Aus Eitelkeit gab sich Bötticher selbst als Erforscher des großen Geheimnisses aus. Das zog ihm die Verfolgung des Königs Friedrich I.   zu, der sich den Goldmacher nicht entwischen lassen wollte.

Bötticher floh nach Sachsen  , von wo der preußische König seine Auslieferung verlangte. Dies machte die sächsische Re­gierung auf ihn und seine Kunst aufmerksam, und der König von Polen   verweigerte seine Auslieferung, adelte ihn sogar und wollte ihn für sich selbst Gold machen lassen.

Anfänglich wurde er ungemein freundlich behandelt, aber heimlich bewacht, später auf die Festung Königstein   abgeführt, von da aber bald wieder nach Dresden   gebracht, um 1706, als eine feindliche Ueberflutung Sachsens   durch die Schweden  bevorstand, von neuem auf den Königstein   in Sicherheit geführt

zu werden.

In den nächstfolgenden Jahren wäre nun Bötticher sicher nicht dem Tode durch Henkershand entgangen, wenn ihn nicht schon vorher ein Glückszufall zur Entdeckung des Porzellans geführt und diese dem König reichen Geldgewinn in Aussicht gestellt hätte.-

Von denjenigen Alchemisten, welche nicht vor die Deffent­lichkeit traten und auch nicht an Fürstenhöfe kamen, verfluchten biele, nachdem sie ihr ganzes Leben und Vermögen ihrem frucht­losen Streben geopfert hatten, sterbend die ganze Alchemie.

In weiteren Kreisen wurde der Glaube an die Alchemie als Wissenschaft jedoch nicht vor dem 18. Jahrhundert erschüttert. Gleichwie Luther   an sie geglaubt hatte,-er schrieb in

Aerztliches über Libaul's Regenerationskur.

Von Dr. med. Nienburg.

Vor uns liegt ein Broschürchen, 47 Seiten, von einem gewissen Libaut, angeblich Dr. med. und Ritter der Ehrenlegion  , über die wunderbaren Erfolge in 40jähriger Praxis mit seinem Geheimmittel, dem sog. Regenerator. Das Heftchen beginnt mit einer Einleitung, die nichts sagt, als daß Herr Dr. Libaut endlich dem allgemeinen Drängen nachgibt und sein Geheimmittel nicht länger mehr der leiden­den Menschheit vorenthalten will. Nach Libaut ist das Blut der alleinige Attentäter aller Krankheiten, und folgt dann dieser voran­gestellten Behauptung eine höchst laienhafte Explikation über die Zu­sammensezung des Blutes überhaupt und dann eine Reihe aller der Krankheiten, die der sog. Regenerator, à Fl. 6 Mk., ganz unfehlbar furirt. Man höre und staune: Bleichsucht und Blutarmut  , Skrophu­lose und Rhachitis, Tuberkulose und Krebs, Syphilis und Geistes­störung, Nerven- und Gehirnkrankheiten, Epilepsie und als eigene Gattung auch die Merkurialkrankheiten, Schwächezustände und weißen Fuß, Hautkrankheiten und Gicht, Hypochondrie, Hysterie und Rheuma­ tismus  , so nebenbei auch noch Sommersprossen, Leberflecke, Buſteln, Finnen, Mitesser, Hautröte, rauhe, rissige Haut

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weibliche Geschlecht besonders empfindlich sei". Alles mit einem und demselben Heilmittel! Bei Kindern unter 2 Jahren genügen täglich ichon 2 Teelöffel, bei älteren Sündern 2-3 Eklöffel!

Wir haben uns der Mühe unterzogen, Erkundigungen nach der Persönlichkeit des angeblichen Herrn Doktors und Ehrenritters anzu­überhaupt abzusprechen. Aber das wollen wir nicht tun, denn der Zweifel an ihn wird unnachsichtig von der Regenerator- Compagnie in I der Strenge des Gesezes verfolgt. Also warum sich mutwillig in Brüssel   und deren Vertreter in Frankfurt   a. M., Elnain& Co., nach Gefahr begeben zu einer Zeit, in der noch ganz andere Dinge dem Zweifel reichlich Nahrung bieten? Das aber ist unzweifelhaft, daß die wirksamen B standteile des Regenerators die Sarsaparillen, ähnlich dem Birtmanndecoct, nebst einigen andern sog. blutreinigenden Drogen ( Sennesblätter, Guajac, Fenchel 2c., wahrscheinlich auch etwas Queck­filber) sind und der reelle Wert statt 6 Mt. etwa 1 Mt. 50 Pf. beträgt. Ein einfacher Holztee, der im Handverkauf in jeder Apoteke abgegeben wird zum Preis von etwa 50 Pf. für 100 Gramm, dürfte denselben Bedarf an einer etwaigen derartigen Kur in dem herankommenden ,, blutreinigenden" Dienſt tun; wir empfehlen daher allen denen, welche Frühjahr verspüren, diese billigere Bezugsquelle eher als die Taschen des Herrn Ehrenritters. Das mag genügen.

Unsere Illustrationen.

Prairiebrand.( Seite 455.) Unter Prairien des amerikanischen Bestens sind nach Hellwald im allgemeinen jene Gebiete zu verstehen, die sich westlich von dem Mittellaufe des Mississippi   bis an die Felsen­

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seiner Canonica: Die Kunst der Alchemie ist recht und wahr­haftig der alten Weisen Philosophie, welche mir sehr wohl gefällt, nicht allein wegen ihrer Tugend und großen Nuzbar­keit, sondern auch von wegen der herrschenden schönen Gleich­nisse, die sie hat mit der Auferstehung der Toten am jüngsten Tage",- so hatte auch noch 1751 Friedrich der Große   von Preußen sich ihr geneigt gezeigt.

Erst als sich durch den Einfluß des berühmten Begründers der modernen Chemie, des französischen   Gelehrten Lavoi sier( 1743 geboren, 1794 guillotinirt- eine der vielen Tod­sünden der revolutionären Schreckensherrschaft!) die Ansicht ver­breitete, die Metalle seien chemisch einfache Körper, begann für die Alchemie das Totenglöcklein zu läuten, und als ihre Lebens­kraft noch zum leztenmale in der von dem Verfasser der Job­siade, dem Arzte Kortum   in Bochum  , gegründeten hermetischen Gesellschaft in den lezten Jahren des vorigen und dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts noch einmal höher aufgeflackert war, starb sie als Wissenschaft völlig dahin.

Insgeheim wurden jedoch alchemistische Versuche tatsächlich noch bis in die fünfziger Jahre unseres 19. Jahrhunderts von wissenschaftskundigen Männern betrieben; und ob es heute auch hiermit ganz zu Ende ist, ja sogar ob eine Wissenschaft von den Mitteln der Metallverwandlung nicht noch dereinst als ver­jüngte Alchemie deren Auferstehung feiert*), läßt sich kaum sagen.

*) Vergl. dazu Schmieder, Gesch. der Alchemie, Halle 1832.

gebirge und deren östliche Ausläufer erstrecken. Das Wort ,, Prairie" dient zur Bezeichnung aller offenen, mehr oder minder baumlofen, aber mit Gräsern bewachsenen Landstriche, wenn auch hie und da von mäßigen Hügelreihen durchzogen. Jene weiten Ebenen, welche Nebraska  , einen Teil von Dakota, das westliche Kansas   und östliche Kolorado umfassen, sind, so trost os sie dem Wanderer durch ihre bis zum Horizont fort­laufende Einförmigkeit, durch den Mangel jedes Strauches oder Baumes erscheinen, doch anderseits reiche Weidegründe für die dort hausenden Büffelherden und Antilopen, und bilden die Heimat der Prairiehunde, Prairiehasen und Prairiewölfe. Indessen trägt das Vorherrschen der Klapperschlangen, Eulen und Wanderheuschrecken nicht gerade dazu bei, die dortige Fauna zu einer sehr anziehenden zu machen. Einförmig wie die Ebene selbst, einförmig wie ihre Flora und Fauna, ist auch) ihre geologische Beschaffenheit, indem die Kreideformation sich gleich­mäßig über das ganze Gebiet ausdehnt. Jene Ebenen sind eben weiter nichts als der Boden des einstigen weſtamerikanischen kolossalen Kreide­meeres, das in Milliarden von Aeonen jene dicken Schichten von Sand­stein, Thon, Kalkstein und bituminöser Kohle absezte und die ehemals vorhandenen Berge und Täler gleichmäßig überdeckte. Verläßt man mit der Union  - Pacificbahn den Bahnhof von Omaha  ( Nebraska  ), so verrinnen blos wenige Stunden und man ist auf jenem Gebiet, welches zu durcheilen das Dampfroß dreißig Stunden braucht. Agrikultur ist auf jenen Ebenen wegen ungenügenden Regenfalls nur da möglich, wo ein Bach oder Fluß künstliche Bewässerung erlaubt. Da sie aber blos wenige Wasseradern durchschneiden, werden sie wohl nie ein eigentliches Kulturgebiet werden. Warum aber jene Ebenen, die doch Feuchtigkeit genug haben, um Gras zu erzeugen, sich dem Baumwuchs durchaus feindlich zeigen, ist bis heute noch ein Rätsel. In einzelnen Teilen indessen, besonders im Norden, wo die Bewässerung es gestattet, ist die Pra rie in Fruchtboden umgewandelt. Von einer solchen Prairie in Illinois   schreibt der schwäbische Reisende Max Eyth  :, Eine Prairie, in ein unabsehbares Feld abgestandener Wälschkornstöcke verwandelt, am fernen Horizont mit einem grauen Waldsaume verziert, dessen schnur­gerade Linie hie und da unterbrochen ist, um die Wälschkornperspektive ins Unendliche fortzufezen! Alles baut Wälschkorn, alles ißt Wälsch= forn, jedermann sieht jedermann gleich und der scheinbar einzige Ge­danke von jedermann ist Wälschforn." Die Prairien bestehen fast durchgängig aus einer vorwiegend wellenförmigen( undulirenden) Gegend, die zuweilen von einer Anzahl langer, aber ungemein flach sich ab­dachender Höhenzüge durchbrochen und von breiten, meist mit niedrigen Ufern versehenen Flußtälern durchzogen, sowie von mehr oder minder tiefen, durch die Gewalt des Wassers gebildeten Rinnsalen durchschnitten ist. Die in breiten Betten sich bewegenden, von niedern Ufern be­grenzten Bäche und fast ausnahmslos seichten, zur Schiffahrt somit ungeeigneten Flüsse enthalten nur selten reines und klares, sondern meist trübes Wasser, in welchem nur eine geringe Anzahl von Fischen sich aufhält. Zuweilen ist das Bett der Flüsse mit Flußsand erfüllt, der sich beim Uebersezen gefährlich erweist. Was die Vegetation der Prairien betrifft, so sind dieselben fast durchweg waldlos; hingegen sehen wir sie mit kurzen Gräsern, darunter häufig mit dem nahrhaften Büffel­