längsten und starrsten wei­gerte, das Volk mündig zu sprechen.

Dazu herrschte damals in der Hauptstadt Preußens große materielle Noth und Arbeitslosigkeit. Die Arbeiterfrage meldete sich mit Macht als die wich­tigste der neueren Zeit an, freilich, ohne daß die dazu Berufenen ihre Auf­gaben lösen, ihre Gefahren hätten beschwören können. Der alte Apparat versagte den neuen Verhältnissen gegenüber den Dienst; man mußte einsehen, freiere In­

stitutionen wie neue Bahnen und Adern des Lebenspro­zesses seien dringend nöthig; vor Allem regte sich das alte Sehnen nach einer Einigung des gesammten deutschen Volkes in verfassungs­mäßiger Ausgestaltung, d. h. ausgestattet mit Grund­rechten und einer den Willen des Volkes rein darstellenden Volksvertretung.

Den König von Preu­Ben, Friedrich Wilhelm IV. , schwebte etwas der Art auch vor, freilich malte er sich das Zukunftsbild wesent­lich anders aus, als sein preußisches, als das deut­sche Volf. Petitionen aus den verschiedenen Provinzen gelangten an den König,

Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Barrikadenfjene am Alexanderplak.

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welche Breßfreiheit und ein deutsches Parlament be­gehrten.

Ohne daß ein Versamm­lungsrecht bestand, kamen Versammlungen in dem vor dem Brandenburger Thor gelegenen Vergnügungsort Unter den Zelten zusammen, obgleich nach noch bestehen­dem Recht die Veranstalter der Festungsstrafe verfallen mußten.

Am Abend des 13. März -gegen die Versammlungen und Katzenmusiken, wie sie mehrfach in Szene gesetzt worden waren, waren Ver­bote erlassen, auch seit den letzten Tagen die Truppen in den Kasernen schlagfertig bereit gehalten- versam melte sich wieder eine un­geheuer große Menschen­menge. Es war ein Montag, die Handwerker und Arbeiter feierten, man erzählte sich, die Abordnung der großen Ver­sammlung, welche dem Kö­nig des Volkes Beschwerden und Wünsche unterbreiten wollten( was die Stadt­verordnetenmehrheit ihrer­seits abgelehnt hatte), solle nicht empfangen werden, denn zur Berufung des Land­tages fehle es an Vor­lagen. Zensurfreiheit( nicht Preßfreiheit) stellte man in Aussicht, doch dürfe diese

Nation al Eigenthus

Das Palais des Prinzen von Preußen zu Berlin am 20. März 1848.