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Aus dem Sklavenlande.

Von Spiridion Sopcevic.

Hinter dem Hügel erhob sich auf einer niederen Anhöhe der ,, Palast" Seiner Majestät, eine Schilshütte, deren Baumeister sehr auf Luftigkeit gehalten haben mußte. Vor ihr war ein Signalmast errichtet, auf welchem ein alter- 3ylinderhut hing. Dieser moderne Geßlerhut war die Oriflamme des Reichs, der sich die Großen( und kleinen) nur mit gebührender Ehrfurcht nahten.

Zur Steuer der Wahrheit sei jedoch erwähnt, daß sich der Schilfpalast des Königs Langori sehr vor den Hütten seiner Untertanen auszeichnete. Einmal war er hoch genug, um den Eintritt stehenden Fußes zu erlauben.( Bei den andern Hütten mußte man sich nämlich auf den Bauch legen, wenn man in das Innere kriechen wollte.) Ferner hatte er verschiedene runde Löcher, welche als Fenster dienten, ein Luxus, den sich Langori's Untertanen nicht erlauben durften. Endlich war er groß genug, um eine Abteilung in zwei Gemächer zu gestatten. Das erste diente als Tronsaal, Audienzsaal, Speisesaal und Schweinestall, das zweite war Schlafzimmer, Boudoir, Arbeitszimmer und Küche.

Die Einrichtung des ersten Gemaches entsprach seiner Be­stimmung. Als Tron diente eine zerrissene, fettige, höchst un­appetitliche Matraze, welche die Mitte einnahm. Offenbar für die Audienz Nehmenden waren einige um den Tron" gruppirte Matten bestimmt. Eine Anzahl Schüsseln, Krüge und der­gleichen in der einen Ecke wiesen auf den Speisesaal, ein nied­liches Schweinchen in der andern auf den Saustall hin.

Dr. Ramini war schon sehr heiter gestimmt, als er den Balast betrat. Nur mit Mühe konnte er jedoch einen lauten Ausbruch seiner Heiterkeit unterdrücken, als sich Seine Majestät

hereinwälzte.

Bekanntlich wählen die Negerſtämme vom Aequator bis zum

( Schluß.) Mit seltener Geistesgegenwart sagte der Doktor schnell zu seinem Dolmetsch:

"

Versichere den König, daß bei uns eine solche Lachsalve Zeichen der ehrerbietigsten Begrüßung ist."

Diese Versicherung beruhigte auch vollständig den schwarzen Souverän. Würdevoll ließ er sich auf den Tron, d. h. die Matraze, nieder und gab seinem Generaladjudanten den Befehl, ihm das Ungeziefer abzulesen.

-

Dann überraschte er seine Gäste mit einigen spanischen Worten.

Glücklicherweise verstand Dr. Ramini etwas spanisch und so ersparte er die langwierige Vermittlung zweier Dolmetscher. " Welche Geschenke bringt ihr mir mit?" war des Königs erste Frage.

Man hatte auf solche vergessen. Als gewandter Diplomat erwiderte jedoch der Doktor, daß man sich erst nach dem Wunsche und dem Geschmacke Seiner Majestät habe erkundigen wollen.

Am liebsten sind mir Schießwaffen, Munition und Schnaps," versezte der König mit rührender Offenherzigkeit.

Ich werde deine Wünsche dem Kapitän mitteilen. Jezt erlaube mir eine Frage. Kannst du mir sagen, woher dieser Neger stammt? Fituki sprich in deiner Sprache."

Fiteki gehorchte.

Er stammt aus dem Reiche meines Nachbars, des Königs Nambari..."

,, Nambari, mein König!" rief Fituki entzückt.

Die Sache scheint richtig zu sein," dachte sich der Doktor. Dann fuhr er laut fort:" Fituki wurde nebst 360 Genossen von einem brasilianischen Sklavenhändler eingeschifft. Wir haben jedoch sein Schiff in den Grund gebohrt und 91 Sklaven be freit. Sie befinden sich auf unserm Schiffe und sollen in ihre Nachdem nun Nambari's Reich an das deinige anstößt, könntest du deine Brüder leicht

Oranje- Fluß den Fettesten und Schwersten zum König. Auch Heimat zurücktransportirt werden.

Langori I. war infolge seiner gerechten Ansprüche auf den Tron

-er wog nämlich mindestens 200 Kilo! zum König er nannt worden.

Wenn er aufrecht stand, sah man nur eine riesige eiförmige

der

Walze vor sich, auf deren Gipfel eine kleine Kugel Kopf- saß. Rechts und links hingen zwei kurze, ungeschlachte Fleischklumpen herab die Arme während der ganze Ei­becher auf zwei kleinen, ebenso langen als breiten Walzen ruhte. Eine Sehenswürdigkeit, ein Naturspiel!" flüsterte der Bootsmann dem Doktor zu, als er dies sah; dem König wachsen die Waden aus dem Sizfleisch heraus!"

"

Seine Majestät war natürlich im Krönungsornate. Eine rote, gesteppte Bettdecke, aus deren zahlreichen Löchern die Wolle heraussah, umfloß als Krönungsmantel Langori's zarte Glieder. Eine blau- weiß gestreifte Schwimmhose, deren Nähte an verschiedenen Stellen aufgesprengt waren, stach von der schwarzen Brust trefflich ab. Strohpantoffeln, wie sie in Bädern gebräuchlich sind, bildeten die königliche Fußbekleidung. Als

dorthin schaffen."

Zügen malte sich etwas, was einen aufmerksamen Beobachter Langori hatte mit Aufmerksamkeit zugehört. In seinen hätte argwöhnisch machen können. Dr. Ramini jedoch überfah den Eindruck, welchen seine Worte auf den König machten.

.Recht gerne will ich mich dieser Mühe unterziehen," ver sezte endlich Langori." Schiffe nur die Sklaven aus." Das soll noch heute geschehen."

"

der König fort. Könnt ihr nichts aus meinem Lande brauchen?" Wollt Ihr mit uns' in feinen Tauschhandel eingehen?" fuhr

"

Was habt Ihr denn?"

Goldstaub, Elfenbein, Strausfedern, Gummi."

Das sind schon Dinge, welche wir mitnehmen fönnten,

wenn ihr nicht zu teure Preise macht."

Nun, wenn du mit den Sklaven und den Geschenken kommst,

werden wir hoffentlich handeleins werden."

Damit war die Audienz zu Ende.

Rajkovic war von dem Resultat derselben sehr befriedigt. zackenförmig ausgeschnitten war, um die täuschende Aehnlichkeit Er wurde die Neger los und hatte Aussicht, wertvolle Waaren

mit einer wirklichen Krone noch mehr zu erhöhen. Die fettige abgegriffene Krämpe war jedoch geblieben, um das Aufsezen und Abnehmen der Krone zu erleichtern, Neuerung, welche Nachahmung verdiente. Als Szepter diente ein Stiefelzieher!

gegen Tand einzutauschen.

- eine praktische Die Esforte war um zwei Matrosen vermindert worden, und Nachmittags fuhr abermals die Schaluppe an das Land. da auch Fituki schon vorhin bei Langori zurückgeblieben war, befanden sich blos 14 Personen im Boote. Anstatt dessen war

fapitän den armen König zu einen solchen Faschingsnarren herausgepuzt hat," flüsterte Dr. Ramini lachend seinen Ge­

Ich möchte doch wissen, welcher Spaßvogel von Schiffs der freie Raum in demselben mit den Geschenken ausgefüllt. Diese bestanden aus folgenden Gegenständen: Ein Fäßchen fährten   zu. Kaum kann ich den nötigen Ernst bewahren. Der einige Pfund Tabak; drei lange Schnüre falscher Korallen; ein Anstand und die Würde, mit welcher König Longori seinen Duzend Schnüre Glasperlen; cinige Ellen roten Kattun; ein

Stiefelzieher handhabt, ist zu drollig."

Auch die Matrosen fanden dies, denn sie brachen in ein schallendes Gelächter ans. Verduzt blickte sie Langori an.

schäbiges Parapluie; eine gelbe, gesteppte Bettdecke zum Erfaz des schon sehr defekten Krönungsmantels; eine tombakene Taschen nhr von der Größe der nürnberger Eicr; drei Taschenspiegel;