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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

in der Vorrede feines ,, Le pays du silence"* betitelten und Henri Rochefort   gewidmeten Buches: ,, Da meine feste Ueberzeugung ist, daß nur der Sozialismus berufen ist, Frankreich   vor dem völligen Verfall, dem es entgegengeht, zu bewahren, habe ich nicht gezögert, durch meinen Helden verkünden zu lassen, was ich für die Wahrheit halte!"

( Schluß folgt.)

Die allgemeine Lage hat sich etwas gebessert, aber die Fieberpest herrscht unvermindert, vor Allem giebt es viele difckfälle. Einen Begriff von der Heftigkeit der Epidemie gewinnt man durch die Thatsache, daß seit Anfang des Jahres im Distrikte Elands Rivier ( Veldtkornet J. Hathirf) nicht weniger als hundert Weiße( Erwachsene und Kinder) gestorben sind. Auf einer Farm, Blakfontein, sind sieben neue Gräber angelegt worden. Nicht weniger als siebenundzwanzig Familien fand ich, die aller Lebensmittel bar waren, aber zu ihnen rechne ich nicht die Kranken und Be­

Skizzen aus der Ferne. dürftigen im Pilaan- Gebirge und ſolche flußabwärts.

Von D. Kalt- Renleaux.

III.

Was die Krankheit so verheerend macht, ist aber der Mangel an Pflege und Nahrung, der immerfort Rückfälle verursacht. Ich kenne Leute, die zwei Monate bettlägerig waren und bei eingetretener

Hungersnoth und Fieberpest im südafrikanischen Besserung, durch Noth gezwungen, sofort wieder ar­

Goldlande.

ungersnoth und Fieber verbreiten ihre Schrecken im Transvaal  - Freistaate. Im Rustenburg­Bezirke haben andauernde Dürre, Rinder­pest und Heuschrecken die Ackerbau treibenden Boeren fast ihres gesammten Besißthums beraubt, während die verpestete Luft und faules Wasser das Volk mit einer Krankheit darniedergeworfen haben, die fast noch schrecklicher ist als jene, welche ihren Vieh­stand wegraffie. Ueber den Umfang des Elends berichtet ein Brief des Herrn C. Fourie an De Volkstern" vom 12. Juni d. J. Folgendes:

Ich will Ihnen die Lage der Burghers hiesigen Bezirfes beschreiben. Fast alle sind durch den Verlust ihres durch die Rinderpest gefallenen Hornviehs ver­armt, und die Heuschrecken haben Getreide wie Obst vernichtet. Dann brach eine Zeit anhaltender Dürre an, gefolgt von der Malaria seit dem Beginn dieses Jahres. Zu Pilaansberg liegen die Leute auf Säcken auf dem Boden und haben als einzige Decke einige andere Säcke; eine große Anzahl der Kranken wird an Elend und Nahrungsmangel zu Grunde gehen, wenn nicht baldige Hülfe geleistet wird, denn um sich gegenseitige Unterstüßung zu leisten, sind die Leute zu arm. Der einzige Arzt wohnt in Rusten­ burg  , in einer Entfernung, die man zu Pferde in fünf bis acht Stunden zurücklegen kann; und zudem mangeln den Kranken die Mittel, den Arzt und die Arznei zu bezahlen. Vor einigen Wochen starben wenige Tage nacheinander ein Holländer Nood nebst Frau und drei Kindern. Den Mann und die beiden Kinder legte man in einen Sarg, da die Familie fein menschenwürdiges Begräbniß zu bestreiten ver­mochte, kein Brot zu essen hatte seit dem Tage ihrer Erkrankung. Auf einem Gehöfte sind sämmtliche Bewohner, mit Ausnahme eines kleinen Kindes, von der Krankheit darniedergestreckt. Die natürliche Folge dieses Nothstandes ist eine fortschreitende Ver­

beiten mußten und naturgemäß einen Rückfall er= litten. Vom Fieber heimgesucht sind Elandsrivier, Stroemrivier, Hoogeboomen, Rietfontein, Bestershot, Schoongezicht, Lindleyspoort, Krokodildrift, Blat­fontein, Blaaklaagte, Cijferfontein und Holfontein. In den höher gelegenen Orten und am Fuße der Zwartensruggens ist die Zahl der Erkrankungen eine geringere. Das staguirende Wasser, das im ver­gangenen Jahr durch keinen bedeutenden Regenfall in den Flüssen und Vertiefungen erneuert wurde, scheint der Krankheitserreger zu sein. Die den Boeren drohende Zukunft ist fast hoffnungslos. Infolge der fast zwei Jahre anhaltenden Dürre fonnte nur wenig Getreide gesäet werden, der Maisvorrath ist erschöpft, das Vieh von der Pest dahingerafft, und Geld nicht vorhanden."

" De Volfstern" fügt hinzu, daß ihm noch viel trübere Berichte zugegangen seien, und daß er hoffe, seine Bitte um Hülfe verhalle nicht unerhört. Man fann nicht glauben, daß politische Zwietracht und unmenschliche Apathie die Engländer und Ausländer, die aus unseren Goldminen fabelhafte Schäße sammeln, hindern sollen, von ihrem Ueberflusse den Darbenden eine fleine Spende zu geben. Bisher hat jedoch dieser Nothschrei fein Echo in den Herzen der Gold­magnaten geweckt, die vielleicht in dem Dahinsterben von hunderten heldenhafter Boeren eine Verminderung der Wehrkraft, der Widerstandsfähigkeit des ihnen aus selbstsüchtigen Motiven so verhaßten Volks­stammes erblicken. Diese, jedem Menschlichkeitsgefühl hohusprechende Haltung der Engländer und des gleich­gesinnten Theils der Ausländer ist um so verwerf= licher, als gerade jetzt der Bergbau und jede andere Industrie in Trans.aal einen unerwarteten Auf­schwung genommen hat."

zivar verfuhr er in der Weise, daß er die Entfernung des derzeit bekannten äußersten Planeten Saturn von der Sonne in 100 gleiche Theile zerlegte.

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Darnach kamen 4 solcher Theile auf die Ent­7 auf den Abstand fernung des Merkur, 4+3 der Venus  , 4+ 6= 10 auf die Erde, 4+ 12= 16 auf den Mars  , zu der Entfernung 4+ 24= 28 fehlte das Glied, jedoch entsprachen dann wieder Jupiter   und Saturn annäherud der Staffel und dann paßte auch schließlich der später am 13. März 1781 von William Herschel   entdeckte Uranus   in diese Reihe.

Mag nun dieser annähernden Regelmäßigkeit irgend welche Gesetzmäßigkeit oder auch nur ein Zufall zu Grunde liegen, immerhin hatte sie zur Folge, daß die Astronomen des vorigen Jahrhunderts an­nahmen, daß in der Lücke 28 ein noch unbekannter Weltförper vorhanden sein müsse.

Von allen Seiten rüstete man sich zur ernstlichen Durchforschung des Himmels, um diesen Planeten aufzufinden, und vereinigte sich sogar am 21. Sep­tember 1800 eine Gesellschaft von Astronomen zu gemeinschaftlichem Vorgehen.

Merkwürdigerweise, gerade am ersten Tage unseres Jahrhunderts, am 1. Januar 1801, entdeckte nun der Astronom Piazzi   in Palermo   den ersehnten. Stern, aber nicht, wie erwartet, einen großen Ball, sondern einen winzig kleinen, den später Ceres   be= nannten, der etwa 375 Kilometer im Durchmesser besitzt, und dessen Gesammtoberfläche also annäherud der Fläche von Oesterreich- Ungarn   gleicht.

Hieraus ergiebt sich, daß sein Volumen 27 610 000 Rubiffilometer beträgt, so daß man aus unserem Monde 800 Kugeln von der Größe der Ceres bilden könnte.

Am 28. März 1802 entdeckte der Bremer   Astro­nom Olbers   in derselben Region einen zweiten kleinen Planeten, die Pallas  ; Planetoiden oder auch Asteroiden nannte man diese kleinen Neulinge, d. h. planetenähnliche oder sternähnliche Welten.

Harding in Lilienthal   fand nun am 1. Sep­tember 1804 einen dritten, der den Namen Juno erhielt, und am 29. März 1807 Olbers   einen vierten, die Vesta  .

Bis zum Jahre 1845 ließ man es bei diesen bewenden, dann erst eröffnete am 8. Dezember 1845 ein Dilettant, der Posthalter Henke in Driesen, mit seiner Entdeckung des fünften, der Asträa  , die Reihe der noch nicht abgeschlossenen Neuauffindungen, welche, wie erwähnt, bis jetzt etwa 300 Planetoiden ans Licht zog.

Höchst merkwürdig ist dieser Schwarm fleiner Welten, deren bis jetzt bekannte kleinste, die Nussia, nur einen Durchmesser von 20 Stilometern besitzt, und hat man sich schon in den gewagtesten Kom­binationen hinsichtlich derselben ergangen. Man be=

armung des Volkes. Obwohl auch dreißig wohl Wanderungen durch Beit und Raum. trachtete sie als die Trümmer eines großen Welt­

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habende und angesehene Bewohner dieser Gegend der Epidemie zum Opfer gefallen sind, halte ich dennoch für die Hauptsache der Todesfälle den Mangel an Lebensmitteln. Auf vielen Gehöften liegen alle In­sassen frank darnieder, besigen keine Nahrungsmittel einige Wenige haben etwas Maismehl und Kar­toffeln und als Decke einen zerrissenen Woilach oder Aehnliches. Niemand pflegt sie oder bringt ihnen Speise, darum wende ich mich an ,, De Volks­stern" in der Hoffnung, daß diese Zeilen einem Mit­gliede der Regierung oder anderen wohlthätigen Menschen die Anregung bieten, unserem Veldtkornet eine kleine Geldsumme zur Linderung der Noth zu senden und ein Hülfscomité zu bilden."

Die Kommandanten der Busch- Veld- Bezirke von Prätoria, Waterberg   und Middelburg   melden, daß unter Weißen und Kaffern die Sterblichkeit furchtbar ist. Bis zum 10. Juni d. J. waren im Warm Quellen- Bezirk" 1800 Raffern gestorben, und zwar so plötzlich, daß man sie dugendweise in Massen­gräbern beerdigte. Die Aerzte halten den Rinder­Bacillus für den Krankheitserreger.

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Am 24. Juni schreibt Mynheer Jacobus von Belfern an De Volfsstern", daß er alle Gehöfte von Lindleys Poort bis zum Set lous- Flusse   besucht habe und allenthalben die Geißel des Fiebers fand.

* Land des Schweigens.

Don Th. Dverbeck.

IX.

Die Zwerge und die Riesen der Planetenwelt.

SEA

Fenn auch die verschiedenen Glieder unseres Planetens stems hinsichtlich ihrer Größe und Gestaltung, sowie ihrer sonstigen Ver­hältnisse sämmtlich verschiedenartig zu nennen sind, nicht zwei einander genau gleichen, so ist dennoch eine gewisse Gruppirung, eine jede Gruppe gebildet aus zwei sich ähnelnden Weltbällen, und schließlich zwei sich ähnelnde Gruppen, gebildet aus kleinen Stoffballungen, unverkennbar.

So bilden Merkur und Venus  , Erde  - Mars  , Jupiter  - Saturn, Uranus  - Neptun  , und schließlich die winzig kleinen Planeten, die Planetoiden und die Kometen nebst Meteoriten, derartige Gruppen.

Eine annähernde Regelmäßigkeit zeigen auch die Entfernungsverhältnisse der Planeten, welche schon im vorigen Jahrhundert die Veranlassung zu an sich ziemlich zwecklosen, arithmetischen Spielereien gaben, denen man sogar den Namen Bode'sches Gesetz beilegte.

Ein Wittenberger   Astronom, Titius, machte damals den Versuch, die Entfernung der Wandelsterne von der Sonne in ein gewisses System zu zwängen, und

förpers, welcher durch den Zusammenstoß mit einem anderen zersprengt ward, oder führte sie auf die Explosion eines größeren Körpers zurück.

Es ist nicht zu bestreiten, daß diesen Anschau­ungen eine gewisse Wahrscheinlichkeit innewohnt, aber da eine solche Katastrophe unabweislich zur Folge haben würde, daß sämmtliche Trümmer bei jedem Umlauf, natürlich zu verschiedenen Zeiten, einen ge­wissen Punkt, und zwar denjenigen, an welchem ursprünglich die Zersprengung stattfand, kreuzen müßten, ein solcher Kreuzungspunkt aber wenigstens heute nicht mehr vorhanden ist, so wird die Annahme zweifelhaft.

Allerdings können spätere Einflüsse im Laufe langer Zeiten, z. B. die Anziehung des benachbarten gewaltigen Jupiter, das ursprüngliche Bild verwischt haben, aber auch eine zweite Bedingung ist noch vorhanden, und zwar diejenige, daß ein jeder der Planetoiden bei seinem Umlauf um die Sonne einmal eine bestimmte Entfernung von der Sonne erreichen wird, die auch jeder andere einmal erreichen wird, aber auch das trifft, wenn auch vielfach. so doch nicht durchweg zu.

Gestehen wir ruhig ein, daß wir hier noch vor einem großen Räthsel stehen und daß wir bis heute nicht im Stande sind, Bestimmtes sagen zu können. Daß hier irgend ein abnormes Ereigniß statt­gefunden denn das Zerfallen des Stoffes in zahl=