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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Nichts wurde ihnen schwerer, als sich gegen Ihresgleichen offen auszusprechen. Oft wurden so die wichtigsten Dinge Wochen lang schweigend herum getragen. Jeder empfand das als eine Last, aber der Mund blieb versiegelt; bis endlich die eherne Nothwendigkeit, oder irgend ein Zufall, die Zungen löste. Es war fast, als schämten sich die Familienmitglieder, untereinander Dinge zu besprechen, die sie jedem Fremden gegenüber offener und leichteren Herzens geäußert haben würden. Vielleicht, weil jedes die innersten Regungen und Stimmungen des Blutsverwandten zu genau kannte und seine eigenen Gefühle wiederum von ihm gekannt wußte.
Vater und Sohn traten, nachdem man das Pferd genügend geklopft und gestreichelt und ihm die Streu frisch aufgeschüttelt hatte, wieder auf den Hof hinaus. Hier verweilte sich Gustav nicht erst lange. Es hatte sich in der Wirthschaft sonst nichts weiter verändert, seit er das letzte Mal auf Urlaub ge= wesen war. Die neu aufgestellten Ferkel und die angebundenen Kälber hatte er schon vor der Kirche mit der Bäuerin besehen. Man schritt nunmehr unverweilt zum Hofe hinaus.
Das Gut bestand aus einem langen, schmalen Streifen, der vom Dorfe nach dem Walde hinauslief. Am unteren Ende lag das Gehöft. Im Walde, der zu dem Bauerngute gehörte, entsprang ein Wässerchen, das mit ziemlich starkem Gefälle zum Dorfbach hinabeilte. An diesem Bächlein lagen die Wiesen des Büttnerschen Grundstückes. Zwischen den Feldern zog sich der breite Wirthschaftsweg des Bauerngutes, mit alten, tief eingefahrenen Gleisen, holperig und an vielen Stellen von Rasen überwachsen, vom Gehöft nach dem Walde hinauf.
Vater und Sohn gingen langsam, Jeder auf einer Seite des Weges, für sich. Heute konnte man sich Zeit nehmen, heute gab es keine Arbeit. Ge= sprochen wurde nichts, weil Einer vom Anderen er= wartete, daß er zuerst etwas sagen solle. Bei den einzelnen Schlägen blieb der alte Bauer stehen und blickte den Sohn von der Seite an, das Urtheil des jungen Mannes herausfordernd.
Gustav war nicht etwa gleichgültig gegen das, was er sah. Er war auf dem Lande geboren und aufgewachsen. Er liebte den väterlichen Besitz, von dem er jeden Fußbreit kaunte. Der Bauer hatte die Hülfe des jüngeren Sohnes in der Wirthschaft all die Zeit über, wo Gustav bei der Truppe war, aufs Empfindlichste vermißt.
Karl, der eigentliche Anerbe des Gutes und Hofes, war nicht halb so viel werth als Arbeiter und Landwirth , wie der jüngere Sohn.
Sie hatten bereits mehrere Stücke betrachtet, da blieb der alte Bauer vor einem Kleeschlage stehen. Er wies auf das Stück, das mit dichtem, dunkelgrünem Rothflee bestanden war.
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Sicken Klee hats weit und breit fenen. Haa!-In Halbenau hoat noch fee Bauer su an Klee gebrocht. Und der hoat in Haber gestanda. Haa! Do tann sich in April schun der Hoase drine verstacken, in dan klee!"
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Er stand da, breitbeinig, die Hände auf dem Rücken, und sein altes, ehrliches, rothes Bauerngesicht strahlte vor Stolz. Der Sohn that ihm den Gefallen, zu erklären, daß er besseren Klee zu Ostern auch noch nicht gesehen habe.
Nachdem man sich genügsam an dieser Pracht geweidet, gings langsam auf dem Wirthschaftswege weiter. Nun war das Schweigen einmal gebrochen, und Gustav fing an zu erzählen. Im Manöver und bei Felddienstiibungen war er viel herumgekommen im Lande. Er hatte die Augen offen gehalten und sich gut gemerkt, was er anderwärts gesehen und kennen gelernt von neuen Dingen. Der alte Bauer bekam von allerhand zweckmäßigen Maschinen und Einrichtungen zu hören, die ihm der Sohn zu beschreiben versuchte. Bei Leiba, bei Leiba!" rief er ein über das andere Mal erstaunt aus. Die Berichte des Sohnes flangen ihm geradezu unglaublich. Besonders, daß es jetzt eine Maschine geben solle, welche die Garben bände, das wollte ihm nicht in den Sinn. Säemaschinen, Dreschmaschinen, das konnte er ja glauben, die hatte er ja auch schon selbst wohl gesehen, aber eine Maschine, welche die Garben raffte
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und band! Da mechte am Ende Gener och a Ding erfinden, das de Apern stackt oder die Kihe vun selber melfen thut. Ne, das glob'ch ne! dernoa, wenns suweit fäma, da kennten mir Bauern glei gonz eipacken. Si's su schun schlimm genuche mit a Pauern bestellt. Dar Edelmann schind uns, und dar Händler zwickt uns; wenn och noch de Maschinen, und se wullen Alles besurgen, dernoa sein mir Pauern glei ganz hin!"
Gustav lächelte dazu. Er hatte in den letzten Jahren doch manches bäuerische Vorurtheil abgestreift. Er versuchte es, den Vater zu überzeugen, daß das mit den neuen Erfindungen doch nicht ganz so schlimm sei; im Gegentheil, man müsse dergleichen anwenden und mußbar zu machen suchen. Der Alte blieb bei seiner Rede. Zwar hörte er dem Jungen ganz gern zu; Gustavs lebhafte und gewandte Art, sich auszudrücken, die er sich in der Stadt angeeignet, machte ihm, der selbst nie die Worte sezen gelernt hatte, im Stillen Freude und schmeichelte seinem väterlichen Stolze, aber von seiner ursprünglichen Ansicht ging er nicht ab. Das war Alles nichts für den Bauern. Solche Neuerungen waren höchstens dazu erfunden, den Landmann zu verderben.
Sie waren unter solchen Gesprächen an den Wald gelangt. Hier lief die Flur in eine sumpfige Wiese aus, die in unordentlichen Niederwald überging. Dahinter erhoben sich einzelne Kiefern, untermengt mit Wachholdersträuchern, Ginster und Brombeergestrüpp. Der Boden, durch die jährliche Streunuzung völlig entwerthet, war nicht mehr im Stande, einen gesunden Baumwuchs hervorzubringen. Der Büttnerbauer war, wie die meisten seines Standes, ein schlechter Waldheger.
Der alte Mann wollte nunmehr umkehren. Aber Gustav verlangte noch das„ Büschelgewände" zu sehen, da sie einmal so weit draußen seien. Diese Parzelle hatte der Vater des jezigen Besizers an= gekauft und dem Gute einverleibt.
Der Bauer zeigte wenig Lust, den Sohn dieses Stück sehen zu lassen, und mit gutem Grunde. Das Stück lag brach, allerhand Unkraut machte sich darauf breit. Der Bauer schämte sich dessen.
" Was habt Ihr denn dort stehen heuer?" fragte Gustav völlig arglos.
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,, Ne viel Gescheits! Dar Busch dämmts Feld zu sihre, und a Zeter- Rehe san och allendchen druffe; zu sihre, und a Zeter- Nehe san och allendchen druffe; da kann duch nischt ne gruß warn."
Er verschwieg dabei, daß dieses Gelände seit anderthalb Jahren nicht Pflug und nicht Egge ge= sehen hatte.
Will denn der Graf immer noch unsern Wald kofen?" fragte Gustav.
Der Büttnerbauer bekam einen rothen Kopf bei dieser Frage.
" Ich sollte an Buusch verkofen!" rief er. Ne, bei meinen Labzeiten wird suwas ne!' s Gutt bleibt zusommde!" Die Zornader war ihm geschwollen, er sprach heiser.
" Ich meente ock, Vater!" sagte Gustav beschwichtigend. Uns nußt der Busch doch nich viel."
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Der Büttnerbauer machte Halt und wandte sich nach dem Walde zu.„ Ich verkofe och nich an Fußbreit von Gutte, ich ne! Macht Ihr hernachen, wos der wullt, wenn'ch war tud sein. Vun mir friegt dar Graf dan Buusch ne! Und wenn er mir much su vill läßt bietan. Meenen Buusch kriegt ar ne!" Der Alte ballte die Fäuste, spuckte aus und wandte dem Walde den Rücken zu.
Gustav schwieg wohlweislich. Er hatte den Vater da an einer wunden Stelle berührt. Der Besizer der benachbarten Herrschaft hatte dem alten Bauer bereits mehr als einmal nahe legen lassen, ihm seinen Wald zu verkaufen. Solche Ankäufe ihm seinen Wald zu verkaufen. Solche Ankäufe waren in Halbenau und Umgegend nichts Seltenes. Die Herrschaft Saland, die größte weit und breit, ursprünglich nur ein Rittergut, war durch die Regulirung und die Gemeinheitstheilung und später durch Ankauf von Bauerland zu ihrer jezigen Größe angewachsen. Das Büttnerſche Bauerngut lag bereits von drei Seiten umflammert von herrschaftlichem Besiz. Der Büttnerbauer sah mit wachsender BeBesiz. sorgniß dem immer weiteren Vordringen des mächtigen sorgniß dem immer weiteren Vordringen des mächtigen Nachbars zu. Seine Ohnmacht hatte allmälig eine
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grimmige Wuth in ihm erzeugt gegen Alles, was mit der Herrschaft Saland in Zusammenhang stand. Verschärft war seine Gehässigkeit noch worden, seit er bei einem Konflikte, den er mit der Herrschaft wegen Uebertritts des Dammwildes auf seine Felder gehabt, in der Wildschadenersatzklage abschlägig beschieden worden war.
Man schritt den Wiesenpfad hinab, am Bache entlang. Von rechts und links, von den höher gelegenen Feldstücken, drückte das Wasser nach der Bachmulde zu. Das dunkle, allzu üppige Grün verrieth die Feuchtigkeit einzelner Flecken. Es gab Stellen, wo der Boden unter dem Tritt des Fußes erzitterte und nachzugeben schien. Der ganze Wiesengrund war versumpft.
Gustav meinte, daß hier Drainage angezeigt sei.
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,, Wu sullt at daderzut' s Geld rauskumma, un de Zeit!" rief der Büttnerbauer. Mir warn a su och schunsten ne fertg! Unserens kann'ch mit su was duch ne abgahn. Drainirchen, das is ganz scheen und ganz gutt for an Rittergutsbesizer, oder anen Dekonomen; aber a Pauer...
Er vollendete seine Rede nicht, verfiel in Nachdenken. Die ganze Zeit über hatte er etwas auf dem Herzen, dem Sohne gegenüber, aber er scheute das unumwundene Geständniß.
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Es mechten eben a poar Fausten mehr sein fürs Gutt!" sagte er schließlich. Mir sein zu wing Mannsen, Karle und ich, mir zwee alleene. Die Weibsen thäten schun zulanga; aber dos federt ne su: Weiberarbeit. Mir Zwee, Karle und ich, mir wern de Arbeit ne Herre. A Dritter mechte hier sein!"
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Gustav wußte nun schon, worauf der Alte hinaus wollte. Es war die alte Geschichte. Daß er dem Vater fehle bei der Arbeit, wollte er schon glauben. Denn Karl war ja doch nicht zu vergleichen mit ihm, in keiner Weise, das wußte der selbstbewußte junge Mann recht gut. Der Vater flagte ja nicht zum ersten Male, daß die Wirthschaft zurückgehe, seit Gustav bei der Truppe sei. Aber das konnte nichts helfen, Gustav war nicht gesonnen, die Tressen aufzugeben für die Stellung eines Knechtes auf dem väterlichen Hofe. Ja, wenns noch für eigene Rechnung gewesen wäre! Aber für die Familie sich abschinden, für Eltern, Bruder und Schwestern. Für ihn selbst sprang ja dabei garnichts heraus. Das Gut erbte ja einstmals nicht er, sondern Karl. Er erwiderte daher auf die Klage des Vaters in fühlem Tone:" Nehmt Euch doch einen Knecht an, Vater!"
Der Alte blieb stehen und rief mit heftigen Armbewegungen:" An Knacht! Ich full mer an Knacht onnahma? Ich mecht ock wissen, wu dar rauswachsen fillte. Achtzig Tholer kriegt a su a Knacht jetzt im Juhre, unds Frassen obendrein. Und do mechte och noch a Weihnachten sen und a Erntescheffel. Mir hon a su schun zu vills Mäuler zu stopfa, hon mir! Wusu kann ich denne, und ich fennte mer an Knacht halen! Ne, hier mechte Ener har, dar zur Familie geherte, dan wer keenen Lohn ne brauchten zahla. So Ener mechte hier sen!"
Der Unteroffizier zuckte die Achseln, und der Vater sagte nichts weiter. Der Rückweg wurde schweigend zurückgelegt. In dem Gesichte des Alten zuckte und witterte es, als führe er das Gespräch innerlich weiter. Ehe sie das Haus betraten, hielt er den Sohn am Arme fest und sagte ihm ins Ohr: „ Ich will der amal a Briefel weisen, Gustav, das'ch gekriegt ha'. Komm mit mer ei de Stube!"
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Der Büttnerbauer ging voraus in die Wohnstube. Außer der alten Bäuerin war hier nur die Schwiegertochter anwesend. Therese schaukelte ihr Jüngstes, das an einem durch zwei Stricke am Mittelbalken der Holzdecke befestigten Korbe lag, hin und her. Der Bauer begann in einem Schubfache zu framen. Woas suchst De denne, Büttner?" fragte die Bäuerin. ,,' s Briefel von Karl Leberechten." " Dos ha'ch verstackt!" rief die alte Frau und fam aus ihrer Ecke hervorgehumpelt. Wart ack, wart!" Sie suchte auf der Kommode, dort lag in einem Schächtelchen ein Schlüssel, mit diesem Schlüssel ging sie zum Spind, schloß es auf und entnahm dem obersten Brett ein Buch mit vielen Einlagen
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