Als Langori solchen Ernst sah, änderte er seine Haltung. " Nimm die Neger; ihrethalben wollen wir uns nicht verfeinden. Schließen wir lieber einen Tauschvertrag ab. Was gebt ihr mir für meine Elefantenzähne und den Goldstaub?" " Ich weiß ja nicht, wie viel Zähne ihr habt und wie schwer euer Goldstaub. Wenn du mir dies angibst, will ich mit dem Kapitän darüber sprechen."
„ So sieh dir nochmals die Schäze an und zähle die Zähne." Arglos begab sich Dr. Ramini mit seinen sieben Gefährten in die Schazkammer. Kaum waren sie jedoch in der Höhle, als plözlich Zaraibo hinauslief und die Türe zuschlug.
Im ersten Momente standen die Seeleute ganz bestürzt da. Dann, nachdem sie sich von ihrer ersten Ueberraschung erholt, stürzten sie auf den Eingang los.
Die Türe, aus dickem Holze verfertigt und kunstgerecht eingefügt, war von außen mit vier starken Querbalken geschlossen worden. Alle Anstrengungen der Gefangenen, sie einzuschlagen, blieben vergeblich. Sie feuerten ihre Gewehre ab und sahen dann durch die in die Türe geschossenen Löcher. Von den vier Wachen war zufällig eine getroffen worden und die anderen rannten spornstreichs querfeldein.
Die Seeleute hatten also keinen Feind draußen, der sie belagerte. Das war schon etwas. Aber wie sollten sie losAber wie sollten sie loskommen? Während sie so berieten, vernahmen sie heftigen Kanonendonner.
,, Verräterei!" riefen sie sich zu. Die Wilden haben auch das Schiff angegriffen! Es befinden sich nur 16 Mann an Bord, von denen noch überdies 5 verwundet sind. Zudem ist die Schaluppe mit ihren 7 Mann am Strande schuzlos dem heimtückischen Angriffe der Wilden preisgegeben!
Der Kanonendonner währte fort. Er bewies wenigstens, daß es den Wilden noch nicht gelungen war, Herren des Schiffes zu werden.
Eine peinliche Biertelstunde verging. Der Kanonendonner verstummte. Hatten die Neger den„ Crnogorac" erſtürmt? Die Seeleute sollten darüber nicht lange im Ungewissen bleiben. Einige Flintensalven ertönten in nächster Nähe. Durch die Schußlöcher blickend, gewahrte Ramini mehrere Neger, welche, von einigen Matrosen gefolgt, das Weite suchten. Der Hochbootsmann befand sich unter den Verfolgern.
Die Gefangenen feuerten ihre Flinten ab; der Widerhall brach sich an den Wänden der Höhle. Der Hochbootsmann vernahm die Salve und blieb stehen.
" He, alter Knabe, öffne uns die Türe unseres Kerkers!"
schrie ihm Dr. Ramini zu.
Der Angerufene eilte mit einem anderen Matrosen herbei
und befreite seine Gefährten.
" Ist das Schiff gerettet?" waren des Arztes ersten Worte. „ Der Angriff ist glänzend abgeschlagen, doch davon später. Einstweilen laßt uns die Flüchtlinge verfolgen."
Als sie endlich erschöpft zur Bai zurückkehrten, konnte der Hochbootsmann dem neugierigen Doktor den Hergang des Angriffes schildern.
Der Untersteuermann und seine sechs Matrosen saßen eben in der auf den Strand gezogenen Schaluppe, als von allen
448
die Matrosen Feuer und töteten weitere drei Neger. Durch die Schüsse allarmirt, ließ Rajfovic die Karronaden auf die herangleitenden Kähne richten, von denen er mit der ersten Salve drei in den Grund bohrte. Den andern verging die Lust, und nachdem eine zweite Salve noch vier Kanoes zum Sinken gebracht, wandten sich alle zur Flucht.
Unterdessen hatte der Untersteuermann seine Drehbasse wieder geladen und abermals gegen die Neger abgefeuert. Auch seine Matrosen schossen ohne Unterlaß. Infolgedessen ergriffen alle Wilden das Hasenpanier.
Rajkovic sandte jezt den Hochbootsmann mit sechs Matrosen im Langboot an das Land, um dem Untersteuermann in der Verfolgung und etwa nötig werdenden Befreiung der Gesandtschaft beizustehen.
Nachdem drei Matrosen bei den Booten als Wache zurückgeblieben, machten die übrigen elf Seeleute einen Angriff auf das Dorf. Nach kurzem Scharmüzel wurde es erſtürmt und verbrannt, die Sklaven größtenteils befreit und Langori nebst zwei Adjutanten gefangen genommen.
Von den Seeleuten war kein einziger gefallen, dagegen vier durch Speerstiche, Pfeile oder Keulenhiebe verwundet worden. Als Sieger bemächtigte sich Rajkovic der feindlichen Schaz kammer, deren auf 50 000 Gulden geschäzter Inhalt auf das Schiff wanderte.
Von den Sklaven fehlten noch sechs. Rajkovic sandte daher einen der gefangenen Adjutanten Langori's zu den geflohenen Feinden und ließ ihnen sagen, gegen Auslieferung der sechs Sklaven werde er den König und seine Adjutanten freigeben.
Nach einigen Stunden kehrten die fraglichen sechs Stlaven zurück und brachten die Botschaft, daß man auf König Langori gerne verzichte. Er sei ein Tyrann gewesen, habe stets zwecklose Kriege über das Dorf heraufbeschworen und seine Brüder als Sklaven verkauft. Man habe an seiner Statt einen Andern zum König gewählt, welcher ebenso dick sei und wahrscheinlich sogar um einige Pfund mehr wiege. Den zweiten Adjutanten möge man jedoch freilassen.
Dies tat auch Rajkovic und ebenso schenkte er dem König die Freiheit, obwohl er verdient hätte, gehängt zu werden. Wie jedoch der Kapitän scherzend meinte, war keine Raa seines Schiffes stark genug, den Koloß zu tragen.
Aber Rajkovic hatte dem König damit einen schlechten Dienst erwiesen. Im Kampfe hatte Langori seine Zylinder- Krone, das Stiefelzieher- Szepter, den Bettdecken- Krönungsmantel und die königlichen Badschuhe verloren. Blos der zerrissene schäbige Frack war ihm geblieben und der vermochte natürlich seine Blößen nicht zu bedecken. Es schien aber, als sei mit den königlichen Attributen auch der königliche Nimbus geschwunden. Denn kaum hatte Langori seinen Fuß ans Land gesezt, als ihn seine Untertanen mit einem gräßlichen Geheule empfingen. Der dicke Gegenkönig erschien, gab einige Befehle und die Neger schlugen sofort ihren bisherigen König mit Keulen tot.
Der„ Crnogorac" blieb noch zwei Tage in der Bai, um seine Schäden zu repariren. Bevor er absegelte, lief auch der
" Rattler" ein und warf neben ihm Anker.
Seiten die Neger mit geschwungenen Lanzen herbeistürzten und Kapitän, die befreiten Neger auf seiner Sloop nach Liberia oder Nachdem Rajkovic Bericht erstattet, erbot sich der englische sich unter gellendem Geschrei auf die Schaluppe warfen. Andere Sierra Leona zu schaffen, womit diese sich auch einverstanden.
eilten in die Kanoes und hielten auf das Schiff los, um es zu entern.
Der Untersteuermann, nicht faul, löste sofort die Drehbasse gegen das schwarze Gesindel und streckte durch einen Kartätschenschuß etwa 4 bis 5 Mann nieder. Unmittelbar darauf gaben
erklärten.
teils zu Prisengeldern für die Mannschaft, teils zu Entschädigungs Der Erlös der erbeuteten„ Schazkammer" wurde vom Rheder summen für die Familien der Gefallenen verwendet.