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Dicarene Welt

Nr. 6

Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Heimath.rden

Von John Henry Mackay .

Ihr flammert Euch in kleinlichen Gedanken An jenes Land, wo Zufall Euch gebar, Und fühlt Euch wohl in seinen engen Schranken. Ob menschlich jemals solche Liebe war?

Der Büttnerbauer. Roman von Wilhelm von Polenz .

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1898

Heil Euch!- so mögt Ihr dort Euch auch begraben, Genügsam und zufrieden, klein und klug! Doch Jene, welche Blut im Herzen haben, Sie fühlen solche Grenzen nur als Fluch!

Sie lieben auch die Heimath, doch sie breiten Nach außen kräftig ihre Arme aus, Und wenn sie heimwärts dann die Schritte leiten, Wird ihnen zum Gefängniß nicht ihr Haus!

( Fortsetzung.)

er Bauer ließ die Hand von der Stirn sinken; jezt brauchte er sie vor den Sonnenstrahlen nicht mehr zu schützen. Er wischte mit dem Aermel über die Augen hin und schneuzte sich.

Toni tam aus dem Hause und meldete dem Vater, das Essen stehe auf dem Tische. Vom Felde her zog Karl mit den Pferden herein. Der alte Bauer meinte, sie sollten mit dem Essen immer an­fangen ohne ihn, er habe noch mit dem fremden Herrn zu sprechen.

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Hauptmann Schroff erschien nach einiger Zeit, er blickte mißmuthig drein. Es war nichts damit!" rief er dem Alten schon vom Hofthore entgegen. Sie haben Recht behalten, Büttner. Ihr Schwager Kaschel nun, ich will nichts weiter sagen. Ich bedaure Sie, Mann!- Aus dem Dismembrations plane kann nun nichts werden. Da bleibt nur noch eins übrig: mein Graf kauft Ihnen das ganze Gut ab, zahlt die Gläubiger aus, behält sich den Wald und läßt Sie als Pächter Zeitlebens auf Hof und Feldern sizen. Einen anderen Weg sehe ich nicht!"

Da verfärbte sich das Gesicht des Alten. Er richtete sich zu seiner ganzen Höhe auf, und seinen fnochigen Arm ausstreckend rief er zornig:

" Sahn Se den Misthaufen durte? Lieber durt druffe verrecken, aber'& Gutt gah' ich nich har!"

VI.

Frau Katschner und ihre Tochter, Pauline, hatten Scheuerfest. Frau Katschner hielt auf Sauberkeit und Ordnung in ihrem kleinen Hause. Sie war viele Jahre lang als Küchenmagd auf dem Rittergute gewesen. Von daher stammten ihre Manieren oder, wie man in Halbenau sagte, die" Benehmiche", durch bie sie sich von den anderen Dorfleuten günstig ab­

hob. Eine Photographie der Gräfin, ihrer ehemaligen Herrin, hing an der Wand, an besonders sichtbarer Stelle.

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Ihre feinere Lebensart hinderte die Wittwe jedoch nicht, gewöhnliche Arbeit zu verrichten, wie jede andere brave Halbenauerin. Es war Sonn­abend, der Tag, an welchem in einem ordentlichen Haushalte gereinigt wird. Frau Katschner hatte gleich ihrer Tochter die Röcke hoch aufgebunden, sie schweifte mit einem Hader die Diele. Pauline handhabte, am Boden knieend, die Scheuerbürste. In der Mitte des Zimmers stand ein Holzfaß, dessen Inhalt bereits eine graubraune Färbung an­genommen hatte. Pauline wollte eben eine neue Fahrt warmes Wasser aus der Pfanne herbeiholen, als ihr Blick, der sich zufällig durchs Fenster in den Garten gewandt hatte, dort durch etwas ungewöhn liches gefesselt wurde.

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Mutter! Ne, sahn Se ack! Zu uns timmt a Gescherre nuf, gerade ibern Garten. Ja, Himmel, Gescherre nuf, gerade ibern Garten. Ja, Himmel, ich glebe, das sein de Konteſſen, Mutter!"

Frau Katschner sprang ans Fenster." De Kon­tessen, Herr Jedelt!- Nu feder aber, Madel!" Nu feder aber, Madel!" Sie ließ sofort ihre Röcke herab, fuhr in die Holz­pantoffeln, trieb das Wasser, das in einer großen Pfüße auf der Diele stand, mit einem Borstwisch in die Ecke und schaffte das Waschfaß hinter den Ofen. Das alles war das Werk von kaum einer Minute.

Schon klopfte es ans Fenster. Draußen hielt ein niedriger Korbwagen, darin zwei junge Damen. Die eine hatte soeben mit dem Peitschenstiel gegen die Fensterscheibe gepocht. Ist wer zu Hause hier?" hörte man eine helle Stimme rufen.

Ich wer' naus gihn, Pauline!" sagte die Wittwe. Mach Du Dich derweilen a Bissel zu­rechte, hierst De! Zieh Der Strimpe an, und a frisches Halstichel, verstiehst De! Ich wer se schun frisches Halstichel, verstiehst De! Ich wer se schun su lange hinhalen- gieh, feber ad!"

Pauline, die sich merkwürdig befangen und unschlüssig gezeigt hatte, von dem Augenblicke an, wo die Komtessen in Sicht gekommen, folgte dem Winke der Mutter und verschwand in ihrer Kammer. Frau Katschner schob das Schiebefenster zurück, das nach dem Garten hinaus führte. Sie brach in freudige Rufe des Staunens aus: Ne aber! Ne so was! De gnädigen Kontessen selber! Ich werde sogleich herauskommen."

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Die Damen waren aus dem Wägelchen ge­stiegen. Eine von ihnen hatte die Zügel geführt, jetzt warf sie die Leine dem Groom zu, der hinter ihnen auf der Pritsche gesessen hatte.

Die Komtessen waren gleich gekleidet, in hellen Stoff, und trugen breite Strohhiite mit bunten Bändern. Wanda, die jüngere und größere von Beiden, war brünett, mit rassigem Gesicht, in dem adeliges Selbstbewußtsein ausgesprochen lag. Jda, die ältere, ein Mädchen von schmächtiger Gestalt, mit durchsichtiger Hautfarbe und hellem Haar, zeigte weichere Züge. Ihre stillen großen Augen und der feine Mund klangen zu eigenartig melancholischer Wirkung zusammen.

Frau Katschner erschien in der Thür und machte ihren schönsten Kenix, wie sie ihn sich ehemals auf dem Schlosse abgesehen hatte.

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Wir wollten Sie mal besuchen, Bertha!" rief Komtesse Wanda, welche eben darüber war, mit Hülfe des Grooms den Pony auszusträngen. Ist übrigens ein eklig schlechter Weg hier herauf. Bei einem Haare hätten wir umgeschmissen. Kann der Pony hier grasen, Bertha?"

Frau Katschner betheuerte unter fortgesettem Kniren, daß hier Alles den gnädigen Komtessen ge= höre, und daß es ihr eine Ehre sei, wenn der Pony in ihrem Garten Futter annehme. Nun trat sie an die jungen Damen heran und versuchte, ihnen die Hand zu küssen, was Jene aber zu verhindern wußten.