einen Zug auf alle die Gase aus, welche diesen ekelhaften Orten entstammen. Nur die wenigsten Menschen machen sich einen richtigen Begriff davon, welche Mengen von Fäulnisgasen auf diese Weise täglich und stündlich freien Zutritt in unsere Woh nungen haben können. Man hat berechnet, daß eine nur zur Hälfte angefüllte Grube mittlerer Größe, von etwa 6 Kubikmeter Inhalt in 24 Stunden 312 Kilogramm, also über 3000 Liter Fäulnispro
dukte an die darüber befindliche Luft abgibt. Das sicherste Mittel, die Abtritts und Gossenluft aus den Wohnräumen abzuhalten, besteht in einem Wasserverschluß( man läßt das Rohr des Ausgusses nicht frei in die Luft, sondern in eine Schüssel ausmünden oder bringt am Ausflusse eine Sförmig gebogene Röhre an,
in der stets ein gewisses Maß Wasser
zurückbleibt und die
Röhre gegen die äußere Luft abschließt; bei Abtritten das bekannte Wasserkloset). Zur
tünstlichen Ventila tion der Abtritträume empfiehlt Pettenkofer , den Abtritt als einen eigenen Zugfaniin zu fonstruiren, welcher in einer möglichst luftdicht schließenden Röhre vom Erdgeschoß durch das ganze Haus bis über das Dach geführt ist. In diese Hauptröhre münden in allen Stockwerfen die Abtritte ein, deren Deffnungen mög lichst gut verschlossen werden müssen. In dem obersten Abtritte muß, und zwar in der Röhre selbst, eine Flamme die Luft soweit erwär men, daß die äußere Luft von allen Seiten, also auch durch
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Cholera kann, da wir zur Zeit nur die hauptsächlichsten Erscheinungen derfelben kennen, auch nur gegen diese gerichtet sein. Großer Wasserverlust des Blutes, Kälte und träge Zirkulation des eingedickten Blutes sind nun aber die hervortretendsten Erscheinungen, und gegen diese kann natürlicherweise nichts wirfsamer als Wärme und Wasser neben Erregungsmitteln sein. Deshalb hält der Verfasser zur Zeit für die einfachste und
Mädchen aus Theben.
die Abtrittssize, in sämmtlichen Stockwerken nach der Röhre zu drängt. Auch durch kleine Windmühlenflügel könnte die Ventilation der Abtrittröhre bewirkt werden."
Bezüglich der Behandlung der bereits an der Cholera Erkrankten scheint uns von all' den vielen verschiedenartigen Metoden und Versuchen, welche bisher zur Empfehlung und Anwendung gekommen sind, gleichfalls das am meisten beherzigenswert, was in dem ebenzitirten vortrefflichen Werke angegeben ist.
Es heißt dort:„ Die Behandlung bei ausgebrochener
beste Behandlung die folgende: Bei eintretendem Durch falle sofort ins warme Bett( Wärmflaschen), heiße Umschläge auf den Leib, Trinken heißen Tee's oder Wassers in mäßigem Grade, leicht verdauliche Nahrung. Auch durchgeschlagene Abfochungen von Ha fermehl, Gerste, Reis u. s. w. sind erlaubt; sie können
mit etwas Rotwein vermischt werden. Werden
Hände,
Füße, Nasenspize
und Zunge kalt, dann muß das Trinken heißen Wassers oder Tee's bedeutend gesteigert werden, auch wenn ein großer Teil davon wieder weggebrochen wird. In dem Falle, daß der Puls kraftloser und schwächer wird, seze man als Erregungsmittel für die Herztätigkeit zu dem heißen Getränke irgend ein Spirituo sum( wie Wein, Rum, Spiritus). Nebenbei mag man aber den Durst und die innere Hize durch mäßigen Genuß falten Getränkes, wie Bier, Wasser( kohlensaures oder mit Wein), Eis, Champagner oder der gleichen, zu mäßigen suchen. Beim Eintritt der Wärme muß mit der an= gegebenen heißen
und erregenden Behandlung nachgelassen werden, damit nicht zu plözlich und nicht eine zu große Hize eintritt; jezt scheint Bier zum Antreiben der Harnabsonderung am meisten von Nuzen zu sein. Soviel steht aber sicherlich fest, daß, da wir die widernatürliche Ausfuhr von Wasser aus dem Blute bei der Cholera noch nicht hemmen können, die Zufuhr von Flüssigkeit in das eingedickte Blut die Hauptsache bei der Heilung dieser Krankheit ist"*). ( Echluß folgt.)
*) A. a. O. Bd. II, S. 119, 120.
Mr. 24. 1884.