aus dem Meere auftauchen und vor denen eine Kette größerer und kleinerer Inseln vorgelagert ist, und ließen dann unsere Blicke zu der rechtsseitig liegenden italienischen Küste hinüber­schweifen, der wir uns zusehends näherten. Am dritten Tage unserer Seereise, etwa um Mitternacht, haben wir Brindisi , den südlichsten Hafen Italiens am adriatischen Meere, erreicht und somit die halbe Strecke zurückgelegt. Schon eine Stunde vor her haben wir auf dem Vorderdeck gestanden und die sich lang= sam nähernde Küste beobachtet. Jezt zeigt sich ein Licht: der Leuchtturm wird sichtbar. Mehr Lichter folgen-die Stadt

Sie trägt ein entschieden südliches Gepräge.

Die Bauart der Straßen und Häuser beweist das. Wir fahren jezt in den Hafen ein. Am Lande ist alles still. Da mit einemmale ertönt ein Krach, dem lautes Schreien nachfolgt. Wir sind gegen ein Schiff gerannt und haben ein anderes ge­fährdet. Glücklicherweise ist die Sache nicht schlimm. Es hat etwas Kleinholz gegeben hüben und drüben, bei uns sind einige der das Sonnensegel tragenden Stangen heruntergerissen. Sie werden sofort wieder ersezt. Ein Boot naht sich. Der darin ſizende Beamte fordert die Hafenabgabe. Unser Kapitän ver­weigert eine solche, weil der Hafenkapitän die Schuld an dem eben stattgehabten Unfall trage. Ein anderes Boot bringt drei russische Frauen an Bord. Schade, daß es Nacht ist und wir nicht Gelegenheit haben, die Bevölkerung fennen zu lernen, die hier ein sehr heftiges Temperament und viele Untugenden be­sizt, zu deren hauptsächlichsten Aufdringlichkeit und Unehrlichkeit gegen die Fremden gehört. Sehr oft ist der Hafen Schauplaz von Kämpfen der Facchini, die halb Arbeiter, halb Bummler, sich um die Ehre, Gepäckträger der Angekommenen zu sein, balgen und häufig, ohne daß der Fremdling etwas dagegen tun kann, mit dessen Gepäck im Gedränge auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ein Kenner dieser Zustände macht deshalb den Vorschlag, die Hafenbehörde von Brindisi möge nur solche Ge­päckträger zulassen, die mit einer Schnur zum Festhalten ver­sehen sind. Da aber diese Einrichtung bis jezt noch nicht existirt und auch die lautesten Zurufe die Zudringlichen nicht verschen­chen, muß man einstweilen sich mit tüchtigen Stöcken zum Drein­schlagen bewaffnen und so sein Gepäck retten. Wir hatten nun derbe Knüttel zurechtgestellt, jedoch nicht Gelegenheit zum Drein­schlagen. Nicht lange weilen wir in Brindisi . Das Schiff sezt sich wieder in Bewegung, und als wir am nächsten Morgen aufwachen, sind wir im jonischen- und bald darauf im mittel­

anfänglich niemandem verständlich machen, bis ihnen endlich der russische Arzt zu Hilfe kommt. Wir erfahren nun, daß sie als

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mir Auskunft darüber. Ich gebe ihm solche, kann aber nicht verhindern, daß er die Achseln zuckt und die Dummheit der armen Frauen, die so weit um eines Heiligen willen gewandert sind und dabei hungern wollen, bedauert. Hamed Ibrahim ist eben im ganzen ein sehr aufgeklärter Mensch, und es wäre nur zu wünschen, daß auch die übrigen Mohammedaner so vernünftig dächten. Es stände dann besser um sie.

Andere

Jezt wird Land sichtbar. Wir fahren an einer kleinen Insel mit eigentümlichen Küsten- Auswaschungen vorbei. Hinter der kleinen Insel liegt eine große, deren uns zugekehrte Südseite sehr gebirgig ist. Es ist Kandia , das Kreta der Alten. Wir lassen beide Inseln links liegen und dampfen auf unser heißer sehntes Ziel los, das wir denn auch nach fünftägiger Seefahrt erreichen. Am frühen Morgen kamen wir an. Schon am Abend zuvor ließen sich die Leuchtturmlichter erkennen, denen wir mit einem Anflug von Freude und Neugierde entgegenschauen. Weſsen Herz pocht wohl nicht lauter, wessen Geist wird wohl nicht reger, wenn er das erhoffte Ziel vor Augen sieht. Man hat für nichts Sinn als für dies eine, alle Hoffnung hängt an ihm. Manche erwarten im fernen Lande ihr Lebensglück. Biel­leicht finden sie es, vielleicht werden sie enttäuscht. fehren zu ihrer Familie heim. Andere beabsichtigen nur einen vorübergehenden Besuch. Alle aber sehnen sich wieder nach feſtem Boden. Endlich liegt der prächtige Hafen von Alexandria, in den uns ein arabischer Pilot einführt, im Halbkreis vor uns. Durch einen Wald von Masten schweift nnser Blick hinüber zu der berühmten, großenteils nach europäischem Muster erbauten Stadt. Jezt wird's lebendig. Boote segeln von allen Seiten auf uns zu, schwarze und braune Sterle Klettern mit kazenartiger Gewandtheit auf Deck und bestürmen uns mit dem Angebot ihrer Kähne. Da kein Schiff nahe an's Land heran darf, weil man Schmuggel befürchtet und zu dessen Verhinderung nicht genug Hafenwächter hat, muß man sich im Boot zu Land schaffen lassen. Mein arabischer Freund hat mich zu einer gemeinschaft lichen Fahrt eingeladen. Ich will seiner Einladung eben folgen und ihn deshalb aus dem Gedränge heraussuchen, als ich auch schon mein Gepäck verschwinden sehe und von einem häßlichen Schwarzen mit ungeheurer Schnelligkeit in ein Boot befördert

werde.

energisch-

-

Mich umschauend, finde ich nicht sowohl mein Gepäck als auch den arabischen Gentleman neben mir. Nun fliegen wir pfeilschnell vorwärts und nach einigen Minuten haben wir egyptischen Sand unter den Füßen. Welch' beseligendes Gefühl, ländischen Meere. Wir haben jezt Zeit, uns um die neuen auf afrikanischem Boden zu stehen. Ich möchte niederknien, ihn Passagiere zu kümmern. Es sind drei arme russische Weiber, zu küssen, doch der Schmuz verhindert mich daran. Wir müssen fromme Pilgerinnen, die aus Jerusalem kommen, die Gebeine jezt einen Torweg passiren, in welchem sich das Zollamt be eines Heiligen in irgend einem Neste Italiens besucht haben findet. Ein arabischer Würdenträger läßt sich den Inhalt meines und nun durch das schwarze Meer über Odessa in ihre nordische Koffers zeigen, annektirt einige Patronen und will auch den Heimat, eine sogar nach Sibirien , zurückkehren. Sie können sich in meiner Rocktasche verborgenen Revolver haben. Ich protestire er erhält ihn nicht. Ein andrer Beamter blickt mit Kennermiene in meinen Paß, den er natürlich nicht versteht Angehörige der ortodoren griechischen Kirche sich in den zwei- und der durch einen Steuerzettel mit Amtsstempel wahrscheinlich wöchentlichen Sommerfasten befinden, während welcher sie nur ersezt wäre, und legt denselben in eine Schublade. Meine Wasser und Brot genießen dürfen. Da aber das Schiff schon Bitten um Rückgabe finden taube Ohren. Ich werde grob, war es ihnen unmöglich gewesen, sich mit frischem Brot zu ver- gröber ich werde, umso liebenswürdiger wird er. Endlich gehe sehen und so befinden sie sich in der Gefahr, zu verhungern, ich, nachdem ich mich von Hamed, meinem arabischen Freunde, welcher sie nur durch die glückliche Dazwischenkunft ihres Lands- getrennt und mit diesem eine Stadtreise für den Nachmittag mannes, der ihnen Brot verschafft, entgehen. Auch der Araber vereinbart habe. Hamed wurde von seinem Bruder und einem bedauert die armen Geschöpfe lebhaft und läßt ihnen Suppe Freunde empfangen, die er beauftragte, mich in ein Hôtel zu bringen, und so eile ich denn in Begleitung besagter brauner Gentlemen und eines schwarzen Gepäckträgers durch den ara

und Fleisch geben, erfährt aber schnöde Abweisung seines von reiner Menschenliebe getragenen Angebotes. Er vermag es gar nicht zu fassen, daß jemand so töricht sein könne, Brot und Wasser einer Suppe mit Fleisch vorzuziehen und verlangt von

bischen Stadtteil meinem Ruheorte entgegen.