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von den Kanaanitern, deren Land die Israeliten nachmals ein­genommen, gesagt wird: Sie sind unsere Speise( lachmenu), schon ist ihr Schatten( zillam) von ihnen gewichen." Das Wort lechem Brod, arabisch Fleisch, da es von lacham verschlingen, auffressen, verzehren, auch kämpfen, streiten kommt, daher milchamah Krieg, läßt uns schon den Kampf ums Dasein" erkennen, und wenn nun die feindlichen Kanaaniter den Israeliten zur Speise dienen sollten, so läßt sich, wollen wir diese Stelle nicht bildlich nehmen, wie die Rationalistit sich in klüglicher Weise auszudrücken pflegt, sondern wörtlich nach dem kannibalistischen Sinne der alten Zeit, darunter nichts anderes denken, als was der Saz wirklich besagt, und auch der andere Saz: Schon ist der Schatten von ihm gewichen," be­zeichnet nicht etwa, wie Luther übersezte: den göttlichen Schuz," sondern erklärt sich demjenigen, der etwa den Artikel: Die Zauberin mit dem Abbild" in der Vossischen Zeitung aus der Feder von Carus Sterne gelesen, ganz leicht und unge zwungen; denn daraus geht hervor, daß der Mensch in seinem Kindheitszustande seinen Schattenriß" für seinen Geist" ge= halten. So sah er im Traume die Schatten oder Seelen ( hebräisch zel Schatten, Seele) der Verstorbenen, mit denen cr im Leben verkehrt, umherwandern, und die Naturvölker sind vielfach der Meinung, daß man sein Spiegelbild hübsch in Acht behalten müsse; denn was ihm geschieht, droht auch dem Eigen­tümer. Daher machte der Verkauf seines Schattens den armen Schlemihl so unglücklich, und der europäische Aberglaube, daß wer sein eigenes Bild von sich getrennt erblickt( Doppelgänger), demnächst sterben müsse, ist genau derselbe, wie der von Rabbi Isaak Loria, welcher am Tage vorher starb, ehe das Jahr zu Ende ging, weil er in jener Nacht seinen Schatten ohne Kopf gesehen, oder der fabbalistische Glaube: Wer in der Nacht des Zeichens"( 27. September) seinen vollen Schatten im Mond­licht sieht, der soll in diesem Jahre nicht sterben. Körper und Bild gehören eben zusammen wie Leib und Seele, tote Materie und lebendige Form. So erklärt sich uns im Anschluß hieran auch der bekannte Bibelvers: Lasset uns einen Menschen machen in unserem Bilde"= bezalmenu, wo das Wort zelem= Bild, Stamm wiederum zel Schatten, ein Schattenbild, Ab­schattung, Bild, insbesondere ein Gözen bild als beseelt ge= dachter Gegenstand oder Fetisch bedeutet, daß der Mensch als das

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besaßen einen höchst umfassenden, ja verschwenderischen Toten­fult, noch ehe die zergliedernde Frage, was denn eigentlich vom Menschen fortlebe, gestellt worden war; es genügte zu sagen: Er lebe weiter, eine Formel, die, wie zuerst Dr. Hinds be­merkte, in den Gebeten von Verstorbenen bis zur elften Dynastie hinauf noch vorkommt; aber von jener Zeit an, oder nach anderen genauer seit Amenemha I. von der zwölften Dynastie( nach Beuth 2561 v. Chr.) tritt in der bekannten Gebetformel Suton­hotap- ta", die man auch wohl das egyptische Vaterunser" ge­nannt hat, an die Stelle der allgemeinen Personalbezeichnung das Wort Ka", für dessen Uebersezung Le Page Renouf die Bezeichnung Genius" wählte. Die wörtliche Uebersezung wäre aber: imago, das Bild in der Bedeutung des hebräischen zelem, das als ein lebendes" in dem Steine oder Holze wohnt, dessen Verehrung Jeremia ( Kapitel 2, Vers 27) den Israeliten zum Vorwurf macht. Der genannte Egyptologe hebt einen alten Text hervor, nach welchem Ptah, der Hauptgott von Memphis , die Götter veranlaßt habe, sich in ihre Leiber, d. h. in ihre Bilder von Holz oder Stein, hineinzubegeben. Die Bildbezeich­nung scheint eben auf dem Vergleiche zu beruhen, daß wie die Seele das Bild des Leibes, so auch umgekehrt der Leib das Bild der Scele sei, was auch die Abstammung des hebräischen zelem von zel, wie bereits erörtert, schlagend erhärtet. Be­fragen wir nur unser Volt, und wir finden noch heute, daß nur der Getötete dem Umgehenden" die Geistqualität beilegt, für das Volk ist er aber auch nur Er", die Person überhaupt, die umgeht. Diese anfängliche Unbestimmtheit des Begriffes, wonach der Mensch überhaupt es ist, der da irgendwie anders ( als in seinem Leibe) fortlebt und sich äußert, veranlaßt Lippert, die bereits erwähnten Trauererscheinungen als mächtigen Faktor in der Entwicklung der Ahnenverehrung, die den zeit­weiligen Unsterblichkeitsglauben begründete, anzuerkennen, wonach das Andenken der Eltern und Stammhäupter zum fortlebenden Geiste inmitten ganzer Stämme für die Dauer gesichert ward.

Das Seelenbild des Vaters, welches den Träumenden umschwebte, wurde durch den zeitlebens ihm geweihten Kult zum Haus- und Familiengotte, das des Häuptlings zum Stammgotte erweitert, der mit dem Zusammenschluß mehrerer Stämme zu einer Nation zum Nationalgotte sich erhob. Dieser wäre sonach in seiner ursprünglichen genetischen Form nicht das Abbild des noch

lebenden, sondern des noch nach dem Hinscheiden fortlebenden

und Trankopfer, Räucherungen und sonstigen Liebesgaben 2c., wie sie die fortlebende Seele zur Nahrung und Erquickung nach dem Tode in gleicher Weise wie vor demselben erheischt, eigent

lich ein Götterkult ist und als solcher auch in Israel und Juda bis zur nacherilischen Reformation start im Gebrauche

war. Dieses alles hat unser verdienstvoller Etnologe in seinen

mit solcher Bestimmtheit den Egyptern, den Griechen und Menschengeistes, daher der Totenkult, bestehend in Speise­Römern als die Behausung Gottes " galt( s. Geschichte des Priestertums Bd. I. S. 488 1. Bd. II. S. 286). beherbergte der erste Mensch( Adam) den Gottesgeist in seinem tönernen Leibe, wie der egyptische König, der insofern von seinem Bolte als Fetisch verehrt wurde, oder der israelitische Prophet, in welchem der Geist Gottes" war, wie noch jezt der Dalai­sämmtlichen Schriften, insbesondere in seinem neuesten Werke an so mußte die vergleichende Beobachtung dazu führen, dieselben einer solchen Fälle von Beispielen gezeigt, daß in dieser Hinsicht mit dem Lebenshauche des Menschen zu identifiziren. wohl kaum mehr etwas zu tun erübrigt. Dasselbe geht von ben Verlassen des warmen Hauches mit dem Stocken und Erkalten bescheidensten Religionsanfängen bei den Indianern der Südsee­des Blutes, womit auch die Kraft der Sinne und der Sprache inseln und den mongolischen Stämmen Asiens aus und läßt als­schwand, rief die Redeweise: Er hat seinen Geist ausgehaucht" hervor, daher in allen Sprachen die Begriffe Atem, Seele schon einige Fortschritte Hierauf führt es uns auf und Geist in einem Worte enthalten sind, auf deren feinere den Boden von Altmeriko, des Jnkareiches von Peru , und ferner unter Seele oder Geist ein dunkles, schattiges Luftwesen gedacht gegen, so reißt doch der Faden derselben etnologischen Auffassung wurde, das mit der Geburt in den Menschen hinein- und mit nicht ab, wir lernen vielmehr die Formen der Kultur aus denen dem Tode wieder aus ihm herausfährt. Daß auch die Hebräer der Unkultur begreifen. Daran reiht sich das Priestertum in an ein Todesschattental"= gej zalmaveth glaubten, wie die Griechen an den Hades, daß bezeugt dieser psalmistische Aus­

druck zurgenüge.

von Altegypten. Tritt uns auch hier hundertfältig Neues ent­

Israel- Juda, dem der Verfasser allein bis jezt

erschienenen Hefte( Nr. 7, 8 u. 9) gewidmet hat, und so sehr wir auch hier auf bekanntem Boden stehen, so müssen wir auf­

diese auf dem Wege der natürlichen Vergleichung entstandene Vorstellung nicht die primitive, somit nicht die älteste und ur­

Allein nach Jul. Lipperts tiefgehenden Forschungen wäre richtig gestehen, daß uns derselbe viele Rätsel entschleiert, die

uns bisher nicht erklärlich waren. Und so folgen wir ihm, wie bisher, mit der größten Spannung und mit gesteigertem In­

sprüngliche. Es scheint ihm vielmehr die Kulturentwicklung teresse weiter, um uns von ihm in das syrische und iranische schon ziemlich entwidelt gewesen zu sein, ehe der Mensch die Asien geleiten zu lassen, das brahmanische Priestertum fermen Vorstellung Geist" oder Seele" determinirt hatte; denn die alten Egypter( s. dessen Geschichte des Priestertums Bd. I. S. 383)

zu lernrn und zulezt zu den uns näher bekannten Völkern, zu den Staaten des klassischen Altertums, zu unseren germanischen