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Mechanikerdamit bezeichne ich diejenigen, welche Mechanik studirt haben und zu denen unter anderen die praktischen Maschinen- Ingenieure gehören- und die Partei der Nichtmechaniker*). Während die erstere Partei, um bei dieser Bezeichnung zu bleiben, vollständig von der Unmöglichkeit eines irdischen Werkes, das ewig von selbst umläuft, überzeugt ist und sich grundsäzlich nicht mit der Erfindung eines solchen befaßt, steckt die andere tief in der Ungewißheit, zweifelt und hofft, und hält die Sache noch gar nicht für so ausgemacht. Zudem sind einzelne Auserwählte aus den Reihen dieser Partei permanent, Tag und Nacht nämlich, an der Arbeit, den Konstruktionsprinzipien des Perpetuum mobile auf die Spur zu kommen. Ich schäze die Anzahl dieser Auserwählten in Deutschland allein auf tausende. Vielfach ist der Beweggrund zu jenen Bestrebungen der, durch eine möglichst unerhörte Erfindung mit einem Schlage steinreich zu werden. So steht es z. B. in diesem Augenblick mit einem Fabrikanten meines Wohnorts, der noch vor kurzem hinter verschlossenen Türen mit einem Schlosser an der Lösung des Problems arbeitete, um mit einem Werke gedachter Art seinen zerrütteten Finanzen aufzuhelfen.
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wie in vergangenen Jahrhunderten Gelehrte und Einfältige an die Möglichkeit glaubten, die Zusammensezung des Goldes aus gemeinen Stoffen entdecken zu können.
Eine Ursache anderer Art, eine immer wiederkehrende und wirksame, so lange es ununterrichtete Menschen geben wird, ist in den fehlerhaften, oberflächlichen Vorstellungen zu suchen, die sich Handwerker und andere von dem Wesen und der Wirkungs weise der sogenannten einfachen Maschine bilden. Mit Hebel, Differenzialrad und Schraube meint man alles machen, Bewegung von Maschinenteilen kostenlos unterhalten, wirkliche motorische Kräfte ersezen zu können. Man weiß, daß z. B. mit einem Hebel oder mit differenziellen Räderwerken geringe Kräfte beliebig in schr große oder umgekehrt geringe Geschwin digkeiten in große verwandelt werden können, wie der Hebebaum, das Brecheisen, die Winde, die Nähmaschine u. s. w. zeigen. Daraus schließt man fälschlich auf die beliebige Vermehrung und Vergrößerung der Kraftwirkungen überhaupt. Dort steht ein Drechsler an seiner Drehbank. Mit ein paar Fußtritten erhält er das Tretrad derselben in bedeutendem Schwunge. Er sinnt und sinnt, wie er die paar Fußtritte, die Wie man auf den Gedanken geraten konnte, eine Maschine das Rad für die Fortsezung der Drehung braucht, durch einen verfertigen zu können, die von selbst, aus eigener Kraft, ohne Hebelmechanismus besorgen lassen kann, der seinerseits den An Unterbrechung bis an das Ende der Tage läuft, ist verschieden trieb von dem offenbar sehr kräftigen Schwunge des Rades zu erklären. Mit der Einführung der Räderuhren im 14., 15. empfängt. Nicht, wie man glauben könnte, um dann damit die und 16. Jahrhundert**) war eine Veranlassung für allgemeinere Drehbank zu treiben so weit versteigt sich seine Hoffnung Verbreitung perpetuum- mobilistischer Ideen gegeben. Die ersten noch nicht nein, vorläufig denkt er nur an die einfache AnRäderuhren wurden, wie noch heute die meisten stationären dauer der Radbewegung. Später, wenn dieses erreicht und et Uhren von Gewichten betrieben. Der noch nie gesehene stunden- funden ist, kann man es ja durch„ Verbesserungen" vielleicht so und tagelange Lauf, die regelmäßige Bewegung eines solchen weit bringen, daß noch etwas getrieben werden kann. So wie Uhrwerks, der Ausschlag des rastlosen Perpendikels entzückte diesem intelligenten Drechsler oder ähnlich ist hunderten und offene, empfängliche Naturen, wie jezt noch die Kinder vielfach tausenden die Versuchung, das große" Problem" durch gründ
beim ersten Erwachen der Reflexion eine Uhr mit höchstem Interesse betrachten. Ich kannte einen Knaben, der buchstäblich stundenlang still und aufmerksam dem Fortrücken der Zeiger und
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liches Nachdenken zu lösen, nahegetreten.
Dagegen verhalten sich, wie schon berührt, die Techniker dem Gang des Räderwerks einer von den Eltern neuangeschafften drückt sich diese negirende Stellung nicht etwa durch hin und dem Perpetuum mobile gegenüber durchaus ablehnend, und zwar Wanduhr zuschauen konnte. Auch unseren Voreltern vor vier- her erscheinende kritische Abhandlungen in technischen Zeitschriften, der neuen Zeitmesser unerhört und wunderbar genug vorge- bieten des Faches diskutirt werden, oder durch sonstige Erör kommen sein. Aber dem europäischen Menschen wird das Neue terungen in spezifisch technischen Kreisen aus, sondern sie drückt mit der Zeit alt und das Unerhörte, Wunderbare natürlich und sich einfach dadurch aus, daß unser Gegenstand im Ernst sen selbstverständlich", und es entsteht das Bedürfnis nach weiteren nicht mehr erwähnt wird. In einem längeren Gutachte kannte, verborgene Neuheiten und Wunder ist stets im Gefolge ihren Untersuchungen über die Frage der Reform des Erfin des Amerikaners Haseltine, welches die englische Regierung bei eingetretener Entdeckungen und Erfindungen gewesen. Das dungspatentwesens im Jahre 1872 mit eingefordert hatte, heißt lebendige Mechanismen wurde zum guten Teil durch die Räder reichend, zahlbar zwei Pfund Sterling bei der Einreichung des Gesuches und drei Pfund Sterling bei der Patenterteilung; Uhren als Zeitmesser praktisch zu vervollkommmen, ein anderer Sterling erhoben werden; dadurch werden unsinnige( insensate) Während ein Teil der alten Mechaniker bestrebt war, die außerdem kann alle drei Jahre eine Tage von fünf Pfund Patente, wie z. B. auf Perpetuum mobile aus der Welt ge
Neuheiten und Wundern. Die Idee, der Glaube an noch unbe
uhren erweckt.
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Teil diese Werke, besonders die Turmuhren man denke an die Uhr des Straßburger Münsters mit allerlei beweglichem Beiwerk umdichtete, eine dritte Gruppe sich auf die Konstruktion
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schafft."
von Spielereien, Automaten mit Uhrwerken: tanzenden, schrei-| Tatsache, daß schon viele hoffnungsvolle Existenzen über den Angesichts dieser Stellung der berufensten Kreise und der benden, gestikulirenden Menschen, laufenden und bellenden Hunden, schnarrenden und rollenden Mysterien des Perpetuum mobile Richtung an die Erfindung von Uhrwerken, die gar nicht auf- es zweckmäßig sein, auf die wissenschaftliche Seite der Frage zu Grunde gegangen oder schwer geschädigt worden sind, wird
schwimmenden Enten u. dgl. verlegte, machte sich eine vierte
gezogen zu werden brauchen, und die Herstellung einer ewig gehenden Maschine wurde zur Lebensaufgabe, zur„ firen Jdee" so manchen strebsamen Meisters der alten Uhrmacherei. Man glaubte und glaubt noch heute
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etwas tiefer einzugehen.
Zweierlei Wege gibt es für die Erkenntnis des Tatsäch lichen: die unmittelbare Empirie, d. h. die Ueberzeugung durch volle, noch unbekannte Kombinationen von Mechanismen oder Verwendung und Verwertung von erfahrenen Tatsachen. Man an geheimnis Augenschein und durch die Sinne überhaupt und: die logische noch unentdeckte Mechanismen selbst, die wirksamer und wunder- bezeichnet gewöhnlich den ersteren Weg als den der Praxis, barer als Hebel, Differenzialrad und Schraube die Bedingungen die praktische Erkenntnis, und den anderen als den teoretischen, für Krafterhaltung und Kraftvermehrung in sich tragen, ähnlich spekulativen Weg, als Teorie; doch sind im Grunde genommen
*) Es gibt nämlich Mechaniker, welche keine Mechaniker sind, d. h. die keine Ahnung von der Wissenschaft der Mechanik haben.
**) Nach einigen Schriftstellern sind die Räderuhren von dem Italiener Pacificus von Verona um das Jahr 850, nach anderen von den Sarazenen erfunden, von denen sie die Kreuzfahrer nach Europa gebracht haben.
beide Wege praktisch, denn beide beruhen auf der Erfahrung. Teorie ist nichts weiter, als systematische, geordnete, vernünftige Praris, geordnete Verwertung und Anwendung der Erfahrung. wogegen alle Arbeit ohne Teorie nur planlose Bergeudung von
Zeit und Arbeit darstellt.
Auf jedem dieser Wege gelangt die Menschheit schließlich