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E

Der Büllnerbauer.

Roman von Wilhelm von Polenz .

V.

( Fortsetzung.)

Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Din Reiter ritt in den Hof des Büttnerschen Bauerngutes ein. Das Pferd war ein alter englischer Vollblutgaul, der bessere Tage gesehen haben mochte. Sattel und Zäumung waren armee­mäßig. Der Reiter verleugnete in Haltung und Erscheinung den ehemaligen Offizier nicht. Er war ein hagerer Fünfziger. Seinem wettergebräunten Gesichte gab ein langer, graublonder Vollbart eine wirksame Umrahmung.

Die Töchter des Büttnerbauern waren im Hofe mit Mistaufladen beschäftigt. Hochaufgeschürzt, mit bloßen Füßen, die Gabeln in den gerötheten Händen, standen sie auf der Düngerstätte, neben der ein halb beladener Wagen unbespannt hielt.

,, Bin ich hier im Büttnerschen Bauerngute?" fragte der Reiter.

zu gebrauchen verstand. Die Laune des Alten ver­besserte sich durch diese Vermuthung nicht. Er fluchte und rief den Töchtern zu, ein andermal sollten sie solche Leute wegschicken.

Inzwischen fam der Fremde aus dem Stalle heraus, in gebückter Haltung, um nicht an den Deck­stein anzustoßen. Er begrüßte den Bauern, der die mit Hut Hände nicht aus den Taschen nahm, mit Hut­abnehmen und erklärte, er sei der neue Güterdirektor des Grafen, Hauptmann Schroff.

Der Büttnerbauer sah den Mann mit wenig freundlichem Ausdruck an. Einer von der Herrschaft! Von der Seite war ihm bisher niemals was Gutes gekommen.

Da der Bauer sich, wie es schien, nicht dazu herbeilassen wollte, zu sprechen, fragte Hauptmann Schroff, ob er ins Haus treten dürfe, er habe mit Herrn Büttner ein Wort unter vier Augen zu reden. Der alte Mann ging, statt zu antworten, auf sein Haus zu. Der Hauptmann folgte.

" Frau, Im Zimmer trafen sie die Bäuerin. Frau,

,, Hier is Bittners!" antwortete Toni, die Aeltere. gieh' naus!" rief ihr der Bauer furz angebunden Ist der Bauer zu Haus?"

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Der Vater is uf'n Felde mit Karlen. Se thun de Apern igeln."

" Ich möchte mit Ihrem Vater sprechen, in einer Angelegenheit. Am liebsten allerdings im Hauſe. Könnten Sie ihn holen?"

Toni stand da mit offenem Munde und gaffte den Fremden an. Sein großer Bart, die rothen Lederhandschuhe, die Reitgerte mit dem Silberknauf, Alles an ihm tam ihr ungewöhnlich vor. Sie empfand eigentlich Lust, zu lachen. Darüber ver­gaß sie ganz, 31 antworten.

An ihrer Stelle übernahm die jüngere Schwester die Vermittelung dem Fremden gegenüber. Ernestine war die Gewecktere und Lebhaftere von den Beiden. Mit einigen kaum merklichen Griffen hatte sie es verstanden, ihren allzuhoch aufgeschürzten Rock herab­zulassen, so daß wenigstens die von Mist beschmutzten Waden den Blicken des fremden Herrn entzogen waren. Sie sagte und gab sich dabei Mühe, Hochdeutsch zu sprechen: Wenn Sie den Vater sprechen wollen, wir können ihn rufen; sie sein nicht sehre weit."

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Damit sprang fie behende von der Dingerstätte hinab und lief zum oberen Thore. Dort blieb sie stehen, bildete mit beiden Händen ein Schallrohr und rief: Karle, gieh, sag's ack den Vater, er mechte glei amal rei kimma.' s wäre Ener dohie, der mit'n raden wullte... Ich kann ne verstiehn!... Ju, ju! A Reiter. Mit an Pauer wullt ar raden, soit ar."

Das Mädchen kam von ihrem Posten zurück. ,, Der Bruder wird's' n Pauern sagen," erklärte sie, daß er reinkommen soll." Darauf nahm sie die Mistgabel wieder zur Hand.

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Der Fremde dankte ihr. Er war inzwischen abgestiegen, hatte dem Pferde die Zügel über den Stopf genommen, die Bügel in die Steigriemen hin­aufgezogen, und locker gegurtet, mit Handgriffen, denen man die alte Uebung und die Liebe für das Thier ansehen konnte. Nun fragte er, ob er irgendwo einstellen könne. Die Mädchen sahen sich eine Weile unschlüssig an, dann erklärte Ernestine, im Kuhstalle sei noch ein Stand frei. Sie lief auch sofort zum Stallgebäude und öffnete die Thiir.

Der Fremde folgte ihr, das Pferd am Zügel. Jetzt, wo er sich auf ebener Erde bewegte, kam erst die Größe und Schlankheit seiner Figur zur Geltung.

Der Vollblüter scheute vor der niederen Thür und dem Geruche, der aus dem Kuhstall drang. Mit fliegenden Nüstern und gespizten Ohren stand der Gaul da und schniefte in tiefen, langgezogenen Tönen. Durch Klopfen und Zureden brachte sein Herr ihn endlich dazu, die verdächtige Schwelle zu überschreiten. Das Uebrige besorge ich mir schon selbst; danke Ihnen!" rief er dann und verschwand, seinem Thiere folgend, in dem engen Pförtchen.

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Bald darauf trat der alte Bauer in den Hof. Seine Miene verrieth Aerger. Er war schlechter Laune, daß man ihn von der Arbeit abgerufen hatte. Ernestine erklärte ihm, daß ein Herr zu Pferde da sei. Er sähe aus, wie einer vom Rittergute, meinte das Mädchen, welches, wie es schien, seine Augen

zu. Der Fremde unterließ es nicht, sich bei der Frau zu entschuldigen, er habe Wichtiges mit ihrem Ehe herrn zu bereden.

Der Büttnerbauer hatte sich in seine Ecke gesezt, und sah von diesem Verließ aus mit mürrischer Miene den Dingen entgegen, die da kommen würden. Der Hauptmann holte sich einen Stuhl herbei und sezte sich dem Alten gegenüber. Er schien das ab­lehnende Wesen des Anderen absichtlich übersehen zu wollen.

Also, Herr Büttner!" begann Hauptmann Schroff, und schlug dabei mit der Reitgerte gegen seine gespornten und gestiefelten Beine, die er lang ausgestreckt hatte, die Sache ist nämlich folgende: Mein Chef, der Graf, möchte gerne Ihren Wald kaufen. Es ist ja darüber bereits früher zwischen Ihnen und meinem Vorgänger verhandelt worden, aber ohne Resultat. Der Herr Graf wünscht nun aber dringend, daß die Sache endlich einmal vor­wärts rückt. Der Erwerb Ihrer Waldparzelle ist uns von ziemlicher Wichtigkeit; ich sage Ihnen das ganz offen heraus. Das kleine Stück liegt gerade wie ein Keil zwischen zwei von unseren Hauptrevieren. Eine Verbindung der beiden Reviere ist aus wirth­schaftlichen Gründen dringend erwünscht. Uns be­deutet dieser schmale Streifen die Möglichkeit, bei den Holzfuhren viele Kilometer zu ersparen. Ihnen dagegen nüßen diese fünfzig oder sechzig Morgen so gut wie garnichts. Im Gegentheil, der Wald kostet Ihnen höchstens etwas. Das bischen Holz, das darauf steht, ist kaum der Rede werth. Der Boden ist entwerthet durch die Streunuzung. Und dabei liegen doch Abgaben darauf. Wenn wir es in Regie bekommen, würden wir sofort Kahlschlag machen lassen und neu aufforsten. Dabei werden die Ar­beitslöhne nicht einmal herauskommen, schlecht ist der jezige Stand. Sie sehen demnach, Herr Büttner, das Interesse ist eigentlich auf beiden Seiten. Für uns, die Parzelle zu erwerben, für Sie, das Ding loszuwerden. Also werden wir wohl handels­einig werden, denke ich, diesmal."

,, Herr Gott! Mißverstehen Sie mich nur nicht! Fällt mir im Traume nicht ein, mich in Ihre Ver­hältnisse zu mischen. Ich habe nur so viel sagen wollen, daß Sie, wenn Sie erst mal Ihren Wald los sind, alle Kraft auf die Verbesserung der Felder und der Wiesen verivenden können. Ich glaube, da ließe sich noch Manches thun. Ich bin neulich mal über Ihr Grundstück geritten. Da draußen am Waldesrande liegt ein ganzer Schlag, auf dem wächst nichts als Unkraut."

Der Bauer rückte in seiner Ecke unruhig hin und, her, da Jener ihn, ohne es zu ahnen, an der verwundbarsten Stelle traf. Das war ja sein ärgster Summer, daß er das Büschelgewende schon zum zweite Male mußte als Brache liegen lassen, weil es ihm an Arbeitskräften fehlte.

Hauptmann Schroff fuhr unbeirrt fort: Da ließe sich sicher noch Vieles bessern. Und vor Allem: Intensivere Wirthschaft, mein Lieber, intensiveres Düngen! Aber dazu ist Baargeld nöthig. Ich meine, Sie sollten mit beiden Händen zugreifen, wenn Ihnen ein soches Gebot gemacht wird." Der Sprecher merkte in seinem Eifer wohl nicht, wie es in dem Gesichte des Alten wetterte und zuckte. Das waren ja alles Dinge, die er nur zu gut wußte, die er sich selbst wie oft gesagt, die aber im Munde des Fremden als beleidigende Vorwürfe wirkten.

Und nun noch Eins!" fuhr der Hauptmann fort, etwas, das auch wieder das gemeinsame Juteresse illustrirt, welches Sie, wie der Graf, an dem Handel haben. Aus dem gräflichen Forste tritt nicht selten das Wild auf die Fluren hinaus, wahr­scheinlich auch auf Ihre Felder..."

Jezt riß dem Alten die Geduld. Die Erwähnung des Wildes, das ihm seine Saaten zertrampelte und sein Getreide abäste, wirkte wie ein Peitschenhieb auf sein bereits hinlänglich gereiztes Gemith. Hoch­roth im Gesicht fuhr er auf und schrie los: Wullen Sie mich etwan zum Narren halen! Kummen Se und derzahlen mer vun a Wilde! Dos Ungeziefer friẞt Unsereenen bale ganz uf. Geklogt ha'ch schon, aber hob' ch denn a Recht gekriegt? Für uns Bauern giebt's ja keene Gerechtigkeit ne gegen de Grußen."

Grollend setzte er sich wieder auf seinen Play, verschränkte die Arme und sah den Fremden mit feindlichen Blicken an.

Der gräfliche Güterdirektor schien mit bäuer lichen Sitten so weit vertraut zu sein, um zu diesem Zornausbruch lächeln zu können. Er meinte in be­schwichtigendem Tone: Nur nicht gleich so hizig, mein guter Büttner! Lassen Sie mich Ihnen das mal in Ruhe erklären. Mein Graf will einen Wild­zaun anlegen längs der bäuerlichen Grenze, so ein zwanzig Kilometer lang und mehr. Dadurch soll das llebertreten des Wildes ganz verhindert werden. Aber dazu brauchen wir Ihren Wald, weil sonst eine Lücke entstehen würde in dem Zaun, verstehen Sie! Also, wie stehts, sind wir handelseinig?" Der Hauptmann streckte bei diesen Worten dem Alten die Hand hin. Wenn es hierbei einen Vortheil giebt, so liegt er ganz unbedingt auf Ihrer Seite, sollte ich denken.

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Ich denks ne!" sagte der Bauer aus seiner runzelte die Stirn und blickte starr geradeaus, er Ecke heraus.

Aber, ich bitte Sie, bester Herr Bittner!" rief der Hauptmann und kam dem Alten näher auf den Leib, sich mit Hülfe seiner langen Beine auf die Ecke zurückend. Der Graf will Sie natürlich gut bezahlen, jedenfalls weit über den eigentlichen Werth des Grund und Bodens. Ich habe Vollmacht, Ihnen des Grund und Bodens. Ich habe Vollmacht, Ihnen einen Preis zu bieten, der in dieser Gegend für Waldboden noch nicht bezahlt worden ist."

Ich ha' s an Vater vun Grofen schunstens zweemal soin lassen, ich verkefe meenen Busch ne; und dos gilt a heite noch!"

Aber bedenken Sie doch nur, Lieber, Sie be­kommen dadurch Kapital in die Hand. Ich glaube, Ihre Verhältnisse sind derart, daß Sie das ganz gut gebrauchen können."

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Wie's mir ergieht, oder ne ergieht, das geht Niemanden uf der Welt nicht ne an!" rief der Alte; das Zittern seiner Stimme ließ die innere Erregung ahnen.

Der Büttnerbauer preßte die Lippen aufeinander, vermied den Blick des Anderen, wie Giner, der sich durch Ueberredungskünfte nicht irre machen lassen will. Gänzlich konnte er sich der Einsicht jedoch nicht verschließen, daß ihm hier ein günstiges Angebot ge macht wurde; aber das alt eingewurzelte, bei den meisten Bauern tief eingefleischte Mißtrauen gegen Alles, was von Seiten der Herrschaft kommt, ver hinderte ihn, nüchtern und vorurtheilsfrei zu erwägen.

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Sie sollten Ihren Frieden machen mit der Herrschaft," sagte Hauptmann Schroff, als ahne er, was in der Seele des Alten vorgehe. Vor Allem, da Sie es jetzt mit dem jungen Grafen zu thun haben. Der Zwist, den Sie mit dem alten Herri gehabt, könnte doch füglich mit ihm begraben sein. Ich glaube, es wäre kein Schaden für Sie, wenn Sie sich mit uns stellten. Die Interessen von Bauer und Ritterschaft gehen vielfach Hand in Hand. Schließlich sind es doch verwandte Stände: Grund befizer. Die Größe des Besizes bedeutet feinen so enormen Unterschied."

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