Im Mai 1529 gab der Ueberfall, welcher von päbstlicher Seite wieder den Pfarrer Jakob Kaiser von Zürich   verübt wurde, und die Verbrennung dieses Mannes der Reformation den Anlaß zum Beginn der kriegerischen Feindseligkeit. Zürich  schickte seine Krieger wie angenommen wird, einem von Zwingli  selbst entworfenen Operationsplan folgend, nach verschiedenen Richtungen wider die feindlichen Kantone aus. Zwingli  selbst zog nicht als Prediger, sondern als waffengerüsteter Kämpfer mit der 4000 Mann starken Hauptmacht an die zuger Grenze.

Am 10. Juni sollte es zur Schlacht kommen, da gelang es dem als Friedensstifter herbeigekommenen Landammann Artli von

Glarus noch einmal zu vermitteln. Zwingli   war damit zwar sehr unzufrieden, denn seiner streitbaren Natur widerstand das stete Umgehen des offenen Kampfes mit Feinden, mit denen er einen dauernden und ernsthaften Frieden doch für unmöglich hielt. Darum formulirte er seine Vorschläge für die Friedens­bedingungen so scharf als möglich; Freiheit für die Predigt des Evangeliums in der ganzen Eidgenossenschaft, Auffündigung aller Sonderbündnisse, insbesondere der mit Desterreich, Verbot der Pensionen vom Auslande her und strenge Bestrafung der Förderer des Pensionswesens in den fünf feindlichen Kantonen.

Die Friedensliebe und die Schen vor einem Kriege der Eidgenossen untereinander war trozdem stark genug, es noch einmal zu einem Frieden, dem sogenannten ersten Landfrieden

vom 25. Juni 1529 zu bringen, freilich auf wesentlich gemäßigte Ansprüche von Seiten Zürichs hin, dem ohnehin dabei das

lebergewicht über seine Feinde und Freunde zufiel.

War es nun Zwingli   nicht gelungen, die päbstlich gesinnten Eidgenossen mit dem Schwerte   zu unterwerfen, so richtete er sofort sein Streben auf höhere politische Ziele.

Der Zusammenstoß mit Luther   in Marburg   bot ihm dazu willkommenen Anlaß. Er dachte an ein großes Bündnis wider das spanisch- österreichische Kaiserhaus und suchte dazu zunächst

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Die Mißachtung der Feiertage ward mit einer Buße von zehn Schillingen belegt, die Zahl der Wirtshäuser sehr bedeutend vermindert; alles Spiel, es sei mit Karten, Würfeln, Bretten  , Schachen, Kegeln, Wetten, Grade- oder Ungradmachen u. f. w. bei Strafe einer Mark Silber   unbedingt verboten.*)

s.

Das war nun eine arge Tyrannei, welche das Volk von Zürich   und auch manches Mitglied des Rats, auf den sich die teologische Herrschsucht des in seinem Machtbewußtsein mehr und mehr sich aller Rücksichten entledigenden Leutpriesters auch ers streckten, heftig gegen Zwingli   einnahmen und ihm empfindliche Reibungen innerhalb seines bisherigen Anhängerkreises zuzog.

Aber der Reformator wich und wankte nicht, er trieb sogar

Zürich   noch zu gewalttätigem Vorgehen gegen die eifrigst kato; lischen Kantone an. So riß lezteres die Hoheitsrechte des Abts von St. Gallen   wider offenbares Recht an sich und vers faufte die Gebäude und die Schäze des Klosters zu eigenem Nuzen. Die katolischen Kantone konnten es sich jezt nicht länger mehr verhehlen, daß es um ihre selbständige Existenz geschehen sei, wenn sie sich nicht mit Waffengewalt zur Wehre ſezten. Da sich nun auf dem zu dieser Zeit zusammengekommenen Reichs­tage zu Augsburg   zeigte, daß Zwingli und die Seinen von den Mächtigen im Reich keine Unterſtüzung zu gewärtigen hatten, so getrauten sich die fünf feindlichen Kantone nun wieder offen gegen Zürich   vorzugehen.

Zwingli   trat mit einem neuen großen Plane hevor: die Gibe Zürich   beantwortete Feindseligkeit mit Feindseligkeit und genossenschaft von Grund aus umzugestalten und alle Kantone

der Herrschaft von Zürich   und Bern   zu unterwerfen.

auf,

-

Das rief alle seine Feinde, auch in Zürich   selbst, gegen ihn ihn nannte man nun allerorten den Störer des eid­26. Juni von dem großen Nat seine Entlassung verlangte genössischen Friedens, und man ſezte ihm so hart zu, daß er am Zürich   verlassen zu wollen erklärte.

und

Da verstummite wenigstens in den Züricher   Behörden seine den Herzog Ulrich von Würtemberg, den Landgrafen Philipp Gegnerschaft, man bewog ihn zu bleiben und unterwarf sich von Hessen   und den Stadtmeister Jakob Braun von Straßburg   wieder ganz seinem Einflusse, den er dazu benuzte, jedes Nach

zu bewegen.

Die Fürsten sollten dem Bunde Sachsen und die übrigen Gegner des Kaisertums in Mittel- und Niederdeutschland zu­führen, indes Zwingli  , als Leiter der Politik Zürichs  , die refor mirten Kantone der Schweiz   und die süddeutschen Reichsstädte

geben den katolischen Kantonen gegenüber unmöglich zu machen. Aber es zu einem Bündnis wider dieselben oder auch nur zu ernstlichen Rüstungen in Zürich   selbst zu bringen, gelang ihm

nicht mehr.

Daher stand Zürich   im Oktober, als ihm plözlich die wohl

gewinnen wollte und selbst Venedig   und Frankreich   mit in die gerüsteten feindlichen Städte den Krieg erklärten, allein und

Koalition ziehen zu können hoffte.

Glückte der gewagte Plan, so sollte über den Kaiser her gefallen, derselbe seiner Würde beraubt und Landgraf Philipp

höchst ungenügend vorbereitet an der Schwelle blutiger Ent

scheidung.

an seine Stelle gesezt werden; Zwingli   wäre alsdann in der sammelt. Am 11. rückten die schlagfertigen Mannschaften Zürichs  

Tat das geistliche Haupt des gesammten Reichs und der evan­

gelische Pabst geworden.

-

Indessen scheiterte das großartige Unterfangen schon in den gerüstet mitten unter ihnen.

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Am 10. Oftober hatten sich die Feinde bereits bei Bug ge von 4000 Kriegern nur 700 unter dem Befehle Rudolf Lavaters aus der Stadt; Zwingli   hoch zu Roß und schlacht Diesmal sah er nicht siegesgewiß in die Zukunft, wenigstens Frankreich   verweigerten höflich aber entschieden genug ihre Mit- nicht für seine Person. Dennoch trieb er zum Angriff. wirkung und schließlich kam es nur zu einem Bunde Zürichs   es tam zur Schlacht, in der den Zürichern nur 2000 Kämpfer

mit dem Landgrafen.

Die hohe Politik hinderte Zwingli   nicht, in Zürich   die

fortzufezen.

gegen 8000 Feinde zur Verfügung standen. Der ungleiche Kampf war bald entschieden,

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Und

die Züricher  

Reformation an Haupt und Gliedern, so wie er sie auffaßte, flohen und Zwingli   lag zu Tode wund mitten unter einem Am 26. März 1530 trat auf sein Betreiben ein Sitten Todesstoß, welchen ihm ein unterwaldener Hauptmann verfezte. Haufen Toter und Sterbender. Tapfer bot er die Bruft dem gesez in Kraft im Namen Jesu Christi   unseres Seligmachers, Am folgenden Tage wurde der Leichnam des Kezers gevierteilt

ihm zu sonderem Lob und Wohlgefallen", weiches u. a. jeder­mann aufs allerernstlichste zum wenigsten" den Besuch des

und verbrannt.

Seiner Reformation vermochten die Feinde nichts anzuhaben. daß die Zuwiderhandelnden bis sie sich zum christlichen Ge- stehen und behauptete ihre ebenbürtige Stellung neben der Gotteshauses an jedem Sonntage unter der Drohung anbefahl, Wie er furz vor seinem Tode vorausgesagt hatte, blieb fie be

horsam ergeben" von Zunft und Gemeinde ausgeschlossen, ihnen der Genuß der bürgerlichen Nuzungen entzogen, in der Stadt die Ausübung ihres Gewerbes oder Berufes untersagt werden solle.

Reformation Luthers  .

*) Evangelische Realencyclopädie, Bd. XVIII, S. 753.