Im Jahre 1503 kehrte er zu kurzer Erholung in das stille Bergtal seiner Heimat zurück und begab sich dann zur weiteren Pflege philosophischer und teologischer Studien wieder nach Basel . Kaum achtzehn Jahre alt übernahm er daneben ein Lehramt an der Lateinschule zu St. Martin und wirkte hier mit solchem Erfolge, daß er, wie es scheint, eine zeitlang die Absicht hatte, sich ganz dem Lehramte zu widmen. 1506 ward er magister artium liberalium*), und in dasselbe Jahr fällt die ent­scheidende Wendung im Studienleben Zwinglis zur reforma torischen Teologie.

Diese Wendung vollzog sich mitten in einem heiteren Genuß­leben, welches die Hingabe an die Wissenschaft bei Zwingli nicht störte und überhaupt bei vernünftiger Lebensführung nicht zu stören braucht. Zwingli war ein beliebter und gesuchter Gesellschafter, er verstand fesselnd zu erzählen, gleichwie fröhlich zu singen und zu musiziren. Wie auch Luther spielte er meister haft die Laute und komponirte allerlei Tonſtücken; jedoch er war als Musiker weit vielseitiger als der Doktor Martinus, denn er spielte zugleich Geige und Harfe, blies Waldhorn, Zinken und ein paar wahrscheinlich flötenartige Hirteninstrumente, Abögli und Schwägle geheißen, auch schlug er das Hackbrett und die Trumscheit genannte Paufe:

Zur Zeit als er so mit gleich lebenslustigen Freunden der edlen Musika eifrigst huldigte, kam Thomas Wyttenbach als Dozent der Teologie nach Basel . Dieser Mann ist als einer der Wegbereiter der Reformation zu betrachten. Er war es, der in der Schweiz zuerst auf die Bibel als die beste Stüze christlichen Glaubens und die Hauptquelle christlicher Erkenntnis hinwies.

Sogleich begann Zwingli neben den alten Lateinern die Bibel zu studiren und war rasch entschlossen, Priester zu werden.

Da er zu diesem Berufe besser vorbereitet war, als die allermeisten anderen Kandidaten der Teologie seiner Zeit, so ließ ihn der Erfolg auch nicht im Stich: noch in demselben Jahre, in dem er zum Magister promovirt hatte, wählte man den Zwanzigjährigen zum Pfarrer in Glarus .

Diesen ersten großen Erfolg auf seiner Priesterlaufbahn hatte Zwingli allerdings auch materiell nicht umsonst, denn er fand sich bewogen, einen Mitbewerber, der Stallmeister des Pabstes gewesen und von der Kurie der mit dem Wahlrecht ausgestatteten Gemeinde als am besten zur Ausfüllung der ledigen Pfarrstelle geeignet empfohlen war, mit der für jene Zeiten recht erheblichen

*) Magister artium liberalium, zu deutsch : Meister der( en) freien Künsten( Grammatik, Rhetorit, Dialektif, Arithmetit, Geometrie, Astro­nomie, Musik) bezeichnet die älteste unter den akademischen Würden, welche zum Lehren der freien Künste berechtigen.

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| Summe von etwas mehr als hundert Gulden über seine Nieder­lage zu trösten.

In seinem Pfarramte war Zwingli nun hauptsächlich auf die Wirksamkeit durch das von der Kanzel herab gesprochene Wort angewiesen, und er mag sich gemäß der Art gewöhnlicher Priester zunächst wohl auf den engen Lebenskreis seiner Gemeinde beschränkt haben; allgemach jedoch wandte er seine Aufmerksam feit den mehrumfassenden Interessen seines Vaterlandes und schließlich auch der gesammten christlichen Religionsgemeinschaft zu, ohne jedoch anfänglich im entferntesten an eine tiefgehende Kirchenreformation zu denken. Auch die höhere Geistlichkeit ahnte in ihm den grimmen Feind der nächsten Jahrzehnte noch, nicht, vielmehr suchte sie ihn durch Gewährung eines Jahrge­halts von fünfzig Gulden an sich zu fesseln.

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Die Abenteuerlust und kriegerische Gewinnsucht des Schweizer­volkes ward die Ursache, daß Zwingli zum erstenmale mitten in die Wirrsale der Weltereignisse hineingerissen wurde. tanntlich begaben sich die freien Schweizer mehrere Jahrhunderte hindurch freiwillig in die Soldknechtschaft aller möglichen Poten taten; auf all den tausend Schlachtfeldern Italiens , Frankreichs und Deutschlands waren sie zu finden und auch dem Pabste waren sie willfährige Kriegsleute.

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Zwar hatten sie um die Zeit von Zwinglis glarner Pfarr­herrschaft im Jahre 1510 erst auf einem Römerzuge arges Mißgeschick erfahren, und Zwingli hatte kurz darauf einige bemerkenswerter Weise deutsch gedichtete Allegorien erscheinen lassen, welche vor fremden Bündnissen warnten und die friedliche Arbeit im Schoße der Heimat feierten. Dennoch aber strömte 1512 auf den Kriegsruf des Pabstes Julius II. die gewaltige Bahl von etwa 20 000 Schweizern über die Alpen und die Glarner waren in hellen Haufen mit von der Partie. Wo aber eine schweizer Gemeinde an einem Kriege teilnahm, da hatte der Ammann das Banner zu führen und der Pfarrer sie zu gleiten. So kam Zwingli in den Krieg für den Pabst, und er war viel zu sehr ein streitbarer Sohn der himmelstürmenden Alpenwelt, um nicht einmal im Kriegstrubel drin aller Energie bei der Sache zu sein. Kriegsberichte, die er an einen Freund schrieb, beweisen das zur Genüge. Und 1415 in der gewaltigen Schlacht von Marignano konnte er seine Kampf­lust sogar so wenig bändigen, daß er sich mit den Waffen in der Hand mitten in das graufige Schlachtgetümmel hineinstürzte. Aber die Schweizer wurde.. troz aller Tapferkeit, nicht zum mindesten durch Hinterlist und Verrate besiegt, und was nicht - von Glarnern allein bedeckten hunderte die Wahlstatt kehrte eiligst zur Heimat zurück. Das war der zweite Wendepunkt in Zwinglis Leben.

umfam

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Voetische Aehrenlese.

Der Abend war so wunderschön, Da gingen beide wir durchs Feld; Die Sonne wollte untergehn,

Und schien noch freundlich in die Welt; Die Vögel sangen im Gesträuch, Im Korn und in der blauen Luft; Die Blumen blühten voll und reich, Und um uns her war lauter Duft.

Des Mädchens Geständnis.

Von Robert Reinick . Mir war gar feierlich zu Mut Und doch dabei ohnmaßen froh; Ich war der ganzen Welt so gut, Gott weiß, mir war noch niemals so. Da sprachen wir denn allerlei, Wovon, das weiß ich selbst nicht mehr, Und er auch war so gut dabei Und ging so stille nebenher.

Dody bin ich wirklich mir bewußt, Daß dieser Kuß nichts Böses war; Wars doch nachher in meiner Brust So rein, wie es gewesen war.

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( Schluß folgt.)

Doch als ich einmal mich gewandt, Ich weiß nicht mehr, aus welchem Grund, Da drückt' er plöglich meine Hand, Und küßt' mich leise auf den Mund, Und ich, ich konnt' nicht widerstehn, Ich habe wieder ihn geküßt, Und kann noch immer nicht verstehn, Wie's mir nur eingefallen ist. Ich hätts auch Jedem gern getan, Der irgend mir begegnet wär; Und doch! Je nun,

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wär es ein andrer Mann, das fragt sich doch noch sehr!