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Allein der Alte hat es immer abgelehnt. Er will in dem bescheidenen Hinterstübchen wohnen bleiben, wo er die guten und schlimmen Zeiten seines Lebens verbracht, wo er gearbeitet, gesorgt, gedarbt und gerungen hat, und wo heute die Sonnenstrahlen so traulich durch die halbblinden Scheiben fallen. Dem Alten ist es heute doppelt behaglich zu Mut, denn seine Kinder haben ihn nicht vergessen. Ein duftiger Strauß steht auf dem Tisch und von auswärts ist eine vielversprechende Kiste ange­fommen, gewiß von dem ältesten Sohn, die zwei Flaschen feinen Wein und eine Kiste guter Zigarren enthalten hat. Einen Geburtstagskuchen hat die älteste Tochter gebacken, die mit ihrem Mann in demselben Hause wohnt und wir sehen, wie die lustige Truppe der Enkel erscheint, um mit dem Großpapa den Geburtstagskuchen zu teilen, wozu der gute Alte auch gern bereit ist. Der Künstler( Gustav Igler ) hat die Begierde der ungezügelten Jugend nach dem bevorstehenden Hochgenuß vortrefflich darzustellen gewußt; namentlich ist der eben erst zur Gratu­lation erschienene Herr Enkel so von dem Vorgeschmack des Geburts­tagskuchens hingerissen, daß er noch nicht einmal Zeit gefunden hat, seinen Hut und seinen mächtigen Regenschirm abzulegen, welch lezteres Familienstück er, wie es scheint, nur aus Ult" mit sich führt. Seine ältere Schwester, die den jüngsten Bruder auf dem Arm trägt, nimmt dagegen schon eine etwas geseztere" Haltung ein.

Es ist ein bescheidener und pflichtgetreuer Kämpfer ums Dasein, dessen Lebensabend der Künstler verherrlicht. In einem solchen Leben ist viel von Entsagung und wenig von Genuß vorhanden; es ist eine Art stillen Heldentums, das sich am Ende seiner Laufbahn mit einer so bescheidenen Vergütung für seine Mühen und Entbehrungen begnügen muß! Ach, und wie vielen wird diese geringe Vergütung nicht zu Teil.

A. T.

die sogenannten synoptischen Karten eingeführt, und dadurch, daß man mit Hilfe der Telegraphie täglich für einen großen Teil Europas solche synoptische Karten zeichnete, gewann man die Erkenntnis, daß die Ver= änderungen unserer Witterung von einer Aufeinanderfolge gewaltiger Luftwirbel abhängen, welche zumeist von West nach Ost über Europa hinziehen. Auf dieser Grundlage bauten nun schon seit längerer Zeit mit dem größten Eifer die europäischen Stationen und Institute der Meteorologie fort. Erstere spannen ihr Nez gegenwärtig schon so ziemlich über den ganzen Erdball aus, sind aber nirgends so zahlreich und auch nirgends besser organisirt und ausgestattet als in Nord­ amerika , wo die Offiziere aller Militärstationen die Pflicht haben, mittels der meteorologischen Apparate das Wetter zu beobachten und täglich nicht weniger als dreimal über den Barometerstand, die Temperatur, die relative Feuchtigkeit, die Richtung und Geschwindigkeit des Windes, den Zustand des Himmels, die Richtung des oberen Wolfenzugs und die seit der lezten Beobachtung gefallene Regenmenge dem Zentral­institute telegraphisch Bericht zu erstatten. Von dem in Washington befindlichen Zentralinstitute werden nun Sturmwarnungen an alle Hafenstädte und Wetterprognosen an ein paar Duzend sogenannte Verteilungszentren telegraphirt, d. H. an geeignet gewählte Städte, von wo aus mittels der Eisenbahnen, der Dampfboote und Posten gedruckte auf die Beobachtungen von 11 Uhr Abends basirte Wetterprognosen bis in die kleinsten Orte gesendet und bereits durch die Morgenblätter des nächsten Tages jedem, der Zeitungen liest, zu­gänglich werden. Ueber den gegenwärtigen Stand des meteorologischen Beobachtungswesens in Deutschland berichten wir später einmal. In der Schweiz , wohin uns unsere Illustration führt, wurden die meteoro­logischen Stationen mit Unterſtüzung der Bundes- und Kantons­regierungen durch die schweizerische naturforschende Gesellschaft gegründet und die Zentralstelle nach Zürich verlegt. Die Schweiz bietet besonders

Die Organisation der wissenschaftlichen Wetterbeobachtungen. günstige Gelegenheit zu meteorologischen Höhenbeobachtungen und diese

( Illustration S. 333.)

sind von hoher Wichtigkeit, da wir uns auf dem Boden des atmo­

tommen, welche ihre Ursache in den atmosphärischen Strömungen und

ſonſtigen atmosphärischen Vorgängen höherer Regionen haben. Möglichst hochgelegene, über ihre Umgebung frei emporragende Bergstationen sind daher von der allergrößten wissenschaftlichen Bedeutung; solcher Stationen befizt aber auch die Schweiz vorläufig unter der großen Bahl ihrer Höhenstationen überhaupt erst drei, nämlich die auf dem Gäbris in einer Höhe von 1253 Meter, die auf dem Rigi 1790 Meter, endlich die am 1. September 1882 eröffnete auf dem 2467 Meter hohen Säntis. Das Hauptinstrument der Säntisstation sehen unsere Leser vor sich, ein in London nach dem System Beckley hergestelltes Anemometer( Windmesser), welches auf der alten eisernen Signal­

Man läßt es sich heutzutage gewaltig sauer werden das Geschäftsphärischen Ozeans befinden, wo Witterungserscheinungen zur Geltung des Wetterbeobachtens und Wettererforschens, und man ist auf dem besten Wege allgemach, wenn nicht Wetter zu machen, so doch insofern Herr der Witterung zu werden, daß man sie durch Erkundung der Wege, welche Wind und Wetter nehmen, durch Erforschung der Weise ihrer Entstehung, und endlich durch Vorausverkündung der Zeit ihres Eintreffens an den verschiedenen Punkten ihrer Bahn ihnen gewisser­fann nun absolut nicht anders geschehen, als durch beständige Beob­maßen die Zähne ausbricht, sie vergleichsweise unschädlich macht. Das achtung der mit Klima und Witterung in irgend einer Beziehung stehen­den atmosphärischen Erscheinungen. Zu dieser Ueberzeugung war man schon vor langer Zeit gekommen; dies lehren die sorgfältig aufgezeich­nuten

pyramide auf der höchsten Säntisspize angebracht ist, welche leztere in ihrem Innern die Vorrichtung zur Registrirung von Geschwindigkeit und Richtung der Winde birgt und durch eine starke sechsseitige Holzver= schalung einen neuen Schuz gegen die gewaltigen Unbilden der Säntis­

Das Anemometer besteht aus vier, meist blechernen hohlen Halbkugeln, welche sentrecht an einem rechtwinkligen Kreuze befestigt sind, das sich um eine senkrechte Achse sehr leicht zu drehen vermag. Der Wind treibt nun die Hohlkugeln stets mit der konveren( erhabenen) Seite voraus im Kreise um und bewirkt, daß die senkrechte Drehachse mit Hilfe von Transmissionsstangen und Schrauben die Drehbewegung des Schalenkreuzes in die fortschreitende Bewegung eines Schreibstiftes verwandelt, der die Merkzeichen der Windgeschwindigkeit auf einem durch eine Uhr bewegten Papierstreifen notirt. Ebenso geschieht die Auf­

auf der Sternwarte zu Paris gemacht worden sind, und nicht minder Der Societas meteorologica palatina( pfälzischen meteorologischen Ge­die vom pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor herrührende Gründung sellschaft) zu Mannheim im siebenten Jahrzehnt desselben Jahrhunderts. witterung empfangen hat. Doch erst Alexander Humboldt brachte es dahin, daß man sich in wissenschaftlichen und auch vielfach in Regierungsfreisen für meteoro­logische Beobachtungen im großen mehr zu interessiren begann. Seinem Einfluß ist es zuzuschreiben, daß Friedrich Wilhelm III. von Preußen 1865 eine Kabinetsordre erließ, welche die Errichtung eines statistischen Bureaus befahl und als erste der 12 Aufgaben, welche diesem Bureau gestellt wurden, aufführte: Meteorologische Beobachtungen über die Lufttemperatur, physikalischen Einfluß auf das Wachstum des Getreides der Pflanzen, des Holzes 2c. Wirklich bedeutende Erfolge hätte die'| Meteorologie auch bei großartigster Organisation des Beobachtungs- zeichnung der Windrichtung, wobei die zwei auf unsrer Zeichnung her­wesens nicht zutage fördern können, wenn ihr nicht der Telegraph zu Hilfe gekommen wäre. Schon als der optische Telegraph erfunden worden, erwähnte der französische Deputirte zur Konstituante Romme­( 1793) einen der Dienste, welche die neue Erfindung zu leisten ver­möchte, die Möglichkeit, kommende Unwetter Küstenbewohnern und Landleuten zu ſignalisiren. Dieser wichtigen Aufgabe war jedoch erst der elektrische Telegraph gewachsen, und der österreichische Meteorologe Areil ist der erste, welcher sich Mühe gegeben hat, ein telegraphisch­meteorologisches Nez zu organisiren. An dem gewaltigen Sturm, der im Juli 1841 durch ganz Europa fegte, und in Süditalien am Vor­mittage des 17. Juli losbrach, in Prag jedoch erst ungefähr 30 Stunden

vortretenden Windflügel wieder zur Verwendung kommen. Die starke, eiserne, 12 Meter im Durchmesser haltende Galerie, welche in einer Höhe von 42 Meter das Anemometer umgibt, dient hauptsächlich dem Zwed, dasselbe gegen die zerstörenden Einflüsse starker Entladungen der atmosphärischen Elektrizität( Blizschläge) zu schüzen, und hat des­halb in gleichen Abständen sechs 3 Meter lange Blizableiterstangen zu tragen, von denen 7 Millimeter dicke Kupferdräte in die Erde hinab­gehen und mit dieser verbunden gute Elektrizitätsableitungen bilden. Dem auf der Säntisstation postirten Beobachter, Herrn John Beyer aus Hytwylen im Kanton Thurgau ist eine aufopferungsvolle Auf­gabe geworden, er hat da oben in weltferner Einöde zu überwintern,

später eintraf, nämlich am Abend des 18. nach 5 Uhr, wies er die weit alljährlich monatelang sich auf den Umgang mit seinen gelehrten In­

überlegene Geschwindigkeit elektrisch- telegraphischer Mitteilung gegenüber der Bewegungseile auch des stärksten Orfans nach. Aber auch jezt tam es noch immer nicht zu einer Organisation für die Zwecke der Meteorologie; erst Mitte der 50er Jahre begann man in den Ver= cinigten Staaten von Nordamerika , in Frankreich und in Italien von

Bitterungstelegramme

einer Reihe über die betreffenden Länder verteilter Beobachtungsstationen gelang es dem Direktor des niederländischen meteorologischen Instituts Buys- Ballot seine Regierung zu einer Berordnung zu bewegen,

an eine Zentralstation zu senden, und erst 1858

strumenten und dem Säntiswirt Dörz, der ihn nicht verlassen will, zu beschränken, auf alle nicht wissenschaftlichen Freuden der Welt aber ganz und gar zu verzichten.

E. A.

Mitteilungen aus dem Gebiete der Landwirtschaft. Enten als Gartenpolizei. Schnecken and Regenwürmer waren uns eine schreckliche Plage. Alles haben sie verzehrt oder beschädigt, unsere Erbsen, Bohnen, unseren Salat, furz alles Grüne in unserem

welche anbefahl, der Schiffahrt zu Nuzen regelmäßig telegraphische Garten. Wir versuchten alles mögliche, um uns von dieser Best, welche Witterungsberichte nach den Hafenorten zu befördern.

1863, später auch die übrigen Kulturländer. Von höchster Bedeutung für die Erkenntnis des Zusammenhangs der Witterungserscheinungen Dem Beispiel der Niederlande folgte England 1861, Frankreich ist nun die Einsicht, wie sich dieselben gleichmäßig auf einem größeren Teile der Erdoberfläche darstellen. Diese Einsicht zu gewinnen hat man

sich im Garten eingenistet hatte, zu befreien. Aber nur mit schwachem

Erfolge. Denn während wir in einem Teil des Garten3 der Jagd auf

das kriechende Wild oblagen und es dort ausgerottet hatten, war das= selbe in verstärkter Anzahl in den anderen Beeten erschienen. Wir wußten uns zulezt keinen Rat, bis wir uns erinnerten, daß die Enten große Freunde fetter Schnecken und Regenwürmer seien. Demgemäß