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stehn mich schon. Dabei wär mir um ein Haar der dritte Rippenstoß zuteil geworden, wenn ich diesmal nicht mit großer Geschicklichkeit zur Seite gesprungen wäre."

Christian Gutenbier holte wieder Atem. Ich lachte:

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" Die Situation läßt sich allerdings gut an. Allerlei famose Abenteuer, idyllisch- ländliche Zurückgezogenheit, der nährende und heilende Duft des Kuhstalles, die rivalisirende Gunst zweier liebedürftigen Frauenseelen, die blutige Eifersucht eines othellohaften Gatten, die aufopfernde Freundschaft eines frei­denkenten und hochsin­nigen Jünglings, alles prachtvolle Re­quisiten eines spannen­den Romans."

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" Ja, spannend wurde der Roman in der Tat -er spannte mich auf die Folter," antwortete Christian, auf die Spize getriebenes Un­behagen und gleichfalls höchstmögliche Lange­weile wetteiferten mich zu quälen, Aben­teuer gab es keine, wenigstens feine, auf die sich ein halbwegs anständiger, moralische wie ästetische Sauber­feit liebender Mensch hätte einlassen können, und ich dankte meinem Schicksal inbrünstig, als der schier endlose Regen schließlich doch mehr und mehr nach­ließ und der Gießbach wieder die ungefähren Umrisse eines freilich grauenvollen Weges blicken ließ. Am sechs­ten Tage endlich winkte mir die Erlösung aus der Hölle, welcher ich auf meiner sogenannten Erholungsreise fallen war. Ein Wagen passirte das Dorf, ein mächtiger Familien­wagen, gewaltig stark gebaut und ein paar riesige und riesenstarke

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vom rechten Wege abgekommen und wußte nicht mehr, wie er nach dem Badeorte Eisenberg , wohin zu fahren er ge­mietet war, kommen sollte. Die Familie, welche ihn gemietet, stieg aus und trank ein paar Gläser Milch ich, seelenfroh, nun doch wieder einmal gebildeter und freundlich dreinschauender Menschen Antliz zu erblicken, stellte mich unverzüglich vor und flagte sogleich meine sechstägige Pein lachend zwar, aber doch voll aufrichtigen Mitleidens hörte man mir zu und dann lud man mich ein, sogleich mitzufahren nach Eisenberg .

Der Hommer.

Pferde davor, da hielt er vor dem ungaftlichsten aller Gast­höfe an, der Kutscher war eine Stunde vor Steinpetersdorf

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Das erschien mir na­türlich wie höchste Se­ligkeit-

"

"

" Halt," unterbrach ich ihn, du scheinst über die Hauptsache aalglatt hinwegschlü­pfen zu wollen. Aus was für Menschenkin­dern bestand die Er löserfamilie?"

" Ja so, nun, wie üblich, zunächst aus Vater und Mutter,- dann aus einem Sohne und dann

stockte ein wenig.

"

er

Und dann-" half

ich nach.

"

tern!"

Aus zwei Töch­

Er betonte das Wort zwei" und seufzte.

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Ich mußte lachen. " Wieder zwei! Du scheinst für die , doppelte Lia' aus­erforen, lieber Freund. Du bist kein Unglücks­rabe, sondern ein Glückspilz."

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" D du mein grund­gütiger Himmel!" stöhnte er. Diese Dop­pelerscheinungen auf der Bildfläche meiner Lebensbegegnisse bil­den just auch ein Stück grausigen Verhängnis­ses für mich. Höre mir Trostlosen nur zu, du Hans im Glücke."

Ich sezte mich von neuem in ernsthafte Positur. Losgeschossen, mein guter Christian."

( Forts. folgt.)

Unsere Illustrationen.

Germanen auf der Bärenjagd.( S. 537.) Das alte Deutschland war mit ungeheuren Wäldern bedeckt, in denen unsere kräftigen Vor­fahren dem edlen Waidwerk oblagen. Wenn sie, wie es in jenem viel­gesungenen Lied heißt, auf Bärenhäuten liegen und immer noch eins" trinken wollten, so mußten sie den Bären diese Häute erst abjagen. Der Kampf mit den reißenden Tieren und das rauhe Jägerleben erzog jene gefürchteten Stämme, die den ganzen Occident in Schrecken sezten, wenn sie aus ihren Wäldern hervorbrachen. Nur der höchsten Kriegs­funst eines Marius und Cäsar gelang es, die rohe Tapferkeit der Cimbern und Teutonen, sowie des wilden Schwabenkönigs Ariovist zu besiegen. Die Kämpfe des Cheruskers Arminius mit den Römern und die großen Schlachten im Teutoburger Wald und bei Jdistavisus be­wiesen aufs neue die unverwüstliche Kraft der germanischen Naturvölker,

die bald in der großen Bölferwanderung die völlige Umgestaltung der verfaulten altrömischen Welt herbeiführen sollte.

Im allgemeinen ist nicht viel über das Leben und Treiben unserer biederen Altvordern auf uns gekommen. Wenn die beiden Römer Cäsar und Tacitus sich nicht die Mühe gegeben hätten, aufzuzeichnen, was sie von den alten Germanen wußten, so würde sich in der alt= germanischen Geschichte noch ein größeres Dunkel geltend machen, als es so der Fall ist. Leider sind wir Epigonen auch daran gewöhnt worden, auf das, was jene Römer uns hinterlassen haben, ein weit größeres Gewicht zu legen, als auf das, was in dem reichen Schaze von Götter­und Heldensagen des alten Germaniens enthalten ist. Aus diesem Sagenschaze läßt sich ein annäherudes Bild des Kulturlebens unserer Altvordern gewinnen und zwar ein viel farbenreicheres und anschau­licheres Bild als aus den Aufzeichnungen jener beiden Römer. Das kommt daher, daß in unseren höheren Bildungsanstalten noch immer