zusammengesperrt sein, die er beide der schrecklichen Kerferatmosphäre erliegen sieht. Wir zitiren aus dem Gedichte einige Stellen. Im Eingang heißt es:
In Chillons Kerker tief und grau
Steh'n sieben Pfeiler von gotischem Bau, Steh'n sieben Säulen, dämmrig fahl Von dem verirrten Sonnenstrahl, Der durch den Mauerspalt einmal Hinabfiel in des Kerkers Bann
Und nun nicht mehr entschlüpfen kann; Hin kriecht er über feuchten Stein Wie eines Sumpfes Irrlichtschein. An jedem Pfeiler ist ein Ring, An jedem Ring ist eine Kette; Dies Eisen ist ein nagend Ding,
Noch zeigt mein Fleisch des Zahnes Stätte, Und diese Spur verliert sich nicht,
So lang' ich schau' das neue Licht, Das nun die Augen schmerzt
-
sie waren
Der Sonn' entwöhnt seit so viel Jahren, Daß ich sie nicht mehr zählen mag;
Ich gab es auf, sie einzukerben,
Als ich da unten lebend lag
Und sah den lezten Bruder sterben.
Die erwähnten sieben Pfeiler mit den Kettenringen und die Fußspuren des gefangenen Bonivard in dem Steinboden sind heute noch zu sehen in den finsteren Gewölben des alten Schlosses.
Den schaurigen Kerker beschreibt Byron weiter: Der See an Chillons Mauern liegt Und tausend Fuß noch unterm Wall Fließt seiner Wasser mächt'ger Schwall: So weit hinab ließ man das Blei Von Chillons schneeiger Bastei, Die rings umher die Wog' umschmiegt Zwiefacher Kerfer! Wand und Welle Macht zum lebend'gen Grab die Belle Und unterm Wasserspiegel lag Die dunkle Wölbung, wo wir hausten; Wir hörten droben Tag und Nacht Einförmig seinen Wellenschlag.
Und oft hab' ich den Schaum gefühlt, Der Winters durch das Gitter ſpült, Wann über unserem Haupt der Föhn Hinjauchzt in freien Himmelshöh'n: Dann bebte selbst des Felsens Schoß, Ich bebte nicht bei Sturm und Stoß: Denn lächelnd hätt' ich um die Zeit Den Tod begrüßt, der mich befreit.
So könnten wir noch viele schöne Stellen zitiren. Die Tyrannei, welche ihre Widersacher in feuchte Kerker unter dem Wasserspiegel bannte, ist durch den Dichter für die Jahrhunderte gebrandmarkt worden.
W. B.
Aus dem Bereiche der Antropologie und Gesundheitspflege. Zur Frage nach der Entstehung der Arten der Lebewesen, welche Darwin mit seiner den eigentlichen Darwinismus bildenden Selektionsteorie( der Zuchtwahlhypotese) beantwortet zu haben glaubte, macht Prof. Dr. Mori; Wagner in München im Tezemberhefte des Kosmos 1883, der Zeitschrift für Entwicklungslehre und einheitliche Weltanschauung", an welcher alle hervorragenden Darwinianer Deutsch lands , Englands ze. mitarbeiten, interessante Mitteilungen. Er schreibt in einer Abhandlung, betitelt:„ Leopold von Buch und Charles Darwin ", wie folgt:
„ Leopold v. Buch hat die äußere Ursache der Artbildung richtiger erkannt, als Darwin ." Leider war seine geniale Hypotese weder in ihrer formellen Fassung genügend, noch auch durch die Mitteilung bezüglicher Tatsachen hinreichend unterſtüzt.
-
" Die betreffenden Stellen in Leopold v. Buchs Werke lauten wie folgt: Die Individuen der Gattungen( Arten) auf Kontinenten breiten sich aus, entfernen sich weit, bilden durch Verschiedenheit der Standorte, Nahrungs- und Bodenverhältnisse Varietäten, welche in ihrer Entfernung nie von andern Varietäten gekreuzt und dadurch auch nie zum Haupttypus zurückgebracht, endlich konstant und zur eigenen Art werden. Dann erreichen sie vielleicht auf andern Wegen auf das neue die ebenfalls veränderte vorige Varietät, beide nun als sehr verschiedene und sich nicht wieder mit einander vermischende Arten. Nicht so auf Jufeln. Gewöhnlich in enge Täler oder in den Bezirk schmaler Zonen gebannt, können sich die Individuen erreichen und jede gesuchte Firirung eigner Barietäten wieder zerstören....
"
Deswegen ist es so wichtig, den Standort genau anzugeben und zu bezeichnen, auf welchem die Pflanzen auf den Inseln sich befinden. Er hat fast jederzeit etwas Eigentümliches. Ist er durch natürliche Hindernisse, durch Bergrizen, welche mehr schaden als bedeutende Entfernungen über dem Meer, von andern Orten sehr getrennt, so fann
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man dort ganz neue, in andern Teilen der Insel nicht vorkommende Arten erwarten. Vielleicht hat ein glüdlicher Zufall durch eine besondere Verbindung von Umständen den Samen über die Berge gebracht, sich selbst an der abgeschlossenen Stelle überlassen, wird dann auch hier im Laufe der Zeiten die aus den neuen Bedingungen des Wachstums entstandene Varietät zur eigenen Art, welche sich immer mehr von ihrer ersten ursprünglichen Form entfernt, je länger sie ungestört in dieser eingeschlossenen Gegend erhalten wird."
" Migration( Wanderung), Expansion( Ausbreitung) und Isolation ( Vereinzelung)" fährt im Anschluß hieran Prof. Wagner fort, der bekanntlich selbst der Vater der Migrationsteorie ist, welche die Artenentstehung im Gegensaze zu Darwin nicht durch natürliche Zuchtwahl", sondern durch Migration erflärt, sind die äußeren Faktoren, welche auf Grund der Variabilität und der Vererbungsfähigkeit persönlicher Merkmale vollständig genügen, um durch Fortbildung und Steigerung geringer individueller Eigenheiten der ersten Kolonisten bei strenger Inzucht und durch die veränderten Lebensbedingungen, welche mit jeder isolirten Kolonienbildung verbunden sind, neue Arten und Varietäten auszuprägen und bei genügender Dauer der Jsolirung als stabile Formengruppen zu figiren. Dieser Prozeß vollzieht sich in der Regel in ganz friedlicher Weise ohne jeden wesent lichen Einfluß eines Konkurrenzkampfes mit Artgenossen und anderen Organismen, welcher in jeder neuen Kolonie meist geringer ist, als im Wohngebiet des Stammes."
Beiträge zur Länder- und Völkerkunde.
Der Stand des öffentlichen Unterrichtes in Brasilien . Ueber den Stand des Unterrichtes in Brasilien schreibt die„ Deutsche Post" aus S. Leopoldo: Für die Schulen wird von der Regierung Geld genug verausgabt, und wenn in den Regierungsschulen doch nicht genug ge leistet wird, liegt es wirklich nicht daran, daß die Regierung Geld spart. Man sehe sich nur die folgende Tabelle an.
Pará
Maranhao
Piauhy Ceara
Jährliche Einnahme
Jährl. Ausg. für öffentl. Unterricht
Milreis à 2,20 Mart.
1 664 000
112 991
2 742 000
372 603
733 596
108 912
349 421
38 175
808 700
198 560
308 327
81 689
460 141
84 663
2 736 457
723 790
692 355
145 352
716 653
120 718
3 484 687
556 503
358 980
92518
6 258 684
915 484
3 743 460
532 816
Minas Geraes
3 084 440
760 340
787 000
115 740
342 354
Rio Grande do Norte Parahyba Pernambuko Alagoas Sergipe Bahia Espirito Santo
Paraná
Santa Katharina
Rio Grande do Sul Goyaz
Matto Grosso
Anzahl der Schulen:
Minas Geraes
2917 280
91 107 546 713
36.000 52 260
222 234
241 286
32 662 058
5 686 943
1.085
Paraná
185
774
Santa Katharina
151
771
Maranhao
150
602
Espirito Santo
104
598
Parahyba
91
86
289
Rio Grande do Norte
84
224
Goyaz
66
206
Piauby
61
188
Matto Grosso
57
Rio Grande do Sul 408
Pará
Ceara
Sergipe Alagoas
Zusammen 6180 Schulen.
Im Jahre 1874 gab es nur 4012 Schulen; somit hat die Zahl derselben sich in den lezten 9 Jahren um 2168 vermehrt. Rechnet man nach dem lezten Zensus die Zahl der freien Bewohner Brasiliens auf
8 193 639 Seelen, so fommt eine Schule auf 1239 Bewohner.
Für unsere Hausfrauen.
Ueber die Konservirung des Fleisches.
II.
D. Konservirung des Fleisches durch fäulniswidrige Stoffe. 1) Chlornatrium( Kochsalz, Küchensalz, Salz). die Grundlage des altehrwürdigen Pökelverfahrens. Demfelben Das Chlornatrium, schlechthin das Salz genannt, bildet bekanntlich fonnte bis jezt nur das Rind- und Schweinefleisch, keineswegs das