„ Sie verstehen, ich würde einen hohen Wert darauf legen, mit ihm in Verbindung zu treten. Der Mann scheint begabt und kenntnisreich."
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„ Gewiß, er scheint auch ein Mann von Karakter zu sein, und als solcher würde er eine gewisse Herrschaft über das Volk auszuüben im Stande sein. Sehen Sie, Exzellenz" er zeigte ein Heft vor" hier haben wir eine Broschüre dieses Verfassers, es ist eigentlich nur ein Auszug aus seinem größeren
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Werke, zugleich in populäre Form gebracht, auch darnach ist schon Nachfrage, und aus den Provinzen sind ganz ansehnliche Bestellungen darauf eingelaufen."
Der Graf besah aufmerksam die Broschüre. " So, so," sagte er nachdenklich,„ nun, ich werde auch die Broschüre mitnehmen."
Noch an demselben Abend war der feudale Graf mit der Lektüre dieser sozialpolitischen Erörterungen beschäftigt.
( Forts. folgt.)
Der Parzellenbauer ist noch immer das Ideal der Mehr zahl unserer modernen Staatsmänner. Die Ursache davon ist nicht schwer zu entdecken; die bäuerliche Bevölkerung ist heute am leichtesten zu regieren im Vergleich zu den übrigen Klassen der Gesellschaft. Der trozige Widerstand des Großgrundbesizers und Großkapitalisten, der sich fühlbar macht, sobald es sich um Interessenfragen handelt, ist bei dem Bauer eben so selten, wie die Beweglichkeit und die Unruhe des städtischen Proletariats. Der Bauer hat wenig oder kein Verständnis für die modernen Fragen, welche die übrigen Klassen so sehr in Bewegung sezen. Wir wollen damit nicht sagen, daß allen Bauern dies Verständnis abgehe; bei der großen Mehrzahl ist es aber sicherlich der Fall. Der Parzellenbauer ist kaum weniger als der frühere Hörige, ein glebae adscriptus, ein an seine Scholle gefesselter Mensch, mit dem Unterschied, daß er heute, wenn er will, sein Vaterland verlassen und sich über dem Meer ein neues Heim suchen kann, was ihm früher nicht so leicht war. Das fleine Stück Boden, das dem Bauer gehört, nimmt ihn ganz in Beschlag, und er ist nicht gewohnt, seine Blicke auf Dinge zu richten, die außerhalb seines engen Interessenkreises liegen. Naive Poeten haben das Leben des Bauern auf seiner Scholle als das schönste gepriesen; die nüchterne Nationalökonomie denkt darüber anders. Der Bauer hat einen schweren Kampf ums Dasein zu führen, und seine harte Arbeit lohnt sich in den meisten Fällen nur gering; daraus und aus den Nachklängen früherer Zustände, da der Bauer den raubritterlichen Adel mit seinen Frohnden und seinen Abgaben erhalten mußte, hat sich bei dem Bauer das verhärtete Vorurteil erhalten, als lebten alle
nicht bäuerlichen Glieder der Gesellschaft auf seine Kosten, ein Vorurteil, das sogar einmal in wissenschaftlichem Gewand auftrat in der Schule der sogenannten Physiokraten, welche behaupteten, daß der Grund und Boden die Quelle allen Reichtums sei.
Das Naturell des Bauern ist in der Verwachsenheit mit seiner Scholle ein konservatives geworden; er klammert sich mit
von Neuerungen, und seien sie ihm noch so nüzlich, ist ihm nur schwer ein Begriff beizubringen. Daher ist er die Freude kon
weil an seinem Schädel Ideen
Die Parzelle, das Grundstück des Kleinbauern, steht zunächst im Widerspruch mit der klaren Tendenz des großen Eigentums, das kleine, zersplitterte an sich zu ziehen, eine Tendenz, die auf eben so natürlichen Voraussezungen beruht, wie das Gesez der Schwere, die Gravitationsteorie. Aber es hat sich bei uns in Deutschland auch die Bevölkerung gewaltig vermehrt und vers mehrt sich noch; bei aller Massenarmut ist doch die Lebenshaltung im Ganzen eine andere geworden. Den Ansprüchen, welche die Ernährung der Gesellschaft heute an Grund und Boden stellt, kann durch das Parzellensystem nicht genügt
werden.
Um alle diese Teorien fümmert sich der Parzellenbauer so wenig wie um den Mann im Monde. Um so empfindlicher muß er die rauhe Hand der Wirklichkeit verspüren. In Wirklichkeit herrscht heute in der breiten Masse des Grundbesizes die Par zellenform vor, aber sie ist schon vielfach untergraben und ver liert alljährlich mehr an Terrain. An gewissen Punkten hat sich ein wohlhabender Bauernstand, durch besondere Verhältnisse begünstigt, noch zu erhalten gewußt; das ist aber schon eine Seltenheit im Verhältnis zum Ganzen. Man vernimmt Beschwerden und Klagen von allen Seiten. Hier beschwert man sich über Verschuldung der Grundstücke, dort über die Verwüstungen, welche die Güterausschlächter anrichten; hier flagt man über die geringe Rentabilität des Bodens, dort über die allzugroße Abgaben last, hier über die steigende Zahl der Zwangsverkäufe von Grundstücken und anderwärts über das Mißverhältnis der allgemeinen Waarenpreise zu dem Durchschnittseinkommen des Landmannes. Masse der Taglöhner, wollen wir hier nicht sprechen; dies verVon der Situation des ländlichen Proletariats, von der großen dient ein eigenes Kapitel und ist eines der traurigsten.
Wir
haben es nur mit dem Parzellenbauer, dem Kleingrundbesizer,
Die Situation der Bauernschaft ist natürlich in den ver schiedenen Provinzen Deutschlands verschieden. habende Bauern findet man in Oldenburg , wo aber in neuerer
Recht wohl
sein Vater und Großvater getrieben hat, will er es auch machen; burg, wo sich auf den mittleren Bauerngütern noch patriarchalische Verhältnisse mit ihren Vorzügen und Fehlern vorfinden, in Hol stein, wo der Bauer verhältnismäßig viel Anteil an den öffent gewöhnlich wirkungslos abprallen; er bleibt ein Verehrer der erschreckende Armut herrscht unter der Landbevölkerung gewisser Teile von Schlesien und Sachsen ; desgleichen vielfach in Thü hat man ihn ganz. Wir haben ja schon oft gesehen, wie es so Süddeutschland gibt es eine Menge von bäuerlichen Gemeinden, ringen, auf der Rhön , im Taunus , im Odenwald u. s. w. Ju ging; wenn man nun gar, wie gegenwärtig bei uns in Deutsch die noch Gemeineigentum haben, jene Form von Grundbesiz, würfen betont, daß der Grundbesiz entlastet, das bewegliche besiz war früher sehr ausgedehnt; jeder Gemeindebürger hatte
alten Autoritäten, die ja sein Großvater schon verehrt hat, und wenn ihm gelegentlich ein Schmeichelwörtchen gesagt wird, dann
da muß der Bauer schon glauben, es sei nun ein goldenes Zeit stenz garantirt. alter für ihn im Anzug.
Man vergißt yur zu leicht, daß allein diejenigen ökonomischen
Formen einen Anspruch auf Dauer haben, die sich mit dem allgemeinen Entwicklungsprozesse in Einklang befinden. Und was
stenz garantirt. Die neuere Gestaltung des Grundbesizes hat auf das Allmendwesen zerstörend eingewirkt. In einigen Städten fannten Hauberge in Westfalen fallen in diese Richtung. Das Göppingen und Freudenstadt in Württemberg . Auch die behat heute überhaupt Dauer im wirtschaftlichen Leben, da jede Allmendwesen liefert den Beweis, daß es bei gemeinsamer Boden neue Periode uns neue und tiefgreifende Umgestaltungen bringt? bewirtschaftung durchaus nicht an jenem Tätigkeitstrieb fehlt,