chens brechen sollte, zumal die Alten mir dem, wie sie meinten, allzu flotten Bruder Studio, mit ezlichem Mißtrauen entgegen­famen, - da sprangen Sie, Bandmeyer, noch im rechten Augenblicke zum Fenster herein und warfen mir mein Mädchen in die Arme, natürlich laß ich sie nie wieder los." " Wen mich?" fragte Siegfried weinerlich.

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Gott   behüte," lachte der Student. Sie laß ich wieder laufen, sobald Sie laufen können. Ich glaube aber, Sie werden Sich die Beine nicht schlecht versprungen haben, gebrochen haben Sie, Glückspilz, allerdings nichts."

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Wie heißen denn die freundlichen Menschen, die mich Un­glücklichen nicht gleich wieder zum Fenster hinausgeworfen haben, wie's mir eigentlich ganz recht gewesen wäre?" wimmerte Siegfried weiter.

" Prechtling heißen sie."

" Prechtling!" schrie Siegfried laut auf.

Dieser lezte Schlag war der furchtbarste, der unsern Sieg­fried treffen konnte. Er konnte sich nicht mehr halten,- es war gar zuviel auf ihn eingestürmt des Außergewöhnlichen, Erschrecklichen, - er fing bitterlich an zu schluchzen. Kurt Starts Verwunderung aber war nicht geringer als Siegfrieds Schmerz.

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,, Nein," wimmerte Siegfried, Sie nicht

Ihre Braut

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sie aber fie Meine Braut, was geht Sie denn meine Braut an, die übrigens ebensowenig Lehnchen heißt, sondern Cilly Cäcilie." Das war der erste Lichtstrahl für Siegfrieds gequältes Herz. Und was Kurt Stark an Aufklärungen auf Siegfrieds hastige, ängstliche Fragen folgen ließ, brachte bald völlig heiteres Wetter.

Kurt Starks zukünftiger Schwiegervater war der pensionirte Rentmeister Prechtling, der Bruder des Bezirksförsters Precht­ling drüben im Wald, dessen eine Tochter Gustav Jungmanns Braut, und dessen andere Lehnchen war. Die beiden Abge­sandten Jungmanns waren Lehnchens Brüder, die von Jungmann ins Vertrauen gezogen, sich über den in ihr kleines Schwester­chen sterblich Verliebten schon ehe sie ihn kannten, riesig lustig gemacht hatten und sich gestern Abend die größte Mühe hatten geben müssen, um ihm nicht ins Gesicht zu lachen.

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An Siegfrieds Seelenhimmel wollte nur eine düstere Wolfe noch lange nicht weichen das Bewußtsein, sich durch sein Ausreißen selbst ernstlich lächerlich gemacht zu haben. Deshalb reiste er auch sofort nachhause, aber Gustav Jungmann und Kurt Start, der Siegfried besonders auch des­halb dankbar blieb, weil er ihm versprochen hatte, niemals einem Mitgliede der Familie Prechtling etwas von seinem Verhältnisse mit der leichtsinnigen Emmy Holder zu verraten,- sorgten dafür, daß er ein Jahr später einen ehrenvollen Einzug ins Försterhaus halten konnte. Und auch ein Jahr später, als ich heiße er ursprünglich gedacht, war das prächtige Lehnchen des langen Hans Hasenfuß zärtlich liebendes Weib.

" Ha, bei allen Heiligen des Olymp," rief er, Bandmeyer Unglücksmensch, nehmen Sie denn so ungeheuern Anteil an meinem Glück, daß Sie so erbärmlich heulen?" " Lehnchen, Lehnchen," ächzte Siegfried. " Zum Teufel, Herr, bei Ihnen rappelts doch, nicht Lehnchen."

Unsere Illustrationen.

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Beim Schaz.( S. 249.) Man bewundert bei den Tyrolern ihr gutes musikalisches Gehör und die Reinheit ihrer Stimme, die sich diese Söhne der Berge weit mehr zu bewahren imstande sind, als die eng gedrängten, in Dunst und Dampf lebenden großen Massen der Städte. Man hört in Tyrol Juchzer" und" Jodler" von seltener Reinheit. Das musikalische Wesen bildet das heitere Gegenstück zu der harten und schweren Arbeit, mit welcher der Tyroler seinem rauhen Boden den täglichen Unterhalt abgewinnen muß. Von jeher ist auch von oben herab das musikalische Wesen in Tyrol gepflegt worden, jedenfalls mit Tyroler vom allzuvielen Nachdenken über politische und andere gefähr­liche Dinge abzuhalten. Ein Mensch, welcher gut singt und jodelt und dessen geistiges Streben darin aufgeht, ist der österreichischen   Re­gierung allezeit lieber, als ein Subjekt", welches sich mit politischen Dingen befaßt, und obwohl es vielleicht nicht einmal vermögend" ist, dennoch sich herausnimmt, über die höchsten Probleme dieser Erde nach­zudenken, ja vielleicht die Unverfrorenheit so weit treibt, die Resultate dieses Nachdenkens laut anderen und vielen anderen mitzuteilen, so daß auch diese sich zu solchen bedenklichen Untugenden verführen lassen.

die wir auf dem Bilde sehen. Die Tyroler und die Tyrolerinnen vom Um all diese Dinge scheinen sich die beiden nicht zu bekümmern, echten Schlag spielen häufig sehr gut die Schlagziter und so sehen wir hier, wie das Diandl  " auf dem beliebten Instrument mit den ebenso fräftigen als geschickten Fingern ihre Kunst übt, während der Bua" andächtig zuhört. Es sind zwei kernhafte Gestalten, so recht aus dem tyroler Volksleben herausgeschnitten. Dazu kommt noch, daß sie ein Liebespaar sind, die sich demnächst heiraten wollen. Man ist also wohl berechtigt anzunehmen:

und wir wollen nur hoffen, daß es recht lange dabei bleibe und sie " Sie singen von Lenz und Liebe, von selger goldner Zeit" nicht nach der Zeit des schönen Liebeslenzes, wenn die Not der schweren Beit" an sie herantritt, Klagelieder zu singen haben oder daß gar statt der lieblichen Klänge der Ziter eine keifende Frauenstimme in dem fleinen Heim schrill ertönt, welche sich beklagt, daß man so wenig ver­diene, daß die Kinder so viel kosten, daß der Mann zu viel ins Wirts­haus gehe. Indessen scheint das Diandl  " troz seiner derben Gestalt doch ein recht gutmütiges Wesen zu sein und auch der Bua" macht den Eindruck von dem, was man einen ordentlichen Menschen nennt; er wird sich also alle Mühe geben, die Lage seiner Familie so angenehm zu gestalten, als in seinen Kräften steht; er wird ein guter Haus- und Familienvater sein. Und so dürfen wir annehmen, daß die Klänge der Biter diesen beiden einfachen Menschen eine verhältnismäßig glückliche Zukunft verkünden, soweit es auf sie ankommt. Leider kommt es nicht immer auf den guten Willen des Menschen an und die aus den Ver­hältnissen erwachsenden Sorgen und Bedrängnisse sind gewöhnlich zu groß, als daß fie der lustige Klang der Ziter hinwegzuscheuchen ver

möchte.

A. T.

Der Kleine Abbate.( S. 265.) Der Bub', zum Rauchen noch nicht reif, Stiehlt seinem Vater eine Pfeif', Und freut sich sehr, An der Stadt­mauer Auf eine Pfeif' Tuwack" heißt es in dem klassischen Tabaklied der Studenten. Der Held unseres Bildes ist aber kein gewöhnlicher Bub, sondern ein angehendes Pfäfflein, was ihn aber nicht hindert, seinem Professor einen Zigarrenstummel zu stibizen und im verbotenen Genuß zu schwelgen. Im Gegenteil, gemäß dem Sprichwort: Was eine Nessel werden will, brennt bei Zeiten," ist das für ihn eine Vorübung auf

seinen fünftigen Beruf, wo er in süßester Heimlichkeit dem lästigsten

unter den drei Ordensgelübden eine Nase drehen wird. Aber vielleicht tun wir dem Biedermännlein Unrecht, indem es einst möglicherweise nicht zur Kategorie der Diden, sondern( nachdem es die Weltlust sich genügend hat austoben lassen und dem Teufel gegeben hat, was des Teufels) zu derjenigen der Dünnen gehören wird. Der freiheitbegeisterte Poet Anastasius Grün   hat die schwarze Garde seiner Heimat in diese beiden Kategorien eingeteilt in seinem Gedicht: Die Dicken und die Dünnen. Es lautet:

Fünfzig Jahre sinds, da riefen unsre Eltern zu den Waffen: Krieg und Kampf den dicken, kugelrunden, feisten Pfaffen! Auch in Waffen stehen wir Enkel; jezt doch muß die Losung sein: Krieg und Kampf den dünnen, magern, spindelhagern Pfäffelein! Aber wo gabs größere Arbeit, welcher Kampf bot mehr Gefahren? Wo galts fester auszudauern, wo galts flüger sich zu wahren? Lauthin schnaubt die plumpe Wildsau, wenn sie durch das Didicht kreucht, Aber leise kriecht die Viper, die nach deinen Fersen schleicht. Einst verschnarchten dice Pfaffen ganze Tag in süßem Schläflein, Jezt doch liegen auf der Lauer immer wach die dünnen Pfäfflein. Jene brüllten ihre Inbrunst heulend in die Welt hinein; Diese winseln ihren Jammer, Katern gleich im März, so fein. Mächt'gen, schweren Folianten glichen einstens jene Diden; Allgemeines großes Kochbuch" stand als Inschrift auf dem Rücken. Einem schmalen, kleinen Büchlein sind die Dünnen gleich, fürwahr! ,, Kurzgefaßte Gaunerstücklein" beut das Titelblatt euch dar.

Mit der Grobheit und der Dummheit hattet einst den Kampf ihr Alten; Doch der Artigkeit und Schlauheit müssen wir die Stange halten! Einstens rannten euch die Dicken mit dem Wanst die Türen ein; Doch es kriechen jezt die Dünnen uns durchs Schlüsselloch hinein. Längst schon hat ein tapfrer Ritter fühn der Diden Heer gebändigt, Und als goldner Stern des Tages jene finstere Nacht geendigt. Josef hieß der Stern und Ritter  , Wien   du kannst sein Denkmal sehn! Ach, und will denn gen die Dünnen nimmer solch ein Held erstehn? O, so steigt ihr Dicken wieder lebend aus der Todesurne! Doch mit altem, guten Magen! Werdet christliche Saturne Und verschlingt den magern Nachwuchs! O, dann sind wir beide los, Denn nicht lange mehr kann leben, wer solch gift'ge Kost genoß. St.