Ein Feuerstrom ergießt sich in seine Adern und, selbst erbebend, sah er auf das bebende Mädchen hernieder, das ihn einen Blick in ihr Herz tun ließ, für dessen innerstes Seelenleben ihm jezt eine entzückte Ahnung aufgegangen war. Noch wagt er nicht es auszudenken, aber sein Blut ist entzündet, in heißer Dringlichkeit suchen seine Augen den ihrigen zu begegnen, und um seine Lippen legt sich jenes bewußte Lächeln der Männlichkeit.
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" Niemals dachte ich daran, es ist ein Irrtum ein Jrrein Jrr tum, ein Irrtum."
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Er wiederholt nur das eine Wort, aber so innig und zärt lich, nichts konnte überzeugender wirken. Und sie ist überzeugt, sie glaubt ihm, und damit war ihr Glaube und Liebe für die ganze Menschheit wieder erstanden. Es war ein gefährlicher Augenblick für die beiden. Diese jungen Herzen klopften in der Erregung ihres jähen Glückes so nahe aneinander, mit dem Bewußtsein, daß sie zu einander gehören, und immer zu einander gehören würden, weil sie alles verbindet, was Menschen miteinander verbinden kann.
Aber inmitten dieses Aufruhrs der Gefühle erhob sich in ihm jener Widerstreit, jene innere Mahnung, die der Wilde sein Gewissen, die der Zivilisirte Pflichtgefühl nennt. Er liebt sie, aber darf er seinem Herzen folgen und wenn es noch so ungestüm gebietet? Darf er dem eigenen egoistischen Begehren zum Opfer bringen, was bisher sein innerstes Wollen gewesen und sich in ihm gleichsam zum Gesez kristallisirt hat? Oder soll er die Geliebte mit hineinziehen in Kampf und Gefahr, soll sie ein ungewisses Schicksal mit ihm teilen?
Aber jezt schlägt sie die Augen zu ihm auf und um seine Vernunft scheint es geschehen.
das er im Manuskript hierhergesandt, soeben in der Deffentlichkeit erschienen sei. Dann sprachen sie von dem Nachlasse des Vaters, wie er zu ordnen und in seinem Sinne zu verwerten sei. Sie ordneten gemeinsam die verstreuten Blätter, und Elsa wußte manches Erzerpt aufzufinden und erinnerte sich an manche Aufzeichnungen, die gesondert gelegen. So hatten sie miteinander gearbeitet und geplaudert, Unbedeutendes erwähnt und wieder die höchsten Fragen erörtert, wie es gerade fam. Er hatte ihr von seinem Verhältnis zu Reinthal erzählt, und sie hatte ihm vertraut, wie sie dies alles schon gewußt habe, noch ehe er sie gesehen; hier an der Tür war sie als Lauscherin gestanden, hatte die Geschichte seiner Jugend vernommen und das traurige Schicksal seiner Mutter, und so sei es auch gekommen, daß, als sie später Reinthal kennen gelernt, sie in ihm nur den Vater Arnolds gesehen.
Wie diese Erklärung ihn befriedigte, wie er jedes Wort von ihren Lippen nahm! Ihr eigenes Geheimnis trugen sie still in sich verschlossen. Es war die Knospe einer ersten Liebe, die ihren ganzen Duft sich noch bewahrte. Es ward beschlossen, daß Elsa in das Pfarrhaus zurückkehren solle; jezt hatte sie keine Furcht mehr. Sie wird die Taufe verweigern und verlangen, daß man sie nach der Residenz zurückbringe. Arnold wollte darüber wachen, daß diesen ihren Wünschen auch entsprochen werde. Im Hause Helenens wollten sie sich wieder sehen, aber Arnold gedachte immer wieder hierher zurückzukehren, bis all das verstreute und noch zu verwendende Material vollständig gesichtet und geordnet sein würde. Seine Anwesenheit in der Villa sollte indes unbekannt bleiben, für alle, außer Georg, ein Geheimnis.
Jezt geleitete er sie über die von außen angebrachte Treppe hinab, dann schritten sie zwischen den duftenden knospenden Gebüschen des Ufers dahin. Die Luft war kalt, von einer prickelnden Frische, das Rauschen und Wehen des beginnenden Tages umgab sie, das die Natur aus ihrem Schlummer weckt. Schon hüpfte es in den Zweigen und der Morgenwind trieb kleine weiße Blütenblätter, die er von den Büschen gestreift, ihnen ins Gesicht.
Sie lächelten still unter dieser gleichen Berührung, und wie
Elsa sprang in das Boot und beide waren nun bemüht es
Die ganze Wonne eines Menschenherzens liegt in ihrem Blick, aber zugleich etwas Hohes, Reines, Insichbefriedigtes. Ihr ist alles erfüllt, was sie ersehnt hat, sie hat ihn wiedergefunden, so, wie sie ihn seit Jahren in ihrem Herzen getragen, und schöner noch und herrlicher. Mit stolzer Bewunderung kann sie wieder zu ihm emporsehen, sie fühlt kein anderes Verlangen noch. " Ich will nimmer an der Menschheit zweifeln und nimmer an dem Glück, das Menschen Menschen geben können," sagt sie leise und schüchtern. Aber ihr Blick wird ſeſter und ſeſter ihre ſie jezt bei dem Kahn angelangt waren, wollten ihre Hände Haltung, ihr Antliz, wie von innen erhellt, erschien wunderbar nicht allzu rasch sich auseinander lösen. schön. Ich will nicht mehr zu den Schwachen gehören, Arnold, ich sehe die Notwendigkeit des Kampfes ein, aber es loszubinden. genügt mir nicht, nur für mein eigenes Ich mich zur Wehr zu sezen. Lassen Sie mich an Ihrer Seite stehen und als die lezte mit teilnehmen an dem Kampfe, den edle Geister für ihre Ueberzeugungen kämpfen und für das Wohl und Wehe anderer. Ja, ich will das Glück aber auch das Leid der Armen und Unterdrückten auf mich nehmen, und wenn ich eine Träne ge stillt und einem Herzen höheren Mut verliehen, so werde ich mich nie mehr unglücklich fühlen können."
Und wieder hatten sie sich an den Händen gefaßt, aber jenes zitternde Beben, das die Berührung steigert und es in
Sie ergriff hierauf das Ruder, während er das flache Fahrzeug über den knirschenden Ufersand hinweg ins Wasser stieß. " Auf baldiges Wiedersehen!" sagte er.
Sie nickte ihm zu, sie wollte nicht sprechen, eine eigenartige Beklemmung schnürte ihr die Brust zusammen. Das einsame Boot schwamm in den mit Nebeln überwallten See hinaus.
12. Kapitel.
Auf die hohe Kuppe des Plattenberges fallen die ersten Strahlen des Lichts, sie beginnen sich rot zu färben. Die tiefer
leidenschaftliche Glut verwandelt, war in diesem Augenblick ge- schwebenden Nebel aber verdichten sich noch mehr. Wie eine
schwunden. Sie hielten sich fest und treu wie zwei Kameraden,
die etwas so hohes verbindet, wie eine Idee es ist.
Es dämmerte und der erste Hahnenschrei flang über den
Wolkendekoration senken sie sich langsam hernieder, die Bergesgipfel befreiend, aber über dem Wasser sich zusammenballend. Ein feuchter grauer Schimmer breitet sich über die Ufermatten,
See herüber, als Arnold und Elsa aus dem mittleren Gemache und auf den Nadeln der dunkeln Tannen und Föhren glizert
dem See und umhüllte einem Schleier gleich auch die nahen dem See entgegen.
Felsen und Sträucher.
Seine entblößten Füße stecken in Holzschuhen, ein grober
einanderwallen, dieses Lösen und Auseinanderfliehen und sich es ein Tuch gewickelt, dessen Enden nach rückwärts geknüpft sind. Sie betrachteten einen Augenblick dieses Wogen und In- Kittel bedeckt den dünnen Leib und um Hals und Bruſt hat wieder verbinden. Mit heitern, frischen Augen sahen sie in den talten Morgen hinaus und reichten sich dann die Hand zum
Abschied.
Es ist Eva. Fröstelnd zieht sie die Schultern in die Höhe. Sie steigt in ein Boot und legt mehrere Wäschestück, die
Stundenlang hatten sie nebeneinander gesessen, an dem waschen, aber wie sie jezt ein Stück ins Wasser taucht, kommt
hinweg, im Wasser einen roten Streifen hinterlassend. Das
Begehren besiegt und sich von ihm abgewendet, war ihnen eine entsinkt der Hand, und sich auseinander breitend, schwimmt es schöne Herzlichkeit und Zutraulichkeit erstanden. ihr von seinen bisherigen Arbeiten erzählt, und daß das Werk, junge Mädchen bleibt einen Augenblick wie gelähmt, es starrt
Arnold hatte