Diceue Welt
Nr. 25
Es
Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
s war des Sommers blaue Beif; Die Felsen lagen schroff und breik Heber dem Waller.
Tief schlummerte die Welle; Die Luff war lauter Helle, Und über Tells Kapelle Glühte ein Freiheitsschein.
Nuf der Walze.
Aus den Papieren eines Fechtbruders. Von F. Riebeck. ( Fortsetzung.)
W
ir saßen in der Abenddämmerung auf einem am Wege liegenden Baunistanımı und hiel ten Rath.
,, Ich schlage vor, daß wir unser Geld zusammenlegen und eine gemeinschaftliche Kriegskasse führen," sagte Johann.
Franz und ich waren einverstanden, und so suchte Jeder seine gemünzten Schäße hervor. Es kam fein voller Thaler zusammen, trotzdem ich allein ein mütterliches Geschenk von einer Mark und achtzig Pfennigen beisteuern konnte. Dafür hatte ich auch die Ehre, zum Schatzmeister gewählt zu werden.
Mein Vormund gab mir ein Thalerstück mit auf die Reise," erzählte Johann, ich habe jedoch das Meiste davon verkneipt: wenn man zu viel Geld hat, lernt man nicht fechten."
,, Wenn ich nicht heimlich durchgebrannt wäre, hätte mir mein Stiefvater vielleicht auch einen Thaler geschenkt," sagte Franz.
Ich gedachte in Liebe und Dankbarkeit der Mutter, die mir heimlich ihre letzten Groschen in die Tasche geschoben hatte.
Es wurde dunkel. Wo werden wir die Nacht zubringen? Ich rieth, in einem Ziegelofen oder Strohschober Nachtquartier zu suchen, denn ich fürchtete, daß man uns in einem Wirthshause als ungebetene Gäste betrachten würde. Johann machte den Einwand, daß wir in einem Ziegelofen oder Stroh schober bei der herrschenden Kälte erfrieren würden, und fügte hinzu, daß jeder Gastwirth verpflichtet sei, fremden Reisenden, selbst wenn sie Handwerksburschen seien, Obdach zu gewähren.
In später Abendstunde kamen wir nach der Ortschaft Alt- Grottfau. Zagenden Fußes schritten wir dem Wirthshause zu und baten schüchtern die rundliche Wirthin, die im Hofe stand und die Kuh
Vierwaldstätter See. n
Auf hohem Steige blieb ich stehn; Des Schweizerlandes Freiheitswehn Kühlte die Stirn mir. Verträumte Winde fuhren
Noch durch die dunklen Fluren, Und auf des Tages Spuren Xand sich der Abend ein.
magd ausschalt, um Nachtquartier.„ Meinetwegen!" erwiderte sie zu meiner Freude, aber im„ Gaststalle" schlafen kostet pro Mann einen Böhm."*
Bald saßen wir seelenvergnügt an einem alten, eichenen Tische und streckten behaglich die müden, des Wanderns ungewohnten Beine aus. Keinem jener alten Römer, die das Glück hatten, an der berühmten Tafel des Feldherrn Lucullus zu speisen, dürfte es einmal so vorzüglich gemundet haben, als uns die Brotsuppe schmeckte und die Pellkartoffeln mit Butter. Auch war uns von der liebenswürdigen Kuhmagd reichlich zugetheilt worden. Essen plauderten wir mit den anwesenden Bauern, von denen der eine so herablassend war, daß er uns eine Prise anbot. Der Gesprächsstoff war ein uns eine Prise anbot. Der Gesprächsstoff war ein sehr interessanter.
Nach dem
Einer der Bauern erzählte, daß in einem Nachbardorfe eine reiche und angesehene Bauernfamilie durch ein Gespenst an den Bettelstab gebracht worden sei. Fast allnächtlich habe der Geist im Hause rumort, daß die Töpfe vom Spinde und die Bilder von der Wand gefallen seien, und fast alle Wochen sei in der Wirthschaft ein Stück Vieh gefallen", bald ein Pferd, bald ein Nind oder ein Schwein. Der Spuk habe es offenbar auf den Ruin des ganzen Hauses abgesehen gehabt, und sicher wären ihm auch die Menschen zum Opfer gefallen, wenn nicht der Bauer mit dem kleinen Rest seines Besißthums das Haus verlassen hätte.
Und wer bewohnt es jetzt?"
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" Es steht leer ganz leer. Rein Mensch mag es kaufen, obwohl es neu gebaut ist. Die Schuljungen haben so lange mit Steinen nach dem Gespenst geworfen, bis keine Fensterscheibe und kein Dachziegel mehr ganz blieb."
„ So ganz leer steht das Haus doch nicht," sagte ein Anderer.„ Die Muhme Kathrin erzählte, daß ein früherer Knecht des Bauern, ein Kerl, den
* Zehn Pfennige. Der Ausdruck Böhm ist in Schle sien üblich; er rührt aus den Zeiten her, in denen dort böhmisches Geld gangbare Münze war.
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1897
Am Himmel Hand ein grüner Stern, Und übern See her von Luzern
Klangen die Glocken.
Das war die Feierstunde, Die hat in weiter Runde Mit lautem Glockenmunde Dem Himmel Dank gebracht.
er von der Landstraße aufgeklaubt hatte, zurückgeblieben sei und ein liederliches Frauenzimmer bei sich aufgenommen habe. Dem Bauern ist das recht und der Gemeinde auch, denn das Haus steht wenig= stens nicht leer."
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,, Aber so einem lumpigen Gespenst muß doch beizukommen sein! Wenu garnichts hilft, so läßt man einfach den Scharfrichter kommen, der wird dem Dinge schon auf den Pelz gehen."
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Alles schon versucht worden. Die Scharfrichter haben dem Bauern ein Heidengeld gekostet. Zuerst ließ ec einen aus Cels fommen, dann einen aus Sachsen und zuletzt einen aus Lesterreich- aber es half Alles nichts. Der aus Desterreich meinte, daß Hezerei im Spiele set; es müsse irgend ein altes Weib im Dorfe das siebente Buch Mose haben, in welchem geschrieben steht, wie man sich die Teufel und bösen Geister dienstbar machen kann. Solange diesem Weibe Solange diesent Weibe es fönne vielleicht auch ein Mann sein nicht beizukommen wäre, ließe sich nichts machen."
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Was mag das für ein Gespenst sein, ein guter oder ein böser Geist?" wagte ich zu fragen.
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Gine arme Seele vielleicht. Der Großvater vom jezigen Bauern soll so erzählen die alten Leute Leute seine Frau in einen Tümpel gestoßen haben, so daß sie ertrunken ist. Man hat es ihm freilich nicht beweisen können, aber die Leute wußten, daß er gern Wittwer geworden wäre, um eine andere Frau mit vielen Gelde heirathen zu können. Wahrscheinlich findet die Seele dieses alten Geizfragens jezt keine Ruhe."
„ Unsinn!" rief sein Nachbar, Unsinn, purer Unsinn! Wer heutzutage noch an Gespenster glaubt, ist in meinen Augen ein Dummkopf! Die Muhme Kathrin glaubt den Schwindet auch nicht. Sie hat, als sie noch jung war, bei einer adeligen Herrschaft gedient und dort sehr viel Bildung gelernt Sie meint, daß der Knecht, von dem kein Mensch weiß, woher und wer er ist, das Gespenst sein mag. Vielleicht hatte er den Bauern aus dem Hause verscheucht,