Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Gulden. Lorbeeren sammelte er zwar nicht, erlangte aber die Freundschaft des Herzogs Moritz von Sachsen  und die Gunst des Kaisers. 1547 gerieth er sogar in Gefangenschaft, aus der ihn erst der kaiserliche Sieg bei Mühlberg erlöste, worauf er mit Starl V. in Nürnberg   als Sieger einzog und von da nach Augsburg   zum Reichstag ritt, wo er mit Freund Moris ein wiistes und tolles Treiben begann und seine reichliche Schuldenlast fleißig vermehrte.

Von seinem Sold erhielt er zunächst nur ein Drittel, aber dafür ein paar Herrschaftsgebiete in Franken, die er sammt dem eigenen Lande gründlich aussog.

Nun bot er seine Kriegshilfe dem Herzog Albrecht von Preußen, seinem Oheim, an, das Geschäft zer schlug sich aber.

Völlig skrupellos ließ sich dann Albrecht für die Fürstenverschwörung gegen den Kaiser, der sein

sein Lieblingswerk und steckte an hundert Orte in Brand.

Seine, Politik der freien Hand" wandte Albrecht auch gegen Nürnberg   an, das sich Sicherheit und Neutralität durch hunderttausend Gulden von den verschworenen Fürsten erkauft hatte. Albrecht, der sich als Nicht- Mitunterzeichner dieses Vertrages zu nichts verpflichtet fühlte, spielte sich doch als den Verbündeten auf und erlangte vom Nath Nürnbergs die Erlaubniß, gegen ein erlassenes Waffenverkaufs­verbot achthundert Hakenbüchsen und tausend lange Spieße in Nürnberg   aufzutreiben. Nun berief sich Albrecht wieder, da er gerüstet war, auf die Artikel­briefe, die er nicht unterschrieben hatte, und wandte sich gegen Nürnberg  . Er nahm zunächst Markt und sich gegen Nürnberg  . Er nahm zunächst Markt und Schloß Lichtenau ein, dann schickte er einen mit den französischen  (!) Wappenlilien ausgeputzten Unter­händler an den Nath zu Nürnberg   mit der Forderung,

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Bauern, und als man ihm sagte, wie die Dinge ständen, that er einen greulichen Fluch und sagte: , Sind sie gehängt, so sollen sie auch hängen." Seiner Umgebung aber befahl er: so sie sähen, daß er einen Trunk hätte", möchten sie feine Gefangenen mehr vor ihn bringen.

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In Nürnberg   ging während der Beschießung, wenn diese einmal recht arg wurde, das Sprüch wort:" Der Markgraf ist trunken."

Nürnbergische Gebietsbauern nöthigte Albrecht, als Schanzgräber und Minirer zu arbeiten, so daß die Belagerten ihre eigenen Landestinder beschießen mußten.

Halb türkisch" nannte Graf Schlick die Kriegs­führung Albrechts in einem Briefe an dessen Vetter, den Markgrafen Hans von Küstrin  . An König Ferdinand schrieb dessen Abgesandter Zasius  : Das erbärmliche Verderben, welches Markgraf Albrecht

Gönner war, gewinnen, um als unverpflichteter" Verbündeter Frankreich   in geheimer Sendung, bald als Kaufmann verkleidet, bald als Hauptmann von Biberbach   auftretend, zu gewinnen.

In der That tam im Februar 1552 das Bind­niß deutscher   Fürsten   mit Heinrich II.   von Frankreich gegen Kaiser und Reich zu Stande unter der Firma: für den rechten Glauben und Freiheit deutscher   Nation! In Wahrheit spekulirte Moriz von Sachsen auf die Stifte Magdeburg   und Halberstadt, Philipp von Hessen auf den Besitz von Würzburg   und Mainz  , und die Ernestiner- Sachsen auf Erfurt   und das Eichsfeld   und Nürnberg  , das auch Albrecht Alcibiades  begehrte.

Zunächst zogen die Netter des Glaubens und der deutschen   Freiheit nach Augsburg  , von da nach Ulm  , wo Albrecht den Vorschlag machte, alles Land um Ulm   zu sengen und zu brennen und zu plündern, die liebste Art der Kriegsführung dieses streitbaren, teutschen Helden". Als man auf seinen Barbaren vorschlag nicht einging, that er auf eigene Hand

Mechanische Jacquardweberet.

er solle sich dem Bündniß gegen den Kaiser an= schließen.

Den Mahnungen seiner Verbündeten gegenüber, den Bund durch sein ehrloses Vorgehen nicht zu kompromittiren, spielte sich Albrecht wieder als den Nichtverpflichteten auf. Was fonnte ihn, dem die eigene Ehre nichts war, die Ehre der verbündeten Fürsten fiimmern."( Nösel.)

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Albrecht setzte Stein und zwölf andere Nürn= berger Ortschaften in Brand, denen weiter noch eine

Menge andere folgten, die in Aſche gelegt wurden.

Wie viele der damaligen deutschen   Fürsten  , wie schon erwähnt, war auch Albrecht frühe schon ein wüster Trunkenbold. Als einmal eine Mandel ge­fangener Bauern aus Nürnberger Gebiet vor ihn gebracht wurde, zog er in trunkenem Muthe ſein Schwert, raste wie toll herum und ließ die Unglück lichen kurzer Hand hängen, bis auf zwei, denen es glückte, zu entwischen. Am anderen Tage, als er seinen Bombenrausch ausgeschlafen hatte, wußte er

gar nichts mehr von dem ganzen Handel mit den

allenthalben um Nürnberg   mit Feuer und Schwert anrichtet, ist dermaßen beschaffen, daß es ein steiner­nes Herz erbarmen möchte. Ich habe gehört, daß die armen Bauersleute in den Wäldern und Hölzern vor Hungersnoth sterben und verderben. Man findet auch todte Bauern, welche das Gras noch in den Mäulern haben. Das Alles gereicht dem Mark­grafen und seinen Leuten nur zu einem Gelächter. Des greulichen, tyrannischen Mordbrennens rühmet er sich selbst, das sei seine beste Kurzweil, das ich selbst aus seinem Munde gehört habe."

Oft legte er selbst die erste Hand an bei einer Brandstiftung.

" In der Roheit und Bestialität ging der Mark­ graf   mit bösem Beispiel voran, ein verworfener, gottverlassener Tyrann und Bösewicht, ein Charakter, von Natur aus schwankend und haltlos, abenteuerlich und brutal, der sich dann in der Wirrsal, Unbe­ständigkeit und Nuchlosigkeit der Zeit zu jener Erzen= trizität entwickeln fonnte." So urtheilt Rösel.

Zwei Städte, drei Klöster, neunzig Schlösser,