erfolgen und die Erde im lezten Stadium dieser Entwicklungs­epoche sein ein glutflüssiges Sphäroid, welches die Gashülle allseitig umgab. " Das wäre also etwa," wie Lasauly sagt, die Sonnenphase unseres Planeten gewesen".

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Bei einem bestimmten Grade der Abkühlung dieses Sonnen­förpers trat, wieder anfänglich an einzelnen Teilen der Ober­fläche, die Verwandlung des flüssigen Aggregatzustandes in den festen ein.

"

Dabei wird nun ein anderer bedeutungsvoller Umstand eine gewichtige Rolle gespielt haben: nämlich der, daß in dem Sphärvid, in dem alle Elemente und deren Verbindungen in einer schmelzflüssigen Lösung gleichzeitig vorhanden waren," und der im Verhältnis zu seinen elementaren Bestandteilen ein mittleres spezifisches Gewicht aufzuweisen hatte, bei dem Punkte der Erfaltung, wo eine Scheidung und ein Festwerden einzelner Stoffe oder Verbindungen beginnen konnte, diejenigen Elemente oder Elementarverbindungen zuerst erstarren mußten, die den höchsten Schmelzpunkt haben, d. h. bis zu einem sehr hohen Temperaturgrad im festen Aggregatzustande zu beharren ver­

mögen.

Es wird sich nun fragen, wie hoch das spezifische Gewicht dieser schwerstschmelzbaren und damit am leichtesten festwerden den Stoffe ist.

In folgender Tabelle stellt Prof. v. Lasauly die wichtigsten Elemente nach ihrem Schmelzpunkte und spezifischen Gewicht

zuſammen:

Zuerst die Schwermetalle, d. H. diejenigen Metalle, deren spezifisches Gewicht mehr als 5,0 beträgt:

Eisen

spez. Gewicht

Schmelzpunkt

Iridium . Platin Wolfram Nicel Mangan Kobalt

27000

.

23,0

20000

21,5

17000

16,6

16000

8,8-9

16000

.

7,2

14000

8,9

Kupfer

13-14000

8-9,0

12000 11000

7,6

.

19,3

1000-11000

10,5

4250

6,7

4120

7-7,2

3250

11,37

3200

8,6

2670

9,9

2250

7,3

-390

13,6

Gold

Silber Antimon

Bint Blei Kadmium

Wismut .

Zinn.

Quedfilber

Dann die Leichtmetalle und Metalloide:

20000

Silicium

Baryum Rotglut

*)

Aluminium

#

.

Calcium

Magnesium

Natrium Kalium Phosphor

2,1-2,6

3,6

2,56

1,5

Dunkle Rotglut

1,75

0,972

0,865

1,8-2,1

950 62,50 440

Aus dieser Tabelle ersehen wir, daß die Stoffe, welche am schwersten schmelzbar sind, meist auch ein sehr hohes spezifisches Gewicht haben, so Iridium , Platin, Gold, Wolfram u. s. w.,

weise an der Bildung der Silikate beteiligt sind, d. H. jener Kieselsäuresalze, aus denen die große Masse der Mineralien besteht.

Danach erstarrten an der Oberfläche des glutflüssigen Sphä­roids zuerst die schwersten Metalle und dann die Kieselsäure*) und die Silifate.

Jene schwersten Metalle nun waren viel schwerer als das ein mittleres spezifisches Gewicht aufweisende Gemenge, woraus das feuerflüssige Sphäroid bestand, sie mußten daher, durch den erhöhten Druck immer fester und starrer werdend, nach dem Mittelpunkt hin untersinken und sich um denselben als Erdkern herumlagern.

Die Kieselsäure und ihre Salze dagegen waren erheblich leichter als das feuerflüssige Gemenge, blieben deshalb auf der Oberfläche und vermochten allgemach eine feste, die ganze Erde umhüllende Rinde herzustellen, die von der darunter befindlichen Schmelzflüssigkeit getragen wurde.

Beide, Kern und Rinde, wuchsen bei fortschreitender Er­faltung des gesammten Sphäroids einander entgegen, indem sich alle ein höheres spezifisches Gewicht, als die zwischen Rinde und Kern liegende Schmelzflüssigkeit, habenden Elemente und Elementarverbindungen dem Kern und alle spezifisch leichteren der Erde in festem Aggregatzustande anlagerten; ein Vorgang, der die Möglichkeit sehr wohl zuläßt, daß sowohl in den erstarrten Schollen des Kerns als in denen der Rinde mecha­nisch eingeschlossen solche Körper zurückgehalten wurden, welche entweder spezifisch zu leicht waren, um sich selbständig an den Kern anzusezen, oder spezifisch zu schwer, um ohne jenen mecha­nischen Einschluß Bestandteil der Rinde zu werden.

Dieser Teorie der Erstarrungsvorgänge an unserm Erd­förper entspricht die Annahme einer Mittelzone, Medianzone, wie sie Lasauly nennt, welche zulezt erstarrt ist oder sich viel­leicht heute noch im feuerflüssigen oder doch wenigstens im sogenannten viscosen Zustande befindet, d. H. dem der Er­starrung vorangehenden Zustande der Halbflüssigkeit. Aus der Annahme der Eristenz einer solchen Medianzone lassen sich vulkanische Eruptionen und verwandte Naturerscheinungen auf das leichteste und ungezwungenste erklären.

Was nach der im Vorstehenden in gedrängtester Kürze ent wickelten Teorie, welche den heutigen Standpunkt der geologi­schen Wissenschaft in der Frage nach dem Erdinnern bezeichnet, zusammenfassend über dieses gesagt werden kann, ist nun nach Lasauly Folgendes:

1) Das Innere der Erde enthält eine intensive Wärme­quelle als Rest eines früheren heißflüssigen Zustandes.

2) Die Dichte der Erde läßt eine zonenweise Zunahme desselben nach dem Innern, also die Folge immer schwererer Schichten in der Erdfeste voraussezen. Auch das ist die Folge einer nur im schmelzflüssigen Zustande möglichen Anordnung. 3) Die Erde ist demnach ein erkaltender Körper und infolge dessen ein sich kontrahirender Körper.

4) Die Erde ist größtenteils fest, d. i. erstarrt. Zwischen der festen äußeren Rinde und einem festen Kern liegt eine

wenn auch der Grad ihrer Schmelzbarkeit nicht genau mit der zulezt erstarrte oder vielleicht noch in dem viscosen Zustande Höhe ihres spezifischen Gewichtes übereinstimmt, wie dies z. B. befindliche Medianzone.

beim Gold nicht der Fall ist, welches spezifisch schwerer ist als

Wolfram und doch bei erheblich geringerer Temperatur schmilzt ihren Schmelzpunkt um ein Bedeutendes überhizten Zustande. als dieses; des weiteren lehrt die Tabelle, daß mit den schwersten Durch Aufheben des auflastenden Druckes kann sie stellenweise Metallen diejenigen Elemente in der Schwerschmelzbarkeit oder,

in den leichtflüssigen Zustand zurückgeführt werden. Das Em

anders ausgedrückt, in der Fähigkeit, leicht fest zu werden, portreten flüssiger Laven ist kein Beweis für das Vorhandensein

fonfurriren, beziehentlich ihnen nahe kommen, welche vorzugs­

etwa um 4000, am ehesten bei Gesteinen, insbesondere kalkhaltigen, bei *) Die Rotglut beginnt so ziemlich gleichmäßig bei allen Körpern Flußspat schon bei 3000, und verwandelt sich bei 10000 Hize in Gelb­glut, bei 1200-13000 in Weißglut, welche leztere ihre größte Intensität

bei 1500-16000 erreicht.

eines flüssigen Erdinnern, das astronomisch und physikalisch un­wahrscheinlich ist.

*) Die Kieselsäure, Siliciumjäure oder Kieselerde, ist eine Verbin­dung von Silicium mit Sauerstoff; sie erscheint am reinsten krystallisirt als Bergkrystall, ferner als Quarz, Topas , Opal , Chalcedon , Feuer­ stein , Sandstein, Sand u. s. w.