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und zu kritisiren gedenken, ist nun eine Reihe von die Zuckerpro duktion betreffenden Tatsachen in das scharfe Licht statistischer Beleuchtung gerückt worden, welche gewiß auch das Interesse unserer Leser zu erregen und die Kenntnis unserer industriellen Verhältnisse erheblich zu erweitern geeignet sind.

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Von nächstliegender Bedeutung ist der Umfang der in Rede stehenden großartigen Industrie in Deutschland  .

Betrachten wir uns zunächst die Zahl der deutschen   Zucker­fabriken und ihre Zunahme in den lezten zwanzig Jahren, sowie die Verteilung derselben im Reich. In Preußen betrug die Zahl der Zuckerfabriken 1863/64 188, von denen mehr als Zweidrittel, nämlich 124, auf die Provinz Sachsen   kamen, während etwas über 15, nämlich 38, auf Schlesien  , 12 auf Brandenburg  , 8 auf Pommern  , 3 auf Rheinland  , 2 auf West­phalen und 1 auf die schwarzburgischen Unterherrschaften kamen, während die übrigen Provinzen gar keine Zuckerfabriken aufzu­weisen hatten.

Zur selben Zeit hatte Anhalt 33 Zuckerfabriken, Braun­ schweig   14, Baiern und Württemberg je 6, Thüringen 3, Han nover, Sachsen  , Baden   und das Kurfürstentum Hessen je 1.

Bis 1866/67 war die Zahl der preußischen Zuckerfabriken auf 220 gestiegen; die Provinz Sachsen   hatte 141, Schlesien  40, Brandenburg   18, Pommern   seine alten 8, das zur preußischen Provinz gewordene Königreich Hannover   statt der 1 von 1863/64, eine Zahl, die sich 65/66 auf 3 vermehrt hatte, nunmehr 5, Rheinland 4, Westphalen 2 und die schwarzburgischen Unterherr­schaften noch die 1.

Die Zahl der außerpreußischen Zuckerfabriken in Deutsch­ land   war von 66 in der Kampagne 63/64 auf 76 gestiegen; Anhalt hatte 35, Braunschweig   hatte die Zahl seiner Zucker­fabriken fast verdoppelt, indem es nun 25 zählte, Thüringen  hatte 4, die übrigen Staaten waren bei ihrer früheren Zahl geblieben, mit Ausnahme von Baiern  , welches anstatt 6 nur noch 4 aufweisen konnte.

1867/68 vermehrten sich die deutschen   Zuckerfabriken um 5 preußische, und zwar um drei in der Provinz Sachsen  , eine schlesische und eine pommersche; von da an blieb ihre Zahl im Wachsen bis zum Höhepunkt der Gründerepoche 1873/74, wo sie für ganz Deutschland   337 betrug, davon 257 in Preußen; nämlich in der Provinz Sachsen   150, in Schlesien   49, in Brandenburg   19, in Hannover   16, in Rheinland   8, in Pom­ mern   nach wie vor 7, in Westphalen 3, in Westpreußen  , Schles wig- Holstein, Hessen- Nassau   je 1. Jm außerpreußischen Deutsch­ land   bestanden in dieser Kampagne 4 Zuckerfabriken mehr als 66/67; in Braunschweig   28 statt 25, in Thüringen   6 statt 4, in Luxemburg   und Mecklenburg  , wo bislang noch feine Zucker fabrik bestanden hatte, waren 3, in ersterem 2 gegründet worden; Württemberg dagegen zählte 1 Zuckerfabrik, Baiern 2 weniger.

In dem auf die Gründerzeit folgenden Jahrfünft sank die Zahl der Etablissements für Zuckerproduktion stetig; 1878/79 war sie in Preußen von 257 auf 246, im übrigen Deutschland  von 80 auf 79 gesunken. Schweren Verlust hatten erlitten die Provinz Sachsen   mit 13 von 150 und Schlesien   mit 4 von 49 Fabriken, Brandenburg   mit 3 von 19, Pommern   mit 2 von 7, Westphalen   sogar mit 2 von 3 Fabriken. Riesige Fort­schritte hatte in dieser Periode allgemeinen Niedergangs der Zuckerbranche gemacht die Provinz Hannover  ; sie, welche im lezten Jahre ihres Bestandes als Königreich es eben auf 3 Buckerfabriken gebracht hatte, verfügte 1877/78 über 27, hatte also alle andern Landesteile Deutschlands  , mit Ausnahme der Provinzen Sachsen  , Schlesiens und Anhalts überflügelt.

Im außerpreußischen Deutschland   war die Rückentwicklung nur in Anhalt   bemerklich, wo von 35 Fabriken 2 verschwanden, und in Thüringen  , wo von 6 zwei cingingen, während Braun­ schweig   und Mecklenburg   je eine mehr gewannen.

Von 1878/79 bis 1882/83 ging es wieder mit der Zahl der Zuckerfabriken stetig empor; besonders rasch von 1880/81 auf 81/82.

1882 83 war in Preußen die Zahl von 280 Fabriken er

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reicht, also fast 100 mehr als vor 20 Jahren. Das außer preußische Deutschland   hatte indes bei der Zahl seiner 76 Fa­brifen konservativ beharrt.

Den gewaltigsten Aufschwung in der Zuckerproduktion hatten genommen die bisher darin von gar keiner Bedeutung gewesenen Provinzen Posen und Westpreußen  ; in Posen bestanden 82,83 13 Fabriken, 78/79 nur 1, in Westpreußen   11 statt 2, außer­dem hatte jezt Schlesien   53 statt 45, Hannover   31 statt 21, Rheinland   10 statt 8; Ostpreußen 2 statt feiner, Westphalen, Hessen- Nassau   und Schleswig- Holstein   2 statt 1; wieder gesunken war die Fabrikenzahl in der Provinz Sachsen   von 137 auf 132, in dem seit 15 Jahren in langsamem, aber ununter brochenem Rückgange befindlichen Pommern   von 5 auf 4.

Im übrigen Deutschland   war die Gesammtzahl der Fabriken zwar stehen geblieben; das Verhältnis zwischen den einzelnen Landesteilen hatte sich jedoch einigermaßen verschoben: Anhalt hatte nur noch 31 Fabriken, also noch 2 weniger als 78,79, Braunschweig   1 gewonnen, also jezt 30, Mecklenburg   auch 1, also 3.

Ein noch bedeutsameres Bild von der außerordentlichen Zunahme der deutschen   Produktion von Rübenzucker," sagt der Bericht der Zucker- Enquete Kommission*) geben die Zahlen über die verarbeiteten Rübenmengen, die in der Kampagne 1841/42: 2 565 758 Doppelzentner 1846/47: 2816 924 1848/49: 4 948 359 9 190 709

1851/52:

1861/62:

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11

15 846 197

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1882 83: 87 471 537

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betrugen. Von 1863 64 bis 1882/83 ist die Zahl der Fabriken um 41 Prozent, der Rübenverbrauch aber um 338 Prozent gestiegen. Die durchschnittlich von jeder Fabrit verarbeitete Rübenmenge, die sich 1841/42 auf 19 000 Doppelzentner be lief, wuchs 1862/63 auf 74 000, 1882 83 auf 244 000 Doppel­zentner."

Der Verbrauch von Zucker belief sich im deutschen   Zoll­gebiet 1871/72 auf 221 799 Tonnen, die Tonne zu 1000 Kilo gerechnet, oder 5,5 Kilo auf den Kopf der Bevölkerung, er stieg 1873, 74 auf 298 339 Tonnen oder 7,2 Kilo pro Kopf, seit 1874/75 um ein verhältnismäßig Geringes und stieg 1875/76 bis 323 180 Tonnen, das gibt 7,6 Kilo auf den Kopf, fiel im nächsten Kampagnejahre wieder um die gewaltige Summe von 90 000 Tonnen und blieb von da an in der Nähe von 300 000 Tonnen oder fast 6,5 Kilo pro Kopf bis 1882/83, in welchem Kampagnejahre der Zuckerkonsum auf die noch nicht erreichte Höhe von 369 214 Tonnen, 8,2 Kilo auf den Kopf der Be­völkerung stieg**).

1881, als der Zuckerkonsum in Deutschland   zwischen 6 und 7 Kilo auf den Kopf der Bevölkerung betrug, umfaßte er in der Türkei   und Serbien   Kilo, in Rumänien   1,6, in Spanien  und Griechenland 3, in Italien   3,2, in Portugal   3,5, in Ruß land 4,2, in Norwegen   4,3, in Desterreich- Ungarn   5,5 Kilo auf den Kopf; in diesen allen Ländern also erheblich weniger als in Deutschland  .

In den nachfolgend genannten aber war er größer als bei uns: in Schweden   7,75, in der Schweiz   8,6, in Belgien   9,1, in Frankreich   9,45, in Holland   10, in Dänemark   11,1 und in Großbritannien   sogar 30 Kilo auf den Kopf der Bevöl ferung***).

Zu dem Konsum von Zucker im deutschen   Zollgebiete ist nun noch die außerordentlich bedeutende Ausfuhr hinzuzurechnen, welche sich im Jahre 1882 an Zuder, Melasse und Syrup zu

*) U. a. D. S. 7.

** Nach dem Statistischen Jahrbuch für das deutsche Reich". Jahr

gang 1884. S. 132.

***) Nach der bezüglichen Tabelle in dem Artikel Zucker"( Produk tion und Konsum) in dem Jabressupplement 1881/82 zu Mayers

Konversationslexikon.