Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

reichenden Wagen können unberechenbaren Schaden anrichten und kommen selbst für die direkten Aus­lagen kaum billiger. Sogenannte Bauernwagen sind durchaus zu vermeiden; ein richtiger Möbelwagen ist unentbehrlich und verlohnt sich selbst bei hochscheinen­dem Preis. Der Versuch mancher Leute, bei kleineren Entfernungen selbst" umzuziehen, straft sich als= bald. Sogar für die Arbeit des Einpackens und namentlich für die des Aufstellens, Aufhängens usw. verlohnt sich die Zuziehung fachkundiger Arbeitsleute.

Kommen wir viertens zum Abschluß des Mieth­vertrages, so wird es sich im Allgemeinen empfehlen, sich dabei juristisch sicher zu stellen; also alle Be­dingungen schriftlich festzuseßen und den Vertrag in zwei Gremplaren mit der Unterschrift beider Theile auf jedem auszufertigen. Man überschäze jedoch Man überschäße jedoch nicht die Bedeutung einer solchen juristischen Sicher heit. Wer das Seinige nicht thun will, kommt auch über seine schriftlichen Verpflichtungen hinweg oder umgeht sie oder rächt sich auf andere Weise; wer hingegen das Seinige thun will, der that es auch Die Zeit des Umzuges ist ebenfalls sorgfältig ohne Gesez. Die Thatsachen, also hauptsächlich die zu beachten. Man wähle die bestmögliche Jahreszeit. Persönlichkeit des Vermiethers, sind schließlich doch Die ältere bayerische   Einrichtung, welche die Zieh­gewichtiger als die Normirungen. Aus beiden Gründen zeiten oder Ziele" auf Ende April( Gcorgi")

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etwas zu thun", nicht sobald wiederkehrt. Die bei der gesammten Angelegenheit gemachten Erfahrungen aber mögen gleich Andenken bis zum nächsten Umzug aufbewahrt bleiben.

H

Annedore.

Skizze von G. Macasy.

Ibert   saß vor dem Schreibtisch und suchte: lange, schmale Schrift, zierliche runde Schrift, Buchstaben wie aus dem ABC- Buche.

Seine Frau fam herein ind sah ihm eine Weile zn, verwundert und forschend. Aber er bemerkte sie nicht.

Vater und Mutter zugleich. Nach dem Gemälte von Toby E. Rosenthal.

aber, aus dem juristischen und aus der Rücksicht auf die Verhältnisse, wie sie nun einmal sind und sich gestalten werden, ist es dringend gerathen, alle Ver­einbarungen vor Zeugen zu machen, schon wegen des moralischen Eindrucks auf den Vermiether. Man gehe demnach auf die Wohnungsuche nicht allein. Im Uebrigen fann nicht genug betont werden, wie sehr bei all dem das Persönliche im Vordergrund steht; darum ist auch alles Judirekte, alle Aushülfe durch Dritte, durch Zeitungen, durch Bureaux usw. dem unmittelbaren persönlichen Darangehen weit nachzustellen.

Fünftens der Umzug selbst. Für ihn gilt z11= vörderst das Gleiche wie für die Stellung der Woh­nungskosten in unserem Budget: auch hier darf nicht gespart werden. Ungenügende Verpackung der kleineren Gegenstände, Wahl eines billigen Transporteurs mit ungeschickten Packern und insbesondere mit unzu­

Photographieverlag der Photographischen Union in München  .

und Ende September( Michaeli") festsetzte, zeigt trotz ihrer heutigen Unbrauchbarkeit, daß die Zeit von Oktober bis in den April hinein für Umzüge besser zu vermeiden ist. Ebenso meide man inner­halb eines Tages die Dunkelheit, lasse vielmehr den Umzug möglichst früh am Morgen beginnen. Auch der Anfang der Vorbereitungen zum Umzug ist nicht gleichgültig; man dränge die Arbeit nicht auf die lezten Augenblicke zusammen und überlege auch die Besorgungen der letzten Stunde, das Handgepäck usw. bei Zeiten. Die Aufstellung der Möbel soll vorher durch eine Plauzeichnung mit Hülfe von Ausmessungen festgestellt sein.

Ist endlich jene mit Recht gefürchtete Zeit des eigentlichen Umzugs, sozusagen die Krisis, vorüber, so erinnere man sich, daß eine so günstige Gelegen­heit, seine Habe wieder in Stand zu setzen und zu vervollkommnen und sonst noch für die Wohnung

"

Guten Tag, Albert!" sagte sie leise und legte Hut und Mantel auf den Tisch. Er gab keine Antwort. Die Briese mit den langen, schmalen Zügen nahm er heraus. Er faltete jeden auseinander und las ihn. Dann ordnete er sie der Neihe nach.

Debei dachte er an Diejenige, die diese Briefe geschrieben hatte: an Annedore. Er dachte an ein kleines Hänschen in der Vorstadt draußen und an ein einfaches Zimmer. In dem Zimmer war Alles blank und sauber und Blumen standen an den Fenstern.

Dann dachte er an eine alte Frau, die dort in der Fensternische gesessen, und an ein Mädchen mit braunem welligen Haar und braunen Augen. Er sah sie vor sich, die große, schlanke Gestalt mit den weichen Formen und mit den langen, schmalen Fingern.

Einstmals war dies sein stilles Glück gewesen. Annedore hatte er geliebt mit jener ruhigen, ver­schwiegenen Liebe, die keinen Taumel kennt und keine