128
" 1
Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
assyrische Stadt mit dem Hauptfaktor der königlichen Hofburg: eines Terrassenbaus, beginnend mit mehrfachen Ummauerungen, fortgesetzt durch die Residenz des Fürsten mit den vielgenannten Pforten", die alles das ersetzte, wofür sonst öffentliche Gebäude und dergleichen da sind; darüber noch die fürstlichen Privatpavillons und ganz oben das Grabmal des Stammherrn. Nach diesem Muster waren sowohl die großen Städte um jene Burg herum, als auch kleinere Burgen und Städte angelegt; jene wieder umgeben von mehrfachen Mauern, deren äußere den Fremdenverkehr mit seinen Kaufstellen zwischen sich faßten.
Ginen ganz anderen Typus bildete die egyptische Stadt. Was dort der König, das war hier die Gottheit; dem dortigen Hauptfaktor der Königsburg steht hier der des Wallfahrtstempels gegen über. Die erweiterten Wallfahrtsorte, als die sich die egyptischen Städte entfaltet haben dürften, sind in der Hauptsache frei von jener assyrischen Konzentration auf den Aufenthalt des Despoten; das städtische Leben, dort monarchisch, entfaltete sich hier in einer aristokratischen Weise, die das egyptische Wohnhaus zu einem Musterheim gemacht.
-
Aus diesen beiden Typen setzte sich zunächst der dritte für uns interessante Stadttypus zusammen, der griechische. Dem dynastischen Terrassenbau entspricht die griechische Akropolis; allein sie war keinem Despoten, sondern abgesehen von ihrem Zweck des Schußzes- den Göttern gewidmet, in denen sich das Volk verherrlichte. Und dieses Volk umgiebt seine Akropolis mit der ganzen reichen Welt seines demokratischen Waltens, mit jenen mannigfachen öffentlichen Bauten und Anlagen, neben denen das Privathaus sich namentlich in der älteren Zeit nur fümmerlich fristete. Die Stadt zugleich der Staat, die Griechen überwiegend ein Stadtvolk.
Seit dem Tode Alexander des Großen, besonders aber mit dem Ende des Alterthums, entwickelte sich aus diesem dritten ein vierter Typus, die spätantike Groß- und Weltstadt, wie sie uns namentlich durch das alte Nom vertreten ist. Ein großes Areal um
-
-
faßte all das Kunterbunt, das aus der ganzen damaligen Welt zusammengeströmt war. Weite Strecken, theils unbebaut, theils durch die mächtigen öffentlichen Bauten dem Privatwohnen entzogen. Eine deutliche Abstufung größerer und kleinerer Straßen, zumal in Rom . Wenige, aber reich gegliederte Wohnſtätten der Wohlhabenden, und daneben ein echt modernes Zusammenpferchen der Massen.
"
Und nun kam mit dem Christenthum der fünfte Typus, gekennzeichnet durch die christliche Kirche. Sie erinnert an das römische Wohnhaus. Aber noch wirken weit zurückliegende Einflüsse nach: auf die Kirche der oströmischen Welt assyrische, auf die der weströmischen egyptische. Dort der Zentralbau, hier der Langbau; dort die Konzentration im dynastischen Sinn, verkündet durch die Stuppel, hier die Einladung zur Wallfahrt durch die gastlichen Portale, ladung zur Wallfahrt durch die gastlichen Portale, durch die Schiffe" der Kirche und durch die Thürme. Später entwickelte sich aus städtischen Niederlassungen um eine schützende Burg ein sechster Typus in unseren Städten des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit, bis etwa ins 17. Jahrhundert, die wir zum Theil noch als Kerne der heutigen Städte vor uns haben. Nichts mehr von jenen Raumverschwendungen so vieler antifer Städte, nichts mehr von dynastischer Uebermacht, nur wenig mehr von dem einladenden Wallfahrtscharakter. Die mehr von dem einladenden Wallfahrtscharakter. Die Unsicherheit der Verhältnisse drängt alles Stadtleben aufs Engste zusammen, auf daß es geschüßt sei durch die Mauern, und auf daß Mensch an Mensch, Haus an Haus Schutz finde. Die geschlossenste" Bauweise, eine Mitursache der damaligen Volkskrankheiten. Großbauten, wie namentlich die„ Höfe" des alten Wien , erleichtern den Zusammenschluß geiſtlicher und weltlicher Körperschaften und adeliger Geschlechter. Die Häuſer mehr als heute auf ihr eigenes und gleichförmiges Leben angewiesen; die Straßen daher nicht wesentlich verschieden, vielmehr ziemlich einheitlich als Wohnstraßen" angelegt. Fürstliche Mittelpunkte sind wenigstens in späterer Zeit selten übermächtig; die Dome zahlreicher und allseits eng umschlossen. Das Leben im Uebergang vom Adeligen
"
und Hörigen zum einfachen Bürger und Patrizier, für die Industrie reichen enge Räume aus; von Großstädten keine Spur, und ebensowenig von einem Ueberwiegen über das Land, ausgenommen die Begünstigung der Städte mit mannigfachen Freiheiten.
Wie sich seit damals unsere Kultur geistig und materiell wesentlich geändert hat, besonders in Verkehrsleben, brauchen wir hier nicht ins Einzelne zu verfolgen. Nur die Anpassung der Städte daran bedarf unserer Aufmerksamkeit. Diese Fortschritte waren in der Hauptsache ebensoviel neuer Inhalt, der in die Städte hineingestopft werden mußte. Man nahm die neuen Lasten auf sich, so gut es eben ging, änderte aber wenig an der Beschaffenheit der Grundlage, die solche Lasten tragen sollte. Zumal waren es die alten Befestigungswerke, zum Theil auch Zollschranken, die eine wesentliche Umgestaltung hinderten. Als äußerlicher Ersatz des Fehlenden gruppiren sich um die Stadt die sogenannten Vorstädte und Vororte. Im Innern herrschen noch immer unter den Bauweisen die geschlossensten und engräumigsten, unter den Straßen die Wohnstraßen, unter den Gefühlen und Charakteren der Bewohner die Gegensätzlichkeiten gegen das Land vor, und der Gegensatz zwischen Stadt und Land verschärft sich. Die Bevölkerung der größeren Städte wächst an Zahl in beängstigender Weise, sozusagen auf Zinseszinsen, und entwickelt in sich die bekannten Gegensätze unserer Zeit. Fürstliche Uebermacht klingt nur noch nach, am meisten in dem Schematisiren und Systematisiren der Bebauungspläne, das zuerst dem souveränen Willen einzelner Fürsten und später dem Nachfolger dieses Willens, dem Bureautisch, entspringt. So war unter dem Einfluß der erwähnten Fortschritte, aber nicht in ihrem rechten Sinn, die neuere Großstadt und Weltstadt mit ihren Wohnungsnöthen und Wirthshausüberflüssen geworden, der siebente der von uns beschriebenen Typen. Er gehört so gut wie ganz dem neunzehnten Jahrhundert an, eingeschlossen die Abart der besonders dem achtzehnten Jahrhundert zu dankenden, sogenannten , künstlichen" Städte. ( Schluß folgt.)
Hus dem Papierkorb der Beit.
Frühlingsidyll.( Zu unserem Bilde.) Nun ist der Frühling ins Land gezogen: der weiche Duft der Blüthen liegt über der Erde und laue Winde wiegen sich in Busch und Strauch. Das ist die Zeit des Erwachens und ein Jubel von Glück und Hoffnung flattert durch die Seelen der Menschen; das ist die Zeit der Saat, die Zeit der Zukunft. Und Alles, was geworden ist, und Alles, was noch werden wird, war ein Geschenk des Frühlings. Und darum weg mit jedem Gram! Thränen sind Thränen und gehören den Todten. Hier aber jauchzt das Leben in neuen Farben und Tönen, das Leben in neuer Schönheit und Lust. So etwa klingt das hohe Lied vom Frühling, das ewig alte und ewig junge. So haben es die emporsteigenden Geschlechter der Vergangenheit gesungen, die Sklaven der Vorzeit, troz Tyrannenliſt und Tyrannendruck. So singen wir es, die Geschlechter der Gegenwart, und unsere Augen glühen dem Morgenroth des Frühlings, des ewigen Menschenfrühlings entgegen, hinter dem keine Winterſtürme mehr über den großen Frieden der Erde kommen werden. Und wie jener Friede, jener nur allzuferne Friede muthet uns das Idyll an. Es ist wie ein Augenblicksbild, auf welchem sich die älteste Vergangenheit mit der spätesten Zukunft vermählt. Das Glück des goldenen Zeitalters, wo Mensch und Natur noch Eins waren, jenes Zeitalter, von dem uns die alten Sagen berichten: goldene Zeit, die ohne Schranke und ohne Gesetz Treue und Gesez behütete! und das Glück der Zukunft, in der die Menschheit durch die Waffen des Geistes zur Natur zurückkehren wird, die sie einst im Kampfe mit den Gewalten der Finsterniß und Unnatur verloren hat. Aber über all dem Wandel der Jahrtausende und der Geschicke schwebt der Frühling mit seinem Frieden und seiner Pracht. Und wieder ist es ein Frühling geworden, wieder ist die Menschheit mit all ihrer Noth und all ihren Sorgen dem ewigen Frieden der Zukunft näher gekommen um ein Jahr näher der fernen, fernen Zukunft.
-
Ein ,, ungehorsamer Kaiser". Der in Frage stehende deutsche Kaiser ist Friedrich III. , der am 14. August 1440 ein Landfriedensgefeß erließ, welches auch die heimlichen , Gerichte" der Behme umfaßte. Er verschmähte es, selbst Freischöffe des westfälischen Vehmgerichts zu werden, worin die Freigrafen eine Zurückseßung und Beleidigung sahen; sie wußten ja auch, daß der Kaiser ihnen und
"
ihren Gerichten wenig günstig gefiuut war. Oft entzogen fönigliche Schreiben Angeklagte den Vehmigerichten, wogegen man ihm das Recht bestritt, da er nicht Schöffe sei, sich in die Angelegenheiten der Gerichte zu mischen; ja, man erklärte, selbst der deutsche König sei gegen die Freigerichte nicht gefeit, und 1470 luden sogar die Freigrafen Dietrich von Dietmersheim, Heinrich Schmidt und Hermann Grote den Kaiser vor ihren Stuhl zwischen den Pforten zu dem Wunnenberg". In der Ladung hieß es, das Urtheil sei gefunden:„ Euren Kaiserlichen Gnaden zu schreiben, sich noch zu bedenken die vorgenannte Sache noch abzustellen und machtlos zu sprechen und uns zu schreiben, mit diesem gegenwärtigen Boten, daß dieses geschehen sei; wo das nicht geschähe, Eure Kaiserlichen Gnaden zu verkündigen und zu wissen zu thun, auf einem gemeinen Gerichtstag die legte Urtel und Sentenz über Euer Leib und Ehre zu geben nach des Freistuhls Recht, als ob Ihr ein ungehorsamer Kaiser wäret, Gott und dem heiligen Reich mit Abziehung und Benehmung der Freiheiten, so von dem heiligen Pabst Leo und dem heiligen Kaiser Carolo M. dem heiligen Christenglauben zu Stärkung und zu Trost aller gläubigen Christenmenschen geweiht und bestätigt sind, daß weder weltlich noch geistlich Schwert dawider nicht schneiden noch thuen kann. So benennen und legen wir Euren Kaiserlichen Gnaden einen rechtlichen Gerichtstag auf Samstag nach St. Jörgentag Ihr kommet oder kommet nicht, so muß das Gericht seinen Gang haben, wie sich nach freien Stuhls Recht gebührt. Hierin wissen sich Eure Kaiserliche Gnaden zu richten, und rathen wir Eurer Kaiserlichen Gnaden getreulich, es nicht dazu kommen zu lassen." Der Ladungsbrief ward wirklich dem Kaiser nach Graz gesandt, der freilich das Kammergericht beauftragte, die Absender zu bestrafen; die aber walteten weiter ihres Freischöffenamtes späterhin noch, von anderer Seite gedeckt.
Schnikel. Vox populi.
Volkes Stimme, Gottes Stimmel Wahr ist Eines: Tauben Chren Gehen beide meist verloren, Wenn sie donnern nicht im Grimme. v. Tschabuschäck.
1
„ Aufklärung aller Uebel Quell!" So heißt es auf mancher Stammburg. Natürlich, Prometheus , der arge Geiell, Ist schuld an dem Brande von Hamburg . Auf dem Boden liegen alle Gaben, Die den gemeinen Sinn beglüden; Was muß man thun, um sie zu haben? Bücken!
M. Nordau.
Für jede Dir gewordene Schicksalshuld Stehst Du in aller Unbeglückten Schuld.
Räthsel- Ecke.
Bilder Räthsel.
B. Paoli.
Auflösung des Bilder- Räthsels in Nr. 15:
Kaum gedacht, wird der Lust ein End' gemacht.
Nachdruck des Inhalts verboten! Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen wolle man an Edgar Steiger , Leipzig , Oststr. 14, richten. Berantwortl. Redakteur: Gbgar Steiger, Leipzig . Verlag: Hamburger Buchbruceret u. Verlagsanstalt Auer& Co., Hamburg.- Druck: Mar Bading, Berlin .
-