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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

verringert sich auch die Mächtigkeit der sich auch in diesen Schichten findenden Steinkohlenlager.

Prächtige Farrnwälder, jedoch aus anderen Arten als die Steinkohlenwälder zusammengesetzt, griinten auch während dieser Epoche ,. doch treten auch Nadel­hölzer reicher an Arten auf, vorzugsweise eine sehr zierliche, unserer edlen Araucaria excelsa ähnelnde Art Walchia.

Höchst merkwürdig war diese Zeit durch gewaltige Ausbrüche von mit gelösten Stupfersalzen beladenem Wassers, wodurch unzählbare Fische vergiftet und imprägnirt wurden und sich die Kupferschiefer bildeten, welche im Mansfeldischen zahllose dieser vergifteten Fische versteinert enthalten.

In der nun folgenden Trias- Epoche* entwickelten sich die Reptilien in vorwiegender Weise und er­reichen mehrere derselben Niesengröße, zugleich auch finden sich die ersten seltenen Spuren von Säuge­thieren, d. h. Kiefer von beutelthierähnlichen Formen. Gewaltige froschartige Reptilien, das Chirotherium oder Handthier und der Mastodonsaurus, drückten ihre Spuren in den Grund der Fluß- und Meeresufer ein, welche Spuren, in Stein verwandelt, sich vielfach, z. B. im Sandstein bei Hildburg­ hausen  , finden.

Die Ufer des Meeres belebte ein großes gavialartiges Reptil mit mächtigem Gebiß, das Belodon.

Außerordentlich reich waren die Meere dieser Zeit auch an anderen Thieren, Krebsen, Muscheln, Schnecken und Polypen, letztere vorzüglich repräsentirt durch sogenannte See­lilien, meistens auf hohem gegliederten Stiele stehende Gebilde von annähernd Blumen­gestalt, die bei mehreren Arten unendlich verästelten Fangarme die Blumenblätter darstellend.

Die Reste dieser niederen Thiere bilden, in Stein verwandelt, ganze Gebirgsziige, und geben sie die Veranlassung zu der Be­nennung Muschelfalt.

Die Wälder des festen Landes und der Juseln glichen im Großen und Ganzen noch denen der vorhergehenden Periode, wenigstens hinsichtlich der Hauptformen, der Farne, Schachtelhalme und Nadelhölzer, von welchen

eine schöne Art, Voltzia heterophylla, ver­muthlich große Wälder bildete; auch Zapfen­palmen oder Cycadeen, ähnlich der lebenden Sagopalme, finden sich in den Ablagerungen der Trias.

Außerordentlich reich ist die nun folgende, nach dem Juragebirge, welches fast ganz aus Ablagerungen dieser Zeit anfgethürmt ist, benannte Jura Epoche. Dieselbe zerfällt - ebenfalls, gleich der Trias, in drei Haupt­perioden, den unteren oder schwarzen Jura, auch Lias( Leias) benannt, den mittleren, braunen oder Dogger, und den oberen oder weißen Jura.

Die Säugethiere dieser Periode sind ausnahmslos noch kleine Beutelthiere, von denen bis jetzt nur in diesen Schichten lediglich Unterkiefer gefunden wurden; dieselben gehören fast durchweg Insektenfressern an, nähern sich daher den noch heute lebenden Ameisen­bären und Ameiſenigeln. Genaueres über ihren Bau läßt sich natürlich nicht sagen.

arten im Laufe der Zeit sich aus anderen Arten entsprach, von denen wir hier nur die Kopffiißer entwickelt haben, verwerthet werden.

Eine harte Niederlage für die Gegner Darwins war daher s. 3t. die Entdeckung des Archaeopterix.

Das etwa rabengroße Thier besaß einen richtigen Vogelkopf, jedoch Reptilienzähne im Schnabel, die Flügel glichen annähernd denen unserer Vögel, ebenso die auch befiederten Schienbeine und Krallen.

Wundersam gestaltet war aber der Schwanz, welcher gleich dem Schwanze der Eidechsen aus einer langen Reihe von Wirbeln bestand, an welchen rechts und links je eine Anzahl langer Federn be­festigt waren. Der Schwanz ähnelte also hinsichtlich seiner Form dem Wedel eines Farrnkrautes oder einer Cycadee.

Kein Vogel der Jektwelt besitzt einen derartigen Schwanz und gleicht der sämmtlicher Vögel einem Fächer.

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Fasching der Armen.

Die Welt der Reptile   und Lurche erreichte zu dieser Zeit den Höhepunkt der Entwickelung und waren Meere und Land mit den furchtbarsten Ge­schöpfen dieser Sippe erfüllt, welche fast ausnahmslos an die Drachen der Sage erinnern.

Fischartige Riesensaurier( Ichthyosaurus) und ver schiedene Arten Saurier mit langem Schwanenhals

Merkwürdig ist dieses Weltalter durch das erste( Nothosaurus und Plesiosaurus) belebten als furcht­Auftreten des Vogelgeschlechts.

Allerdings fand man bis jetzt nur eine Art in zwei Gremplaren in dem lithographischen Kalkstein zu Solenhofen; diese Funde repräsentiren aber ein Wundergeschöpf, welches man bei seiner Entdeckung, völlig zutreffend, ein befiedertes Räthsel nannte.

Dieses Archaeopterix macroura  ( langschwänziger Urflügler) benannte Geschöpf ist nämlich ein richtiges Mittelding zwischen Vogel und Eidechse und kann es als Beweis für die Richtigkeit der Darwinschen Lehre, nach welcher sämmtliche Thier- oder Pflanzen­

* Trias benannt, weil sie aus drei Haupttheilen, den Ablagerungen des Buntsandstein, Muschelfalt und Keuper zusammengesetzt ist.

( Ammonshörner oder Tintenfische), deren Reste als Ammoniten und Donnerkeile in großen Mengen die Felsmassen durchsetzen, sowie Korallenbildungen er­wähnen wollen, bedarf wohl keiner näheren Er­örterung.

Merkwürdigerweise hat sich die barocke Form der Schwaneneidechsen( Plesiosaurus) bis in die neuere Zeit im südlichen Amerika   erhalten, denn Professor Philippi sen. in Santiago  ( Chile  ) fand, wie er mir vor einigen Jahren brieflich mittheilte, in den oberen Tertiärschichten Chiles   noch echte, allerdings nicht sehr große Plesiosauren.

Fast noch gewaltiger als zur Jurazeit war die Entwickelung der Saurier in dem auf die Jurazeit folgenden Weltalter der Kreide.

Hochbeinige, hinsichtlich ihrer allgemeinen Körper­form plumpe, schuppenbedeckte, Löwen   und Tigern ähnliche Raubsaurier mit furchtbarem Gebiß ( der fleischfressende Megalosaurus)* durch­streiften die Wälder des Landes, den bis ele­phantengroßen, pflanzenfressenden Sauriern, den trotz ihrer Größe harmlosen und wehr­losen Iguanodon und Hylaeosaurus nach­stellend.

Der Iguanodon, von welchem voll­ständig erhaltene Skelette in Belgien   ge­funden wurden, war ein dickbauchiger Riese von 10 Meter Länge, mit furzen Vorder­beinen, relativ kleinem Kopf und schwachen Zähnen, der infolge seines gewaltigen stüßenden Schwanzes längere Zeit aufrecht stehen konnte, wahrscheinlich sich stets auf diese Weise fortbewegte.

Die 6/2 Meter lange Maaseidechse ( Mosasaurus), deren Reste man bereits 1795 im Petersberge bei Mastricht fand, war ein Räuber des Meeres gleich dem riesigen, auch schon in der Juraperiode vorkommenden Elasmosaurus.

Von kleineren Thieren beherbergten die Meere der Kreidezeit zahllose Fische der verschiedensten Arten, Korallen, Strahlthiere, Polypen, Tintenfische, Schnecken und Muscheln, sowie unglaubliche Mengen kleinster, dem unbewaffneten Auge unsichtbarer Lebewesen, Foraminiferen oder Lochträger, deren nach dem Tode sich auf dem Meeresboden sammelnden Kalfgehäuse mächtige Felsmassen, die Kreide, aufthürmten, nach der die ganze Periode ihren Namen erhielt.

Die Pflanzen des Landes ähnelten denen der Juraperiode und ist nur das erste Auftreten der aus den Zapfenpalmen oder Cycadeen hervorgegangenen Palmen zu er= wähnen, welche schon größere Bestände bildeten.

Mit der Kreide endet nun die ältere Zeit und das Mittelalter der Erde, und werden wir daher in der nächsten Periode eine trotz mancher wundersamer, jetzt längst der Vernichtung verfallener Gestalten eine wenn auch neue, so doch in vielfacher Hinsicht an­heimelnde, bekanntere Welt erkennen lernen.

Der Büttnerbauer.

Roman von Wilhelm von Polenz  .

( Fortsetzung.)

bare Raubthiere die Gewäſſer, fliegende von mittlerer Dauline folgte dem Mädchen. Zunächſt ging

Größe, der Pterodactylus( Fliigelfinger) und Rhamphorynchus durchflatterten fledermausartig die Lüfte, der gavialartige Teleosaurus durchstreifte beutegierig die aus Schraubenbäumen( Pandanus), Cycadeen, Farrn und Araucarien gebildeten Wälder der Fluß- und Meeresufer.

Riesig sind vielfach die Dimensionen dieser Meer­drachen; so erreicht z. B. der in amerikanischen Ab­lagerungen aufgefundene, dem Plesiosaurus( Schwanen­saurier) ähnliche Elasmosaurus platyurus eine Länge von 50 Fuß, dazu besißt er einen 22 Fuß langen Schwanenhals.

Daß diesen gewaltigen Räubern eine reiche Lebe­welt fleinerer Geschöpfe des Meeres und des Landes

es durch die geräumige Haushalle. Ein Raum, der mit Waffen, Jagdtrophäen und allerhand fremdartigen bunten und blinkenden Gegen­ständen ausgestattet war. Dann die Treppe hinauf! Pauline fühlte ihren Fuß in weichen Teppichen ver­finten. Das rief ihr mit einem Male ihre früheren Besuche mit wunderbarer Deutlichkeit ins Gedächtniß zurück; dieses leichte, wohlige Gefühl, das der unter den Füßen nachgebende Pfühl giebt, das sie seit der Kinderzeit nicht wieder gehabt hatte.

* Riesenhafte, hochbeinige Naubsaurier fanden sich auch in der Karroo Südafrikas, welche man meistens der Triasperiode zutheilte, obgleich fie möglichenfalls auch zur Kreidezeit gehört.