Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

allein auf das Meerwasser angewiesen wären, brauchten wir also nichts zu befürchten. Nun aber befinden sich auch auf dem Festlande noch ganz be= trächtliche Mengen Salz. In den Pyrenäen  , im südlichen Ural, den amerikanischen Anden und anderen Gebirgszügen bildet es ganze Berge; im Inneren der Erde findet man oft ganz kolossale Salzlager, so z. B. bei Staßfurt   an der preußisch anhaltischen Grenze,

bei Wieliczka   in Ga­Izien und anderen Orten. In Arabien  und am Kaspischen See liegen solche Lager offen zu Tage in einer Ausdehnung von Hunderten von Qua­dratmeilen und stellen­weise bis zu 1000 Meter Dicke. Endlich eristirt noch viel Salz da, wo wir es als solches nicht ohne Weiteres erkennen, so im Safte der meisten Pflanzen und im Blute der Menschen und Thiere.

Die Gewinnung des

Salzes geschieht je nach dem Fundorte in verschiedener Weise. Aus dem Meerwasser gewinnt man es in den sogen. Salz­gärten. In warmen Gegenden wird, durch Deiche gegen die Fluth geschiißt, eine Reihe von Beeten"

angelegt,

fagen wir Nr. 1 bis 6.

Nr.2 liegt etwas tiefer, als Nr. 1, Nr. 3 tiefer als Nr. 2 usw., sodaß

das Wasser von 1 in 2,

2 in 3 usw. abgelassen werden kann. Bei Beginn der heißen, trockenen Jahreszeit wird das Wasser durch Schleusen im äußeren Deiche in Bassin 1 ein­geleitet. Hier bleibt es einige Tage, bis es sich durch die Sonnenstrahlen er= wärmt hat und in folgedessen auch schon etwas verdunstet ist ( bei einer Salzlösung, was ja das Meerwasser auch ist, verdunstet immer nur das reine Wasser, während alle gelösten Bestandtheile zurückbleiben). Dann wird das durch die Verdunstung schon et­was stärker gewordene Wasser in Bassin 2 gelassen, hier wieder einige Tage den Strahlen der Sonne

werden verhindern, da die Bittersalze aus der Luft wieder Feuchtigkeit anziehen. Soll Kochsalz aus dem Seesalz gewonnen werden, so muß es mehr mals in Wasser aufgelöst und umkrystallisirt werden; es wird ,, raffinirt". Neines Kochsalz ist schwerer löslich, als die dasselbe verunreinigenden Salze; löslich, als die dasselbe verunreinigenden Salze; lettere bleiben beim Eindampfen einer Kochsalz­letztere bleiben beim Eindampfen einer Kochsalz­lösung also noch aufgelöst, wenn das reine Salz lösung also noch aufgelöst, wenn das reine Salz

Edle Reiser. Nach dem Gemälde von W. Hasemann. ( Photographieverlag der Photographischen Union in München  .) sich schon ausscheidet, oder, um technisch zu sprechen: das reine Salz krystallisirt aus, während die Ver­unreinigungen in der Mutterlauge" bleiben.

ausgesetzt, dadurch wieder etwas stärker geworden, in Beet" 3 eingeleitet, und so fort, bis es in Nr. 6 als ziemlich starke Salzlösung ankommt und hier bis zur völligen Verdunstung des Wassers verbleibt.. Die dann zuriickbleibende Kruste besteht aus See salz, das als solches Verwendung findet.

Als Küchensalz ist das rohe Seesalz nicht verwendbar; es enthält ziemliche Mengen fremder Salze, namentlich Magnesiumsalze( Bittersalze"), welche einerseits dem Seesalz einen bitteren Ge­schmack geben, andererseits ein völliges Trocken

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Viel Speisesalz wird auch, namentlich in Deutsch­ land  , als land, als Salinensalz" gewonnen, überall da, wo das in der Erde vorkommende Salz nicht rein genug ist, um ohne Weiteres für die Stüche rein genug ist, um ohne Weiteres für die Küche verbraucht werden zu können. Man läßt hier meistens die Bergwerke selbst einfach voll Wasser laufen, wodurch das Salz aus den Gesteinschichten herausgelöst wird. Die so entstandene Lösung, die

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Soole", wird herausgepumpt und mit Hülfe von Gradirwerfen" weiter verarbeitet. Dies sind zirka 10 Meter hohe und zirka 50 bis 75 Meter lange Gerüste, die mit Dornenreisig angefüllt sind und in großen Bassins stehen. Oben auf die Dornen­biindel wird die Soole hinaufgepumpt und tropft dann langsam nach unten durch. Dadurch ver dunstet ein beträchtlicher Theil des Wassers, nament­

lich bei windiger Wit­terung, andererseits werden alle, die Soole verunreinigenden Be­standtheile zurück­gehalten und setzen sich an den Dornen reisern fest, diese im Laufe der Zeit mit einer dicken Struste überziehend, die ein geschätztes Dünge­material abgiebt. Die Soole wird wieder­holt auf das Gradir­werk hinaufgepumpt, bis sie durch bestän dige Verdunstung des Wassers hinreichend stark geworden ist, um alsdann in großen eisernen Pfannen, die

vont unten geheizt werden, gänzlich ab= gedampft zu werden. Das in den Pfannen zurückbleibende Salz

ist meist ziemlich rein und findet hauptsäch= lich als Speisesalz Verwendung.

In einigen Berg­werken wird das Salz

so rein gefunden, daß es ohne Weiteres als Stochfalz verwendbar ist. Das bekannteste Bergwerk dieser Art

ist das zu Wieliczka  in Galizien  , das wir schon erwähnten. Die­ses Salzbergwerk bietet so viel des Merkwiir­digen, daß es ver­lohnt, Näheres dar­über zu berichten.

Der Ort Wieliczka  liegt in einer Hügel­fette, die als Aus­läufer der Karpathen anzusehen ist. Das Städtchen hat reich­lich 6000 Einwohner, deren größter Theil direkt oder indirekt von dem unter der Erde befindlichenSalz­bergwerfe lebt. 900 Arbeiter sind mit der bergmännischen Ge­winnung des Stein­salzes beschäftigt. Die unterirdischen Gänge erstrecken sich auf ein Gebiet von über 3000

Meter Länge und 1200 Meter Breite. 20 Kilometer Pferdebahn sind in diesen Gängen angelegt und dienen der Beförderung des Salzes zu den Schächten, deren 12 in die Tiefe führen. Wie schon aus der Möglichkeit eines Pferdebahnbetriebes hervorgeht, sind die Stollen" des Salzbergwerkes von denen anderer Bergwerke verschieden durch ihre Höhe und Breite. Es kommen noch weitere Unterschiede hinzu, welche die Arbeit im Wieliczkaer Werke wesentlich angenehmer machen, als die in einem Eisenstein­oder Steinkohlenbergwerke; die Trockenheit und Rein­