eine stattliche, stämmige Gestalt, dergleichen besonders in den tyroler Gebirgen gedeihen, den Brautwerber zu machen, und die selbst= bewußte Haltung, mit der er sich der nicht minder stattlichen Brautmutter wie der daneben sizenden Großmutter präsentirt, beweist, daß er auf keinen Korb gefaßt ist, denn er kann und wird den Sohn mit einem ansehnlichen Erbteil ausstatten, und das ist ja die Hauptsache und muß den Ausschlag geben. Und die Geworbene selbst? Wir fürchten, daß sie, wenn sie überhaupt gefragt wird, nicht rundweg einschlagen wird. Halb verlegen, halb schelmisch sizt sie da, neben ihren Schwestern, zwei gesunden, hübschen Backfischen, die verwundert dreinschauen, denn dergleichen ist ihnen im Leben noch niemals begegnet. Dem Jdeal ihrer Liebe entspricht der dicke Sepp eben nicht, und wenn sie zu wählen hätte, so dürfte kein anderer als der schlanke JodlerToni, der beim lezten Preisschießen den ersten Ehrenbecher mit seinem Stuzen eroberte, ihr den goldenen Reif an den Finger stecken. Aber der Jodler- Toni ist arm und niemals werden Mutter und Großmutter zu einer solchen Mesalliance ihre Einwilligung geben. Und so wird sie denn nach mehreren heftigen Auftritten und verweinten Nächten schließlich doch dem ehrlichen Sepp ihre Hand reichen und einst ihre Tochter nach gleichen Grundsäzen in das Joch der Ehe zwingen. An dem Sujet unseres Bildes haben die Genremaler aller Nationen ihre Kräfte versucht. Liebenswürdiger und packender aber, so volkstümlich und mit so viel gesundem Humor hat niemals ein Maler eine Brautwerbung geschildert, als der gefeierte münchener Meister Fr. Defregger . Wie da jeder Kopf lebt und spricht, wie überzeugend wahr und klar der ganze Vorgang zum Bewußtsein gebracht wird, wie fein Ernst und Romit verschmolzen sind und ineinanderspielen! Defreggers Brautwer bung gehört zu den Perlen unserer modernen Kunst, wie denn fast sämmtliche Werke dieses Künstlers, dessen Pinsel dem Volksleben seiner tiroler Heimat gewidmet ist, von einer Ursprünglichkeit und Frische der Empfindung und dabei von einer Wahrheit sind, daß man es begreift, weshalb Defregger so rasch zum Liebling der ganzen Nation geworden ist. Er ist kein Auerbach in Farben, der den Bauern Empfindungen und Anschauungen andichtet, die sie als Bauern gar nicht haben können und die daher mit ihrem Wesen in schroffem Widerspruch stehen; er schildert sie, wie sie in Wirklichkeit und Wahrheit sind, aber er weiß ihnen so viele schöne, anmutende Seiten und Züge abzugewinnen, daß man sich daran ästetisch erbaut wie an den idealsten Gebilden der Kunst. Und das verdankt Defregger zum großen Teil dem glücklichen Umstand, daß er nicht bloßer Beobachter des Volkes ist, sondern selbst zum Volk gehört, sich als Glied der Volksmasse empfindet, aus welcher dem Kreise der sog.„ Gebildeten" immer wieder neue, unverbrauchte Kräfte zuströmen müssen, um ihn zu erfrischen und zu verjüngen." St.
Für unsere Hausfrauen.
Paraguaytee. Auf unsere Anfrage bezüglich etwaiger Erfahrungen mit dem Paraguaytee antwortet Herr H. V. in Dresden : Betreffs des in Amerika ( und auch England) viel verwendeten Maté oder Paraguaytee, den die Blätter von Ilex paraguyensis liefern,( Yerba Maté der Spanier, Caacuys oder Gaaguaza der Eingeborenen in Brasilien und Paraguay ) bemerke ich, daß ich denselben seit Jahren regelmäßig des Morgens statt Kaffee trinke und ihn nur empfehlen kann. Derselbe wirkt nicht so ausschließlich anregend auf das Nervensystem und das Herz und erschlaffend auf die Darmfunktion wie der chinesische Tee, sondern regt zugleich auch das Gefäßsystem und die Verdauung an. Sein Geschmack ist mindestens ebenso angenehm, wie der des chinesischen Tees, doch gewöhnen sich manche Menschen nicht leicht an denselben, da er ein eigentümliches Aroma hat. Die lederartigen Blätter werden nicht so leicht wie der chinesische Tee vom heißen Wasser ausgezogen. Man zerstößt oder mahlt sie am besten zu gröblichem Pulver( geht auch auf der Kaffeemühle), brüht sie kochend heiß, läßt sie wohl auch einmal aufkochen und dann etwas länger ziehen als chinesischen Tee. Uebrigens trinkt man ihn wie chinesischen Tee mit Zuder und Milch. Der Preis des Matétees ist bis jezt bedeutend niedriger als der des chinesischen Tees, auch beträgt der Eingangszoll für denselben statt wie beim chinesischen Tee hundert Mark per hundert Kilogramm nur vier Mark per hundert Kilogramm. Im allgemeinen kostet jezt das Kilo Mt. 2,50, chinesischer Tee dagegen Mt. 8-6. Doch achte man beim Einkauf, daß man nur beste frische Qualität erhält, da bei dem geringen Verbrauch an vielen Orten man oft altes verlegenes Zeug bekommt. Kaffeefurrogat. Der Samen der gelben Lupine, die in Norddeutschland häufig für Gründüngungs- und Fütterungszwecke gebaut
wird, soll ein gutes Kaffeesurrogat abgeben. Geröstet soll er nicht nur wie Kaffee riechen, sondern auch schmecken(!). Ein berliner Spekulant hat vor einigen Jahren solchen Kaffee für Feigenkaffee" verkauft, bis ihm die Behörden das profitable Geschäft gelegt haben.
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Gartenkresse. Diese bekannte Pflanze ist wegen ihres pikanten, etwas scharfen Geschmacks für sich allein als Salat oder als Butat zu diesem mit Recht viel geschäzt. Ihr Anbau ist sehr leicht; sie nimmt mit jedem Gartenboden vorlieb und macht keine besonderen Ansprüche. Im April, oder noch früher, wenn es die Witterung erlaubt, säet man den Samen reihenweise in sehr flache Furchen ziemlich dicht und bedeckt ihn nur ganz schwach mit leichter Erde. Gehörig feucht gehalten, geht er schon nach 3 bis 4 Tagen auf. Nach 8 bis 14 Tagen macht man eine neue Saat und fährt damit fort, so lange man dessen bedarf. Das Abschneiden geschieht mit der Scheere, weil die Pflanzen sich leicht wurzeln und daher leicht aus der Erde gerissen werden, was für die Küche nicht wünschenswert ist. Um auch im Winter, wo gewöhnlich Mangel an andern Salatarten einzutreten pflegt, Kresse zu haben, nimmt man flache, etwa 2-3 Zoll tiefe Kästchen von beliebiger Länge und Breite und füllt dieselben mit guter klarer Gartenerde. Hat man diese geebnet, so streut man den Samen darauf, und zwar so dicht, daß die Erde fast ganz davon bedeckt wird und drückt ihn dann mittels eines Brettchens, ohne weitere Bedeckung, in die Erde, die man täglich zweimal mit lauem Wasser vorsichtig, damit der Same nicht verschwemmt, befeuchtet. Ehe die Pflanzen hervorkommen, sezt man den Kasten_an einen etwas warmen Ort, in die Nähe eines Ofens oder Herdes. Sobald sich aber die Reime zeigen, bringt man ihn ans Fenster, wo die Pflanzen Licht und Sonne genießen und eine grüne Farbe bekommen. Es gibt mehrere Sorten Kresse, so eine gefrauste oder gefüllte mit etwas größeren Blättern, eine gelbblätterige u. s. w. Die Kresse gilt für ein sehr gesundes Kraut; man schreibt ihr unter anderem blutreinigende, ( Fundgrube.) antiskorbutische und auflösende Kräfte zu.
an und
Zum Waschen seidener Zeuge gibt die Musterzeitung folgendes Ver fahren an: Man breite das Seidenzeug auf einen reinen Tisch aus, seife einen wollenen Lappen gut ein, wende lauwarmes Wasser streiche das Zeug immer nach ein und derselben Richtung. Ist der Schmuz entfernt, so beseitige man auch die Seife mit einem Schwamme und kaltem Wasser. Dann nehme man auch die andere Seite des Beuges vor, reinige dieselbe ebenso, spüle das Ganze mit kaltem Wasser und lasse es ausgebreitet im Schatten trocknen. Schwarzes oder blaues Zeug wird dann noch einmal mit Branntwein abgerieben und abermals getrocknet. Zum Bügeln bedient man sich dann nur eines halbwarmen Stahles und legt Papier zwischen Bügeleisen und Zeug. Oder man bestreicht die Zeuge zuerst mit Eidotter, wäscht sie in lauem, dann faltem Wasser, zieht sie alsdann durch Wasser mit aufgelöstem Tragantgummi und rollt sie.
Schachtelrätsel.
1234567 ein deutscher Komponist. 123456 ein deutscher Fluß.
12345 ein Hühnervogel, weder Huhn noch Hahn.
1234! Sei froh, wenn du's nicht bist.
123 Schiffern unentbehrlich.
23 heißen Wiesen und Flüsse, doch wenn du's rufst, meinst du weder die eine noch die andere.
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Rebus.
M& Q
S. N.
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MARK
I- ROT
Inhalt: Die Alten und die Neuen. Roman von M. Kautsky.( Forts.) Die Götter in der Dichtung. Von Wilhelm Blos . Moderne Schicksale. Novelle von Carl Görlig.( Schluß.)- La bella Venezia. Ein Städtebild aus Italien . Von D. Gronen.( Mit Juſtr.) Hans Hasenfuß. Eine Alltagsgeschichte aus der jüngsten Vergangenheit. Von Hans Eckart.( Schluß.)
Amsterdam . Unsere Illustrationen: Galerie schöner Frauenköpfe: Messalina . Gemälde von Hermann Kaulbach .
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Die Diamanten- Schleifereien in Sächsische Bauern in Siebenbürgen . Die Brautwerbung. Für unsere Hausfrauen: Paraguaytee.- Kaffeeſurrogate. Gartenkreise.- Zum Waschen seidener Zeuge. Schachtelrätsel. Rebus. Aerztlicher Ratgeber. Redaktionsforrespondenz. Allgemeinwissenschaftliche Auskunft.- Gemein nüzigs. Mannichfaltiges.
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