ganz gebildet seiner Natur nach enthalten sei, wurde erst im Anfang des 17. Jahrhunderts genauer erkannt. Darauf gründete sich nun eine Menge von Beweisen für die angeblich künstliche Hervorbringung von Metallen. Geber erzählt schon, daß der Sand gewisser Flüsse die Eigenschaft habe, Kupfer in Gold zu verwandeln; kleine Kupferstücke, der Einwirkung dieses Sandes, des fließenden Wassers und der Sonne ausgesezt, verwandelten sich in Gold. Die wahre Sache ist hier augenscheinlich, daß sich das Kupfer dabei orydirt und seinen Metallglanz ver­liert; der im Flußsand enthaltene Goldstaub aber durch das wiederholte Waschen( Schlämmen) sichtbar wird.- In dem blauen Vitriole vermuteten nur wenige Chemiker bis zu 1600 einen Gehalt an Kupfer, und von dem 15. Jahrhundert an finden wir die Fällung des Kupfers aus einer Vitriollösung durch metallisches Eisen als einen Beweis für die Verwand lung des Eisens in Kupfer aufgeführt. Endlich gab man noch viele Prozesse an, wodurch jeder sich selbst von der Möglichkeit, unedle Metalle in edle zu verwandeln, überzeugen fonnte; es beruhten diese darauf, daß Substanzen mit in Ar­beit genommen wurden, die immer oder meist einen fleinen, nicht leicht wahrnehmbaren Gehalt an edlen Metallen haben.

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Beispiele, wo Unwissenheit in der analytischen Chemie zur Stüze alchemistischer Ansichten wurde, gab es bis in die neueste Beit. Der berühmte französische   Chemiker Hoimberg glaubte 1709 Silber, das von allem Gold gereinigt war, in Gold umwandeln zu können, indem er es mit Spießglanz schmolz; das aus dieser Behandlung erhaltene Silber zeigte immer einen deutlichen, wenn auch kleinen, Goldgehalt. Viele Chemiker wiederholten diese Versuche mit gleichem Erfolg, bis endlich entdeckt wurde, daß fast aller natürlich vorkommende Spießglanz einen geringen Gehalt an Gold hat, welches sich dann bei der chemischen Behandlung mit dem Silber vereinigte. Noch 1783 fam ein ähnlicher Fall vor. Ein Apoteker Cappel zu Kopenhagen   gab an, daß durch Behandlung von chemisch reinem Silber mit Arsenik dieses teilweise in Gold verwandelt werde. Unter den Chemikern, welche die Sache bestätigt fanden, nenne ich hier nur den berühmten Guyten de Mormeau, welcher 1786 sich gleichfalls für die Richtigkeit der Angabe aussprach. Die Alchemisten jubelten ob ihres Siegs, denn zu dieser Zeit wurde die Möglichkeit ihrer Kunst schon sehr bezweifelt, aber die Freude hatte bald ein Ende, als der österreichische Bergrat von Born 1787 fand, daß man bei Anwendung von salz­burger Arsenik, der damals im Handel vorzugsweise verbreitet war, allerdings güldisches Silber erhält, aber nicht mit böhmi­schem Arsenik: aus dem Grunde, weil in dem lezteren nicht wie in dem ersteren ein kleiner Goldgehalt verborgen ist*)."

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Leibarzt des Prinzen von Oranien, ein gelehrter Mediziner, der in hohem Rufe der Rechtlichkeit und Aufrichtigkeit stand. Er glaubte nicht an die alchemistischen Künste und zeigte sich in mehreren Schriften als ihr bitterer Widersacher. Plözlich trat er 1667 als der eifrigste Verteidiger derselben auf, wie er erzählt auf folgende Art überzeugt.

Ihn besuchte 1666 in seiner Wohnung im Haag ein Fremder, der ein Gespräch über die Alchemie und den Stein der Weisen mit ihm anknüpfte. Helvetius   sprach seine Zweifel aus; der Fremde suchte ihn zu widerlegen, und um seinen Worten mehr Nachdruck zu geben, zeigte er ihm die fragliche Substanz. Helvetius   betrachtete sich die Sache genau; wie er den Stein in Händen hatte, suchte er mit dem Nagel seine Härte zu er proben, und siehe, es gelang ihm, ein Stückchen davon abzu­lösen. Er bat den Fremden sehr, ihm eine Metallverwandlung zu zeigen; dieser lehnte die Bitte ab, mit dem Versprechen, in drei Wochen wiederzukommen und es dann zu tun. Als der Fremde fort war, versuchte Helvetius   mit der fleinen Menge des Steins, die ihm an dem Nagel hängen geblieben war, einen Versuch zu machen; er warf es auf schmelzendes Blei, aber ohne allen Erfolg.

Nach drei Wochen kam der Fremde wieder, und da gestand ihm Helvetius die Entwendung und die Fruchtlosigkeit des Versuchs. Der Fremde meinte, Helvetius habe besser zu stehlen als Gebrauch davon zu machen gewußt, und schob die Schuld darauf, daß er nicht die Substanz in Wachs gehüllt auf das Metall geworfen habe, um sie vor den Dämpfen des Bleis zu schüzen. Nach vielem Bitten gab er dem Arzte ein Stückchen Stein, von der Größe eines Rübsamenkorns; Helvetius   meinte, es sei dies zu wenig, um einen Versuch machen zu können, aber der Fremde meinte seinerseits nun, es sei noch zu viel, teilte die Gabe und ließ dem Arzt die Hälfte zurück. Er ent­fernte sich mit dem Versprechen, des andern Tags wiederkommen zu wollen und bei dem Versuche gegenwärtig zu sein.

Er kehrte indes nicht wieder. Als der Abend kam, konnte Frau Helvetius  , welcher ihr Mann die Sache erzählt hatte, ihre Ungeduld nicht länger bezähmen. Sie drang in ihn, einen Versuch zu machen. In Gegenwart seiner Frau und seines Sohnes schmolz Helvetius   nun 6 Drachmen Blei, warf den Stein, in Wachs gehüllt, darauf, ließ noch eine Viertelstunde schmelzen und goß dann das Metall aus. Es war das reinſte Gold; der Münzwardein im Haag und mehrere Goldarbeiter prüften es es verhielt sich nicht anders.

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Helvetius machte diesen Vorfall 1667 in einer eigenen Schrift bekannt, welche den Titel hat: Vitulus aureus, quem mundus adorat et orat. Noch vor der Herausgabe dieses Auch an historischen Beweisen für die Wahrheit der Alchemie Buches indes bekümmerten sich viele um diese Transmutation; fehlte es nicht. Noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert be- interessant ist namentlich der Anteil, welchen der berühmte richten berühmte und als zweifellos gewissenhaft anzusehende Benedikt Spinoza daran genommen hat. Dieser, der sonst Männer der Wissenschaft von der Verwandlung größerer Mengen nicht zu den Leichtgläubigen gehörte, erfundigte sich genau nach unedler Metalle in lauteres Gold, welche unter ihrer eigenen allen Umständen und sprach brieflich seine Ueberzeugung aus, Kontrole oder von ihnen selbst ausgeführt worden ist, und und daß auch für ihn dieser Vorfall vollkommen überzeugend sei." zwar durchweg solche Männer, denen man ebensowenig die Fähigkeit, echtes Gold von unechtem zu unterscheiden, bestreiten mistisch hergestelltem Golde geprägt. Der Alchemist Caspar Münzen wurden übrigens nicht allein in England aus alche fann, als man ihren Karakter und ihre Glaubwürdigkeit anzu Harbach machte für den König Christian IV. von Dänemark  

zweifeln ein Recht hat.

Solche Zeugnisse sind Tatsachen, wie sie in der Geschichte

Gold, woraus 1647 dänische Dukaten geschlagen wurden. 1648 ein Gran eines roten Pulvers, mit Hilfe dessen der Oberberg  neuester Zeit wieder bei der wissenschaftlichen Untersuchung meister Graf von Ruß Pfund Quecksilber in Feingold

der Wissenschaften öfter vorgekommen sind und erst in aller­

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sogenannter spiritistischer Phänomene zutage getreten sind, Tatsachen, denen gegenüber, wie kopp völlig zutreffend sagt, es einem fast ebenso schwer wird, die Möglichkeit einer Täuschung anzunehmen, als an die Wahrheit der Sache selbst zu glauben."

für Kaiser Leopold I.   aus Zinn Gold, woraus der Kaiſer Dur katen schlagen ließ. 1717 wurde bem ſich ſelbſt eifrigit aber Eine der interessantesten und bestbeglaubigten Geschichten von erfolglos mit Alchemie beschäftigenden Landgrafen Ernst Ludwig  gelungener Goldmacherei möge hier nach Kopp**) Plaz finden. von Hessen- Darmstadt   von einem Unbekannten eine Probe Dr. Helvetius war um die Mitte des 17. Jahrhunderts ſeien; beje bon roter und weißer Tinktur überschickt mit der Anweisung,

*) Kopp, Geschichte der Chemie, II. Band. Abteilung: Spezielle einstellen. Der Landgraf wandte die Tinkturen schleunigst zur die eigenen Bemühungen, den Stein der Weisen zu finden, Bearbeitung von Blei an und erhielt Gold und Silber, aus

Geschichte der Alchemie, S. 166 ff. **) Ebenda S. 169 ff.