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Unser Bauwesen und seine Reform.
" Soziale Reform" das ist die Parole des Tages. Soll die Sozialreform eine durchgreifende sein, so muß sie selbstverständlich in erster Linie darauf abzielen, die klar erkannten Ursachen der sozialen Krebsschäden zu beseitigen. Es ist unendlich viel wichtiger, Prohibitivmaßregeln gegen das große Uebel zu ergreifen, als die Linderung des entwickelten
und zu Tage getretenen Uebels selbst zu versuchen. So steht z. B. die Notwendigkeit, den Arbeiter für den Fall der Erkrankung zu versichern, weit zurück hinter der Notwendigkeit, ihm allen nur möglichen Schuz gegen Erkrankung zu gewähren, rastlos besorgt zu sein für die Erhaltung seiner Gesundheit, für die Verbesserung seiner Lebensstellung in jeder Hinsicht.
Eine Straußenfamilie,
Dazu gehört in erster Linie mit, daß man ihn und seine Familie befreie von den außerordentlich schädlichen Konsequenzen des modernen Bauwesens oder richtiger gesagt Bauunwesens, also gute Wohnungsverhältnisse für ihn schaffe und damit einer grundlegenden Bedingung für das Wohl der Familie, einer Voraussezung von Sitte und Humanität, eines geordneten Familienlebens und der leiblich wie geistig gesunden Erziehung des aufwachsenden Geschlechts genüge.
Mit diesem überaus wichtigen, aber sowohl von den Regierungen und gesezgebenden Körperschaften, wie auch von der Masse des Volkes lange noch nicht hinreichend gewürdigten Stück Sozialreform wollen wir uns beschäftigen.-
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Werfen wir zunächst einen Blick auf die Geschichte des Bauwesens.
In früheren Zeiten ließ man sich bei Gründung dauernder Wohnsize nicht leiten von Rücksichten auf die der Gesundheit zuträgliche Beschaffenheit des Niederlassungsterrains, sondern von der Erwägung der Vorteile, welche dasselbe für Beschaffung der Subsistenzmittel, für den Verkehr und den Schuz gegen Feinde darbot. Mit großer Vorliebe siedelten sich deshalb die Menschen in unmittelbarer Nähe von Seen und Flüſſen an wofür wir die Beweise in den aufgefundenen Pfahlbauten haben
ohne die Macht der schädlichen Einflüsse, welche sich aus der oft sumpfigen Beschaffenheit niedrig gelegener Ufer für sie
Nr. 21. 1884.