Vorfahren und deren Nachbarn. Ja wir folgen mit der Wiß begierde des eifrigen Schülers dem dozirenden Meister, den lehrreichen Worten des in seiner Art ganz einzigen, unvergleich lichen Forschers.
Allein wer wäre imstande, den ungeheuren Reichtum seiner Ideen in wenigen Seiten zusammenzufassen? Wir begnügen uns daher, nur ein einziges Beispiel herauszugreifen, in der Absicht, zum Lesen und Studiren der Werke des tiefen Denkers anzueifern, damit schließlich die Wahrheit, wie alle Völker, alle Rassen, alle Menschen ihre Religionen mit ihren verschieden artigsten Gebräuchen und Sitten nach denselben Grundgesezen von der niedrigsten Stufe bis zu den höchsten Formen allmälich entwickelt habe, alle Menschen durchdringe. Dann wird der der schöne Saz: Tout comprendre, c'est tout pardonner alle religiösen Gehässigkeiten zu Schanden machen; denn die Erkenntnis versöhnt.
-
470
seiner„ etnologischen Studie zum althebräischen Seelenkult" diesen aus zahlreichen Stellen des alten Testamentes nachgewiesen. Aber gerade aus dieser reichhaltigen Kultpflege, welche der Ahnenseele in Juda wie in Israel zuteil ward, geht deutlich hervor, warum die größten Propheten der jüdischen Nation zu lezt nichts mehr von demselben wissen wollten; denn nicht nur die heidnischen Gebräuche, die damit unauflöslich verbunden waren, sondern auch, ja vielmehr namentlich das große Hindernis, welches die allenthalben geübte Verehrung der Ahnengeister der von den Gottesmännern angestrebten einheitlichen Gottesidee ( der Jahveverehrung) entgegenstellte, ließen sie lieber auf den mit dem Seelenglauben verbundenen Unsterblichkeitsglauben, der ohnehin noch nicht im Sinne der Ewigkeit ausgebildet war, verzichten, als ihn noch weiter zu nähren. Jezt verstehen wir auch, was Jesaja mit den sonst so sonderbar erscheinenden Worten( Kapitel 63, Vers 16):„ Du bist unser Vater, denn Abraham kennt uns nicht und Israel sind wir fremd; du also, Jahve, bist unser Vater, du unser Retter, von Anbeginn ist das dein Name," sagen wollte; denn daraus geht hervor, daß man einst diese Väter nach der Weise des Ahnenkultus in Israel verehrt hat, und es war Jesaja eben darum zu tun, diese Erinnerung an einen anderen Kult als den Jahve's zu verdrängen. Wenn jedoch Jesaja meint, daß Jahve's Name schon von Anbeginn war, wie er sich ausdrückt, so war dieses bekanntlich in Wirklichkeit nicht der Fall- schon die Stelle im Exodus Kapitel 5, Vers 3 spricht dagegen es war so, wie Lippert sich ausdrückt, im Wunsche des Jesaja .
aber
So sind es denn gerade die äußerlichen Kultformen und die aus deren Pflege von allem Anfang an entstandene Priesterschaft, die dem Verfasser der Geschichte des Priestertums ihre Geheimnisse geoffenbaret haben, so daß selbst bedentende Männer der biblischen Exegese daraus so manches lernen dürften, was ihnen von anderer Anschauung aus bisher in falschem Lichte erschienen ist. So wird bekanntlich selbst von Gelehrten ersten Ranges in ihrer Art, wie zum Exempel von einem H. Graeß oder Ernst Renan angenommen, daß die Juden eigentlich erst im Exil den Unsterblichkeitsglauben von den Persern angenommen hätten, weil sich in den Hauptbüchern des alten Testamentes in den Büchern Mose , wie in den übri- Nun werden uns aber auch Säze klar, wie sie z. B. in der gen des Kanons bis zu Daniel kein dieses Dogma deutlich Beichte( Deuteron, 26, 14) vorkommen, wo der Kultgerechte aussprechender Saz vorfinde. Dagegen behaupten die recht- u. a. von sich bekennt, daß er wirklich alles aus seinem Hause gläubigen Teologen, dieser Glaube sei als so selbstverständlich geschafft," was der zentralistische Einheitskult, wie er zu den vorauszusezen, daß seine besondere Hervorhebung gar nicht nötig Zeiten Histias und Josias den Privatkulten gegenüber sich aus gewesen sei. Andererseits finden wir aber, daß in vielen Stellen bildete, beanspruchte,„ daß er nichts davon gegessen in seiner des alten Testaments, wie im Buche Hiob, in mehreren Psalmen 2c. Trauer und nichts davon des Toten wegen hingegeben." der Unsterblichkeitsglaube geradezu mit unverblümtester Osten- Denn daß ein Kult war, den einst der Tote empfing und der tation abzuleugnen gesucht wird. Nach der Grundanschauung der Lippert'schen Seelenlehre löst sich uns dieses Dilemma in noch sehr wohl. Als daher die Haus- und Gemeindekulte dem dann in ein„ Trauerzeremoniell" überging, das wußte der Levit so einfacher Weise, daß wir gerade hierin eine feste Gewähr siegreichen Einheitskulte unterlagen, da mußte auch dem Toten fitr die Richtigkeit seiner Teorie erblicken zu müssen glauben. kultus, der Wurzel aller Kulte und der Nahrungsquelle mancher Denn ist der Seelen- oder Geisterglaube bei allen Völkern auf den niedrigsten Stufen eine ausgemachte Tatsache, woran wir flossen alle diese Gaben nach Jerusalem in den Moriatempel. Priesterschaft, das Lebenslicht ausgeblasen werden; denn nun
für
bei dem ungeheuren Beweismaterial, das Herr Lippert in allen
seinen Schriften aus der Literatur- und Völkerkunde aller Zeiten
beigebracht, keinen Augenblick mehr zweifeln können, wie sollte
" 1
Aber auch mit den Toten teilte der Jahve des Reiches keines seiner Rechte mehr, daher muß nun auch von jezt an den Juden da dieser Glaube gerade unter den Iſraeliten, dem„ Bolk der das Totenmal und das Begraben im Tempel selbst, dessen ganze Bauanlage wir darauf eingerichtet finden( hierüber ausführlich Religion" par excellence, nicht auch schon von allem Anfang Bd. II. S. 158 2c.), als eine gottlose Verunreinigung erscheinen.
her vorhanden gewesen oder gar erst nach dem Exile aufgekommen sein, nachdem der alte Götterstaat gestürzt war, um von nun an
für den Bibelgläubigen nicht schon höchst auffällig, daß die alten
Damit schließen wir unser Referat über Jul. Lippert's einem neuen, höheren Gottesstaate Plaz zu machen? Ist es denn großem Dank für das bisher Gebotene verpflichtet und sehen neuestes epochemachendes Werk. Wir unsererseits sind ihm zu Ifraeliten den Unsterblichkeitsglauben mit seinem daran hastenden mit wissenschaftlicher Sehnsucht den weiteren Belehrungen der großartigen Kultapparate nicht schon während ihres langen noch lange gegönnt sein, in diesem Sinne weiter zu wirken zum so rasch aufeinander folgenden Hefte entgegen. Möge es ihm Aufenthaltes in Egypten in seinem vollsten Umfange sollten Heile der reformbedürftigen Menschheit auf dem Gebiete der
fennen gelernt haben? Im Gegenteil hat unser Verfasser in
wahren natürlichen Erkenntnis.
Der Dichter steht auf einer höhern Warte Als auf den Binnen der Partei
Von J. Stern.
Wer hat recht von beiden? Beide. Der Kultus des Schönen ist die Aufgabe der Poesie wie der Kunst überhaupt, und zivar hatte Freiligrath einst gesungen, worauf ihm Herwegh nicht blos des Formschönen. Das echte Kunstwerk entzückt nicht
erwiderte:
Partei! Partei! Wer sollte sie nicht nehmen, Die noch die Mutter aller Siege war!
Wie mag ein Dichter solch ein Wort verfehmen, Ein Wort, das alles Herrliche gebar? Nur offen wie ein Mann: Für oder wider! Und die Parole: Sklave oder frei! Selbst Götter stiegen vom Olymp hernieder Und kämpften auf der Zinne der Partei.
dern erhebt auch die Seele aus der gemeinen Alltagsstimmung, blos den äußeren Schönheitssinn durch ästetische Formen, son der Wehmut ein, welche ein erhabener, anmutiger, rührender, und flößt ihr jene höheren Stimmungen der Wonne aber auch bedeutender Inhalt erweckt. In der Welt der Kunst wollen wir reine Gebirgsluft atmen, uns an dem Herrlichen in Natur und Menschenleben erquicken und erbauen, was die Akkorde des