Die Freue Well
Nr. 16
Bllustrirte Unterhaltungsbeilage.
Ich sehe, vom Licht bezwungen, Meere links und Felsen rechts, Heute den Geist des jungen, Des kommenden Geschlechts.
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So seh ich ihn.
Er kam von einsamer Küste; Sein Wort übertönte das Meer; Viele Tage gingen zur Rüste, Doch wachend wanderte er.
Er hat in den Augen den Willen, Der die Feinde sich bändigen kann; Mit seinem Lächeln, dem stillen, Sagt er, ich werde ein Mann.
Nun kommt er schon auf die Berge, Seine Stimme ward lauter und voll, Und drunten das Heer der Zwerge Weiß nicht, was da werden soll.
Jochen Duggen.
Kriminalgeschichte von Dietrich Theden.
III.
( Schluß.)
ie Schreckenstunde hatte sich schnell verbreitet: Jochen Duggen vom Schimmelhof ist todt, er ist erschossen worden, Abends oder Nachts, draußen auf dem Moore, in dem unheimlichen Winkel bei den Erlen... Der Mord bildete das Gespräch bei den Nachbaren und im Dorfe; wo Leute zusammenstanden, tuschelten sie von dem Ereigniß, und die Haare der aufmerksam lauschenden jungen halbwüchsigen Burschen sträubten sich im Entsezen.
Er war nicht nach Hause gekommen des Abends, und das Essen war für ihn warm gestellt worden. Bis acht Uhr hatten die Leute gewartet, dann hatten sie sich zu Tisch gesetzt. Sie waren hungrig nach des Tages Arbeit. Er habe vielleicht eine heimliche Liebschaft irgendwo, hatte einer der Knechte in halbem Scherze gemeint, und feiere etwas länger Abschied, da die bevorstehende Reise ja auch länger bauern werde, als die neuliche Fahrt nach Blankenese , und der Abschied wohl auch ein solcher sein werde für immer. Um zehn Uhr hatten sie sich dann zur Ruhe begeben, ohne Arg, daß etwas ungewöhnliches vorgefallen sein könne.
Am anderen Morgen wurden die beiden Knechte frühzeitig geweckt. Es war noch stockdunkel. Die
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Der Fels riß die Füße ihm blutig, Sein Haupt umbrüllte der Föhn, Seine Rede aber blieb muthig, Und er ist in Stürmen noch schön.
Dem Ziele näher und näher Und keinen Schritt zurück; Er ist ein Wolkenspäher Voll Sturm und Sternenglück.
Du mit dem Trotz des Bauern, Der Königsthrone baut, Ich fühle dein Glück mit Schauern, Deine Zukunft hab' ich geschaut.
Haushälterin stand in der niedrigen Kammerthür, ein flackerndes Licht in der Hand, und rief unter Zeichen sichtlicher Erregung:„ Hinnert, Krüschan, snell upstahn, de Bur is noch ni dar!"
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De Bur" so wurde Jochen seit seines Betters Weggang allgemein genannt und als solcher geachtet.
Die Knechte fuhren auf und warfen sich hastig in ihre Kleider. Noch nicht da? Was sollte das heißen? Und sie standen erregt am fnisternden Herdfeuer in der Küche und erwogen im Flüsterton allerlei Möglichkeiten. Sie fürchteten etwas unbestimmtes, Schlimmes, ein schweres Unglück; er mochte im Walde verirrt, in einen Sumpf gerathen, in der Dunkelheit in einen der vielen und tiefen Feldteiche gefallen sein, oder der Schlag mochte ihn getroffen, oder ein Schwindel ihn ergriffen haben, und er lag jezt irgendwo ohnmächtig, röchelnd, hülflos, verlassen.
Oder
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Der eine der Knechte verfiel auf einen Gedanken. Sollte er am Ende am Abend vorher in die Stadt gefahren sein, ohne weiter Bescheid zu hinterlassen? Ja, das war wohl das Richtige. Er wollte gewiß noch für die Reise einkaufen, allerlei, was gerade bei solcher Gelegenheit üblich ist. Nüzliches, Nöthiges und Unnöthiges.
Die drei Berathenden kamen zu dem Schlusse, der Sicherheit halber auf dem Bahnhofe Nachfrage zu halten. Der älteste der Knechte, Heinrich, machte sich bei Tagesanbruch auf den Weg und schlug, um
möglichst rasch ans Ziel zu kommen, den Feldsteig ein, auf dem er die Bahnstation in einer knappen halben Stunde erreichen konnte.
Der Steig führte nach dem Walde zu, bog aber nicht in denselben ein, sondern lief am Saume fort, schnitt das Moor, ging dann in kurzem Bogen an einem Graben entlang über die das Moor um gebende Wiese und darauf in gerader Richtung über Ackerland nach dem Bahnhof.
Der Knecht überlegte allerlei. Er dachte an die Feldarbeit. Das würde schon gehen. Auch ohne den Bauern. Ueberhaupt, was nüßte der jetzt noch! Bald kam ein neuer. Der mochte es wieder
anders haben wollen. Es mochte eine rechte Plage werden, bis der sich wieder eingelebt haben würde. Neue Besen sind die besten. Oder auch nicht. Aber die schärfsten. Und Jochen ging nach Amerika . Ob ihm nicht graute? Aber der Bauer David war ja auch drüben. Der hatte es gut. Soviel Geld! Die Erbschaft und den Hof! Der konnte lachen. Da würde er auch hinübergehen. Oder doch nicht. Grad nicht. Wozu? Er würde bleiben. So ein schöner Hof. Den würde er bewirthschaften. Aber leider!
Er nickte resignirt vor sich hin.
Auf dem Moore blieb er plößlich stehen. Eine haftige Bewegung verrieth ein tiefes Erschrecken. Ja, was war denn das? Dicht an dem Fußsteig lag ein Gegenstand, ein wohlbekannter: Jochens Müze. Prüfend trat der Knecht auf sie zu. Es war kein Zweifel, sie gehörte ihm. Aber wo war