Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

lose kleine Bälle ist sonst unerklärlich-, ist natürlich ziemlich sicher vorauszuseßen, aber welches?

Die von allen anderen Planetenbahnen hinsichtlich Gestalt und Lage abweichenden Bahnen der Plane­toiden, von denen z. B. die Erzentrizität( Abweichung von der Kreisform) bei der Nysa 5/11 beträgt, während die größte Erzentrizität unter den anderen Planetenbahnen( Merkur) nur ½½ erreicht, deutet auf eine gewisse Verwandtschaft der Planetoiden mit Kometen und Meteoren hin.

Möglichenfalls ist der Störenfried nicht ein zweiter Planet, sondern ein weltkörpergroßes Meteor gewesen, welches die Trimmer in fometenartige Bahnen zwängte, durch dessen enorme Geschwindigkeit fich Manches erklären würde, und sehen wir in den Planetoiden Meteortrümmer und Reste des alten Planeten vor uns.

Wenn auch der kleinste Planetoid noch 4000 mal die größte bis jetzt beobachtete Feuerfugel an Inhalt übertrifft( aber wer garantirt, daß nicht in frühereu Zeiten oder in unbewohnten Gebieten schon größere erschienen sind), so übertrifft aber der kleinste Planet, der Merkur, noch immer 10000 mal den größten der Planetoiden, und würden 5 Millionen der kleinsten Planetoiden erst eine Kugel von der Größe des Mondes abgeben. Daß gewaltige, weltförpergroße Meteore nicht absolut zu den Unmöglichkeiten gehören, werden wir in unserem nächsten Artikel, welcher Kometen und Meteore behandeln wird, näher erörtern.

Sind doch Bolide( Feuerkugeln oder große Meteore) schon auf der Erde beobachtet, welche bis 12000 Fuß( 1/2 deutsche Meile) im Durchmesser hielten.

Ueber die physikalischen Verhältnisse dieser win­zigen Planetoidenwelten ist natürlich so gut wie nichts zu sagen, da die größten derselben in unseren schärfsten Fernröhren kaum einen Durchmesser er= fennen lassen. Anzunehmen ist jedoch, daß dieselben wegen ihres Alters fie sind noch älter als Mars und weit älter als unsere Erde, jedoch jünger als Jupiter , sowie ihrer Kleinheit, das Stadium der Bewohnbarkeit längst hinter sich haben, in vielfacher Hinsicht unserem Monde gleichen und ihre Oberflächen grauenvolle, eisige Wüsten darstellen. Vielleicht ist die Abkühlung so schnell eingetreten, daß überhaupt einer organischen Welt nicht Zeit blieb, sich aus dem rohen Stoff emporzuarbeiten.

Dieses sind jedoch Alles nur Vermuthungen, wenn auch vielleicht Annahmen, denen eine große Wahrscheinlichkeit innewohnt. Gewißheit herrscht jedoch hinsichtlich der Schwereverhältnisse, da diese durch die Massenverhältnisse bedingt werden.

Auf dem kleinsten Planetoiden, der bereits er= wähnten Russia, mit einem Durchmesser von etwa 20 und einem Umfang von 63 Kilometern, beträgt z. B., vorausgesetzt, daß diese Welt annähernd die Dichtigkeit unserer Erde besitzt, die Schwere auf seiner Oberfläche nur etwa 1600 der Schwere an der Erdoberfläche; ein Gegenstand, der auf der Erde 1 kilo wiegt, würde demnach dort auf seine Unter­lage annähernd einen Druck ausüben, wie ihn hier 1/2 Gramm erzeugen.

Gewaltig ist nun der Kontrast zwischen diesen Pygmäenwelten und dem Riesenball Jupiter , welcher nach Ueberschreitung der Asteroidenregion aus der dunklen Tiefe des Raumes vor uns auftaucht.

In einer mittleren Sonnenferne von 774 Mil­lionen Kilometern umkreist dieser Niese, dessen Durchmesser den der Erde elfmal übertrifft( zirka 19 000 Meilen), und dessen kubischer Inhalt unsere Erde 1414 mal, sein Gewicht, da seine Dichtigkeit nur der Erddichtigkeit beträgt, 338 mal das Erdgewicht übertrifft, in etwa 12 Jahren einmal die Sonne, welche vom Jupiter aus gesehen zu einer Scheibe zusammengeschrumpft ist, die an Größe nur noch dem 27. Theil der von der Erde gesehenen Sonnenscheibe gleicht.

Der Tag des Jupiter ist sehr kurz, denn seine Umdrehung erfordert etwa 10 Stunden, also nur 5 Stunden liegen zwischen Sonnenauf- und Unter­gang. Vier Monde, von denen der nächste 427 000 Kilometer, der fernste 1907 000 Kilometer absteht, letterer also etwa zehnmal so weit vom Jupiter als unser Mond von der Erde entfernt ist, von

denen der erste und zweite etwa unserem Monde an Größe gleichen, der vierte 4771 Kilometer ( 636 Meilen) im Durchmesser besitzt und der dritte an Größe nahezu den Mars erreicht, begleiten ihn auf seinem weiten Wege.

Ueber die physikalischen Verhältnisse dieser Monde ist so gut wie nichts bekannt, nur ihr Licht beweist, daß sie verschieden voneinander sind, denn der erste und dritte erstrahlen in Weiß, der zweite erscheint bläulich, der vierte orangeroth.

Wie unser Mond, so zeigen auch die Jupitermonde dunkle Flecken, und hat deren Beobachtung es als höchst wahrscheinlich erscheinen lassen, daß auch die Jupitermonde gleich unserem Erdmonde dem Zentral­förper stets dieselbe Seite zukehren.

Die röthliche Färbung des vierten Mondes deutet auf eine dunstige Atmosphäre, und ist es deshalb nicht ausgeschlossen, daß möglichenfalls die Jupitermonde eine Lebewelt beherbergen.

Etwaigen Bewohnern dieser Monde wird nun der Jupiter selbst als gewaltiger Ball am Himmel strahlen, denn auf dem ersten erscheint er als eine Scheibe, deren Durchme er 37mal den unserer Mondscheibe übertrifft, und selbst auf dem äußersten wird der Durchmesser der Jupiterscheibe noch neunmal den Durchmesser unserer Woudscheibe übertreffen.

Während nun auf den Jupitertrabanten mög­lichenfalls eine Lebewelt vorhanden ist, muß man dem Jupiter selbst eine solche wohl noch absprechen, denn die Beobachtungen der neueren Zeit lassen faum einen Zweisel darüber, daß die Jupiterober= fläche, entsprechend der gewaltigen Größe dieser Welt, noch heute der Schauplaz der gewaltigsten plutonischen Vorgänge ist, etwa der ältesten Urzeit der Erde ähnelt, wahrscheinlich sich noch theilweise in Gluth befindet und ab und zu das innere Feuer noch auf große Strecken zum Durchbruch kommt.

Die Streifen des Jupiter zeigen oft eine frap­pante Aehnlichkeit mit riesigen Dampfballungen, wie sie viele irdische Vulkane, allerdings in kleinerem Maßstabe, ausstoßen.

Eine merkwürdige Veränderung zeigte die Jupiter oberfläche im Jahre 1879, welche nahezu beweis­oberfläche im Jahre 1879, welche nahezu beweis­kräftig für diese Anschauung sein dürfte.

Die Aeuatorialzone, welche für gewöhnlich mit bräunlichen oder röthlichen, veränderlichen Streifen, offenbar großen Wolkenzügen, bedeckt ist, nahm eine rothgelbe Färbung au und tauchte oberhalb dieser rothgelben Streifen, also dem Pole näher, ein großer, scharf begrenzter, ovaler, intensiv rother Fleck auf, welcher während mehrerer Jahre seine Gestalt und Größe fast garnicht änderte, dann aber langsam verblaßte und endlich im Jahre 1883 nahezu wieder verschwand.

Anscheinend erblicken wir also die eigentliche Oberfläche des Jupiter garnicht, sondern dieser ist von dichten Wolfenzügen, gigantischen Wasserdampf­massen, welche sich später als Ozeane niederschlagen werden, umhüllt und es durchbricht die innere Gluth des Weltkörpers von Zeit zu Zeit die erstarrende Ninde, alsdann die Wolfenzüge von unten grell roth beleuchtend.

Der Jupiter befindet sich also anscheinend in einem Entwickelungsstadium, welches etwa die Mitte hält zwischen dem augenblicklichen Stadium der Sonne und dem unserer Erde.

Fast genau dasselbe, was vom Jupiter zu sagen, gilt nun auch von der nächsten Riesenwelt, dem Saturn, denn auch von diesem sehen wir nicht die feste, wahrscheinlich kaum erkaltete Oberfläche, sondern lediglich eine dichte Dunsthülle mit Wolkenzügen, ähnlich denen des Jupiter ; auch die Rotation dieser Welt( 10 Stunden 29 Minuten 17 Sekunden) gleicht fast genau der des Jupiter .

Wegen der noch größeren Entfernung( 1418 Millionen Kilometer) erscheint vom Saturn aus der Durchmesser der Sonne nur noch etwa halb so groß als vom Jupiter und leuchtet die Sonne dem Saturn mit 91 mal schwächerem Lichte als der Erde; seine Um­laufszeit um die Sonne beträgt etwa 292 Erdenjahre.

Etwas kleiner als der Durchmesser des Jupiter ist derjenige des Saturn, denn er beträgt nur 119 080 Kilometer( 15 507 Meilen), da aber die Dichtigkeit des Saturn noch geringer als die des

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Jupiter ist und nur 3/4 des Wassers beträgt, so folgt daraus, daß der Saturn einen relativ weiter ausgedehnten Dunstfreis und Wolkenmantel besigt als der Jupiter .

Acht Monde umkreisen den Ball, der innerste in einer Ferne vom Saturnmittelpunkt von 179 800 Kilometern( za. 24 000 Meilen vom Zentrum, da­gegen nur 18 300 Meilen von der Saturnoberfläche), der äußerste in einer Weite von 3 455 700 Kilo­metern( za. 460 000 Meilen). Sämmtliche acht Monde sind erheblich kleiner als die Monde des Jupiter , der kleinste, der siebente, Hyperion, besitzt nur einen Durchmesser von 330 Kilometern, der größte, der sechste, Titan, cinen solchen von 2443

Kilometern.

Saturn erscheint, von seinen beiden inneren Monden gesehen, in noch gewaltigerer Größe, als den Jupitermonden der Jupiter . Sein Durchmesser steigt für den ersten Mond, Mimas, bis auf 3823 Grad. Saturn gleicht also von dort einer Scheibe, welche einen Durchmesser von über 5 des sichtbaren Himmelsgewölbes besitzt.

Ein höchst merkwürdiges Gebilde zeigt nun noch der Saturn: es ist dieses ein den Weltkörper frei umschwebender Ring, richtiger gesagt ein System von Ringen, denn drei einander umspannende Ringe hat man mit Bestimmtheit erkannt, einen innern dunkeln, wahrscheinlich gasförmigen, von der Oberfläche des Saturn nur 15 600 Kilometer ( etwa 2080 Meilen) entfernten, einen mittleren, hell goldgelb leuchtenden, breiten und einen schmalen gelbweißen äußeren.

Die Außenfante des äußeren Ringes befindet sich etwa 140 000 Kilometer vom Mittelpunkte des Saturn entfernt.

Ueber die Natur dieser Ringgebilde ist bis jetzt nichts Sicheres ermittelt, doch deuten Veränderungen auf denselben, z. B. vorübergehende, feine Theilungen des äußeren Ringes in mehrere konzentrisch ein­ander umfassende Ringe, sowie zeitweise große Unebenheiten auch des mittleren Ringes, bewiesen durch Auszackungen des Randes und dgl., darauf hin, daß das Ringsystem aus flüssigen, oder noch wahrscheinlicher, gasförmigen Stoffen besteht.

Die Natur lüftet hier ein wenig den Schleier, welcher die Entstehung der Welten deckt, und hat das Ringsystem des Saturn wesentlich zur Begründung der im zweiten Artikel: Das Werden im Weltall" besprochenen Weltentstehungshypothese von Kant und Laplace beigetragen.-

Bis zum Jahre 1781 war nun Saturn der lezte Grenzstein des Sonnenreiches auf dem Wege in das endlose All, erst William Herschel war es vorbehalten, die Grenze weiter hinauszuschieben durch die am 13. März 1781 erfolgte Entdeckung eines bis dahin unbekannten Planeten, des Uranus .

In einer Entfernung von 2851 Millionen Kilo­metern( 3a. 39612 Millionen Meilen), so fern der Sonne, daß diese nur noch als Scheibe kaum dreimal so groß als der Erde die Venus zur Zeit ihres größten Glanzes erscheint, in einer solchen Ferne, daß auch kein Schimmer mehr das Vorhandensein unserer Erde verrathen würde und von den Planeten nur noch Jupiter und Saturn das Firmament des Uranus schmücken, wandelt diese Welt mit viet Monden ihre einsame Bahn, zu deren Vollendung etwa 84 unserer Erdenjahre erforderlich sind.

An Größe steht der Uranus erheblich hinter seinen Nachbarn Jupiter und Saturn zurück, aber immerhin mißt sein Durchmesser noch über 7000 Meilen ( 60000 Kilometer), übertrifft also die Erde hin­sichtlich ihres Durchmessers noch etwa viermal.

Da sein Körperinhalt unsere Erde 82 mal, sein Gewicht dagegen nur 14 mal das Erdgewicht über­trifft, so erscheint nahezu als gewiß, daß auch der Uranus gleich dem Jupiter und Saturn eine außer­ordentlich weit ausgedehnte Atmosphäre besitzt.

Ueber seine physikalischen Verhältnisse weiß man mit Bestimmtheit so gut wie garnichts.

Sein hohes Alter, unter Berücksichtigung seiner mittleren Größe, läßt jedoch vermuthen, daß er hinsichtlich seiner Entwickelung Jupiter und Saturn überholt hat und seine Oberfläche einer Lebewelt günstige Bedingungen bietet.