-551

fanimen auf 472 522 Tonnen*) mit einem Werte von 166 mill. Mark**) bezifferte.

Aus dem Vorhergehenden wird klar, daß wir es bei der Zuckerfabrikation nicht nur mit einem in seinem gegenwärtigen Stande für das deutsche Volk bedeutenden Industriezweige zu tun haben, sondern auch mit einem ungemein zukunftsreichen. Es kann nicht bezweifelt werden, daß sich der Zuckerkonsum noch mächtig vermehren kann und aller Wahrscheinlichkeit nach vermehren wird, und zwar nicht blos im Inland, wo der Markt so gut wie ausschließlich der heimischen Industrie gehört, son dern in noch viel höherem Maße auch im Ausland, wo der deutschen Rüberzuckerfabrikation, als der bedeutendsten und leistungsfähigsten der Erde, der Löwenanteil des Absazes kaum entgehen kann.

Deutsches Reich Ctr. 11 884 463

Die Rübenzuckerproduktion der Länder des euro­ päischen Kontinents betrug in den vier Kampagnen***) von 1880/81 1881/82 1882/83 1883/84 12 895 508 18 800 000 9 300 000 8 900 000 6 200 000 2 100 000 800 000

Frankreich

6 672 280

7 865 380

Desterreich- Ungarn

9961 637

8 220 300

16 962 481 8463 880 9 460 033

Rußland u Polen

5 000 000

6 175 580

1372 520

600 000

1462 720 600 000

5 689 820 1 654 460 700 000

Belgien

Holland u. and. Länder

Daraus erhellt, daß Deutschland gegenwärtig mehr als noch einmal soviel an Rübenzucker produzirt, als jedes der beiden Länder, deren Zuckerfabrikation an Umfang der deutschen am nächsten tommt; und ferner geht aus dieser Tabelle hervor, daß. die deutsche Zuckerfabrikation in den lezten vier Kampagnejahren weitaus die mächtigsten Fortschritte gemacht hatte. Vor vier Jahren produzirten Desterreich- Ungarn fast ebensoviel Zucker als Deutschland , und Frankreich erheblich mehr als halbsoviel. Gegen wärtig produzirt Frankreich , das in diesem Industriezweige in­zwischen auch sehr erhebliche Fortschritte gemacht hat, trozdem weniger als die Hälfte der deutschen Industrie und Desterreich, 1880/81 noch fast ebenbürtiger Konkurrent, sogar weniger als die Hälfte.

Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Erzeugung von Rübenzucker ein Monopol Europas ist; die Versuche, die Zucker­rübe auch anderwärts, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika einzubürgern, sind sämmtlich gescheitert.

Nun ist freilich, um voll und ganz die Bedeutung und die Zukunftsaussichten der deutschen Zuckerindustrie zu erfassen, noch eines wohl zu berücksichtigen.

Die Produktion des Zuckers aus der Rübe hat in der Pro­duktion derselben aus dem Zuckerrohr eine gewaltige Konkurrenz.

*) Statistisches Jahrbuch 1884, S. 52, 53 und 132. **) Ebenda S. 80.

***) Nach den Monatsberichten für die Rübenzuckerindustrie", Rampagne 1883, 84, Nr. 9 vom 10. Mai 1884.

Der Rohrzucker wird hauptsächlich in Kuba , Java, Manilla, Brasilien , Louisiana , Mauritius , Englisch - Guiana und anderen außereuropäischen Ländern gewonnen. Er trat dem europäischen Rübenzucker auf den überseeischen Märkten bis vor kurzem als überlegener Mitbewerber entgegen und wird in Europa heute noch in erheblichen Quantitäten eingeführt.

1854 wurde an Rohrzucker alles in allem produzirt 1210558 Tonnen, an Rübenzucker in Europa noch nicht der siebente Teil dieses Quantums, nämlich 160 000 Tonnen; 1860 an Rohr­zucker 1 291 316 Tonnen, an Rübenzucker mehr als der dritte Teil dieses Quantums, nämlich 473 963 Tonnen; 1869 Rohr­zuder 1 585 309 Tonnen, Rübenzuder 846 422 Tonnen, d. i. viel mehr als die Hälfte; 1881 1 860 476 Tonnen Rohrzucker neben 1749 545 Tonnen Rübenzucker, mithin nahezu gleichviel*); für 1883/84 liegen Berichte über die Menge der Rohrzucker­produktion noch nicht vor, die Rübenzuckerproduktion dagegen wird beziffert auf 2 240 000 Tonnen, und man kann aus dieser Zahl und aus der Progression der Zunahme der Rohrzucker­produktion in den 17 Jahren von 1854-71 mit völliger Sicher­heit schließen, daß die leztere von unserer europäischen Zucker­fabrikation heute schon beträchtlich überholt ist und künftighin immer mehr überholt und allmälich auf dem Weltmarkt in den Hintergrund gedrängt werden wird.

Mit diesem einen Zweige unserer europäischen, vorzüglich unserer deutschen Industrie steht es also wahrhaft glänzend. Glänzend für wen?

Nun für die bei dieser Industrie beteiligten Kapitalisten sicherlich

-

Und für die am rechten Orte angesezte und rationell" ge­handhabte Steuerschraube ebenfalls

-

Aber wie für die Arbeiter für sie doch jedenfalls auch? Nun, ich bin eben dabei zur zahlen- und tatsachengestüzten Beantwortung dieser Frage das Material zusammenzuschleppen, beziehentliches aus den Bergen von statistischen Belegen und protokollarischen Auseinandersezungen, in denen es merkwürdig gut verborgen liegt, auszugraben.

Wenn ich es zutage bringe, werde ich auch auf den Haken zu sprechen kommen, an dem all der Glanz der deutschen Zucker­industrie unter Umständen demnächst am Halse aufgehängt werden könnte, bis er tot ist," wie es, irre ich nicht, in der österreichischen Justizsprache bei der Verurteilung todes­würdiger Verbrecher heißt.

Dieser Haken heißt: Ueberproduktion oder besser Plan­losigkeit der Produktion.

*) Nach dem Zirkular von Ruß u. Co. in Rotterdam , mitgeteilt im 1. Bd. der Anlagen zum Bericht der Zucker- Enquete- Kommission. S. 22, 23.

Ein schnurrig Stück Menschenleben.

Humoristische Erzählung von Hans Eckart.

Mein Jugendfreund Christian Gutenbier behauptete der un­glüdlichste Mensch unter der Sonne zu sein. Er verstand das vortrefflich zu beweisen.

Sieh," sagte er eines Tages, als wir im botanischen Garten unserer gemeinsamen Heimatresidenz gemeinsam heim­liche Pfade aufgesucht hatten, sich dir zunächst nur meinen Namen an und leugne, wenn du kannst, daß mich schon in der Wiege ein schweres Verhängnis erwartete. Du heißest Hans Eckart, das ist zwar ein einfacher anspruchsloser, aber weder ein ordinärer, noch lächerlicher Name. Ich aber heiße Christian Gutenbier, der Vorname Christian ist erstens die dümmsten Toffel auf den kleinsten, schmu­zigen, kulturärmsten Dörfern habe ich das Vergnügen in ihrer großen Mehrheit als meine Namensvettern anreden zu

ordinär,

dürfen"

-

-

-

Das könnte dir eigentlich höchst gleichgültig sein," warf ich dazwischen.

Gleichgültig- ich danke. Ich will dir eine Geschichte erzählen. Stelle dir vor, in vergangenem Sommer komme ich auf meiner Fußreise im Gebirge in ein entsezlich kleines, trauriges Dörfchen, in dem ich mit Mühe und Not den Zähnen einiger bissiger Hundeköter und der Gefahr des Versinkens in einem Duzend unergründlicher Mistpfüzen, welche sich quer über die jeder Pflege baare Dorfstraße ausbreiteten, entging. Ich hielt mich natürlich in dem Nest nicht auf und war froh, als ich es nach zehn bangen Minuten hartnäckigen Kampfes mit den Kötern des Dorfes und dem Kot ſeiner Straße glücklich hinter mir hatte. Ein winzig kleiner, furchtbar krummbeiniger, ruppig­struppiger Dachshund verfolgte mich jedoch weit über des Dorfes lezte Hütten hinaus und zwang mich noch eine volle Viertelstunde