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Gymnastik, Heilkunde und Hieroglyphenschrift begründet haben. So glaubte man auch Magie und Alchemie ihm verdanken zu müssen, die man daher die hermetische Kraft" oder die her­metische Philosophie" nannte und als Geheimlehre von den Meistern auf die Schüler in hermetischer Kette" übertragen werden ließ.

Man hat dem Hermes Trismegistos   eine ganze Menge Schriften untergeschoben, von denen bis auf unsere Zeit manche erhalten geblieben sind, welche in des Franc. Patricius 1591

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zu Ferrara   erschienenen Werke: Nova de universis philo­sophia gesammelt sind.

Auch zahlreiche andere alchemistische Schriften, die Egypter entstammen, sind heute noch in Handschriften aus dem 5. und 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung vorhanden; ihre Verfasser waren jedoch zumeist Griechen, die in Egypten den Wissens schaften obgelegen hatten und auf ihre siegreiche Feinde, die Araber, ihre gelehrten Kenntnisse vercrbten. ( Schluß folgt.)

Unser alter Professor. Humoreske von Erich Jeschke  .

Auf dem Gute meines Vaters, von einem tüchtigen Hauslehrer so weit herangebildet, daß ich für die Tertia eines Gymnasiums reif war, brachten mich meine Eltern in die unserm Wohnsiz zunächst ge= legene, größere Provinzialstadt. Das Eisenbahnnez, welches jezt ganz Deutschland   mit dichten Maschen überzieht, war damals noch sehr weit­läufig, unsere Gegend hatte noch nichts davon abbekommen. Man be­rechnete die Entfernung auf sechs Poststunden, doch legten wir mit unsern schnellen Pferden dieselbe in der Hälfte der Zeit zurück. Nach langem Hin- und Herreden, Anfragen und Erkundigungeneinziehen von Seiten meiner Eltern war beschlossen worden, mich in das Pensionat des Professor Schulze zu bringen. In liebenswürdiger, echt mütter­licher Weise, wurde ich von der Gattin meines fünftigen Pflegevaters und Erziehers aufgenommen, mein dreizehnjähriges Kinderherz fühlte sich sofort zu ihr hingezogen, und ich habe ihr und ihrem braven Gatten die treuesten und dankbarsten Gefühle bewahrt, von jener Stunde an bis auf den heutigen Tag.

Mein alter Professor war ein guter, prächtiger Mann, ein tüchtiger Lehrer, ein gewissenhafter Erzieher aber ein Original durch und durch.

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Außer mir befanden sich in der Pension noch fünf andere Knaben, ein Primaner, zwei Sekundaner, ein Quartaner und ein Quintaner. Wir mußten tüchtig und gewissenhaft arbeiten, dafür sorgte der alte Herr. Täglich gingen wir, wie das Wetter auch sein mochte, zwei Stunden in seiner Begleitung spazieren. Meist gingen wir nach dem, eine kurze Strecke vom Stadttore entfernt liegenden, der Garnison ge­hörigen Exerzierplaze. Hier durften wir uns tummeln, jagen und laufen nach Herzenslust, doch nie uns weiter von ihm entfernen, als der Ton seines Waldhorns reichte, welches er stets zu diesem Zwecke an einem grünen Bande um den Hals gehängt trug. Der Primaner hatte bei ihm nicht mehr Freiheit und Rechte als der kleine Quintaner.

Hoffahrt und Eitelkeit gehörten nicht zu seinen Eigenschaften, er kleidete sich weder prunkend noch nett. Am ersten April, nicht einen Tag früher oder später, gleichviel, ob ein verfrühtes Mailüfterl wehte oder ob die Aprilschauer kleine Hagelförner, in meiner Heimat heißen sie Graupeln, ans Fenster trieben am ersten April zog er sein Sommerfostüm an, welches in einem hellen Beinkleide und einem blauen Frack mit blanken Knöpfen bestand. Sobald er über die Straße ging wurde dieses Kostüm durch weiße, waschlederne Handschuhe ver= vollständigt. Am ersten Oktober, ebenfalls nicht einen Tag früher oder später, wurden diese scheinbar unverwüstlichen Kleidungsstücke in den Schrank gehängt, um ihrer sicheren Auferstehung am ersten April ent­gegen zu harren, und dafür das Winterkleid heraus genommen, welches in einem dunkeln Beinkleide und einem ziemlich langen Rocke von undefinirbarer Farbe, die meiste Aehnlichkeit hatte sie noch mit ge­stoßenem Zimmt, bestand. Handschuhe wurden im Winter von ihm nicht getragen, er behauptete, sie machten kalte Hände; die Kopfbedeckung war keinem Wechsel unterworfen, sie bestand Sommer und Winter in einer schwarzseidenen Schirmmüze. Eines Mantels oder Ueberziehers bediente er sich niemals, doch vertauschte er im Hause seinen Rock stets mit einem blau und schwarz geblümten Schlafrock. Die Brille, welche er seiner Kurzsichtigkeit halber auf der Straße und beim Unter­richten zu tragen pflegte, legte er im Hause bei der Arbeit ab. Seiner Erscheinung nach war er ein Mann von mittlerer Größe, starkknochig und mager, etwas in den Schultern ſizend, mit frischgeröteten Backen und von einer entfezlichen Beweglichkeit sowohl des Körpers wie des Geistes. Sein Geist war dermaßen mit Wissen und Gelehrsamkeit voll­gefüllt, daß er darüber oft das Nächstliegende vergaß und in seiner Berstreutheit merkwürdige Dinge zu Tage förderte. Einmal des Nachts, von einem ihn mächtig quälenden Hustenanfalle erwachend, rief er seiner Gattin zu: Steh auf, liebe Frau, koche Tee, es hustet jemand so sehr." Er war gebürtig aus dem Lande der Thüringer   und hatte sich sein Leben lang vergeblich bemüht, den Unterschied der beiden Buchstaben K und G zu erfassen, doch wiegte er sich in dem jüßen Wahn, jedem derselben genau sein Recht zu geben. Nun war in meiner Klasse ein Gunz und ein Kunz. Rief er den Kunz, so antwortete Gunz, sollte es der Gunz sein, so erhob sich Kunz, da wurde denn allemal seine Er­regung groß und er rief ihnen mit Stentorstimme zu:" Werdet Ihr denn nie den Unterschied von K und G erfassen! Du heißt nicht Gunz,

möglichst

homerisches Gelächter, Bestrafung der ganzen Klasse und häufige, mit Absicht hervorgebrachte Wiederholung ähnlicher Szenen. Die Gewissenhaftigkeit des alten Herrn uns Pensionären gegen über war grenzenlos, er gönnte sich nie Ruhe, im wahren Sinne des Worts waren wir eigentlich nie ohne seine Aufsicht. Selbst in unsern Mußestunden war die Tür seines Arbeitszimmers, welches neben dem unsrigen lag, nur angelehnt. Der jedem Knaben innewohnende Drang nach Freiheit, das Verlangen, die Abhängigkeit auf Stunden wenigstens abzuschütteln, machte sich auch bei uns geltend, es wurde allerlei vers sucht, ihn hinters Licht zu führen, und hierzu zeigte sich der eine der beiden Sekundaner, mit Namens Bär, besonders talentirt. Er besaß eine wahrhaft großartige Erfindungsgabe; nachfolgende kleine Geschichten mögen davon Zeugnis geben.

Die Fenster unserer Wohnung lagen nach der städtischen Promenade hinaus, welche man von ihnen aus ein ziemlich langes Stück übersehen konnte. Es war ein freier Nachmittag, zur Arbeit verurteilt faßen und standen wir an unsern Pulten und kauten an den Federn, gähnten und warfen sehnsüchtige Blicke nach den Fenstern, zu denen die liebe Sonne so verlockend hereinschien; da plözlich erfolgt das klirren einer Zimmer. Bär, dessen Pult dem Fenster zunächst stand, stößt ein förm liches Gebrüll aus: Herr Professor! Herr Professor! ein Stein flog dicht an meinem Kopfe vorbei, o, es fonnte mein Tod sein!" Bitternd zeigt er dabei, dem in der Eile, natürlich ohne Brille, Herbeigejtürzten eine auf der Promenade ruhig dahin schreitende Gestalt. Dort läuft der Verruchte! o, es fonnte mein Tod sein!" Bär war ein vollendeter Schauspieler. Der Herr Professor war überzeugt, den Bösewicht laufen zu sehen. Lauft was Ihr könnt, ich sah ihn laufen, fangt ihn, bringt den Verruchten her zu mir!" Noch ehe das Wort seinen Lippen ent flohen, waren wir sämmtlich zur Tür hinaus, auf der Jagd, den Ber ruchten zu fangen. Unter unserm Fenster hob Bär schnell im Vorüber laufen einen Stein auf, der leicht an ihm zum Verräter werden konnte, denn er war es, der die Scheibe zertrümmert, indem er einen Stein hinaus und einen andern ins Zimmer warf. Nach Verlauf einer Stunde kamen wir atemlos wieder, alle unsere Bemühungen waren vergeblich gewesen, der Vorsprung war ein zu großer gewesen, der Ber

ruchte war uns entwischt.

Kaffeefränzchen. Bevor sie die Wohnung verließ, pflegte sie alle Schränke Unsere Hochverehrte Pflegemutter besuchte allwöchentlich einmal ein Schreibtisch zu stellen, dessen Schlüffel sie zu sich stedte. Freund Bär und Fächer abzuschließen, die Schlüssel im Schlüsseltörbchen in ihren hatte dies in Erfahrung gebracht und traf seine Maßregeln danach. Nachdem die Frau Professor die Wohnung verlassen, wollten auch wir unsern täglichen Spaziergang unternehmen, da, o Schrecken! fehlt der Schlüssel am Kleiderschranke des Herrn Professors, welcher augenblid

lich das Sommer- und Winterkostüm vereinigt umschließt.

Was war

zu tun? Der liebe alte Herr konnte sich absolut nicht auf den Namen der Dame besinnen, bei welcher das Kränzchen war, und uns ging es ebenso: wir konnten uns auch nicht besinnen, Bär war ganz unglüdlich und zerknirscht über sein schlechtes Gedächtnis; der Schlüssel konnte also nicht herbeigeschafft werden. Endlich kam es dem alten Herrn sehr lächerlich vor, daß seine liebe Frau in ihrer großen Berstreutheit feinen Schrankschlüssel abgezogen hatte. Wir fanden es ebenfalls äußert komisch und erhielten schließlich die Erlaubnis, einmal ausnahmsweise allein spazieren zu gehen, da der Herr Professor im Schlafrod uns doch

nicht gut begleiten konnte.

Es sollten aber nicht alle unsere losen Streiche so gut ablaufen; einmal ging die Sache schief. Freund Bär hatte beschlossen, seinen auf den dritten Juni fallenden Geburtstag mit einer italienischen Nacht" zu feiern. Hinter unserm Hause befand sich ein nicht allzugroßer Garten, welcher in dem Wallgraben, der vor alten Zeiten befestigt gewefenen Stadt angelegt war. Obgleich wir den Garten nur mit besonderer Erlaubnis des Herrn Professors betreten durften, hatte ihn Bär dennoch Tampions, Bigarren und fleine Lichte in überflüssiger Anzahl hereinzu zum Schauplaz seiner Geburtstagsfestlichkeit ausersehen. Bunte Papier schmuggeln, war eine Kleinigkeit; doch machte uns das Hereinbringen des edlen Bierstoffes zur richtigen Zeit großes Ropfzerbrechen. Wir stelligen lassen, wir mußten uns entschließen, das alte Dienstmädchen überzeugten uns immer mehr, daß es sich nicht anders würde bewerk ins Geheimnis zu ziehen. Ein Zufall war uns dabei günstig. Mine du heißt Gunz und du bist Gunz und nicht Gunz." Hierauf natürlich teilnehmendsten Seite, er brachte ihr allerlei mögliche und unmögliche hatte heftige Kopfschmerzen, Bär zeigte sich bei diesem Ereignis von der