dem er Tukaten und die hessischen Speziestaler vom Jahre 1717 prägen ließ.
Bei einzelnen dieser der Alchemie verdankten Münzen stellte sich die Unechtheit des Materials später heraus, so bei den aus Wenzel Seylers Zinngold gemachten Dukaten; die hessischen Dukaten und Speziestaler von 1717 aber bewährten sich als echt.
Waren nun die meisten Aerzte und Chemiker der vergangenen Jahrhunderte von der Wahrheit der Alchemie überzeugt, so waren es nicht minder die Juristen. Vielfache Streitigkeiten bor den Gerichten darüber, ob das alchemistisch hergestellte Gold, wenn es durch die Probirkunst von dem natürlichen nicht unterschieden werden konnte, dem natürlichen gleichwert geachtet werden solle, zeugen dafür, weil sie in der Regel zu Gunsten des alchemistischen Goldes entschieden wurden.
1668 verlieh die Ratskanzlei zu Breslau dem Schneider meister Christoph Kirchhof zu Lauban in der Oberlausiz einen Wappenbrief mit einer silbernen Bulle zu seiner Legitimation und als Belohnung dafür, daß er nicht allein denjenigen Lapillum oder„ Stein an das Licht gebracht, sondern auch noch dazu vermittelst göttlicher Hülfe und scharfes Nachsinnen, vornehmlich aber durch sein stetiges und unverdrossenes Laboriren den Spiritum universalem von sich selbst erfunden."
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Aber der Stein der Weisen wurde von den Juristen nicht allein als existirend und bereits öfter gefunden behandelt, sondern man kam sogar zuweilen auf den Gedanken, daß es ein Verbrechen sei, an seiner Existenz zu zweifeln. So entwickelte ein Desterreicher, J. P. v. Rain, im Jahre 1680,„ daß die Zweifler an der Existenz des Steins der Weisen sich des Verbrechens der Majestätsbeleidigung schuldig machen; weil nämlich mehrere Kaiser selbst die eifrigsten Alchemisten waren." Auch die leipziger Juristen haben sich wiederholt zu der Ueberzeugung von der Eristenz des Steins der Weisen bekannt.
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Hospitäler und drei Kapellen, während er außerdem sieben Kirchen gründlich renoviren ließ.
Der englische Alchemist Georg Ripley griff den 1460 von den Türken hart bedrängten Johannitern mit dem artigen Sümmchen von 100 000 Pfd. nach einigen Pfd. Sterling, nach andern sogar Pfd. Gold unter die Arme, und um 1500 soll sogar ein anderer französischer Adept, Hieronymus Crinot, sein auf alchemistischem Wege ins Unendliche vermehrte Vermögen zur Stiftung von 1300 Kirchen aufgewendet haben.
Der deutsche Kaiser Rudolph II. starb 1620; in seinem Nachlaß fand man 84 Zentner Gold und 60 Zentner Silber, die er, der ein eifriger Alchemist war, auch mit Hilfe der hermetischen Kunst sich selbst gemacht haben sollte.
Dasselbe sagte man dem Kürfürsten August I. von Sachsen nach, der 1586 siebzehn millionen Reichstaler hinterließ.
Im Laufe der Jahrhunderte steigerte sich die Kraft des Steins der Weisen bedeutend. Lange Zeit gaben die Alchemisten an, daß bei der Verwandlung das spezifisch leichtere unedle Metall sich zusammenziehe und so ein geringeres Volumen Gold ergebe. Aus dem 18. Jahrhundert dagegen sind uns Beispiele aufbewahrt, bei denen eine Gewichtszunahme durch " die Transmutation stattfand, so, daß z. B. ein Gran des Steins der Weisen aus drei Lot Silber fünf Lot Gold machte.
Eine völlig unaufgeklärte Geschichte dieser Art ist die des Apotekers Reussing, der in der Offizin des Frankeschen Waisenhauses in Halle a S. angestellt war und tüchtige chemische Kenntnisse besessen haben soll. Ein Fremder soll ihm 1750 einige winzige Stäubchen eines grauen Pulvers geschenkt haben, die er ihm auf schmelzendes Silber zu werfen anriet. Reussing folgte dem Nate und erhielt in dem Laboratorium der WaisenHausapoteke aus 2½ Lot Silber 3 Lot reines Gold. Diese Geschichte erzählte 1774 als vollkommen bestätigt der naturwissenschaftlich trefflich gebildete hallische Berg- und Salinendirektor, Kriegs- und Domänenrat Dr. v. Leysser, welcher ein Schwiegersohn Reussings war.
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Aber wie wir bereits im ersten Abschnitt angeführt haben der Stein der Weisen war auch eine Panacee des Lebens, d. h. er vermochte auf den menschlichen Körper stärkend, heilend und verjüngend einzuwirken; dieses glaubte man seit dem 8. Jahrhundert erkannt zu haben.
Im Jahre 1580 fällten sie ein Urteil gegen David Beuther, Leibalchemisten des Kurfürsten von Sachsen . Dieser sollte zufällig in den Besiz einiger Beschreibungen gekommen sein, wie Metallverwandlungen anzustellen seien, und die Ausarbeitung derselben mit Hülfe einiger Anderer versucht haben, welchen er eidlich zusagte, nach Entdeckung des Geheimnisses es ihnen mitzuteilen. Er habe aber nicht Wort gehalten, wohl aber seines Dienstes beim Kurfürsten nur nachlässig gewartet. Das leipziger Urteil besagte, Beuther sei der Kenntnis des Steins der Weisen für überwiesen zu erachten; er solle darum peinlich befragt werden, wegen seiner Untreue gegen den Kurfürsten sei er zur Staupe zu schlagen, wegen seines Meineides gegen seine Genossen habe er zwei Finger zu verlieren, und schließlich sei er zum Wohl des Landes, damit das Geheimnis nicht andern Potentaten bekannt werde, gefangen zu halten.- Noch im Jahre 1725 gab dieselbe Juristenfakultät ein Gut heilen." achten ab, wobei es sich um Silber, das in Gold verwandelt worden war, handelte. Die Gräfin Anna Sophie von Erbach durch die hermetische Kunst, sie jedoch bezogen es auf die
hatte auf ihrem Schloß Frankenstein einem als Wilddieb ver
Vielleicht ging dieser Wahn aus einem Mißverständnis hervor. In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt glaubte man in dem Stein der Weisen das Mittel ehren zu müssen, das, was man heut die soziale Frage nennt, zu lösen. So schrieb der um 400 n. Chr. lebende alexandrinische Gelehrte Synesius :„ Verfährst du richtig nach meiner Vorschrift, so wirst du glücklich sein und die böse Krankheit, die Armut,
Auch die Araber vom 8. Jahrhundert sprachen vom Heilen
unedlen Metalle, die sie krank nannten und gesund, d. h. edel
folgten Flüchtling Schuz gewährt; zum Dank verwandelte dieser, machen wollten.
Bei den christlichen Alchemisten des 13. Jahrhunderts findet
der Weisen wären) der Gräfin sämmtliches Silbergeschirr in auf die menschlichen Krankheiten ausgedehnt. von denen man überzeugt war, daß sie im Besiz des Steines sich nun die Fähigkeit des Steines der Weisen zu heilen"
Gold. Ihr Gemahl, Graf Friedrich Karl, nahm davon die Hälfte
Raymund Lullus will selber in hohem Alter wieder jung
in Anspruch, weil der Zuwachs des Wertes auf seinem Gebiete und frisch geworden sein durch seine alchemistischen Künste. und in der Ehe erworben worden sei. Die leipziger Rechts
Desgleichen noch viele andere. Der oben erwähnte Basi
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gelehrten gaben ihm unrecht: weil das streitige Objekt vor der lius Valentinus schreibt: Keine Armut wird der Besizer Verwandlung als Eigentum der Gräfin anerkannt worden sei, des Steins der Weisen spüren; feine Krankheit wird ihn rühren müsse es auch nach der Verwandlung ihr Eigentum bleiben*)."
und kein Gebreste ihm schaden, bis zu der gesezten Zeit des
Bei dem Stein der Weisen hieß es zumeist: glaubet, so wird Todes, bis zu der lezten Stunde, so ihm von seinem Himmelsihm geholfen- ihm, dem Besizer des Steins nämlich. Gold könige gesezt ist." hatten sie meist wie Heu, denn wenn sie es sich wirklich auch nicht
Wahrscheinlich ist, daß die Alchemisten bei der Bereitung
selbst machten, so schleppten es ihnen die Gläubigen in Haufen zu. ihrer Pülverchen und Tinkturen gelegentlich auch ein Schnäps gegen Ende des 14. Jahrhunderts von seinem irgendwie alche wenigstens auf einige Zeit, merkwürdig belebende und restau So erbaute der französische Adept Nikolaus Flamel chen zusammenbrachten, das sie gewissenhaft kosteten und dessen, mistisch zusammengeschlagenen Gelde nicht weniger als vierzehn rirende Fähigkeit sie inbezug auf das Resultat ihrer alchemisti
*) Kolb, ebenda 172, 73.
schen Bemühungen zu ungemessenen Hoffnungen und Ucbertreibungen anstachelte.