Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Der Doktor hatte ihr gerathen, sie möge eine Reise unternehmen, unter anderen Menschen, in auderer Luft leben.

Ja, das wollte sie thun. Sie theilte Gertrud mit, daß sie auf das Land gehen werde. Gertrud wollte sie begleiten.

,, Nein, nein!" sagte sie. Die alte Marie wird mit mir gehen."

Und ich?"

Nicht zu verwundern ist daher die Zerstörung der Reste der vermuthlich schon vorhandenen Welt der Reste der vermuthlich schon vorhandenen Welt lebender Wesen.

In der jetzt folgenden Silurzeit tauchen jedoch plöglich zahllose Organismen auf, meistens Meeres­plöglich zahllose Organismen auf, meistens Meeres­bewohner, Korallen, Polypen, Muscheln, wundersam gestaltete Krebse und haiartige Fische und Schmelz­schupper, von welch letzteren jedoch bis jetzt nur Flossenstacheln, Zähne und Schuppen, aber keine

Die Räthin streichelte ihre Tochter und sah sie ganzen Thiere gefunden wurden. zärtlich an.

"

Du bleibst bei Hertha, Kind! Willst Du? Willst Du? Ich bin alt und kränklich. Ich wäre Dir nur eine Last."

Gertrud willigte ein.

Es wurden alle Vorbereitungen getroffen.

An einem schönen Maitage verließ die Räthin die Wohnung, in der ihr Leben vor sich gegangen. Auf der Bahn nahm man Abschied. Die Räthin sprach noch lange und ernst mit Hertha. Gertrud ahnte, daß sie von ihr spreche.

"

In neuerer Zeit fand man in diesen Silur schichten auf Gothland einige Skorpione und in der Normandie eine Schabe, welche Funde unzweifel­haft beweisen, daß auch schon trockenes Land und dieses bewohnende Landthiere und Landpflanzen vor­handen waren.

Häufigere Spuren von Landorganismen finden sich aber erst in der nun folgenden Zeit, der devo­nischen Periode.

Während dieser Zeit grünten schon üppige Wälder, allerdings vorzugsweise zusammengesezt aus blüthen­

Lebe wohl, mein Kind!" sagte die Räthin und losen Pflanzen( Cryptogamen) und zwar gebildet aus fiißte Gertrud auf die Stirn.

Das war das letzte Wort, das Gertrud von ihrer Mutter hörte.

Einige Tage später kam ein Brief, in dem die Räthin Gertrud ihren Entschluß mittheilte. Sie wolle sich irgendwo in der Fremde niederlassen, um dort ihre letzten Tage zu beschließen. Gertrud solle sie nicht wiedersehen. Sie sei alt und werde nicht mehr lange leben, aber sie sehne sich nach dem Frieden. Gertrud aber sei jung und das Leben liege vor ihr. Sie wolle nicht länger ein Hinderniß für dieses junge Leben sein. Und Gertrud habe ja in Hertha eine Freundin, eine treuere Freundin, als sie an ihrer Mutter je besessen. Und so nehme sie Abschied von ihr für immer. Möge sie glück­licher werden, als ihre Mutter es gewesen.

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*

Gertrud hat ihre Mutter nicht wieder gesehen. Ihre ganze Jugend mit all den traurigen und freud­losen Tagen lag hinter ihr. Doch vor ihr lag das Leben mit seiner Pracht und seinem Glanze, das Leben mit seinen geheimnißvollen Verheißungen und all seiner Gluth und seinem Licht.

Calamiten( Rohrschachtelhalmen), Farnen und Bärlapp­gewächsen, denen sich vermuthlich ein Heer von Moosen und Lebermoosen, letztere die Uebergangsform von den tiefstehenden Algen zu den höher organisirten Farnen darstellend, zugesellten, sogar schon Ueber­gangsformen von den blüthenlosen zu den Blüthen pflanzen, Nadelhölzer, ähnelnd den noch heute lebenden Araucarien, untermischten sich der im Allgemeinen noch einförmigen Gesellschaft der Cryptogamen.

Mit Ausnahme einiger Insekten, ähnelnd unseren Eintagsfliegen, darunter eine Riesenart mit fünf Zoll Flügelspannung, fand man Landthiere in den Ab­lagerungen des Devon bis jetzt nicht, doch waren solche unzweifelhaft reichlich vorhanden, da schon die ältere Silurzeit Skorpione und Schaben besaß, und ist das Nichtauffinden wohl lediglich ein unglücklicher Zufall.

Die Fauna( Thierwelt) des Meeres glich an­nähernd der des Silurmeeres, doch ist eine höhere Entwickelung aller Formen deutlich erkennbar, vor­zugsweise der Fische, von welchen man im alten rothen Sandstein von Schottland und Wales prächtig erhaltene Skelette findet.

Drei Hauptformen lassen sich von diesen unter scheiden, gepanzerte Fische( Ganoiden und Placoiden), Fische mit viereckigen und solche mit runden Schuppen. Die Ganoiden und die diesen nahe verwandten

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Gehüllt in Dämmerung, denn die weit aus­gedehnte Lufthülle jener Zeiten war wohl durchweg von dichten Dinsten erfüllt, erstreckten sich schier endlos und undurchdringlich die Moraftwälder, letztere belebt von dem krokodilartigen, meterlangen Archego­saurus, kleineren Reptilien, absonderlich gestal­teten Spinnen, Skorpionen, Schaben und Tausend­füßern; die tribe, nebelgraue Luft durchflatterten Insekten ähnlich unseren Eintagsfliegen, Frühlings­fliegen und Libellen. Die süßen Wasser der Sümpfe waren bewohnt von eckschuppigen Fischen und Muscheln, welche den Univarten unserer Flüsse und Teiche ähnelten.

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Fremdartig und völlig abweichend von dem unserer Wälder war nun der Anblick des Steinkohlenwaldes.

Hoch empor streckten sich die mächtigen Stämme der Baumfarnen, deren saftgrines Spißengewirr der zart­gefiederten Wedel sich wundersam von dem nebel­grauen Dunsthimmel abhob, welchen der damals noch gewaltig große Sonnenball strichweise in glühendes Roth kleidete.- Dazwischen mischten sich die Stämme der Schuppenbäume und Sigillarien( Siegelbäume genannt nach den die Stämme in regelmäßigen Reihen bedeckenden, einem aufgedrückten Siegel ähnelnden, hinterlassenen Narben der harten, abgefallenen Blätter), diesen Verwandten unserer heutigen kriechenden, moos­ähnlichen Bärlappgewächse, welche mit ihren weitver­zweigten Wurzeln die mit Wäldern von Calamiten und Schachtelhalmen erfüllten warmen Moräste durch­zogen.

Sturmgebraus erfüllte diesen Urwald noch nicht, höchstens ein melodisches Nauschen des starren Ge­zweiges der Schachtelhalme durchzog ihn, denn die den Erdball gleichmäßig umhüllende warme Luft gab noch keinerlei Veranlassung zu bedeutenden Gleich­gewichtsstörungen.

Trozdem durchtobten ihn häufig die zerstörenden Elemente in Gestalt der ehemals mächtiger auf­tretenden Springfluthen und gewaltiger, schlamm­beladener Erdbebenwellen, welche letzteren bei der noch dünnen Erdrinde weit häufiger und gewaltiger als zur Jeztzeit sich einstellten.

Die Lebewelt des Steinkohlenwaldes ward bei solchen Ereignissen vernichtet und unter Schlamm begraben, dessen gewaltiger Druck im Laufe von Millionen von Jahren das Pflanzengewirr zu Schich­ten zusammenpreßte und in Kohle verwandelte.

Wie häufig derartige Erdbebenwellen und die

Wanderungen durch Zeit und Raum. Placoiden, welche man wohl mit Fug und Recht vorübergehenden Zerstörungen der nach den Kata­

Von Th. Overbeck.

XIV.

Die Lebewelt der älteren Perioden der Erde.

Penn auch die ältesten Gesteine der Primor­dialepoche schon organische Substanz, d. h. Kohlenstoff in Gestalt von Graphit auf­weisen, was auf eine Pflanzenwelt, wahrscheinlich auf Tangwälder des Urmeeres deutet, und Ein­lagerungen von durch die innere Erdgluth umge­wandeltem körnigen Kalt das Gebirge des Urgneises durchsetzen, welche Ablagerungen vielleicht auf eine Welt kalfabsondernder Muschelthiere zurückzuführen sind, so fehlen dennoch erkennbare organische Reste, mit Ausnahme des noch immer etwas zweifelhaften Gozoon, in diesen ältesten Schichten völlig.

Vermuthlich waren die Gebilde noch äußerst zarter Natur und traten die inneren Erdkräfte durch gewaltige Gluthausbrüche noch derart verheerend auf, daß an ruhige und ungestörte Ablagerungen nicht zu denken war.

Auch die folgenden jüngeren Schichten der Cam­brischen Formation bieten noch äußerst wenig, doch hat man vereinzelt Reste von im Meere lebenden Organismen darin gefunden, am besten erhalten eine Seetanggattung, nach einem Naturforscher Oldham Oldhamia benannt; vielleicht ist das Ganze auch ein im Wasser lebender Polyp; deutlich ist dieses noch nicht zu erkennen.

Auch noch diese Schichten zeigen einen Zustand bedeutendster Umwandlung durch Hiße und sind die Kalklager derselben durch halbe Schmelzung unter hohem Druck zu marmorartiger Konsistenz verändert.

als die Urahnen unserer ebenfalls, wenigstens theil­weise gepanzerten Störe betrachten kann, sind zum Theil ganz wunderbare Geschöpfe, welche der Laie wohl kaum für Fische halten würde.

Harte Panzerplatten bedecken oft den ganzen Körper, der Kopf ist unförmlich und breit, und mäch­tige, ebenfalls gepanzerte Ruderflossen sind beider­seits, zwei langen Flügeln ähnelnd, dem Kopfe nahe, angegliedert.

Nicht unähnlich sehen verschiedene dieser Thiere, natürlich nur sehr allgemein aufzufassen, hinsichtlich natürlich nur sehr allgemein aufzufassen, hinsichtlich ihrer Körperform einem in unseren Teichen und Wassertümpeln gemeinen, kleinen Insekte, dem Rückenschwimmer oder der Wasserwanze( Notonecta).

Eckschuppige Fische sind zur Jeztzeit nahezu aus­gestorben und nur wenige Formen, der Flossenhecht und der Knochenhecht, finden sich noch in afrikanischen und der Knochenhecht, finden sich noch in afrikanischen und nordamerikanischen Flüssen, nur die rund­schuppigen Fischgestalten erfüllen im Wesentlichen die Gewässer unserer Tage.

Langsam erstand aus den alten Formen des Devon eine neue Welt, welche die Steinkohlenepoche benannt ward, weil während dieses Zeitalters der größte Theil der die Eristenz der Menschheit heute nahezu bedingenden Steinkohle aus der üppigen Pflanzenwelt jener Zeiten abgelagert ward.

In strogender leppigkeit bedeckten die Urwälder der Steinkohlenzeit, begünstigt durch beständig feuchte Wärme, die Formen weisen auf eine Temperatur Wärme, die Formen weisen auf eine Temperatur von etwa 25-30° C., sowie durch hohen Kohlen­säuregehalt der Luft, die niedrigen Sumpf- und Insellandschaften und zwar unter allen Breiten bis zu den Polen hinauf.

strophen wieder emporstrebenden Sumpfwälder waren, beweisen die Kohlenlager, welche z. B. in der Nähe von Saarbrücken bei einer Gesammtdicke von nur 338 Fuß nicht weniger als 164 Unterbrechungen durch zwischengelagerte, ursprünglich horizontale Ge­steinsschichten zeigen, von denen jede das Resultat einer Katastrophe ist.

Garnicht selten stehen in den Felswänden der Bergwerke abgebrochene, versteinerte oder verkohlte hohle Baumstümpfe noch senkrecht in dem uralten Waldboden, jezt natürlich harter Fels, und findet man in den Hohlräumen dieser Stämme sehr häufig Anhäufungen von Sfeletten kleiner Reptile und Lurche, vermischt mit Tausendfüßern und Gehäusen von Landschnecken, welche Geschöpfe offenbar seiner Zeit vor den hereinbrechenden Fluthen in den hoch­liegenden Hohlräumen sich zusammendrängend ver­geblich Schuß suchten.

Daß höhere Lebensformen in solcher Umgebung noch nicht aufkommen konnten, weder auf dem Lande noch im Wasser, ist selbstverständlich.

Im Meere lebten verschiedene Arten gefräßiger Raubfische, deren ganzer Bau an die gewaltigen Saurier( Reptile , mehr oder minder unseren Kro­kodilen gleichend) gemahnt, welche wieder einen Rück­schluß auf eine reiche Lebewelt des Meeres gestatten, denn solche Räuber verlangten Nahrung.

Die Schichten der auf die Steinkohlenzeit fol­genden permiſchen Epoche, benannt nach dem Gou­vernement Perm in Rußland , woselbst sich mächtige Ablagerungen aus dieser Periode finden, zeigt nun ferner erhebliche Aenderung der Verhältnisse.

Die Schuppenbäume und Sigillarien der Stein­Das höher liegende trockene Land erfüllten fohlenzeit sind ausgestorben und ist die frühere Ueppig­Wälder von Araucarien. keit der Moorvegetation verschwunden, dementsprechend