Die Neue Welt. Illustrirte Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
lich. Soweit nukenntlich gemacht, daß man ihn für einen Verwandten einen entfernten Verwandten hielt.
„ Erstaunlich!"
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Aber wahr, troß alledem. Nun, Sie erinnern sich, wie die Bilder gingen. Geld? Wir wußten nicht, was damit anfangen. Ju Paris lebt ein Mann, der siebzig von Millets Bildern besigt. Er bezahlte uns zwei Millionen Francs dafür. Und Und erst die Haufen Entwürfe und Studien, die Millet zusammenschusterte, als wir unterwegs waren, nun, Sie würden erstaunen, wenn Sie wüßten, für was für einen Preis wir die heute verkaufen, d. h. wenn wir uns überhaupt entschließen, etwas fahren zu lassen.
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,, Es ist eine wunderbare Geschichte, wahrhaftig wunderbar!"
Ja es ist beinahe so.
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„ Ja, aber was wurde aus Millet?" Können Sie ein Geheimniß bewahren? „ Ich kann."
Erinnern Sie sich des Mannes, auf welchen ich Sie heut im Speisezimmer aufmerksam machte? Das war Francois Millet.
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Der Große
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Scott! Ja. Für diesmal famen sie nicht dazu, das Genie verhungern zu lassen, und den Lohn, den es selbst hätte haben müssen, Anderen in die Tasche zu stecken. Diesem Singvogel war es erspart, sein Herz ungehört zu verbluten, und dann mit dem falten Pomp eines großartigen Leichenbegänguisses bezahlt zu werden. Wir haben uns besser vorgesehen.
Spielkinder.
( Fortseyung.) ch war im ersten Augenblick so erschrocken, daß ich sie beinahe mit Füßen gestoßen hätte. Dann ließ ich es aber über mich, wie etwas Unangenehmes, doch Unabwendbares, ergehen.
Und sie wollte garnicht aufhören. Immer und immer wieder bedeckte sie mein Gesicht mit Küssen, preßte ihren Mund auf den meinen, daß mir faft der Athem verging, und biß mich endlich derart in die Oberlippe, daß ich laut aufschrie. Da erſt ließ sie mich los und warf sich athemlos gegen die Banklehne zurück.
Um ihre Mundwinkel spielte ein lebensfrohes Lachen, ihre Augen leuchteten, als ob sie trunken wäre; mir war brühheiß, in mir fochte es. Ich preßte die Zähne aufeinander. Ein neues, mir vollends unerklärliches Gefühl überkam mich.
Da sprang ich auf, als ob ich etwas Böses gethan hätte.
„ Ich muß nach Hause, Lies!" „ Jezt schon?"
" Ja, Papa wartet-", das war eine Lüge. " Hast Du für mich gar keine Zeit mehr?" Sie hatte den Kopf nach vorn geneigt, während die Augen groß und bittend geradeaus sahen.
,, Heut nicht, Lies." Das war wieder ein Lüge, eine Nothlüge; denn ich fürchtete mich plötzlich vor mir selber.
„ Ich will aber, Du sollst bei mir bleiben!" - ich- und sie stampfte mit dem Fuße---„ ich und wieder wollte hab Dich lieb- so lieb
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fie meinen Kopf zwischen die Hände nehmen, aber ich riß mich los.
Nein, nein, Lies, ich muß nach Haus, ich darf nicht länger bleiben!"
Vor den Augen schwirrten mir eine Unzahl schwarzer Punkte, welche wie Mücken auf und nieder tanzten. Adieu, Lies!"
Und ohne ihr die Hand zu geben, lief ich davon, so schnell mich meine Füße tragen konnten.
Als ich endlich daheim ankam, traf ich Mutter allein zu Haus. Die kleine, dicke Frau, saß mit einem Buch ganz betrübt am Tisch, sah sehr eifrig hinein als ich kam, bemerkte aber nicht, daß sie es verkehrt herum genommen hatte; sie blinzelte mit den vom Weinen gerötheten Schlißängelchen und wischte sich ganz heinlich die Thränen, in em sie that, als ob sie sich mit der Hand über die Stiru fuhr. Was mußte da vorgefallen sein, daß Mutter weinte?
Ich wagte nicht, sie zu fragen, hoffte aber im Stillen, auch ohne Fragen den Grund ihrer Thränen zu erfahren.
Ich nahm mir ein Buch und setzte mich zu ihr. Ich merkte, wie Mutter michrere Male zu reden beginnen wollte, sich aber stets schnell wieder beherrschte, mit den Mundwinkeln zuckte und schwieg. Wohl erst nach einer Viertelstunde begann sie mit gepreßter Stimme.
„ Georg?" " Ja?"
Kennst Du Onfel Karl?"
" Ja, natürlich!"
Der will sich wieder verheirathen." So?"
"
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Mit went?"
,, Er hat sich schon verlobt."
Mutter wurde roth und schwieg.
,, Kenne ich sie?"
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,, Ach, weißt Du, sie hat gar feinen guten Ruf, und das ist nicht recht von ihm, daß er sie heirathet, wo Agnes erst so kurze Zeit todt ist, und überhaupt ist sie soll sie na, sie hat eben keinen guten Nuf. Sie war früher Schauspielerin, hat es aber dann aufgegeben, siehst Du-" Mutter begann zu weinen. Und solch hergelaufenes
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mein Bruder
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heirathen!"
,, Und was sagt denn Ewald?"
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Wozu sollte sie auch einem armen, kranken Menschen Hoffnungen rauben.
Weißt Du von Karl?"
„ Ja, es ist Stadtklatsch!" Und Vaters Worte flangen gehässig, es lag eine Befriedigung darin, wie er sagte:„ Das war auch die ärgste Dumm heit, die er begehen konnte. heit, die er begehen konnte. Anstatt das in aller Stille abzumachen, da noch großartig Anzeigen schicken, wo man ihn und sie zusammen hier Jahrzehnte lang fennt!"
Georg, geh raus!"
" In der nächsten Woche will er ja Hochzeit machen," hörte ich noch im Hinausgehen.
Ich ging in mein Zimmer. Es war dunkel darin. Das Fenster stand weit offen, und troßdem mich fröstelte, lehnte ich mich doch hinaus und sah stumpf und zwecklos auf die nassen, glizernden Pflastersteine des Hofes. Hinten stampfte die nimmermüde Fabrik und ihr Schornstein stieß ruckweise weißen Dampf in die Nacht, der sich schwer und schnell senkte, um sich dann mühsam und langsam wieder zu erheben.
Ganz unten im Keller zankte man sich wieder. Der Streit wurde heut leiser geführt, nur manchmal wurde ein besonders vollgewichtiges Schimpfwort mit aller Lungenkraft hervorgeschrien, so daß es die Wände gellend zurückwarfen. Aus den Küchen tönte Plaudern und Lachen der Dienstboten. Im Zimmer unter mir hörte ich Eugens taftmäßige Schritte. Er ging gleichmäßig, alle fünf Schritt wendend, man hörte es am Klang, auf und nieder und schien laut seine Aufgaben zu memoriren. Ja, ja, seine Mutter hatte auch gesagt, er solle fleißig sein.
Was mochte er denn nur arbeiten? Ich horchte auf, ob es mir möglich wäre, etwas zu verstehen. " Wir haben uns zur Aufgabe gestellt von Vorurtheilen zu befreien Wissen was Vorurtheilen
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ein Vorurtheil ist der gebildete Republikaner die Könige als Herrscher, als Tyrannen der Ungebildete den Haß eines jeglichen Fürsten und deshalb die Monarchen als Gesammt
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Weib
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will heit
sogar zu
" Ach, der arme Junge! Ganz frank ist er vor Aerger und Gram, und Szenen hat es da gegeben, Szenen! Beinahe geschlagen hätten sie sich, so sind sie aneinander gerathen. Vater und Sohn geschlagen! Ewald hat immerfort geschrien: Meine arme Mutter, meine arme Mutter! Und wenn Die kommt, die, die speie ich an!""
„ Ist sie denn hübsch?"
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„ Ja, hübsch ist sie sehr schön- aber weiter auch nichts," brach Mutter ärgerlich ab.
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Was muß sie denn sonst noch sein?"
Das verstehst Du doch nicht, Du Guckindiewelt!" Ich verstände das nicht? Ich war empört! Es hatte nicht viel gefehlt, und ich hätte ihr die ganze Geschichte von vorhin erzählt.
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Brav muß sie sein und gut, so wie Tante Agnes war, ihren Mann sehr lieb haben muß sie, weißt Du sehr lieb haben und sich um Niemand sonst auf der Welt kümmern. Es giebt nämlich auch Frauen, die außer ihrem Mann noch einen anderen lieb haben," setzte Mutter zaghaft hinzu, als ob sie fürchtete, zuviel gesagt zu haben. Ich erschrat! Wenn sie auch noch einen Anderen außer mir lieb haben fönnte! Da hörte ich draußen ein Rascheln und dann den bekannten Schritt, Tapp- Taapp Tapp Taapp! Der arme Vater zog von seinem Schlaganfall immer noch den rechten Fuß nach.
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Ich lief heraus, um ihm den Mantel abzunehmen. Bater kam herein. Er schien unwirsch, denn er
, Bleib doch noch bei mir!" und sie drückte sich begrüßte uns nicht einmal. schmeichelnd an mich.
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, Aber, Kind, es geht doch nicht!"
Wenn ich jetzt ins Geschäft komme, sehe ich
Dich garnicht mehr!"
„ Wir werden uns schon öfter sehen, Lies, aber ich muß jest nach Haus!"
Ich war fanm noch Herr meiner selbst; so erregt war ich noch nie gewesen. Beim Reden würgte es mir im Hals und hämmerte mir in den Schläfen.
Mutter sah ihn ängstlich von der Seite an, bemühte sich, etwas Gleichgültiges zu fragen, sogar zu lächeln, ohne aber dabei ihn auch nur eine Sefunde aus den Augen zu lassen.
,, Nun, wie stehts?"
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einzelne zu achten zu verehren, ja Ungebildete blinden Eifer - Vertreter einer schlechten
weiß eben nicht
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Sache nicht immer schlechte Menschen
Gebildete
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Urtheil
Vorurtheil zu Felde ziehen
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Ungebildete Meinungen ge=
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billigt werden aufgeklärten Zeit- prachtvoll! Ueberhaupt keinen Verein zu gründen geistigen Werth verachtet, verkannt ausgestoßen, wie ein unreines Thier.
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- Freidenker denkende Menschen
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räubiges Schaf seid, oder wenigstens sein wollt Aergerlich warf ich das Fenster zu und ging zu Bett, trozdem es noch nicht acht Uhr war. Im Dunkeln aber spitzte ich die Lippen und breitete sehnsüchtig die Arme aus, als ob ich Jemand umfangen wollte.
Lies sah ich die nächsten Tage nicht, obgleich ich wie ein Fuchs um ihren Bau herumschlich. Möglich auch, daß sie schon im Geschäft war.
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Eugen berief eine außerordentliche Versammlung des Vereins der Geistesbrüder, hielt jenen denkwürdigen Vortrag über Vorurtheile und Rassenhaß und beantragte, eine Vereinsfasse zu gründen, welche die Mittel zu gemeinsamen Landpartien bestreiten solle. Albert war für diesen Antrag. Er sagte, daß Geistesbrüder, unbedingt sozusagen, Landpartien machen müßten.
Walter meinte, daß erstens Landpartien nicht nothwendig, und zweitens er auch wohl garnicht hierzu von seiner Mama die Erlaubniß bekommen würde. Es passire jest so viel, und man lese soviel in den Zeitungen, daß Einem ordentlich angst und bange werden köie.
Ich sagte, daß es mir allein draußen am besten gefiele, und da entgeguete Engen , daß ich wohl ein Reger, aber fein Geistesbruder wäre. Es schien ihm
" Voraussichtlich morgen wird es fertig!" und überhaupt, als ob ich nicht mit voller Ueberzeugung
sein Gesicht begann sich zu beleben.
Wir kannten dieses morgen" nur zu gut, aber dennoch schien Mutter plötzlich auch froher zu werden.
dabei wäre.
Ich schwieg, um nicht beleidigend zu werden, ging aber bald fort.