unglückten Dame, in welcher man seine Frau erkannt haben wollte, zu rekognosziren. Nach den furchtbaren Tagen und Nächten, die er durchlebt hatte, konnte diese Nachricht ihm kaum noch Entsezen bereiten. Er war auf das Aergste gefaßt gewesen, eine starre Resignation war alles, was er empfand. Unverzüg lich reiste er nach dem genannten Orte ab. Der Abschied zwischen ihm und Gertrud war unter diesen Umständen hastig und kühl. Er versprach wiederzukommen und ihre Verhältnisse zu ordnen. Alles, was er an baarem Gelde entbehren konnte, ließ er ihr.
Eine schreckliche Stunde war ihm noch vorbehalten, als er in der Frühe des nächsten Morgens sein Ziel erreichte. Ein Blick auf den entstellten Leichnam genügte, um sein Weib, sein Teuerstes auf Erden, von dem er sich nur einen furzen Augenblick zu einer anderen verirrt hatte, zu erkennen. tränenlos stand er an der Leiche und starr und tränenlos brachte er die nächsten Tage hin, immer Klaras lezten Augenblicken
Starr und
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nachgrübelnd. Ihr Tod war für ihn kein Rätsel. Wer so geliebt hatte wie sie, konnte das Glück des Herzens nicht überleben. Endlich mußte er daran denken, sein Dasein wieder neu einzurichten. Nach der Reichshauptstadt kehrte er nicht zurück. Er übertrug einem befreundeten Rechtsanwalt das Ordnen von Gertruds Angelegenheiten und dieser selbst sezte er ein Jahrgeld bis zu ihrer Wiedervermählung aus. Die Art, wie sie alles annahm, ja, wie sie ihre Unzufriedenheit mit den Anordnungen äußerte, überzeugte Franz nur zu sehr, daß Genußsucht und Eigennuz ihr Spiel mit ihm getrieben hatten und daß der kurze Rausch durch den Tod seines Weibes mit einem furchtbar hohen Preis erkauft worden sei.
Nach Jahresfrist schickte Gertrud eine Verlobungsanzeige. Das Verhältnis löste sich jedoch bald wieder auf und erst nach vollen fünf Jahren gelang es ihr, einen alten reichen Witwer zu erobern.
Franz blieb unvermählt.
Mit einleitenden Bemerkungen zur Frage der kulturellen Bunächst ging Zwingli an die Abschaffung dessen, was er als Mißbrauch beim kirchlichen Ritus ansah.
Um die Anhänglichkeit des Volkes an das Hergebrachte möglichst zu schonen, ging er jedoch nur in vorsichtigen Schritten bom Unverfänglichsten aus.
So führte er vorerst eine deutsche Taufagende an Stelle der lateinischen ein und bereitete dann seine Gemeinde auf die Abschaffung der Messe vor, unter anderem durch die Schrift " De canone Missae epichiresis", in der er auch zum erstenmal ſeine eigene Auffassung von der Art, wie die Abendmahlfeier gehalten werden solle, durchblicken ließ.
Bedeutung der Reformation. Von Bruno Geiser.
( Schluß.)
mit der Einsezung Christi mit vielen Mißbräuchen gehalten worden sei.
Nun war die Zwinglische Reformation als festbegründet zu betrachten, und dieser Tatsache gab die im November 1523 erfolgende Veröffentlichung der Zwinglischen Schrift„ Eine kurze christliche Anleitung" zur allgemeinen Darnachachtung in Glaubenssachen deutlichen Ausdruck.
Im Laufe des nächsten Jahres wurde mit der Umgestaltung
des Gottesdienstes Ernst gemacht. Die meisten Aeußerlichkeiten, wie das Weihen von Palmen, Salz, Wasser, Kerzen und Kräu
tern, das Trauer- und Vespergeläute, selbst das Orgelspiel und
die lezte Delung wurden abgeschafft, und die Abendmahlsfeier wurde„ nach Art der Einſezung Jesu und dem Gebrauche der Apostel und der ältesten Kirche" reformirt und nur als Ge
Indessen begann das von Zwingli zur Reformation auf gerufene Volk über die durch das Zeitbedürfnis bedingten Ziele schießen, der unwissenden und roh veranlagten Neuerern meist dächtnisfeier beibehalten. der Bewegung in jenem unverständigen Fanatismus hinauszunur zum Schaden der Sache, welcher sie zu dienen meinen,
eigentümlich zu sein pflegt.
die Altäre und Bilder in den Kirchen. Die sinnlose Wut dieser Fanatiker richtete sich zunächst gegen Plözlich wurden hier
und da Lampen in den Kirchen zertrümmert, die Weihwasser
Ueber diese Auffassung des Abendmahls gerieten die Refor matoren unter einander in Streit. Luther verlangte, der Christ
solle glauben, daß er beim Abendmahle den wirklichen Leib Christi genieße, was Zwingli als sinnlos bezeichnet hatte.
des
die
in
eine von Ludwig Hezer geschriebene wirkliche Hezschrift, be- gewohnter Grobheit über ihn her,„ verdammte ihn als den vertitelt:„ Urtel Gottes, unsres Ehgemahls, wie mit sich mit allen derblichsten Kezer, als den echten und wahren Antichrist, gegen stürzung eines großen Kruzifires hinreißen. Gözens- Bildnissen halten soll," mit einigen Genossen zur Um
Nun mußte der Rat einschreiten: Hottinger und Genossen wurden in Haft gebracht; aber da die Prediger, Zwingli voran, die Tat zwar verdammten, die Täter aber nicht allzu hart ver urteilt wissen wollten, so famen sie mit dem Leben davon.
Aus der Verlegenheit, in welche ihn die rohe Bilderſtürmerei gegenüber der fatolischen Kirche und ihren treuen Anhängern ge
den der Pabst als ein Engel des Lichts und das katolische Dogma als lauterste Wahrheit erscheine."
Zwingli antwortete anfang 1527 verhältnismäßig sehr ruhig, aber mit siegreichen Gründen, und fand so viel Anerkennung, daß er hoffen durfte, seine Anschauung bald überall die lutherische überwinden zu sehen.
Der Schriftenstreit ging lange herüber und hinüber, und er führte insofern zum Siege Zwinglis, der sich in der
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daß er der züricher Reformation
bracht hatte, suchte sich der Züricher Rat durch Anberaumung Art, wie er den Kampf führte, seinem wittenberger Gegner einer neuen Disputation auf den Oktober 1523 zu ziehen, bei überlegen gezeigt hatte, der es herging wie bei der ersten, ein schon vor Beginn eine ebenbürtige Stellung neben der lutherischen eroberte. der Disputation, der nicht weniger als 900 Personen beiwohn
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ten, fertiges Urteil wurde mit leichter Mühe plausibel gemacht,
Jm Oftober 1529 fam es zu einer persönlichen Begegnung von Luther und Zwingli . Die Anhänger beider wollten eine
da weitaus die größte Zahl der Anwesenden Zwingli und seiner Vereinigung der reformirten Kirche herbeiführen. Aber daraus
Sache geneigt war.
wurde nichts, obgleich beide Reformatoren die Uebereinstimmung
Der Beschluß lautete:„ Die Bilder und Gözen, welche durch ihrer Fundamentallehren zugaben. überwunden, sollen durch die Obrigkeit, jedoch ohne Aergernis, feier die menschliche Vernunft stand, konnte hierin nicht nach
geben, und Luther hat überhaupt nie in seinem Leben nach
Dies war das Resultat des ersten Tages der Disputations- gegeben und nie der Vernunft eine entscheidende Stimme ein
Messe zuleibe, indem die Tese fast einstimmig angenommen
Ursprünglich war er zwar durchaus derselben Ansicht, wie sie